Problem mit Belluna-Batterien

  • Hi,



    Ich habe deine Seite im Netz gefunden und dachte ich schreibe dich direkt mal an.

    Mein Problem ist, das ich zwei lifepo4 Akkus von belluna habe und diese ein sehr hohes zelldriften haben und schon mehrfach weggeschalten haben.

    Meine Frage ist jetzt, da wir in unserem Fahrzeug leben und bald in Deutschland zu Besuch sind, kannst du uns evtl. Aus den eigenen Erfahrungen heraus, zwei Batterien empfehlen bzw. Verkaufst du auch welche?

    Ich habe derzeit die ultimatron 100ah oder die Perfektium 100ah im Blick.

    Hast du da evtl. Erfahrungen dazu und kannst eine empfehlen?

    Die alten batterien kann ich bei belluna wahrscheinlich zurückgeben und möchte mir jetzt gern was holen, wo ich nicht so oft hinsehen muss.

    Betrieben wird damit ein 50l Dometic kompressorkühlschrank, ab und an ein 800w wechselrichter und paar led Lampen. Also glaube nicht viel und geladen Wird mit einem 40a b2b Ladegerät und 250w Solar.

    Ich würde mich sehe über eine Antwort freuen.



    Liebe Grüße aus Ungarn

  • Hallo,


    das Thema Zellendrift wird meistens stark übertrieben. Im oberen und unteren Ladungsbereich driften die Zellenspannungen immer auseinander, das ist absolut normal und gar nicht zu vermeiden. Dennoch stören sich viele Betreiber von Lithium-Batterien daran, weil diese Zelledrift ihre persönliche Harmonie stört und sie verunsichert. Ich erzähle dann immer die Geschichte der Automobilindustrie der neunziger Jahre, wo die Autohersteller der vielen Kundenreklamationen wegen minimal von der Mittelstellung abweichender Kühlwasser-Temperaturanzeigen müden waren und überlegten, was sie dagegen tun können, dass viele Leute wegen solcher Kinkerlitzchen in die Werkstätten fahren, damit die Zeiger ihrer Kühlwasseranzeigen möglichst exakt in der Mitte standen und sie sich keine Sorgen mehr wegen zu heißer oder zu kalter Motoren machen mussten. Die Autohersteller haben dann die Kühlwasser-Temperaturanzeigen umkonstruiert, so dass der gesamte Temperaturbereich zwischen 60 und 95°C exakt Mittelstellung der Anzeige zur Folge hatte und das „Problem“ war gelöst. Natürlich wurde die Anzeige dadurch objektiv schlechter, weil ungenauer, aber die Kunden waren beruhigt und fühlten sich besser. Beruhigungspillen for free für alle… :-/


    Genau dasselbe ist es heute mit den millivoltgenauen Zellenspannungs-Anzeigen der Smartfon-Apps. Viele Kunden können damit nur schlecht umgehend und fühlen sich oft schlecht, wenn bei Annäherung an die Vollladung die Zellenspannungen plötzlich auseinanderdriften. Dabei ist das normal, weil eine der vier Zellen nun mal die schwächste ist und die schwächste Zelle ist zwangsläufig diejenige, die als erste voll ist. Fließt der Ladestrom dann weiter, steigt deren Spannung gegenüber den anderen natürlich erheblich an, was dann diese auffällige Drift zur Folge hat.


    Meine Batterien können das auch nicht besser. Zwar empfehle ich bei meinen eigenen Batterien immer, einen Equalizer (ein aktiver Balancer) zu verwenden, dann hört jegliches "Driften" auf, aber bei Annäherung von Lade- oder Entladeschluss laufen die Zellenspannungen wegen der unterschiedlichen Zellenkapazitäten zwangsläufig auseinander. Das lässt sich nicht zu 100% verhindern.


    Der langen Rede kurzer Sinn: Sehr gern verkaufe ich Dir eine oder mehrere Batterien, nur mit dem „Problem“ einer gewissen Zellendrift wirst Du auch bei meinen Batterien leben müssen. Es ist aber wie gesagt innerhalb gewisser Grenzen völlig normal und braucht Dich nicht weiter zu beunruhigen.


    Grüße, Tom

  • Hi und vielen Dank schonmal für die schnelle Antwort.



    Ich weiß halt nicht wie sehr der drift normal ist. Ich möchte auch eine bzw. Zwei Batterien haben, die ich nicht ständig beobachten muss.

    Ich hänge dir man paar Bilder an. Ich hatte in letzter Zeit vermehrt das Problem, dass unsere Batterie am Morgen nazu platt war und das teils nach zwei oder drei Tagen frei stehen mit solar Unterstützung.

    Heute zum Beispiel hat es mir die Batterie mit 10ü% Ladung angezeigt, dann habe ich die Reset capacity gedrückt und war bei 46%.

    Ich dachte eher das ich mit 200ah auch mal locker eine Woche frei stehen kann, ohne Probleme.

    Was hast du denn für Batterien? Und was kosten diese?



    Vielen Dank schonmal

  • Schau halt mal in meinen Shop unter Lithium-Batterien:


    https://www.microcharge.de/22-lifepo4-batterien


    Um die erforderliche Batteriekapazität richtig einzuschätzen, die man benötigt, um mal ein paar Tage autark bleiben kann, muss man einigermaßen genau die verbrauchte Energiemenge kennen, sowie zeitlichen Abstand, die Art und die Dauer der Ladephasen. Das beste ist natürlich, man nimmt so viel wie möglich mit, nur kostet das eben Geld und Platz. Meine meistverkaufte Batterie hat 12V/300Ah, das sind fast 4kWh und entspricht etwa der Energiemenge, die ein kleiner Haushalt täglich(!) an Steckdosenstrom für Kühlschrank, Kaffeemaschine, Geschirrspüler, Staubsauger usw. braucht. Aber der Strom muss natürlich erst mal reingeladen werden. Mit einem kleinen Solarpanel auf dem Dach kommt man da nicht weit. Entweder man fährt regelmäßig ein schönes Stück und lädt dabei die Batterie wieder auf, oder man hat regelmäßig Ladestrom zur Verfügung. Oder man schränkt seinen Stromverbrauch ein, damit man länger damit auskommt. Viele Kunden bauen sich zwei von diesen großen Lithium-Batterien ein und haben dann wirklich viel Energie zur Verfügung. Das sind dann aber meistens schon relativ große Fahrzeuge mit allem Komfort.


    Grüße, Tom

  • Hi,


    Ja wir haben es ja jetzt eigentlich gut getestet und verbrauchen wirklich relativ wenig Strom.

    Am meisten zieht wohl der kompressorkühlschrank, deshalb haben wir auch von AGM auf Lifepo4 umgerüstet.

    Kannst du die Ultimatron empfehlen?

    Kann man an der App auch Einstellungen vornehmen und wie ist die allgemeine Rezession?

    Ist der zelldrift bei den belluna Akkus normal oder deutet es auf schlechte Qualität hin?

    Vor allem macht mich stutzig das sie während des ladevorgangs von 55% auf 100%springen.


    Vielen Dank und liebe Grüße

  • Hallo Tom,


    ja, Kühlschränke brauchen zwar nicht viel Strom, nehmen aber viel Energie auf (Arbeit). Durch die lange Laufzeit sind sie in der Lage, selbst größere Batterien relativ schnell zu leeren. Wenn die Umgebungstemperatur hoch und die Kühlschrankisolierung schlecht ist, oder wenn dauernd warmes Bier zum Abkühlen reingestellt wird, laufen die rund um die Uhr. Entsprechend schnell sind die Batterien leer.


    Die Ultimatron-Batterien sind qualitativ ohne Fehl und Tadel. Im Grund sind alle LiFePO4-Batterien, die in Deutschland angeboten werden, problemlos. Dafür sorgt schon die von den Kunden leicht durchsetzbare gesetzliche Sachmängelhaftung von zwei Jahren. Wenn man dagegen direkt aus China kauft sieht das natürlich anders aus. Dafür kostet es dort auch nur die Hälfte.


    Einstellungen innerhalb der Ultimatron-App sind nur eine oder zwei möglich. Was möchtest Du denn einstellen? Da gibt es ja nicht viel, woran man sinnvoll drehen kann.


    Was Du als „Zellendrift“ bezeichnest, ist vermutlich gar keine, sondern einfach die Folge von Zellen unterschiedlicher Kapazität in einer Batterie-Reihenschaltung. Ich hatte es bereits erklärt: In einer Reihenschaltung von Akkuzellen ist der Strom an allen Zellen stets derselbe. Aber jede Zelle hat fertigungsbedingt eine etwas andere Kapazität. Wenn wir mal eine 12,8V/100Ah-LiFePO4-Batterie als Beispiel nehmen, die enthält vier Zellen von je 3,2V/100Ah. In der Praxis haben aber nicht alle vier Zellen 100Ah. Nr. 1 hat vielleicht 104Ah, Nr. 2 und Nr. 3 100Ah und Nr. 4 nur 96Ah. Da die Gesamtkapazität der Batterie nur so hoch ist wie die der schwächsten Zelle, hat die Batterien dann insgesamt auch nur 96Ah. Das ist soweit normal und spielt erst mal keine Rolle. Wenn man sich nun aber den Verlauf der Zellenspannungen bei der Zyklisierung anschaut, wird man feststellen, dass die Zelle Nr. 4, also die schwächste Zelle, immer diejenige ist, die als erste leer ist, aber auch als erste voll. Also wird Nr. 4 immer die Zelle sein, deren Spannung bei fortschreitender Entladung als erste unter die Entladeschlussspannung fällt. Dann schaltet das BMS die Batterie ab. Bei der Aufladung ist Nr. 4 dann aber die erste, die voll ist, also die Ladeschlussspannung erreicht. Dann schaltet das BMS wieder ab. Als Anwender fragst Du Dich dann natürlich, was da los ist, wenn Zelle Nr. 4 immer so auffällig aus der Reihe tanzt. Das ist aber einfach nur die Folge von Kapazitätsschwankungen bei der Zellenfertigung. Man könnte die Zellen durchaus mit geringeren Schwankungen fertigen, nur wären sie dann deutlich teurer. Darum tut man das auch nicht, denn die Kunden schauen natürlich auf den Preis pro gespeicherter Amperestunde. In der Praxis wird der Schwankung der Zellenspannung m.E. von den Anwendern auch viel zu viel Gewicht beigemessen, einfach deshalb, weil sie so genau von den Apps angezeigt wird. Aber was soll einem das sagen? Diese Schwankungen haben für die Nutzbarkeit einer LiFePO4-Batterie in der Praxis kaum Auswirkungen. Mein Tipp: Einfach nicht dauernd hingucken…


    Ich hab im MicroCharge-Forum mehr zu diesem Thema etwas geschrieben, zuletzt hier:


    Mal wieder mangelhaftes Zellenbalancing


    Schau mal auf das Ende des verlinkten Threads, da schreibe ich Klartext.


    Der Grund, weshalb die Anzeige des Ladezustands bei einer LiFePO4-Batterie so schwierig ist, ist der, dass man den Ladezustand nicht einfach messen kann! Messen kann man die Spannung einer Batterie, oder deren Innenwiderstand. Das war es dann aber auch schon. Will man wissen, wie viel Kapazität eine Batterie hat, kann man das nur dadurch erfahren, indem man die Batterie randvoll auflädt und dann wieder komplett entlädt und dabei die Menge der entnommenen Energie misst. Aber wenn man einfach nur wissen will, wie viel Ah sich in einer Batterie befinden, stellt man fest, dass das nicht so einfach herauszukriegen ist! Will man das "messen", muss man die Batterie komplett entladen und dabei die entnommenen Ah zählen, bis die Batterie leer ist. Das wird Dir als Anwender aber nicht viel nützen, denn Du willst ja hauptsächlich wissen, wie lange Du noch mit der restlichen Batterieladung auskommst und nicht die Batterie unsinnig entladen und dann vor einer leeren Batterie stehen. ;(


    Also verwendet man bei den Lithium-Batterien eine sogenannte „saldierende Messung“: Das BMS „misst“, wie viel Ah man in die Batterie eingeladen und wie viel man wieder herausgenommen hat, schätzt in etwa die Verluste durch Selbstentladung und Zellenwiderstand und kommt dann auf einen Wert X, der aber mehr eine Schätzung als eine Messung ist. Da diese saldierende Messung aber immer mehr einer Schätzung als einer genauen Messung entspricht, ist der Fehleranteil entsprechend hoch. Und wenn man auch noch mehrere Schätzungen dieser Art jeweils auf vorherige Schätzungen stützt, steigt der Fehleranteil zwangsläufig immer weiter an. Deshalb ist es für eine einigermaßen zuverlässige Ladezustandsanzeige unerlässlich, die Batterie regelmäßig randvoll aufzuladen, weil nur dann die Ladezustandsanzeige auf gesicherte 100% gesetzt werden kann. Genau das ist bei Deiner Batterie passiert: Die Batterie wurde vermutlich über längere Zeit zyklisiert, hat aber lange Zeit keine Vollladung erlebt. Die Ladezustandsanzeige hat zu dieser Zeit offenbar bereits einen erheblichen "Schätzfehler" aufgewiesen. Dann wurde sie endlich einmal voll aufgeladen, die Schätzung des Ladezustands wurde gegen die gesicherte Erkenntnis von 100% bei der randvollen Aufladung ausgetauscht und die Ladezustandsanzeige ploppt auf 100%.


    Das Ganze ist natürlich auch eine Qualitätsfrage und zwar insofern, wie gut oder wie schlecht es die Batteriehersteller schaffen, diese gekoppelten Schätzungen über Saldierung in der BMS-Software zu programmieren, damit die Anzeige des Ladezustands immer möglichst zutreffend ist. Da gibt es natürlich gewisse Unterschiede zwischen den Batteriemarken. Aber frag mich jetzt bitte nicht, welche das besonders gut können und welche weniger gut, das weiß ich nämlich selbst nicht.


    Und wenn man das BMS der Batterie dann mal resetet, also zurücksetzt (geht nicht bei jeder Batterie, aber bei jedem externen BMS), weiß es natürlich auch nicht mehr, wie hoch der zuvor gespeicherte Ah-Wert des Ladezustands war und zeigt dann irgendwas an. Bis die Batterie wieder voll aufgeladen wird und die Anzeige dann sofort auf 100% springt.


    Respekt, wenn Du bis hier durchgehalten hast, ohne Einzuschlafen, aber wenn man so komplizierte Fragen stellt, dann kriegt man eben auch komplexe Antworten… 😉


    Grüße, Tom

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