Fragen zum MicroCharge LiFePO4-Bigblock

  • Guten Abend Herr Rücker,

    es ist alles gut angekommen, vielen Dank! Ich habe im Forum alle Beiträge zur Akku-Kapazitätsmessung und den systembedingt "eingebauten" Fehler gelesen, ich stelle aber noch weitere Fehlmessungen fest, die sich mit dem Nichterfassen kleiner Ströme in der Saldierung nicht erklären lassen. Ich beziehe mich im Folgenden auf die Anzeigen der Bluetooth-App des Daly-BMS.

    Als der Bigblock kam stand die Kapazitätsanzeige bei 25%. Ich dachte, ich lade ihn erstmal voll auf, bis ich die Waschmaschine teste. Geladen wurde er bis dahin von meinen Solarpanels mit in der Spitze rund 16A. Die App zeigte den Ladestrom jeweils auch korrekt an – etwa im Vergleich mit der Anzeige des Ladereglers. Nach ein paar Tagen stand die Kapazitätsanzeige der Daly-App bei 75%, der Ladestrom ging aber nicht mehr über 1,5A hinaus. Die Zellspannung lag zur gleichen Zeit bei 3,36V, insgesamt also bei 13,44V.

    Frage 1: Vermute ich richtig, dass die Ladespannung deshalb so niedrig war, weil der Akku fast voll war? Wäre dies bei 3,36V Zellspannung schon der Fall? (Der MPPT-Laderegler soll angeblich auf LiFePo4-Stellung in der Boost-Phase 14,6V liefern, als Erhaltungsladung 13,6V, wobei ich kein geeichtes Voltmeter habe, womit ich diese kleinen Unterschiede sicher feststellen könnte.)

    Ich habe dann heute die Waschmaschine angeschlossen. Es hat mit dem Wechselrichter alles funktioniert, er hat nur ein paar Mal kurz den Lüfter eingeschaltet, es ist nichts heiß geworden. Die Akkuspannung sank bei hoher Belastung (knapp 2KW) auf 12,7V, lag dann bei Wegfall der Last wieder etwas höher. (Wie erwartet hat die parallel geschaltete Bleibatterie nur während dieses Spannungsabfalls unter hoher Belastung etwas beigesteuert. Insofern reagiert alles wie geplant.)

    Während des Wäschewaschens hat die Daly-App allerdings beim Strom Unsinn angezeigt. Am Morgen hatte ich kurz die Kaffeemaschine dran, da zeigte sie korrekt -78A an, das kommt hin. Jetzt aber zeigte der Wechselrichter mit der Waschmaschine aber bspw. 3A bei 230V, was knapp 700W entspricht und die App aber nur A-Werte im einstelligen Bereich, dabei müssten es knapp 60A gewesen sein.

    Die Kapazitätsanzeige ist nach dem Waschen auf 60% gesunken (von 75%), was nicht sein kann, da die Waschmaschine (mal mit einer Powerstation getestet) rund 1KWh braucht, das wäre auf den Bigblock bezogen fast ein Drittel von seiner Kapazität.

    Während der Wäsche (also nach etwas Stromverbrauch) lädt der Laderegler wieder mit der gewohnten Stromstärke, er ist also nicht defekt.

    Nach der Wäsche zeigt die App jetzt auch wieder korrekte A-Daten beim Laden an.

    Frage 2: Was kann ich tun? In der App gäbe es Neustart/Reset/Kalibrierung. Ich habe bislang nichts geändert. Oder ist was kaputt?

    Frage 3: Wie schätzt man praxistauglich am besten den Ladezustand eines LiFePo4-Akkus, wenn die App unzuverlässig ist und an der V-Zahl wenig abzulesen ist?

    Wenn Sie denken, dass das auch für andere interessant ist, kann ich das auch im Forum posten, ich dachte nur, ich frage Sie erstmal so.

    Vielen Dank für Ihre Antwort und viele Grüße

    Wolfgang F.

  • Hallo Herr F.,


    vermutlich hat Ihr Laderegler bei Überschreitung eine bestimmten Ladeschlussspannung und gleichzeitiger Unterschreitung eines Mindestladestroms von Boost- auf Floatladung umgeschaltet. Die Daly-BMS benötigen bei der von mir vorgenommenen Einstellung eine (am BMS ankommende!) Ladespannung von mindestens 14,4V, um auf 100% Ladezustand zu schalten. Wird diese Spannung nicht erreicht, kann die Ladezustandskontrolle nicht korrekt arbeiten.


    Abweichungen bei der Anzeige des fließenden Stroms haben oft ihren Grund in der Impulsform des fließenden Stroms. Man stellt sich den Strom meist als gleichmäßig fließende Menge vor, was aber in der Praxis, besonders bei stark impulsbehafteten Lasten wie Wechselrichtern, oft nicht so ist. Da die Strommessung innerhalb des BMS als „Dips“ erfolgen, also als sehr kurze Momentanmessungen, kommt es bei solchen Impulsströmen dann oft zu Fehlmessungen.


    Wenn Sie Wert auf besonders eine besonders genaue Anzeige des Ladezustands legen, dann muss ich darauf hinweisen, dass es sich dabei im strengeren Sinne nicht um eine Messung handelt, sondern eher um eine Schätzung. Es ist nämlich, Sie lasen es sicher schon in diversen Foren und Anleitungen, nicht ohne weiteres möglich den Ladezustand einer LiFePO4-Batterie messtechnisch zu erfassen. Etwas genauere Anzeigen bieten in der Regel externe Batteriecomputer, welche, anders als das BMS, auf diese „Messungen“ mehr spezialisiert sind als die Daly-BMS, deren eigentliche Funktionen ja ganz andere sind als die Anzeige der Batterie-Kapazität. Solche Batteriecomputer können Sie problemlos zusätzlich n die Batterie anschließen.


    Ganz allgemein würde ich aber davon abraten, Ladezustandsanzeigen bei LiFePO4-Batterien zu viel Vertrauen zu schenken, da es aus technischen Gründen leider oft vorkommt, dass solche Anzeigen völligen Unsinn anzeigen. Mir persönlich erscheint es sicherer, einfach den Verlauf von Batteriespannung und -strom zu beobachten und sich so ein selbst ein „gefühltes“ Maß des Ladezustands zu bilden. So kann man z.B. leicht erkennen, wenn die Batteriespannung ohne fließenden Strom unter 13,1V abfällt, dass die Batterie schon ziemlich leer ist. Oder wenn die Batteriespannung, wiederum ohne fließenden Strom betrachtet, über 13,35V liegt, dass der Ladezustand dann ziemlich hoch sein wird.


    Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.


    Grüße, Tom

  • Hallo Herr Rücker,

    vielen Dank für Ihre rasche Antwort. Dann verhält es sich so, wie ich es mir auch schon überlegt hatte. Das bedeutet, dass nichts kaputt ist, das ist ja die Hauptsache. Ich bin insgesamt sehr froh, dass das System heute den ersten Härtetest wie geplant überstanden hat :-) Der WR scheint mir der richtige zu sein, gut, dass ich den größeren genommen habe.

    Zwei kurze Nachfragen noch:

    - Gibt es einen einigermaßen festen Wert für die Zellspannung, wenn der Akku "ganz voll" ist? Oder gibt es "über 13,35V" hinaus keine praxistaugliche Feststellungsmöglichkeit, teils ist ja bei "voll" von Leerlaufspannungen von 13,6V die Rede? Ich würde ansonsten denken, dass "über 13,35V" IN VERBINDUNG MIT "kaum noch Stromaufnahme" am Laderegler in jedem Fall für "voll" sprechen würde.

    - Ich habe den Bigblock und den alten 110Ah-Bleiakku direkt parallel geschaltet (also Kabel vom Bigblock zum Wechselrichter wie besprochen ohne Sicherung und dann Kabel vom WR zum Bleiakku (auch ohne)). Macht es Sinn, den Bleiakku zum Bigblock hin noch extra abzusichern? Die von der Parallelschaltung abzweigende Leitung zu den 12V-Verbrauchern ist gesichert.

    Merci und viele Grüße aus Heiligkreuz

    Wolfgang F.

  • Hallo Herr F.,


    das anhängende Zellenspannungs-/Ladungszustand-Diagramm wird Ihre Frage sicher beantworten. Allerdings ist es nicht möglich, den Ladezustand einer LiFePO4-Zelle direkt anhand der Spannung zu bestimmen, da hierfür die Kennlinie deutlich zu „krumm“ ist und auch je nach Akkutyp, Hersteller, fließendem Strom, Alter und Temperatur schwankt. Man kann nur die Punkte der Fast-Vollladung ( Zellenspannung > 3,45V) und der Fast-Entladung (Zellenspannung < 3,0V) einigermaßen genau identifizieren.



    Da Bleiakkus selbst kein BMS und auch keine weitere Absicherung besitzen, ist es immer sinnvoll, direkt am Pluspol eine Kabelsicherungen einzusetzen, um gegen eventuelle Kabelkurzschlüsse gewappnet zu sein.


    Grüße, Tom

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