AGM Ruhespannung 11,76V

  • Moin moin zusammen,

    bedingt durch unseren kleinen Fuhrpark habe ich gelegentlich mit schwächelnden Batterien zu kämpfen. Die Akkus leiden unter starkem Kurzstreckeneinsatz. Nach einigem Lesen hier im Forum habe ich einiges erfahren, um die Lebensdauer der Kraftpakete zumindest für die Zukunft ein wenig zu verlängern.

    Vielen Dank für dieses sehr informative Forum!


    Eine Batterie gibt mir allerdings Rätsel auf:

    Es ist eine Antriebsbatterie aus einem Seniorenroller, AGM, die als Pärchen im Einsatz war. Alter und Vorgeschichte ist unbekannt, vermutlich älter als 10 Jahre (Longex 12C-80). Das Gerät ist gebraucht zu uns gekommen.

    Nach der Ladung mit einem Automatiklader fällt die Ruhespannung innerhalb weniger Stunden auf ca. 11,7 V ab.

    Welches Problem mag dieser Akku haben?

    Bei einem Zellenschluss erwarte ich eine Ruhespannung unterhalb 11,0 V. Zur Zeit hängt der Akku an einem Netzteil mit 14,9V und zieht seit 15 Std. 0,4A ohne spürbare Erwärmung.


    Der zweite Akku aus diesem Satz verhält sich unauffällig.


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und schönes Wochenende!


    Gruß

    Bernd

  • Was mir weiter in den Beiträgen aufgefallen ist...

    Die Hochspannungsladung im Bereich 15,5-15,8 V über 24-48 Std.:

    Ist das Verfahren auch bei geschlossenen AGM anzuwenden oder ausschließlich für offene Akkus?


    Ich hab`s im Forum nicht eindeutig herauslesen können...-|-

  • Hier liegt eindeutig einen Zellenkurzschluss vor, meist durch Dendritenbildung. Der Grund, weshalb die verbleibende Batteriespannung etwas höher als erwartet liegt, ist bei älteren AGM-Batterien meist darin begründet, dass der Elektrolyt sehr konzentriert ist. In AGM-Zellen ist nur sehr wenig Elektrolyt enthalten, was zur Folge hat, dass der Anstieg der Säuredichte schon bei relativ geringem Wasserverbrauch verhältnismäßig stark ist. Dadurch steigt die Zellenspannung, was die gemessene Spannung anteilig erklärt.


    Es kommt aber auch oft vor, dass defekte Zellen keinen 100% "harten" Kurzschluss aufweisen, sondern "nur" eine stark erhöhte Selbstentladerate der betroffenen Zelle, die auch nicht in jedem Fall dazu führen muss, dass die Zelle zwingend schnell auf eine Spannung von Null Volt absinkt. Oft bleiben solche Zellen (jedenfalls ohne weitere Strombelastung) für längere Zeit auf Spannungswerten um 0,5 bis 1V stehen. Eine Mischung aus den beiden genannten Gründen scheint mir hier vorzuliegen, was in jedem Fall die AGM-Batterie als unrettbar mausetot und Fall für's Recycling kennzeichnet.


    Auch AGM-Batterien können mit der Methode der Hochspannungsladung erfolgreich behandelt werden, da machen sie keinen Unterschied zu allen anderen Bleibatterien. Man sollte aber darauf achten, dass es dabei nicht zur zur Erhitzung der AGM-Batterie kommt, weil Erhitzung immer auf starke Gasung hindeutet, die man gerade bei dieser Akkutype nicht haben möchte (weil so wenig Elektrolyt enthalten ist).


    Grüße, Tom

  • Das dachte ich mir schon mit der Batterie; ein Fall für`s Recycling. Jetzt habe ich die Erklärung, warum :).


    In den nächsten Wochen werde ich ein paar Batterien dieser Behandlung zuführen. Die wurden ausgebaut, weil die Autos nicht mehr zuverlässig ansprangen.Ruhespannung ist nach Ladung aber normal hoch bei 12,65 V.


    Vielen Dank für Deine Antwort und schönes Wochenende!

  • Am besten ausbauen und an ein Labornetzteil hängen. 13,00 V einstellen und eine Strombegrenzung lt. Akkudaten. Dann braucht es Zeit und Geduld. Normalerweise steigt der Ladestrom langsam aber stetig an bis zu einem Scheitelpunkt. Dort fängt es dann an, etwas hin und her zu schwanken (auch die Spannung tänzelt dann etwas herum). Nach dem Scheitelpunkt sinkt der Ladestrom wieder bis etwa 30 oder 20 mA. Am aufschlussreichsten ist die Phase des Zurückkommens der Stromstärke. Je länger das dauert, desto mehr Dendriten verursachen (noch) Mikrokurzschlüsse. Durch die zunehmende Säuredichte beim Laden werden diese Dendriten (Bleisulfatnadeln) mit der Zeit aufgelöst und somit verschwinden die Mikrokurzschlüsse wieder und der Ladestrom sinkt weiter. (Normalerweise leitet ein Bleisulfat-Dendrit den Strom nicht. Aber durch sich an- und einlagerndes Schwammblei resp. anderweitige Verunreinigungen werden diese Dendriten in geringem Maße hochohmig leitend.) Aber diese Regeneration dauert. Bis zu 4 Wochen und mehr sind da keine Seltenheit; das ist definitiv nichts für Ungeduldige!

    Es gibt Spannung ohne Strom - aber keinen Strom ohne Spannung.

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