"Hochspannungsladung" von Bleiakkus

  • Vielen Dank für Eure Antworten und Nachfragen.

    Ich werde dem nochmal genauer nachgehen und melde mich dann noch mal.


    PS Tom.: Ich habe bestimmt fast 10 Ladegeräte hier (Vom AbsaarTrafo über Victron bis zur Chinaplatine Xy-L30a). Der Wutzel scheint in meiner Sammlung noch zu fehlen :-)

  • Eine Frage zum Verständnis: der Ladewutzel bringt doch max. 2A, wenn ich das richtig verstanden habe. Bei einer empfohlenen Ladung von 10% bzw. 5% der Nennkapazität kämen damit nur Batterien mit 20~40 Ah auf ihre Kosten. Reicht es bei Batterien -wie bei mir- mit 75 und 115 Ah aus, die Ladezeit entsprechend zu verlängern, oder bleibt dann der Effekt auf der Strecke?

    Und: falls es ausreicht, welche Zeiten müsste man dann anpeilen? Bleibt es bei 24/48h, oder müssen es bspw. bei 115Ah um die 60h oder mehr sein?

    Sicher muss man das Ganze im Blick behalten, aber auf welche Zeiten muss man sich einstellen?

  • Der kleine Ladewutzel ist nicht dazu gedacht leere Batterien aufzuladen, sondern dazu, bereits weitgehend aufgeladene Batterien für längere Zeit bei höherer Spannung zu halten, um so auch grobe Bleisulfatpartikel aufzuladen und damit zu beseitigen. Die reine Aufladung größerer Batterien überlässt man besser stärkeren Ladegeräten, sonst kann das sehr lange dauern.


    Würde man z.B. versuchen eine leere 100Ah-Batterie mit einem 2A Ladewutzel aufzuladen, würde das allein ja schon volle zwei Tage benötigen (2 x 24h x 2A = 96Ah). "Gehen" würde das natürlich auch, jedenfalls wenn man Zeit hat. Man kann Bleibatterien auch mit 0,5% ihrer Kapazität aufladen, also bei 100Ah könnte man auch mit 0,5A laden. Das würde dann rund 200h dauern, zzgl. der Zeit, mit der die Ladeverluste ausgeglichen werden müssten, also praktisch gerechnet etwa 10 Tage. Diese Zeit wird man üblicherweise nicht aufwenden wollen.


    Die Zeit um die Batterie zwei Tage bei 15,5 bis 16V zu halten kommt natürlich noch oben drauf, denn das ist ja der eigentliche Zweck des Wutzels und so lange die Batterie nicht voll aufgeladen ist, steigt die Spannung nicht ausreichend hoch an, sondern dümpelt nur zwischen 12V und 14,5V herum.


    Die oft zu lesenden "empfohlenen" Ladeströme bei Bleibatterien ergeben darüber hinaus keinen wirklichen Sinn. Der kleinste sinnvolle Ladestrom wird durch die Selbstentladerate der Batterie begrenzt. Der Ladestrom sollte die Batterie natürlich schneller aufladen, als sich die Batterie von selbst entlädt. Denn wenn sich eine Batterie zum Beispiel mit einer Rate von 1Ah pro Tag entleert, würde es ja keinen Sinn ergeben, einen Ladestrom anzusetzen, der weniger als 1Ah pro Tag einlädt (das wäre in diesem Beispiel also ein Strom von 1Ah / 24h = 0,042A = 42mA), weil sich die Batterie andernfalls ja trotz anliegendem Ladestrom immer weiter entleere würde. Aber zumindest nach oben hin gibt es bei Bleibatterien keine strikte Grenze, weil die Bleibatterie ihren Ladestrom selbsttätig begrenzen, so dass man für Bleibatterien keine externe Ladestrombegrenzung benötigt. Zumindest bei korekt gewählter Ladespannung ist das der Fall.


    Grüße, Tom

  • Moin zusammen.

    Unser Fuhrpark besitzt überwiegend AGM-Batterien, die unter Kurzstreckenverkehr leiden. Um denen auf die Sprünge zu helfen, schließe ich alle paar Wochen ein Netzteil zur Nachladung an. Die Batterien bleiben dabei eingebaut und angeschlossen.

    Aktuell ist eine 92Ah-Batterie am Ladegerät.

    Spannung ist auf 14,8V und max. Strom auf 2A eingestellt.

    Nach 24 Std lag die Stromaufnahme bei 300mA, danach langsam steigend bis 2A.

    Erwärmung der Batterie habe ich nicht geprüft, dich die erstmal "freibauen" muss. Bei der geringen Stromaufnahme mache ich mir da auch keine Sorgen.

    Was passiert da in der Batterie?

    Desulfatierung oder Zellenschluss?

    Die Ruhespannung der Batterie lag bei 12,8V,auffällig war die nicht im Startverhalten. Die Batterie ist ca. 5 Jahre alt. Leider hat das Auto (Crafter) Start/Stop und Adblue, also auch ein BMS. Der Zielladezustand wird sicher nicht 100% sein. Ich arbeite allerdings an einem Software-Zugang, um das evtl. zu optimieren.


    Frohe Weihnachten euch allen!

  • Das hat weder mit Sulfatierung zu tun noch mit einem Zellenschluss. Die Stromaufnahme der Batterie steigt an, wenn ihre Temperatur durch die zugeführte Ladeleistung ansteigt und sie dann in die Gasungszone gerät (Gasung erzeugt Wärme und die Gasungsschwelle sinkt bei Erwärmung ab). In der Folge dieser Temperaturerhöhung steigt der Ladestrom bei gleichbleibender Ladespannung dann immer weiter an und damit auch die Batterietemperatur. Wenn das Ladegerät strombegrenzt arbeitet, kann dessen Maximalstrom natürlich nicht überschritten werden, weil die Ladespannung bei Erreichen des Maximalstroms in dem Maße zurückgeregelt wird, wie der Strom steigt.


    Dieser Effekt des ansteigenden Ladestroms bei Temperaturerhöhung von Bleibatterien ist auch bekannt als "termal runaway" und sollte möglichst vermieden werden. Im Zuge der Batterie-Alterung verringert sich die Gasungsschwelle von 12V-Batterien von ursprünglich über 17V bis hinunter in den Bereich üblicher Ladespannungen. Wenn dieser Effekt schon bei nur 14,8V Ladespannung auftritt, ist die Batterie am Ende ihrer Lebensdauer angekommen, weil sie sich kaum noch sinnvoll aufladen lässt, also ohne dass es zur Gasung kommt.


    Grüße, Tom

  • Thermisches Durchgehen nennt es die Fachwelt und gehört mehr zu den Lithium-Ionenbatterien. Gelegentlich findet man es aber auch bei AGM-Batterien. Trotz langjähriger Arbeit mit Bleibatterien, habe ich damit erstmals vor etwa 5 Jahren zu tun gehabt. Ein Kunde brachte eine tief entladene AGM (halbes Jahr alt) und nach fast fertiger Aufladung stieg der Ladestrom plötzlich immer stärker an, auf 5 A bei dieser 90 Ah-Batterie und 2 Zellen erwärmten sich mehr als Handwarm. Der Kunde kaufte eine neue Batterie und die AGM ging ein halbes Jahr später mit guten Werten als Gebraucht an einen anderen Kunden.


    Offensichtlich neigen tiefer und tiefentladene AGM`s hin und wieder zum „Durchgehen“.

    Zwei AGM mit je 210 Ah (1 Jahr alt) aus einem LKW, der 4 Wochen still stand, weil der Fahrer krank war, hatten nur noch etwa 2 V. (Durch die ganze Elektronik mit Fahrtenschreiber, fällt ein LKW schon nach 1 Monat, im Gegensatz zum PKW mit 3-4 Monaten, aus). Die Aufladung verlief problemlos, aber eine Batterie zog zum Ladeschluß dann doch mehr Strom und eine Zelle erwärmte sich handwarm. Die Dinger stehen nun seit August unbenutzt und haben mit Hundertstelabweichung 12,8 V eine gute Leistung.


    AGM-Batterie 90 Ah, Baujahr 2007, Ende 2022 gewechselt und aufgeladen, zeigte plötzlich einen Stromanstieg von 0,2 auf 1 A. 2 Stunden später 2 A, 3 Stunden später 3 A und warm. Nach einem halben Jahr kurz aufgeladen (ohne Erwärmung) und nun wieder ein halbes Jahr später zeigt die Batterie Leerlauf 12,7 V (also knapp 90 % Ladung). Test mit 300 A über 20 Sekunden konstant 10,5 V – perfekt.

    Durchgehende AGM`s müssen also nicht gleich defekt sein, können aber im Wiederholungsfall langsam sterben.

    Am besten diesen ganzen Start/Stop-Mist immer ausschalten, dann geht auch eine ganz normale Naßbatterie (600 402).


    Rainer.

  • Spannung ist auf 14,8V und max. Strom auf 2A eingestellt.

    Nach 24 Std lag die Stromaufnahme bei 300mA, danach langsam steigend bis 2A.

    Die Absorptionsphase sollte zeitl. begrenzt sein. (Max. 8 h ? )


    Wird die Batterie warm, wird sie bald hinüber sein .....


    Noch ein Zusatz: Die Batterie immer wieder ganz ganz aufladen. Ev. geht eine Sulfatierung zurück (Innenwiderstand) und die Batterie erwärmt sich beim Aufladen nicht mehr so stark. Erwärmt sich die Batterie, Ladevorgang abbrechen, abkühlen lassen und neu den Ladevorgang starten.

  • Geht von dieser Situation eine Brandgefahr aus oder ist die zugeführt Leistung zu gering dafür?

    :doing: Auf ganz 0 bekommst du das Brandrisiko nicht runter. Die Brandgefahr geht nicht von der Batterie aus, sondern vom Knallgas, welches ausströmen kann. Die Zündenergie vom Wasserstoff ist so gering, dass dieser sich "von selbst" entzünden kann.


    Die Frage ist halt, ob man wegen einer 5 Jahre alten Batterie mit Bauchschmerzen schlafen gehen will.:doing:


    Aber auch ich schätze das Brandrisiko auf "fast nicht vorhanden ein". (Speziell bei AGM oder Gel Batterien, was soll denn da ausdampfen?) Um es dennoch weiter zu reduzieren braucht die Absorptionsphase entweder einen Timer oder die Batterie eine Temperaturkompensation.

  • Eine kurze Frage an die Experten hier:


    Ich habe seit ca. 42 Stunden den Ladewutzel an einer Starterbatterie hängen (eine ganz stinknormale Autobatterie mit 70Ah). Ich habe die Batterie vorsichtshalber abgeklemmt und der Wutzel ist auf 15,7 Volt eingestellt.


    Die Batterie ist 3-4 Jahre alt und im Winter ist das Auto auch bestimmt schon drei bis vier Mal (einmal auf jeden auch schon letzten Winter mit etwas tieferer Entladung) nicht angesprungen und ich habe die Batterie dann immer für ein paar Tage bei Nichtbenutzung des Fahrzeugs an ein Automatik-Ladegerät gehängt. Wenn es keine deutlichen Minusgrade habe ich übrigens keine Probleme ...


    Ich habe vorhin mit einem Zangenmultimeter wieder den Stromfluss gemessen und der ist nach den bereits geschriebenen 42 Stunden unverändert bei etwa 0,3A ... das war von Anfang an so ... Temperatur des Wutzels, sowie der Batterie ist für mich maximal unauffällig. Ich rieche auch nichts an der Batterie, die übrigens unter dem Fahrersitz verbaut ist.


    Meine Frage ist jetzt, ob ich das jetzt erstmal so weiter laufen lassen soll, oder ob sich aus dem Verhalten der unveränderten Stromaufnahme irgendwas ableiten läßt? In der Anleitung des Wutzels ist ja von 24-48 Stunden die Rede und irgendwie ist mir ein bißchen mulmig das z.B. auch über die nächste Nacht einfach so weiterlaufen / -laden zu lassen.


    Die Batterie hatte ich vor dem Wutzel übrigens, wie bereits auch schon einige Male davor, voll aufgeladen ... also zumindest was ein 5A-Automatiklader halt unter voll versteht. Ich dachte halt mit dem Wutzel etwas "Auffrischung" nach den bestimmt schon vorhandenen Strapazen anbieten zu können.


    Danke im Vorraus für eure Einschätzung und danke insgesamt auch für das wertvolle Forum hier. :)

    David

  • Hallo,

    man kann die Batterie auch noch deutlich länger angeschlossen lassen. Besonders wenn ohnehin nicht mehr viel daran zu verderben ist, spielt die Anschlussdauer eher keine Rolle.


    Wenn die Stromaufnahme der Batterie bei 15,7V 300mA beträgt, handelt es sich zu einem Teil um Gasung und zum anderen um Desulfatierung: Ein Teil des Ladestroms wird also für die Wasserzersetzung benötigt und der andere zum Laden des Bleisulfats. Letzteres will man erreichen. Also lass die Batterie ruhig noch ein paar Tage bei 15,7V desulfatieren und mache dann einen Kapazitätstest. Dann bist Du schlauer.


    Grüße, Tom

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