Seit gut einem Jahr mache ich nun vermehrt Versuche zur "Hochspannungsladung" (sorry für das krude Wort, bei dem man eher an 10.000V denkt als an 15,5V, aber mir fällt bisher leider nichts besser beschreibendes ein) und bin immer wieder über die positive und stärkende Wirkung dieser Ladungsart bei Bleiakkus erstaunt. Bei unserem Smart hab ich z.B. vor Jahren mal einen Batteriemonitor mit LED-Anzeige eingebaut, der, weil er nicht abschaltbar direkt an der Batterie angeschlossen ist, rund 40mA Dauerstrom aufnimmt. Nun besitzen wir noch zwei weitere angemeldete PKWs, was dazu führt, dass der Smart in den letzten Jahren nur noch sehr selten mal zum Einkaufen um die Ecke gefahren wird. Die dauernde Ruhestromaufnahme von ca. 40mA führt in Verbindung mit den wenigen absolvierten Kurzstreckenfahrten dazu, dass die eingebaute, etwa fünf Jahre alte 36Ah-Batterie nach rund einem Monat so leer ist, dass sie den Motor nur noch äußerst müde durchdreht. Nun lade ich schon seit vielen Jahren alle unsere Batterien mit dem alten BC1012 'modified' mit 14,4V Ladespannung, was bisher auch beim Smart zu befriedigenden Ergebnissen führte. Nur dass dessen Batterie immer schon verdächtig schnell "voll" war - wenn man der Anzeige des Ladegerätes vertraute. Ein Hinweis auf fortgeschrittene Sulfatierung, welche vom BC1210 bei 14,4V nicht ausreichend entfernt wurde. Auch andere Lader (CTEK/MEC/Bosch/Foxsur) änderten an der zu frühen Abschaltung nichts. Entsprechend wurde die Batterie über die Jahre schwächer und schwächer, was insbesondere dadurch auffiel, dass einerseits der Anlasser schon nach immer kürzeren Phasen den Motor nur noch müde durchdrehte und andererseits dadurch, dass die Batterie-Leerlaufspannung von anfänglich 12,6V nach frischer Aufladung sehr schnell auf Werte um 12V absank. Beim Glühen (CDI) und Anlassen fiel die Spannung dann auf Werte um die 9V ab.
Nun lade ich seit einem Jahr praktisch alles nur noch mit dem Ladewutzel bei Ladespannungen zwischen 15,2 und 15,8V über 24 bis 48h und komme aufgrund der Erfolge langsam aber sicher zu der Überzeugung, zuvor doch deutlich zu konservativ geladen zu haben. Denn die Ergebnisse sprechen einfach für sich:
1. Die Batterie vom Smart nimmt weit mehr Energie auf als zuvor mit den Standard-Ladern. In der Folge speichert sie dann auch mehr Energie, die hinterher wieder entnehmbar ist. Kapazitätsmessungen habe ich an dieser Batterie bisher leider noch keine durchgeführt, aber die Veränderung des Betriebsverhaltens allein spricht hier eine deutliche Sprache. Besonders deutlich wird die Wirkung an der stark(!) gestiegenen Leerlaufspannung der Batterie, die wenige Stunden nach einer 48h-Ladung mit 15,4V noch immer bei 13,3V liegt. Selbst nach mehreren Tagen Fahrzeugbetrieb (Kurzstrecke) liegt die Batterie-Leerlaufspannung noch immer bei 12,9V, was durch den dauerhaft angeschlossenen Batteriemonitor leicht ablesbar ist (die Anzeige stimmt, die Batteriespannung wurde mit einem Multimeter überprüft). Auch der Spannungseinbruch beim Glühen sinkt bei weitem nicht mehr so stark ab wie zuvor. Der genaue Verlauf der Startspannung ist wegen der Kürze des Startvogangs und der wenigen Mess-Samples des Batteriemonitors während des Startvorgangs nicht sicher reproduzierbar abzulesen. Was man aber bemerkt, ist der erheblich gesteigerte "Biss" des Anlassers, gegenüber dessen vorheriger Müdigkeit. Kurz: Der Unterschied zwischen normaler IU-Ladung bei 14,4V und der IU-Ladung bei 15,2 bis 15,6V mit dem Ladewutzel ist wirklich erstaunlich!
2. Mit der Batterie des Rasentreckers (Sind 42% Überzeichnung der Kapazität bei Bleibatterie für Rasentrecker inzwischen normal?) verhält es sich gleichermaßen. Nun war das momentan verwendete Teil ja nie besonders stark, aber nach der Winterphase waren auch die vorherigen Batterien immer leer. Nicht so nach der 48h-Vollladung mit dem Ladewutzel und einem kurzen Startversuch ohne Gas (damit er nicht anspringt) zur Impfung mit (Bleisulfat-)Kristallisationskeimen vor der Einlagerung: Der alte Briggs & Stratton sprang im Frühjahr sofort willig an. Kein Wunder, denn die Batterie drehte den Motor - ohne die zuvor sonst stets erforderliche Aufladung nach der Winterpause - sofort kräftig durch. Batteriespannung und -innenwiderstand werden von den Hochspannungsladungen also äußerst positiv beeinflusst. Auch die während der Saison erforderlichen zwei bis drei Zwischenladungen können nun entfallen. Eine einzige Aufladung bei Ende der Saison reicht aus. (Eine zweite zu Beginn wäre aber auch kein Fehler...)
Eine Überprüfung des Säurestandes beider Batterien ergab nur sehr geringe Fehlmengen, die sich im Bereich des regulären Elektrolytverlustes bewegen. "Totgekocht" hat sich da also nichts. Die Batterien erwärmen sich auch nicht bei der Ladung mit 15,2 bis 15,6V. Zumindest prüfe ich das regelmäßig und mir ist bisher nichts dergleichen aufgefallen.
Der von mir verwendete Ladewutzel (ein zwischen 3,5 und 24V regelbares Netzgerät 'Made in China' mit max. 2,5A) ist natürlich nichts besonderes. Genauso gut lässt sich jedes andere einstellbare Netzgerät mit ausreichendem Ladestrom zum Laden verwenden. Das Teil eignet sich wegen seiner integrierten Spannungsanzeige und weil es so klein und leicht ist aber ganz besonders zur Verwendung im rauen Alltag.
Ich möchte anregen selbst entsprechende Hochspannungsladungs-Versuche an eigenen Batterien durchzuführen und über die dabei gewonnenen Erfahrungen zu berichten, denn ich bin zuversichtlich, dass sich auf diese erstaunlich einfache Weise Kapazität, Leistung, Zuverlässigkeit und Lebensdauer der meisten Bleiakkus stark verbessern lassen. Die meisten Rückmeldungen der Ladewutzel-Käufer stützen diese Feststellung. Bei niedrigsten Kosten und geringstem Aufwand!
Über entsprechende Rückmeldungen würde ich mich freuen.
Grüße, Tom