Viele Fragen, viele Antworten

  • Hallo Herr Rücker,


    ich werde demnächst dauerhaft in einen Camper umziehen. Dauerhaft meint wirklich dauerhaft, also Vollzeit, Sommer, wie Winter; 365 Tage im Jahr. Zudem muss es „Offgrid“ sein, eine dauerhafte Stromversorgung über das Stromnetz ist nicht gesichert. Dazu bedarf es guter und verlässlicher Akkus als fundamentale Grundlage der Stromversorgung.


    Nun meine Frage:


    Sie bieten neben den mir bereits bekannten/recherchierten 200Ah-Liontron-Akkus auch 200Ah-Ultimatron-Akkus für echte Kampfpreise an. Ich kann mir zwar die Auswahl, aber dabei keinen Fehler erlauben. Zum einen sind die Preise nicht gerade Portokassen-tauglich; zum anderen dürfte die räumliche Entfernung nachträgliche Korrekturen, gleich welcher Art, erheblich erschweren.


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    Können Sie mir dazu einen Rat aus Ihrer professionellen Sicht geben?

    Welchem der Hersteller und welchem der Produkte würden Sie in meiner Situation den Vorzug geben?

    Oder würden Sie mir grundsätzlich einen anderen Rat hinsichtlich Hersteller/Produkt geben?

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    Eckdaten: Vollzeit (wirklich VOLL-Zeit und ganzjährig), vornehmlich nur Gesamt-Europa; primär rund um die Ostsee, also Norddeutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Polen, geplant 400Ah Gesamtbatterien a 2x200Ah, versorgt hauptsächlich über 600-800 Wp Solar; unregelmäßiges Laden über Motor (geschätzt etwa 1-2 Stunden/Tag, tendenziell eher weniger), Verbraucher: Laptop, Monitor, Kompressorkühlschrank (50W), Kleinverbraucher


    Vielen Dank für Ihre Mühe.


    Beste Grüße von der Ostseeküste,


    Andre M.

  • Hallo,


    in diesem Fall raten ich zu den Ultimatron-Batterien, denn die können dasselbe wie die Liontrons, machen bei den Kunden (erstaunlicherweise) weniger Schwierigkeiten und sind vom Aufbau her sauberer konstruiert. Oder Sie nehmen gleich meine Batterie-Bausätze, die sind qualitativ von den Zellen wie den BMS her noch um einiges hochwertiger als die Fertigbatterien, zudem noch deutlich billiger, erfordern aber natürlich einen erhöhten Aufwand beim Einbau. Allerdings erleichtern sie auch vieles, was mit naturgemäß Fertigbatterien unmöglich ist, so z.B. die räumliche Verteilung der Batteriezellen und Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten.


    Grüße, Tom

  • Vielen Dank für die schnelle und klare Antwort, Herr Rücker. Gestatten Sie mir noch eine Nachfrage zum Verständnis:


    Tatsächlich fand ich den Bausatz sehr attraktiv; vor allem aufgrund der scheinbar leichten Austausch- und Abschaltbarkeit einzelner Zellen bei eventuellen Defekten; ohne dabei gleich die ganze Batterie „zu verlieren“. (Müsste in diesem Fall das BMS neu konfiguriert werden? Und wenn ja: Ist das für einen technischen Laien machbar?)


    Aber ich bin jetzt nicht wirklich der Bastler-Typ. Daher scheute ich bisher den Bausatz. Worauf muss ich mich denn einrichten, wenn Sie von „erhöhtem Aufwand beim Einbau“ reden? Ist das mehr als ich auf den Bildern erkennen kann (einzelne Zellen + frei montierbares BMS); also die offensichtliche Notwendigkeit eines separaten Einbau-Rahmens?


    KAUFENTSCHEIDUNG: In diesem Fall würde ich mich dann für den großen Bausatz (2221) zzgl. der Erweiterung (2223) entscheiden? Oder wären zwei große Bausätze (2x 2221) die bessere Entscheidung?

    Und wie sieht es mit dem „Kälteschutz“ bei Minusgraden aus? Ich bin überhaupt nicht mit technischen Basteleien vertraut und bezweifle, dass es mir gelingt, freihändig einen „Batterie-Wärme-Selbstschutz“ zu bauen.


    NEBENFRAGE: Sind diese Bausätze wasser- und schlagfest im Sinne üblicher Batterien? Also: Kann man sie auch auf Booten verbauen; oder bedarf es dazu besonderer Bedingungen, wie einer Kompletthülle, oder so?


    Abermals vielen Dank für Ihre Mühe. Und vergeben Sie mir bitte meine Naivität.


    Beste Grüße von der Ostseeküste,


    Andre M.

  • Hallo,


    die Möglichkeit bei den Bausätzen einzelne Teile bei Bedarf einfach austauschen zu können, ist natürlich ein Vorteil. Aber den sollte man auch nicht überbewerten, den LiFePO4-Batterien funktionieren im Grunde sehr störungsfrei, so dass man wenig Gelegenheit haben wird, diese Möglichkeit wirklich zu nutzen. Und wenn die Batterie wirklich mal „schwach“ wird, liegt es wohl meist an verschlissenen oder falschbehandelten Zellen, wo es dann aber kaum ausreichen wird, nur eine einzige Zelle zu erneuern, sondern wo dann meist alle Zellen erneuert werden müssen. Und das wird sich dann wohl nur selten wirklich lohnen.


    Die Bausatzbatterie sauber in Fahrzeuge oder Boote einzubauen obliegt natürlich dem Verwender. Deshalb muss sie ja auch billiger sein als die Fertigbatterien im Gehäuse, wo man sich um solche Fragen nicht zu kümmern braucht. Soweit ein geeigneter Einbauraum mit glatten Montageflächen zur Verfügung steht, ist der Einbau meist einfach. Schwieriger wird es, wenn Stellflächen mit Karosseriesicken o.ä. Abweichungen der Planheit verwendet werden sollen, da wird man dann kaum um ein gebautes Gehäuse aus verklebten Kunststoffplatten herumkommen. Aber auch das ist einfach gemacht, wenn man sich PVC-Platten im Baumarkt entsprechend zuschneiden lässt und diese einfach mit Tangit (bekannter PVC-Kleber von Henkel) zusammenklebt.


    Dasselbe gilt übrigens auch für die von Ihnen angesprochene Festigkeit gegen Süß- und Seewasser. Gerade Seewasser wirkt gegenüber Elektromaterial und Elektronik hochaggressiv, so dass man erheblichen Aufwand betreiben muss, um Elektrik und Batterien wirklich trocken zu halten. Entsprechende Kunststoffgehäuse helfen hier sehr und der „nackte“ Einbau von LiFePO4-Zellen in ein Boot ist daher auch nicht zu empfehlen.


    Sollten Sie Sich für die Batterie-Bausätze entschließen, kaufen Sie einen Batteriebausatz mit BMS und ein (oder mehrere) Erweiterungs-Sets. Die Erweiterungs-Sets werden dann einfach der ersten Batterie parallel geschaltet und das BMS sorgt dann ebenso für die gesamte Batterie. Ein BMS wird immer nur ein Mal pro Batterie benötigt. Nur in Sonderfällen, wo deutlich höhere Entladeströme gefordert werden, als das BMS einer Einzelbatterie leistet, könnte man über mehrere Batterien, die alle ihr eigenes BMS mitbringen, diese Ströme zur Verfügung stellen. Ebenso kann man aber auch einfach das nächststärkere BMS kaufen und alle Batterien wieder direkt zusammenschalten.


    Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen.


    Grüße, Tom

  • Nochmals vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe bei der Beratung und natürlich für Ihre Tipps, die ich dankbar annehme, Herr Rücker. In diesem Sinne würde ich gern ein letztes Mal auf Ihre Kompetenz zurückgreifen, um für mich den Rahmen der Bestellung abschließend abstecken zu können.


    Sie bieten ein 24A-Ladegerät an. Der Norm-Ladestrom wird mit 0,2C kalkuliert, wenn ich nicht irre. Bei einer – so geplanten – 560Ah-Batterie käme ich auf ca. 112A, also das 4,5-fache. Das bedeutet, die Batterie wird relativ langsam geladen, was für die Lebensdauer zweifellos gut ist; jedoch mich, ob meiner Unerfahrenheit, unruhig dastehen lässt, was die Gesamt-Ladezeiten betrifft.


    Nebenbei soll jedoch auch mit einer 600-800 Wp Solaranlage geladen werden, was zweifellos zur Verkürzung notwendiger Zeiten beiträgt, weil „Vollladungen an der Steckdose“ für die Autarkie nicht immer erforderlich sind. Jedoch wäre es irgendwie schwierig, wenn ich, etwa bei widrigen Wetterbedingungen und viel Dauerlast, darauf angewiesen wäre, „ganze Lade-Tage an der Dose“ einzulegen, weil es dann halt super-langsam geht.


    Daher meine Frage: Kann man bei Bedarf mehrere Ladegeräte (rechnerisch also bis zu 4 Stück) parallel schalten; oder wäre das technisch unmöglich, dumm von mir bzw. sogar gefährlich für die Batterien?


    Darüber hinaus habe ich drei weitere Fragen:


    1. Macht der angebotene Equalizer (Art. 2250) für mich Sinn? Sollte ich ihn also haben; oder brauche ich sowas nicht?

    2. Ich habe bereits einen Ladebooster von Votronic ins Auge gefasst (Votronic 3308 VCC 1212-45 IUoU-Li) … Raten Sie mir dennoch eher zu Ihrem?


    Dazu noch eine Verständnisfrage: Ich weiß, dass es nicht gut ist, „alt und neu zu mischen“; aber ist es möglich, die Batterie-Größe später noch anzupassen (ggf. nachträgliche Zweitbatterie oder Erweiterungs-Bausatz), oder raten Sie eher davon ab und prädestinieren in solchen Fällen den Komplett-Austausch? Und wenn Erweiterung, bis zu welchem Alter bzw. bis zu welcher Zahl von Ladezyklen halten Sie es für sinnvoll machbar?


    Und schließlich: Ich kann aufgrund der Ganzjahresnutzung und des Fahrtgebietes nicht völlig ausschließen, auch in schwierige Temperatur-Bereiche zu geraten; möchte aber zum Einen den Batterien ein gutes Leben geben; zum Anderen nicht irgendwann „stromlos“ sein. Wie kann ich beim LiFePo4-Batterie-Bausatz sinnvollerweise einen Wärme-Selbstschutz der Batterien realisieren?


    Beste Grüße von der Ostseeküste,


    Andre M.

  • Hallo,


    Die 24A-Lader aus meinem Programm kann man (im von mir extra eingespielten) LiFePO4-Programm in der Tat parallelschalten. Allerdings würde ich bei 100A eher zum nächst größeren Lader greifen. Das wäre dann z.B. der Meanwell RPB-1600. Der lädt mit satten 100A, hat aber einen Lüfter, den man hört. Er kostet etwa EUR 450,-.


    Einen Equalizer sollten Sie auf jeden Fall benutzen, die geringen Kosten dafür stehen in einem extrem günstigen Verhältnis zum Nutzen.


    Man kann entgegen der Aussage vieler Fachleute m.E. eigentlich immer problemlos alte und neue Batterien miteinander mischen. Man darf nur keine intakten mit defekten mischen! Wird das beachtet, sind auch keine Probleme zu befürchten. Die zu mischenden Batterien und Einzelzellen sollten aber vor dem Zusammenschließen etwa dieselbe Spannungslage aufweisen, um schädlich hohe Umladeströme zu vermeiden.


    Um der Batterie ein langes Leben zu gewährleisten, sollten Sie in erster Linie meine Ladestromempfehlungen beachten, besonders bei Kälte. Wenn Sie einen Ladebooster finden, der den Ladestrom in etwa so regelt, wie es die Firma CATL in der Grafik meiner Anleitung empfiehlt, machen Sie alles richtig. Meine Ladebooster schalten den Ladestrom zwar unter 3°C ab, aber sie regeln ihn nicht in Abhängigkeit von der Temperatur. Das ist also ein Mangel, mit dem ich bei diesen Geräten momentan noch leben muss. Wenn der Votronic das kann, dann rate ich zu diesem. Ob er das kann, weiß ich aber nicht.


    Grüße, Tom

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