Empfohlene Entladetiefe Blei-Gel/AGM-Technik bei Solaranwendung

    Hallo,


    bin über Ihre Seite "gestolpert" und fand sie super interessant. Danke auch für das Angebot zur direkten Nachfrage. Worum geht's:


    ich plane mir eine Photovoltaikanlage auf's Dach zu "nageln". Da heutzutage die Einspeisungsvergütung nicht mehr soo attraktiv ist, liegt der Fokus auf Eigenverbrauch. An dem Punkt kommt natürlich die Speicherfrage ins Spiel. Nun ist es leider so, dass es schon schwierig ist gute Solarteure zu finden aber gute Solarteure mit Wissen im Speicherbereich ist noch schwerer. Habe nun nach viel Suche zwei gefunden, die einen grundlegend anderen Ansatz verfolgen:


    a) zielt auf ein in sich integriertes System von ProsolInvest auf LiFePH-Technologie - technisc klar der Knaller, leider auch preislich: bei 10kWh nenn und 7,1 kWh nutzkapazität (70%) reden wir ohne Anschluss mal eben von rd. 17.000€


    b) geht auf eine eher klassische Speichertechnik (Steuerung mit SMA sunnyIsland und Akkus von Hoppecke(sagt das etwas?): Blei Gel 7,4kWh nenn (Nutzkapa entspr. der eingestellten max. Entladetiefe) für 6.000 € - davon entfallen etwa 2.500 auf die Steuerung folglich 3.500€ auf die Akkus.


    Warum so ausführlich? Der Li-Jünger erklärt mir, dass ich ja bei Blei/Säure Blei/Gel technologiebedingt nur etwa 15% Entladetiefe zur Verfügung hätte !?!? Folglich eine Nutzkapazität von ~5kWh nur bei einer Nenngröße von ~40 kWh realisierbar wäre.


    Mir IST klar, dass ich die Lebensdauer (Zyklen) beeinflusse je tiefer ich die Akkus (regelmäßig) entlade. Hierzu liefert Hoppecke ja auch eine Grafik aus der erkennbar ist, dass ich etwa 5000 Zyklen bei 15% Entladung und nur etwa 2000 bei 50% Entladung haben werde - Alterung mal aussen vor.


    Aber dass man bei Blei/Gel nur ~15% entnehmen kann bevor der Akku irgendwann mit der Spannung "zusammenbricht" halte ich für völligen Blödsinn.


    Was sagt der Akkufachmann dazu?


    Viele Grüße
    Marcus

    Hallo,


    die Argumentation kann ich allerdings auch nicht teilen. Da ist dem lithiumfreundlichen Berater wohl der Geschäftssinn vor Beraterehre gegangen...


    Ich selbst sehe das folgendermaßen:


    1. Bleiakkus sollten nicht zu tief entladen werden, sonst leidet die Lebensdauer merklich.
    2. Die aufgedruckte Ah-Menge bezieht sich auf eine idealisierte Entladung mit Konstantstrom über 20 Stunden. Leider unrealistisch. In der Praxis liegt die entnehmbare Akku-Kapazität also deutlich niedriger.
    3. Ferner sinkt die entnehmbare Akkukapazität mit fortschreitender Benutzung des Akkus ab. Dadurch erhöht sich bei gleicher entnommener Energiemenge die Entladetiefe, was den Verschleiß zusätzlich steigert.
    4. Im praktischen Betrieb sind Akkus kaum je wirklich voll geladen, was die entnehmbare Energiemenge zusätzlich vermindert.
    5. Bei Photovoltaikanlagen wirken noch einige andere negative Effekte, die die entnehmbare Akkukapazität spürbar senken.


    Aus den genannten Gründen empfehle ich, bei Bleiakkus eine Entladetiefe von 50% der aufgedruckten Nennkapazität tunlichst nicht zu überschreiten, andernfalls ist der Verschleiß der Akkus überdurchschnittlich hoch. Eine entsprechende Auslegung auf größere Kapazitäten hilft daher sehr, eine hohe Lebensdauer der Akkus zu gewährleisten.


    Mit maximal 15% Entladetiefe wäre eine Solaranlage m.E. aber deutlich pessimistischer als nötig ausgelegt.


    Grüße, Tom

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