Gruselakkus bei Youtube, deutsche Batteriehändler und eine selbstgebaute Batterieheizung

  • Hallo Herr Rücker,


    ich habe Ihre interessante und auch informative (Forum) Web Seite gefunden, weil ich auf der Suche nach CATL LiFePO4 302 Ah bin.

    Ich möchte mir eine Batterie für meinen Kastenwagen bauen (soll unter dem Beifahrersitz platziert werden wo sich im Moment noch die AGM Batterien befinden) und ich habe mich inzwischen auf die 302 Ah CATL Zellen „eingeschossen“.


    Im Netz und z.B. auch auf YouTube finden sich unterschiedliche Erfahrungen, oft werden Zellen besprochen, die als Grade A gekauft wurden, aber z.B. einen Innenwiederstand von „nur“ 0,22 bis 0,23 mΩ habe und auch bei Kapazitätstest die 302 Ah gerade mal erreichen, oder eben auch nicht. Außerdem sind auch Bilder im Umlauf, wo bei abgezogener oberer schwarzer Folie der Bereich des QR Codes (ab)geschliffen wurde bevor ein (jedoch offenbar echter) QR Code aufgebracht wurde (wobei am Ende offen blieb, ob hier tatsächlich ein vorhandener QR Code beseitigt wurde oder ob das das übliche Verfahren ist, d.h. vor Auftrag des Codes wird der betreffende Bereich zunächst etwas angeschliffen). Es scheint nicht so einfach zu sein, hier wirklich Qualität zu erhalten.


    Ich gehe aber mal davon aus, dass Ihre Zellen auch tatsächlich max. 0,18 mΩ Innenwiederstand (wie im Datenblatt angegeben) aufweisen und die Kapazität durchaus 302 Ah etwas überschreitet (so wie man es im Zusammenhang mit CATL A+ Zellen auch lesen kann). Könne Sie das so bestätigen?


    Auch sehr interessant für mich ist Ihr Bausatz „MicroCharge LiFePO4-Kit: 12V/302Ah CATL Grade A+„. Hier müsste ich noch prüfen, ob das zugehörige BMS in das vorgesehene Batteriegehäuse passt.


    Ansicht hätte ich auch gern eine Heizung. Das habe ich aber noch nicht zu Ende recherchiert, d.h. ich weiß noch nicht, welche Bauelemente hier erforderlich und sinnvoll sind. Auch weiß ich nicht, ob die Heizung dann vom BMS gesteuert wird und dafür dann auch eine entsprechende Variante des BMS erforderlich ist, die das kann.


    Mit freundlichen Grüßen


    Fred-Uwe M.

  • Hallo Herr M.,


    wenn ich als deutscher Händler minderwertige Ware anbiete, dann schicken mir die Kunden den Müll zurück, ich bleibe auf den Hinversandkosten sitzen und kassiere negative Bewertungen. Dieser Weg des Betruges bleibt ausländischen Lieferanten vorbehalten. Sie können also getrost davon ausgehen, dass von ordentlichen deutschen Händlern gelieferte LiFePO4-Zellen auch das halten, was die Händler zusichern. Allerdings wäre es zu viel verlangt, wenn man erwartet, dass in einer Literflasche Cola mehr als ein Liter Cola enthalten ist. Und bei Batterien ist das natürlich ebenso. Wenn CATL also 302Ah draufschreibt, dann müssen da auch nicht mehr als 302Ah drin gespeichert werden können. Wenn Sie mehr verlangen, empfehle ich zu den EVE-Zellen zu greifen, die ja 304Ah bieten und sogar etwas weniger kosten. Bei meiner Wareneingangsprüfung habe daraus ich eine vierzellige 12V/304Ah-Batterie damit aufgebaut und vermessen und kam bei 15A Entladestrom auf 307,5Ah.


    Bzgl. des Innenwiderstandes kann ich Sie aber beruhigen: Ich habe noch keine LiFePO4-Zellen in Händen gehalten, welche deutlich erhöhte Innenwiderstände aufwiesen. Selbst Grade B und Grade C-Zellen weisen normalerweise durchaus anständige Innenwiderstandswerte auf. Nur dass deren Kapazität meist leider deutlich zu niedrig liegt.


    Und als letztes: Bei Youtube bekommt man zwar oft ganz ordentliche Informationen zu allem möglichen, aber oft wird da auch einfach Quatsch erzählt. Die Leute verdienen mit Klicks Geld und das verführt natürlich dazu, mit allen möglichen Sensationen um Klicks zu werben. Ich kann bald ein Buch darüber schreiben, was für Fragen mir von verunsicherten Leuten am Telefon und per eMail gestellt werden, deren Ursprung eindeutig übertriebene "Berichterstattung" seitens diverser Youtubern ist.


    Eine praktisch wirklich brauchbare Zellenheizung ist nur schwer zu realisieren. Ich habe mich selbst mal daran versucht, dies aber einigen Fehlschlägen wieder verworfen. Mit Heimwerkermitteln ist m.E. kaum ein praktisch brauchbares System zu erstellen, dass nicht zugleich auch die Gefahr von Schäden wegen "durchgehender" Heizfolien mit sich bringt. Weshalb ich mich damit auch nicht weiter beschäftige. Es braucht normalerweise auch keine Heizung, denn entweder man akzeptiert den Kapazitätsverlust bei Ladung der kalten Zellen, oder kauft gleich kaltladungsfeste LiFeYPO4-Zellen. Nur das die eben deutlich teurer sind und den Vorteil, dass sie die Kaltladung besser vertragen wegen, allein schon wegen ihres deutlich höheren Preises wieder zunichtemachen. Dann kann man nämlich auch gleich die kaltgeladenen und verschlissenen LiFePO4-Zellen öfter austauschen und bezahlt dann auch nicht mehr.


    Grüße, Tom

  • Guten Tag,


    Das Thema laden unter Null bzw Heizfolie interessiert mich auch.
    Wie machen es den die Mibewerber mit der Arctic version?
    Eine Carbonfolien-Heizung haben wir bereits in der Kabine mit Temperatur-Senor verbaut.
    Geht da paralell nichts?

    Wir machen auch Wintercamping aber der größte Teil des Wintres steht die Kabine kalt ohne Heizung auf einem Parkplatz.
    Das Problem, das Solarpaneel liefer bei Sonnenschein immer Strom.


    Schöne Grüße
    Thomas

  • Geringe Ladeströme im Bereich von C20 und darunter sind bei Lithium-Plating eher nicht das Problem. Andererseits geht die Welt auch nicht unter, wenn Batterien schon mal nach einigen Jahren Kapazität verlieren. Zumal man bei Solarstrom im Camper im Winter meistens gar nicht ausreichend viel Strom erntet, um damit vor der Ladung noch langatmig die Batterie aufzuheizen. Wenn man Lithium-Plating vermeiden möchte, sollte man mit Yttium dotierte LiFePO4-Akkus verwenden (die heißen dann LiFeYPO4 und es gibt solche bei der Firma Thundersky-Winston). Die vertragen Ladung bei Kälte besser, sind aber so teuer, dass man genauso auch die normalen LiFePO4 alle paar Jahre gegen neue austauschen kann.


    Wirklich problematisch wird Lithium-Plating aber bei hohen Ladeströmen: Wie lädt (und rekuperiert!) man z.B. Lithium-Batterien von E-Autos, wenn es kalt ist? Da hilft nur elektrische Vorwärmung oder eben nicht zu rekuperieren.


    Grüße, Tom

  • Achso, dieses noch zu der Heizung in Fertigbatterien:


    Soweit ich das sehe, handelt es sich eher um Marketing als um eine echte Innovation: Man bietet für ein Problem eine Lösung an. Wie gut (oder schlecht?) die in der Praxis funktioniert, ist da beim Marketing aber zweitrangig.


    Man überlege sich doch selbst einmal, wie lange es mit einfachen Heizfolien vorn und hinten an den Gehäuseinnenwänden wohl dauert, bis eine Rundzellenmatrix bei -5°C allein durch die gehäuseinterne Luftzirkulation bis in ihren Kern(!) hinein ausreichend aufgeheizt wurde, um wenigstens einigermaßen gefahrlos laden zu können, was schon wenigstens +5°C Kerntemperatur erfordert. Aufgrund der nicht unerheblichen Wärmespeicherkapazität der Mischung aus Metall und Salz (nichts anderes sind ja LiFePO4-Zellen) wird man darauf locker eine Stunde wird warten müssen, bevor man den Ladestrom guten Gewissens einschalten kann. Dann aber haben die äußeren direkt an den Folien liegenden Zellen sicher schon 50°C erreicht und dann sollte man den Ladestrom besser gar nicht erst einschalten, um die äußeren Zellen nicht zu überlasten.


    Deshalb sind sind solche einfachen Heizsysteme meiner Meinung nach eher nutzlos. Will man wirklichen Nutzen haben, benötigt man ein flüssiges gepumptes Medium zur Temperaturverteilung. Nur dass dadurch der technische Aufwand gleich so stark steigt, dass es preislich gegenüber dem früheren Neukauf von Batterien kaum noch wirtschaftlich ist. Wobei der Vorteil der sofortigen Ladung beim zur Verfügung stehen von Ladeleistung in jedem Fall bei den unbeheizten System verbleibt, denn die beheizten müssen ja erst mal zeitaufwändig beheizt werden... -|-


    Grüße, Tom

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