Was ist das: Zyklisch oder "stand by use"?

  • Hallo liebes Forum!


    Ich lese schon eine Zeit lang hier mit und denke, schon etwas schlauer geworden zu sein, was das Laden bzw die Behandlung der Bleiakkus angeht.
    Aufgrund dessen habe ich mir dann auch ein Netzteil gekauft, um die Akkus "besser" laden zu könne als mit herkömmlichen Geräten.
    Zwar habe ich nicht den originalen Ladewutzel aus dem Shop, ich hoffe aber, dass ich die Frage trotzdem stellen darf.
    Und zwar bin ich mir nicht sicher, wie genau die Spannung einzustellen ist. Bei AGM sollte die Spannung bei max. 2,55V/Zelle liegen, mach 15,3V.
    Stellt man nun aber 15,3V im Leerlauf ein, oder wenn das Netzteil bereits an der Batterie hängt? Ich schätze mal, dass die Leerlaufspannung korrekt ist?
    Kann ich eine solch "hohe" Spannung auch über die Pole im Motorraum anklemmen (im Falle von Audi wird hier der Strom durchs ganze System und das BMS geschickt), oder ist es für die Steuergeräte etc besser, wenn man das Netzteil direkt an die Batterie klemmt (hier bemerkt das BMS keine Ladung, somit bleibt die Spannung wahrscheinlich auf die Batterie begrenzt).


    Vielen Dank im Voraus!

  • Hallo,


    eine harte Spannungsgrenze, bis zu der man Bleiakkus Laden dürfte, gibt es nicht. Der Bereich der Ladespannungen ist fließend, weil verschiedene positiv bzw. negativ wirkende und von der Spannung abhängige Faktoren je nach anliegender Spannung unterschiedlich stark ausgeprägt sind. So steigen z.B. die Gasung und Korrosion der positiven Gitter ab einer bestimmten Spannung deutlich an. Im unteren Spannungsbereich steigt die Sulfatierung an. Je nach dem was man erreichen möchte wird man die hierzu passende Ladespannung auswählen. Wichtig ist hierbei, dass man bei erhöhter Ladespannung den Akku in kurzen Intervallen auf Temperatur und Zustand kontrolliert, um "thermal runaway" und "kochen" zu verhindern. So lange die Akkutemperatur niedrig belibt, sind hohe Ladespannungen gefahrlos, wenn sie nicht zu lange anliegen. Ganz im Gegenteil stelle ich immer wieder fest, dass Ladespannungen im Bereich von mehr als 15V sogar regelrecht segensreiche Wirkungen auf ansulfatierte und schwächliche Akkus ausüben, so dass ich meine Akkus regelmäßig mit höheren Spannungen kontrolliert lade. Soweit ich in der Nähe bleibe oder in kurzen Abständen kontrolliere, "fahre" ich dabei mit 15,5 bis 16V. 15,2V kann man dagegen getrost über mehrere Tage wirken lassen, soweit die Umgebungstemperatur unter 20°C liegt und man anfangs ein paar mal die Reaktion des Akkus auf die hohe Ladespannung kontrolliert. Die individuelle Geschichte des Akkus ist bei der Verträglichkeit hoher Ladespannungen nämlich viel entscheidender, als deren Separator-Technologie (flüssig/Gel/AGM). Wenn Bleiakkus im Alter schon hohe Ladungsdurchsätze mitgemacht haben, bemerkt man oft eine stärke Neigung zur Erhitzung beim Laden mit höheren Spannungen, was seinen Grund vermutlich in Antimonvergiftung o.ä. Vorgängen findet (Antimon wandert mit zunehmendem Ladungsdurchsatz von der positiven zur negativen Platte und setzt dort die Gasungsschwelle herab). Aber wenn man vorsichtig vorgeht und den Akku regelmäßig kontrolliert, kann nichts passieren, so dass auch 16V für einen AGM- oder Gel-Akku kein Tabu darstellen. Letztlich bleibt es immer ein Abwägen zwischen Nutzen und Schaden: Der Nutzen liegt in Sulfatabbau, Kapazitätsgewinn und Elektrolytdurchmischung, der Schaden in Korrosion der positiven Gitter und Elektrolytverlust.


    Grüße, Tom

  • Vielen Dank für die detaillierte Antwort, Tom!


    Gibt es eine Temperaturschwelle, welche der Akku nicht überschreiten sollte? Reicht es, die Außenhaut der Batterie zu kontrollieren (zB mit einem Infrarot Thermometer), oder ist es dann schon zu spät?
    Im speziellen geht es um eine mittlerweile fast 9 Jahre alte AGM Batterie mit 90Ah aus einem A6. Bisher machte diese auch im Winter keinerlei Probleme, ich hätte eben gern, dass das noch das ein oder andere Jahr so bleibt. :)
    Wird das Auto ein paar Tage nicht gefahren, und dann zusätzlich ein paar Tage nur kurze Strecken, kommt es gleich ans Kabel. Ich würde daher behaupten, dass sie schon einigermaßen gepflegt ist.
    Da kommt mir Alles, was dabei unterstützend wirkt, gerade recht. :D


    MfG

  • Natürlich einfach die Außentemperatur messen, das ist genau genug. Nur bitte seitlich, wo Elektrolyt anliegt und nicht nur von oben.


    9 Jahre ist weit jenseits einer (sinnvollen?) Lebensdauer. Ich weiß auch von noch deutlich älteren Batterien, nur steigt die Ausfallwahrscheinlichkeit mit den Jahren doch deutlich an, was mich selbst hat davon abkommen lassen, so lange Gebrauchsdauern anzustreben. Denn wenn im Alter ein Zellenverbinder oder eine Gitterplatte bricht und die Batterie dann schlagartig hochohmig wird, geht gern der Gleichrichter in der Lichtmaschine wegen Überspannung kaputt (manchmal auch mehr...) und mindestens erleidet man deshalb eine Panne zuviel wegen einer toten Batterie. Dafür sind neue Batterien heute einfach zu billig. OK, die AGM sind etwas teurer, aber die superteuren Marken würde ich eh nicht kaufen. Das lohnt sich meiner Erfahrung nach nicht. Nach fünf, spätestens sechs Jahren fliegen die bei mir alle raus und werden durch neue ersetzt. Zuverlässigkeit ist durch bloße Kostenersparnis kaum zu ersetzen.


    Grüße, Tom

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