Kapazitätsmessgerät Test

  • Hallo,

    hab das neue Kapazitätsmessgerät getstet:

    Neue Optima Red Top 50Ah, aufgeladen mit CTEK, dann Test mit 2,5A (C20), Ergebnis 52AH, passt!

    Uralte 12V 8Ah-Block aus einer USV-Anlage, steht jetzt ca. 10Jahre herum, vielleicht 3mal geladen in der Zeit,

    aufgeladen und getestet, 4,9Ah, unglaublich.

    Der zweite Block selbe Bauart 2,1Ah.

    Habe noch 4 Optima Yellow Top 75Ah, die werden als nächstes getestet, sind seit 6 Monaten am Pulsar immer

    abwechselnd, bin gespannt.

    Also ein tolles Gerät das eine echte Aussage über den Zustand einer Bleibatterie zuläßt.


    Grüße Gerhard

    • Hilfreichste Antwort

    Hallo Juschi,


    laß es mich etwas unfachlich erklären: Im Ausgangszustand besteht die Batterie aus Bleisulfat. Um sie als Energiespeicher nutzen zu können, wird sie mit Strom aufgeladen. Dabei wird durch Elektrolyse das Bleisulfat in Bleidioxyd umgewandelt. Für die Batterie selbst bedeutet dieser Zustand mit dem Bleidioxyd ein Ungleichgewicht, Disharmonie, Spannung und sie ist selbst bestrebt, diesen Zustand wieder los zu werden, was ihr ja auch in einigen Jahren gelingt (Selbstentladung). Wir nutzen dieses Ungleichgewicht aus, um z. B. unseren Anlasser in Bewegung zu setzen.


    Wird also eine Batterie entladen, bildet sich immer mehr Bleisulfat. Bei einem Ladezustand von 80 % sind es 20 % Bleisulfat und 80 % Bleidioxyd. Bleibt das Bleisulfat nun über Tage und Wochen in diesem sauren Wasser (Flüssigkeit in der Batterie) liegen, verändert es langsam seine Struktur von einer breiigen Masse (Feinsulfat) zu immer größer werdenden Kristallen (Grobsulfat). Während der elektrische Strom durch diesen Brei noch problemlos hindurchfließen und es zu Bleidioxyd umwandeln kann, geht es bei sich langsam kristallisierenden Brei immer schlechter bis überhaupt nicht mehr (Grobsulfat). Bei den immer bauschiger werdenden Bleisulfat findet der Strom kaum noch Wege zu fließen.


    Wenn eine Batterie also immer bei 80 % Ladezustand gehalten wird, dann wandelt sich das 20 %-ige Bleisulfat langsam, innerhalb von Tagen auf 19...18...17...16... % noch rückumwandlungsfähiges (aufladefähiges) Bleisulfat um. Es kann immer weniger Strom durch dieses langsam kristallisierende Bleisulfat fließen, bis eines Tages kein Strom mehr fließt und die 20 % Batterieleistung für immer verloren sind. Eine Rückumwandlung von grobkristallinem Sulfat (Grobsulfat) ist nicht möglich, auch wenn es immer angepriesen wird: "Desulfatierung".


    Grobsulfat ist ein Nichtleiter, legt sich auf das Leitungsgitter und dem Bleidioxyd (aktive Masse). Dadurch wird die Batterie Hochohmig, weil der Stromabfluß aus dem Bleidioxyd ins Gitter mit dem zwischengelagertem Grobsulfat nicht mehr zügig erfolgen kann. Es ist wie ein zwischengeschaltener Widerstand in der Leitung.

    Und die Ablagerung auf der aktiven Masse (Bleidioxyd) verstopft diese, der Säurekontakt verringert sich, die Batterie kann nicht mehr atmen und fällt aus.


    Grobsulfat läßt sich nur durch Stromstöße (= Spannungsimpulse) eventuell absprengen und den Kontakt zu Säure und Gitter wieder herstellen. Stell Dir mal das Sulfat auf einer Skala von 1-100 vor:


    1-20: Feinsulfat – Batterie entladen und sofortige Aufladung.


    20-40: Feinsulfat mit Tendenz zu Grobsulfat (leicht ansulfatiert) – Batterie entladen und Aufladung 2 Tage später.


    40-60: Mittelsulfat (stärker Ansulfatiert) – Batterie entladen, längere Standzeit


    60-100: Mittel- Grobsulfat – Aufladung nicht mehr möglich


    Diese Elektrolyse in der Batterie (Laden/Entladen) läuft im Vergleich zur Stromgeschwindigkeit sehr langsam ab. Je mehr Energie im Moment aus der Batterie entnommen wird, um so geringer ist ihre Leistungsfähigkeit, weil einfach die Elektrolyse nicht mehr hinterher kommt, den angeforderten Strom zu liefern. Gleiches gilt beim Laden: Je langsamer man ladet, um so tiefer und effektiver ist die Ladung. Lt. Herstellerangaben sollte mit 10 % der Kapazität Ladestrom geladen werden, bei Gasung nur 5 %, vor Gasung bis 30 % bei Notladung/Schnelladung.


    Wir haben zu DDR-Zeiten manche sulfatierte Batterie mit einem ganz geringen Ladestrom über 4 Wochen Ladezeit wieder startfähig bekommen. Damals haben wir nur Stromladungen durchgeführt, heute ist sie in Vergessenheit geraten und die auch damals schon übliche Spannungsladung (im Fahrzeug) beherrscht heute auch die meisten Ladegeräte (außer W-Ladung). Tatsächlich ist aber die Stromladung das schnellste, sicherste und effektivste Aufladeverfahren einer Bleibatterie.


    Ich hoffe, Dir sind inzwischen nicht die Augen zugefallen, wegen meinem Langdraht. Nun die Antwort auf Deine Frage:


    Bei 14,8 V stellt sich ein sehr niedriger Ladestrom ein und dieser über 4 Wochen der Batterie angeboten, läuft die Elektrolyse weit außerhalb der Gasung (15,8 V) und ganz, ganz gemächlich ab, so wie es die Batterie am liebsten hat. Und durch diese lange Ladezeit können (ich nenne sie) Mittelsulfate (40-60) in Feinsulfate, anschließend in Bleidioxyd umgewandelt werden und ebenso die 20-40 wieder aktiviert werden. Vielleicht auch noch 60-70 gerettet werden können, aber 70-100 ist definitiv tot!


    Die 4 Wochen sind praktische Erfahrungswerte. Ich habe mehrere Batterien innerhalb von 3 Wochen wieder regeneriert. Die 1 Woche gebe ich als Sicherheit dazu. Auch 6-8 Wochen bei 14,8 V sind kein Problem, da eine intakte Batterie unterhalb 15 V nicht überladen werden kann (oder erst in 1-2 Jahren). Diese Prozedur ist auch bei AGM und GEL möglich, sofern Blei-Kalziumbatterie. AGM-Starter ist auf jedem Fall Kalzium, GEL gibt es nicht als Starter, ist aber dafür unter leichten Leistungsverlusten einsetzbar. Aber ich denke mal, daß man heutzutage auch die GEL in Kalzium baut, da Säureschichtung nicht möglich und auf Grund der sehr geringen Selbstentladung einer Kalzium, die Hersteller auf Kalzium übergegangen sind.


    Kürzlich habe ich eine 5 Jahre alte 44 Ah-Batterie aus dem Schrott (Ladezustand 40 %) 5 Tage mit Einhell 7 geladen, laut Meßgerät 74 Ah eingeladen und die Batterie hat sich wieder sauwohl gefühlt.


    microcharge.de/forum/index.php?attachment/439/


    Hier noch mal das Bild einer leichten bis mittleren Sulfatierung (Grobsulfat) einer Motoradbatterie-Plus-Elektrode (1-3 von links).

    Die 4. Elektrode (von links) enthält das problemlos wiederaufladbare Feinsulfat und die 5. Bleidioxyd (geladen).


    microcharge.de/forum/index.php?attachment/440/


    Schöne, an der Luft gewachsene Sulfatkristalle.


    Rainer

  • Genau: Das sind Daten, anhand derer man endlich mal weiß, woran man ist. Eine absolute Aussage über die Speicherfähigkeit eines Akkus. Kein synthetischer Relativwert ohne praktischen Nutzen. Der Nachteil ist natürlich, dass man einen kompletten Zyklus fahren muss, um ein Ergebnis zu bekommen. Aber ohne das geht es nicht.


    Ich mache das mit unseren Akkus regelmäßig: Mit den Solarbatterien (Lithium-Polymer) einmal jährlich (was ich demnächst nur noch alle zwei Jahre machen werde, weil deren Kapazität trotz starker Zyklisierung kaum schwankt), mit USV-Batterien alle 6-12 Monate und mit Starterbatterien eigentlich nur bei auffälliger Schwäche, nachdem ein bis zwei Tage mit dem Ladewutzel bei 15,5V geladen wurde und die Batterie wirklich voll ist.


    Macht zwar etwas Arbeit, liefert aber belastbare Daten, ob ein Akku noch was taugt oder nicht.


    Grüße, Tom

  • Normal bei sehr kleinen Akkus mit sehr geringer Selbstentladerate. Da bleibt die Spannung zwischen den Pulsen höher als bei großen Batterien. Kannste aber so lassen. Er soll ja desulfatieren, das bedingt erhöhte Ladespannung. Erhitzen wird sich der Akku jedoch nicht, insofern ist es auch nicht gefährlich.


    Grüße, Tom

  • Hallo,


    jetzt der Test mit der Optima Yellow Top 75Ah.

    Eingebaut (neu) ins Womo 07/2015, wird geladen von Lichtmaschine und im Stand Solar.

    War jetzt 1 Jahr ausgebaut, aufgeladen mit CTEC, dann ca. 3 Monate mit Pulsar behandelt.

    Test mit 10,5V Entladespannung und 0.75A (C100).




    63Ah, fast unglaublich oder?


    Gruß Gerhard

  • Der Kapazitätswert ist nach knapp 5 Jahren in der Tat sehr gut, wenngleich ich bei Entladungen bis hinunter auf Entladeschluss lieber mit C10 oder C20 arbeite. Bei C100 ist die entstehende Bleisulfatmenge doch recht erheblich und weil Bleisulfat ein deutlich größeres Volumen einnimmt als die Aktivmaterialien Blei und Bleidioxid, wird das dann schon mal recht eng im Gehäuse. Prismatische Zellen neigen dann schnell dazu "dicke Backen" zu machen. Das geht bei Rundzellen naturgemäß nicht, nur muss das Volumen ja trotzdem irgendwo hin. Weshalb ich in solchen Fällen immer befürchte, dass die Separatoren unnötig leiden. Ob das wirklich der Fall ist lässt sich natürlich erst nach Öffnen der Zellen und abwickeln überprüfen...


    Hattest Du vor der langen Desulfatierungsphase mal einen Kapazitätstest gemacht, anhand dessen man die Wirkung des Pulsars vielleicht erkennen kann?


    Grüße, Tom

  • Hallo,


    leider nein, da hatte ich den Tester noch nicht.

    Ich habe noch zwei RED TOP als Startbatterien, da könnte ich den Versuch mal machen.

    Die Yellow können auch als Starter verwendet werden, zeitweise zumindest.


    Ich werde wieder berichten,


    Gruß Gerhard

  • Hab jetzt die RED TOPs ausgebaut und Kapazität gemessen, eine 2,2Ah, die andere 7,1Ah.

    Eingebaut wurden Sie in 2014, wenig benutzt, ab und an geladen mit den Aufbaubatterien.

    Ich hab jetzt die schlechtere an den Pulsar angeschlossen, hab aber wenig Hoffnung.

    Der Motor (4L Direkteinspritzer) springt nach einer halben Umdrehung an, deswegen ist mir

    der Zustand der Batterien nicht aufgefallen, Spannungsmessung zwischendurch war immmer gut.

    Die Yellow Top als vorläufigen Ersatz zu nehmen scheitert an der Bauhöhe, der Deckel des Sitzkastens

    kann nicht heruntergeklappt werden.

    Ich denk ich kauf neue im neuen Jahr,


    Gruß Gerhard

  • Hallo,


    ja, das wird interessant. Ich hatte auch mal ein paar Red Top-Batterien und muss sagen, besonders begeistert war ich davon nicht. Die haben recht schnell an Kapazität verloren.

    image.jpgUnter normalen Umständen entdeckt man im PKW meist recht spät, wenn die Starterbatterie fertig ist, da der Anlassvorgang selbst nur ein gutes Sechstel(!) der Energiemenge benötigt, die in einer kleinen 9V-Transistorradio-Batterie zu gespeichert ist. Glaubste nicht? Aber es stimmt wirklich.


    Kurze Rechnung: Ein durchschnittlicher Anlassvorgang dauert 1 Sekunde, der durchschnittlicher Anlasser nimmt dabei so etwa 250A Strom auf. Das sind also etwa 1 Sekunde x 250A x 11V = 2.75Ws = 0,76Wh.


    Eine 9V-Batterie besitzt etwa 550mA Kapazität, wenn man sie langsam entlädt. Das sind 9V x 0,55Ah = 4,95Wh. Das Verhältnis zwischen beidem beträgt also 4,95Wh / 0,76Wh = 6,5. Da muss eine Starterbatterie also schon wirklich schön völlig leer oder eben schrottreif sein, wenn sie einen Motor nicht mehr zu starten vermag...


    Dann also mal mit dem Power-Pulsar ein paar Wochen desulfatieren und noch mal die Kapazität messen. Vorher am besten so randvoll wie möglich laden, das beschleunigt den Desulfatierungsprozess. Man kann auch mit einem Netzteil 15,5V für mehrere Tage auf die Batterie geben, dass bringt meistens auch schon überraschend gute Kapazitätssteigerungen und geht deutlich schneller als eine Desulfatierung mit dem Power-Pulsar (der eher für völlig taube Batterien entwickelt wurde, die gar keine Spannung mehr halten und keinen Ladestrom annehmen).


    Viel Erfolg!


    Grüße, Tom

  • Aufgeladen mit der höheren Spannung hab ich schon, auch das CTEK macht sowas, wußte ich gar nicht:



    Was kann man einer Starterbatterie gutes tun, wenn sie die überwiegende Zeit im Jahr nichts zu tun hat?

    Einen Batteriehauptschalter hats schon, die Yellows im Aufbau werden über Solar und MOS-FET beim fahren geladen.

    Als Notstarthilfe ist ein Überbrückungsschalter am MOSFET angebaut.


    Gruß Gerhard

  • Viel mehr gutes tun als sie regelmäßig mal mit deutlich erhöhter Spannung (15,5V sind sehr gut) aufzuladen und sie während der Standzeiten vom Fahrzeug komplett abzuklemmen, kann man nicht. Aber unter den beschriebenen Bedingungen wird sie sehr alt werden.


    Grüße, Tom

  • Ich überlege die gelben als Startbatterie zu verwenden, die jetzigen haben nach Jahren noch ihre Kapazität,

    vertragen auch das laden mit der Solaranlage, Startsrom ist auch genug vorhanden.

    Einzig müsste ich den Batteriekasten tieferlegen, ist technisch möglich, drunter ist genug Platz.

    Spricht was dagegen??


    Gruß Gerhard

  • Wenn man den Herstellerangaben glaubt sind die gelben die besseren, der Preis ist auch etwas höher.


    RED TOP 55Ah, 1000A bei 0°C, Rest 100Min

    YELLOW TOP 75Ah, 1125A bei 0°C, Rest 155Min


    Und der Vorteil wäre die Tauschbarkeit untereinander, bei Ausfall oder Ausbau zur Wartung.


    Gruß Gerhard

  • Wenn man den Herstellerangaben glaubt sind die gelben die besseren, der Preis ist auch etwas höher.


    RED TOP 55Ah, 1000A bei 0°C, Rest 100Min

    YELLOW TOP 75Ah, 1125A bei 0°C, Rest 155Min


    Und der Vorteil wäre die Tauschbarkeit untereinander, bei Ausfall oder Ausbau zur Wartung.


    Gruß Gerhard

  • Wäre es sinnvoll diese Bauteil ins Womo einzubauen um hin und wieder die Batteriespannung auf 15,5V anzuheben,

    Strom und Spannung einstellbar.

    Versorung aus dem vorhandenen Ladegegät, Meanwell XXX, oder

    jeweils vom anderen Batteriesatz.

    Trennung vom Bordnetz ist auch vorhanden, wobei das Fzg keine Elektronik hat.



    Grüße Gerhard

  • Das sind reine Step-Up-Wandler, mit denen hab ich auch eine Weile experimentiert, auf der Suche nach geeigneten Gleichspannungswandlern für Ladebooster. Problem dabei: Wenn man die als B2B-Lader verwendet, kann es bei einem größeren Spannungsunterschied zwischen Batterie A und Batterie B zu unerwünscht hohen Strömen kommen, weil Step-Up-Wandler solche Ströme nicht begrenzen können. Außerdem ist dieser Wandler für eine reine Hochspannungsladung sowieso erheblich zu stark (eventueller thermal runaway, der sich wegen des hohen Wandlerstroms immer wieder selbst verstärkt.).


    Bei Speisung aus einem Netzgerät geeigneter Leistung bestehen diese Probleme nicht, aber da kann man ja gleich einen Ladewutzel verwenden.


    Grüße, Tom

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!