Totraum für totes Aktivmaterial?!

  • Hach, was für ein tolles Forum hier, wirklich!


    Hier meine Frage:


    Unterhalb der Bleiplatten sind ja Toträume, zur Aufnahme des inaktiven oder besser abgefallenen Materials.
    Dieser ist entsprechend der zu erwartenden Lebensdauer ausgelegt, und wird um eine größere (energie) Dichte auf kleinerem Raum zu ermöglichen immer kleiner...


    Eigentlich dient dieser Raum ja dazu eine Zellenschluss zu verhindern der die Batterie direkt unbrauchbar macht....


    In einem anderen Thread wurde ja gemutmaßt, das das auf den Kopf stellen die Säureschichtung auflösen könne...was logisch klingt, und auch bestimmt funktioniert..


    Jetzt ergeben sich 2 Fragen:
    1. Wenn das tote Material dann wieder in Richtung der Bleiplatten wandert- kann es zu Kurzschlüssen kommen, oder ist es eh tot, und nicht mehr leitfähig?
    2. Lässt es sich wieder zu Aktivem Material zurück pulsen?


    Hilft bei zerstören Platten/Gittern wahrscheinlich eh nicht mehr....aber.ansonsten?!



    Gruß Gung

  • Hallo,


    dieser Schlamm findet sich ja nur in Zellen mit flüssigem Elektrolyten, da verbietet sich "auf den Kopf stellen" ja schon wegen der Gefahr des Austretens von Batteriesäure. Aber schwenken oder schütteln kann man sie natürlich, um die Säureschichtung aufzuheben. Dabei wird sicherlich auch der Bleischlamm mit umhergewirbelt. Aber ob der jetzt ggf. negative Wirkungen hat, das vermag ich leider auch nicht zu sagen. Leitfähig wird er schon sein. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Teile davon zwischen Platten und Separatoren absetzen und so zu Problemen führen. Besser, man lässt den Schlamm wo er ist.


    Zurück in die Platten pulsen lässt sich der Schlamm jedenfalls nicht. Leider...


    Grüße, Tom

  • Danke!
    So hatte ich es mir auch gedacht....
    Die Schuppen, die dir im Laufe deines Lebens von der Haut gefallen sind lassen sich ja auch nicht mehr ohne weiteres "rekombinieren"


    Auslaufen naja... Insbesondere bei diesen fest verschlossenen "modernen" Batterien die flüssige Säure haben dürfen ja nicht sofort anfangen, im Gegensatz zu denen mit Schraubkappen ist das "Rekombinationsventil" ja etwas aufwändiger gestaltet...
    Ansonsten würden die ja noch schneller sterben, wenn man da nix nachfüllbar macht...


  • In einem anderen Thread wurde ja gemutmaßt, das das auf den Kopf stellen die Säureschichtung auflösen könne...was logisch klingt, und auch bestimmt funktioniert..


    Mir ist mal eine Studie untergekommen, in der man die Säureschichtung in AGM Akkus untersuchte und feststellte, dass es auch dort zur Schichtung kommt... Gravitation tut Ihren Dienst. In dieser Studie wurde auch untersucht, was passiert, wenn man die Akkus auf den Kopf stellt - und in der Tat tat die Gravitation auch wieder Ihren Dienst. Das war für mich insofern aufschlussreich, als dass ich bis dahin dachte, AGM Akkus seien völlig unberührt (oder zumindest vernachlässigbar) von diesem Phänomen - das bei "Nasszellen" ja längst bekannt ist.


    Jetzt war das aber eine Studie - und auch wurde dort keine auf 10 Jahre angelegte Testzeit angesetzt und die qualitative Auswertung, wie viel Unetrschied denn diese Schichtung bei AGM in Punkto Kapazität, Lebensdauer, etc... hat... Wie überall - eine Studie macht noch keine anerkannte Lehrmeinung und "die Warhheit" gibt es nicht...


    Zurück zu Deiner Frage:
    Die meisten Autobatterien haben einen gemeinsamen Schlammraum. Manche Industriezellen haben mechanische Kniffe, um den Schlammraum aufzuteilen. Dann gibt es noch Typen, die das Elektrolyt umwälzen, umpumpen, durch Bewegung "rühren" usw... Man kann es also nicht alles über einen Kamm scheren bei den Nasszellen...


    Bei den allermeisten würde ich mich aber zu folgender Aussage hinreissen lassen:
    Durchmischung durch schütteln, rühren, kippen, usw... tut der Säureschichtung definitiv gut.
    Sollte schon so viel totes Material vorhanden sein im Schlammraum, dass dieses beim heftigen umrühren sich auf die Platten verteilt - ist der Akku eh schon relativ stark "dem Ende nahe"... Aber wenn der Forschergeist durchkommt und man gern "das letzte noch rausholen will" - habe ich es so gemacht: nach heftigem rühren und co den Akku erst mal wieder gerade hinstellen und dann parallel zur Plattenausrichtung leichte "hin und her schwenks" gemacht - Ich versprach mir davon, dass die säure wie in einem wellenbad parallel zu den Platten evtl. dort festhängende Partikel wieder nach unten befördert, in dem sie durch die Welle bewegt werden und dann zurück fallen.. Dann Akku stehen lassen, damit sich alles absetzt - vorsichtig laden - wenn alles gut geht, überladen durch blubbern für ein paar minuten... Das ist "meine Version der Forschung"....


    Sollten die Platten schon aufgebläht sein, irgendwo doch was festsitzen,
    usw.... hilft aber alles nix, dann kann man den Akku auch schon
    schrotten...
    Eine "wartungsarme" Nasszelle auf den Kopf stellen wird bei heutigen Gehäusen sicher nicht zum sofortigen Auslaufen der kompletten Säure führen - in den Deckeln sind aber Abluftkanäle drin, die sich dann mit Säure füllen - ich würds nicht machen..... Wenn du den Deckel mechanisch abbekommst, kannst Du ja Stopfen drauf machen und dann umkippen...
    Alles schon versucht...
    Am Ende bin ich dazu übergegangen:
    Grob abschätzen, wie weit man den Akku kippen könnte, ohne das Säure auslaufen würde.
    Langsam den Akku in diese Lage kippen und ihn dann schneller wieder zurück in Ausgangslage drehen. Das Ganze einige Male (10 bis 20 mach ich) wiederholen. Kippen in die Richtung, wie die Platten zeigen...
    Bei einer "normalen" Autobatterie (60Ah), die lange im Regal stand, aber regelmässig aufgeladen wurde, hab ich zwischen den Kippzyklen mit dem Säureheber durchaus einen Unterschied messen können, habs mir aber nicht notiert.

  • Viele Starterbatterien besitzen dieser Tage Taschenseparatoren, so dass kaum noch Schlammraum benötigt wird.


    Ich würde keine Nassbatterie mehr auf den Kopf stellen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Wie Reiner schon völlig richtig ausführte, läuft beim Umdrehen zwangsläufig Batteriesäure in die Entlüftungskanäle und bleibt dort zum großen Teil wegen der Kapilarkräfte auch nach dem zurückdrehen zurück. Und die findet dann natürlich ihren Weg ins Freie. Und garantiert auch an die Hände, ferner an Hemd und Hose. Gemäß Murphy immer an die guten, wo dann schon geringe Säurespuren überraschend große Löcher fressen. :cursing:


    Fragt nicht, woher ich das weiß...


    Grüße, Tom

  • Nanu - wo kommt denn dieses tolle Bild mit einem "Aufschnitt" einer Starterbatterie her? Der Schlammraum sieht auf alle Fälle ziemlich "niedrig" aus. Könnte im Zusammenhang mit unterschiedlichen großen/langen Gitterplatten aber evtl. die Kapazitätsunterschiede verschieder Hersteller und Jahrzehnte erklären.


    Bin noch nicht dazu gekommen, denn ganzen Sommer aufzuholen aber - haben wir mit AFA-Autobatterien etwa jetzt einen Hersteller hier im Forum :/:?:

    Jahr für Jahr werden noch gebrauchsfähige (Auto)-Batterien&Akkus unnötig aussortiert. Das muss nicht sein - einige davon sind noch verwendbar!

  • Da es sich um eine Batterie mit Taschenseparatoren handelt, wird kein klassischer Schlammraum mehr benötigt: Der Schlamm kann ja nicht zu Boden sinken und dann ab einer gewissen Höhe die Elektroden kurzschließen, sondern sammelt sich in den Separatortaschen.


    Grüße, Tom

  • Ach i wo. Ich betreibe seit 1979 einen Batterie-Service und habe seit 1972 mit Batterien zu tun. Da sammeln sich dann doch ein paar Berufserfahrungen an, die ich derzeit versuche für die Oldtimerfans niederzuschreiben (Kfz.-Elektrik).


    http://wiki.w311.info/index.php?title=Kategorie:Elektrik


    Nun geben ja die Hersteller schöne Bilder von Batterieaufbauten heraus, aber weil ich mir nicht sicher bin, wie das mit den Urheberrechten ist (eigentlich auch Werbung), schaffe ich mir lieber meine eigenen Bilder.

    Ich habe den Batteriedienst von der Pike auf gelernt. Da ich in Dunkeldeutschland wohne, war ich im letzten Jahrzehnt der DDR Vertragspartner der GAZ (Grubenlampen- und Akkumulatorenwerke Zwickau) für Garantie- und sonstige Reparaturen an den Batterien. Ich bin einer der Letzten, der das Bleilöten noch beherrscht, da die meisten meiner Kollegen nach der Wende in anderen Branchen gingen. Übrig geblieben ist nur noch das Poleerneuern.


    Das obere Bild zeigt links die erste DDR-PP-Batterie in 38 Ah mit Einzelscheider und Schlammraum, daneben die Varta 64 Ah mit Minus-Taschen und ohne Schlammraum. das untere Bild ist eine Varta 77 Ah (Hochstrom Max) mit Plustaschen. Die Einzelsegmente sind natürlich von der oberen 64 Ah, einer Antimon von 1995 mit Transportschaden. Das merkt aber der Laie nicht.


    Rainer

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