Daly BMS Einstellungen für 4S so sinnvoll?

  • Hallo zusammen!


    Ich habe vier 4 CATL 302Ah-Zellen im Camper und es wäre richtig nett, wenn ihr mir kurz sagen könntet, ob mein Daly BMS sinnvoll konfiguriert ist.

    Die Zellen sind in 08/2019 produziert worden und es hängt kein aktiver Balancer dran.


    Mit den 302Ah komme ich locker hin, ich möchte das BMS aber so konfigurieren, dass bloß kein Risiko eingegangen wird. Wenn also oben und unten etwas Kapazität zurückgehalten wird ist das okay für mich.

    Und zu der zweiten Seite habe ich eine Frage: Ich hab auf Youtube eigentlich nur gesehen, dass hier 3.6V als Zell-Nennspannung eingetragen sind, bei mir sinds 3.2V und hier im Forum hab ich auch schonmal 3.2V als Eintrag gesehen. Was sagt dieser Wert aus und was ist korrekt?

    Ist die übrige Konfiguration so sinnvoll?


    Vielen Dank!




  • Hallo,


    das sind sehr zurückhaltend gesetzte Werte, aber das kann man natürlich so machen, wird dann aber einen Teil der bezahlten Zellenkapazität nicht nutzen können. Dafür sollte sich die Lebensdauer ein Stück weit verlängern.


    Bei der Zellen-Nennspannung handelt es sich um genau die Nennspannung des verwendeten chemischen Systems, nämlich um die des verwendeten LiFePO4-Zellensystems: LiFePO4-Zellen haben eine Nennspannung von 3,2V. Wenn dagegen von 3,6 oder 3,7V Nennspannung die Rede ist, sind damit üblicherweise Li-Ion bzw. LiPo-Zellen gemeint.


    Deine Temperaturgrenzen sind auch sehr konservativ gesetzt., Das geht so lange in Ordnung, bis Dir das System bei hohen Außentemperaturen die Mitarbeit verweigert. Das passiert relativ vielen Leuten, die durch sehr zurückhaltende Einstellungen des BMS versuchen, sich eine etwas längere Lebensdauer der Zellen zu sichern und erst in diesem Moment wird den Leuten klar, was das in der Praxis eigentlich bedeutet. Die typische Reaktion ist dann aber nicht, einfach zu warten, bis es sich wieder etwas abgekühlt hat, sondern zuerst kratzt man sich verwundert den Kopf und reklamiert dann beim Händler den Defekt an der Batterie (oder dem BMS, je nach dem... 8o) und dann, wenn man schließlich realisiert hat, was da los ist, wird die Einstellung (vernünftigerweise) wieder etwas höher gestellt.


    Denn ganz so gern lässt man sich das Länderspiel dann doch wieder nicht vom BMS vorzeitig beenden. oO)


    Grüße, Tom

  • Ja, mancher ist geneigt zu glauben, bis hinunter zu 0°C wäre alles erlaubt und darunter dann - ZACK! - plötzlich gar nichts mehr. Aber das ist natürlich Unfug, denn solcherart Elektrochemie arbeitet analog. Das bedeutet aber auch, dass schon unterhalb 17°C gewisse Einschränkungen bei der Ladestromverträglichkeit beginnen.



    Und übrigens auch oberhalb von 45°C...


    Grüße, Tom

  • Hallo an alle,


    habe gerade erfolgreich meine 302 Ah CATL Batterie in meinen 550S Hymer eingebaut...

    ... und stehe jetzt genau vor den gleiche Fragen, was stelle ich da wohl ein. d.h. Vieles von oben ist schon sehr hilfreich.


    Noch eine Frage Tom:

    Du schreibst ja CATL empfiehlt maximale Ladestroeme von 75 A. Oben in den Einstellungen (und auch bei mir die Grundeinstellung des BMS), haben 300 A.

    Das ist dann wohl einbischen viel?? Eher runter auf 30-50 A?


    Beim Entladen sprichst Du ja auf Deiner Verkaufsseite von einer Leistung von >3KW, dh dann wohl, beim entladen koennen die 300 A nicht schaden, oder sollte man die lieber auch begrenzen? Nicht das ich das wirklich je auszeizen wuerde mit meinem Kuehlschrank und meinen 5 W LEDs :-)


    Gruss Christoph

  • Hallo Christoph,

    die Stromeinstellung beim Daly-BMS ist sicher eine der am meisten missverstandenen Funktionen. -|-


    Hier gibt man die Schwelle an, ab der das BMS den Stromfluss - sauber unterschieden in Ladestrom und Entladestrom - als Überstrom detektiert und dann abschaltet. Aber eine Begrenzung im Sinne einer Strombegrenzung, wo die Spannung dann so eingestellt wird, dass sich ein sauberer Dauerstrom in der eingestellten Größe ergibt, ist damit leider nicht zu erreichen. Statt dessen schaltet das BMS schlicht und einfach hart ab. Diese Funktion dient auch eher dem Schutz des BMS selbst, als dem Schutz der Batterie. Bei den 200A-BMS liegt die ab Werk eingestellte Abschaltschwelle dann auch bei 300A, bei 500A-BMS liegt sie ab Werk bei 750A. Also kurz: Diese Funktion ist zur Strombegrenzung im Sinne eines Batterieschutzes nicht zu gebrauchen.


    Möchte man den Ladestrom der Batterie temperaturabhängig im Sinne des CATL-Stromdiagramms begrenzen, wird man feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Denn als erstes würde man einen Gleichspannungswandler benötigen, wie er z.B. in Ladewandlern/Ladeboostern (was dasselbe meint...) enthalten ist. Solche Gleichspannungswandler können die Ausgangsspannung unter Last regeln und stellen hiermit die Grundlage für eine linear arbeitende Strombegrenzung dar, denn damit sich der fließende Ladestrom sauber regeln lässt, muss die Ladespannung dynamisch und fein so justiert werden, dass sich der gewünschte Strom als dauerhaft fließender Ladestrom ergibt.


    Als nächstes bräuchte man eine Möglichkeit, die Temperatur der Akkuzellen zu messen, welche die meisten Ladewandler ja noch mitbringen. Nur woher sollen die armen Wandler wissen, wie genau die Kennlinie des CATL-Stromdiagramms verläuft? Und wie groß die Batterie eigentlich ist, wovon der empfohlene maximale Strom ja auch abhängt? Da wird's also schwierig. Meine MicroCharge-Ladewandler schalten den Strom bei Kälte auch nur einfach ein und aus, was in Verbindung mit LiFePO4-Batterien einigermaßen sinnlos ist, weil das ja schon vom BMS selbst erledigt wird, jedenfalls wenn man es richtig konfiguriert hat. Aber eine einstellbare Kennline Strom zu Temperatur gibt es meines Wissens bei keinem Ladewandler auf dem Markt.


    Glücklicherweise ist das Ganze auch nicht sooo kritisch, wie man gemeinhin annehmen könnte, weil die Zellen nicht gleich den Löffel abgeben, wenn sie bei Kälte mal geladen werden. Ich hatte zum Thema Kaltladung von LiFePOI4-Zellen mal hier etwas geschrieben:

    Kaltladungsversuche an einer prismatischen 80Ah-LiFePO4-Zelle


    So lange man es nicht mit der Kälte oder dem Strom übertreibt, bleiben die negativen Auswirkungen eher gering.


    Grüße, Tom


    Achso: CATL lässt bei seinen 302Ah-Zellen durchaus Ladeströme bis zu 1C zu, also bis zu 302A. Das vertragen die auch absolut! Klar, die Lebensdauer wird durch so hohe Ladeströme nicht wirklich verlängert, aber gehen tut das.

  • Danke Tom,


    Damit bin ich bei meinem Abenteuer der Lifepo4 bmskonfigurierung bei SoC angekommen.

    Heute habe ich 88,3% Ladung erreicht und obwohl die Sonne scheint und er Motor läuft geht nix mehr rein.

    Und siehe im BMS gibt es eine Einstellung mit dem Namen SoC (State of Charge 🙂 für die anderen Christophs unter uns) und das liegt voreingestellt bei exakt 88,3%.

    Ist das gut und nur wenn ich wirklich alles brauche schalte ich auf 100.% oder kann ich immer 100% laden.

    Oder sind 100 % ein theoretisch technischer Wert und besser nie mehr als 88,3 % laden.


    Danke im voraus und ich hoffe, das wars dann erstmal.


    Gruß Christoph

  • Wenn das BMS den Ladezustand (State of Charge) bei Erreichen der Vollladung nicht auf 100% schaltet, wird die im BMS eingestellte Ladeschlussspannung nicht erreicht.

    Abhilfe: Ladeschlussspannung erhöhen oder Einstellung anpassen.

    Die Einstellung des SoC im BMS selbst ist nur dafür da, den momentanen SoC-Wert der in der App angezeigt wird, direkt einzustellen. Damit wird keinerlei sonstige Einstellung bewirkt, also auch keine Begrenzung der maximalen Aufladung nur auf 88,3%.


    Grüße, Tom

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