Akkuauslegung im Wohnmobil - was geht und was eher nicht? 1001 Frage

  • Sehr geehrter Herr Rücker,


    gestatten Sie mir mich kurz vorzustellen: mein Name ist Wilhelm S.,66, lebe in Wien und habe mir vor ca. 1 1/2 Jahren ein Wohnmobil von Knaus gekauft. Nach jahrelangem Suchen und nicht Entscheiden-können
    habe ich dann doch zugeschlagen, weil es mir als Schnäppchen erschien. Es war ganz neu und aus einer Konkursmasse um ein Drittel billiger als der Listenpreis. Ich bin wahnsinnig glücklich damit. Habe es allerdings
    noch nicht sehr viel genützt, weil ich zwischenzeitlich noch einige längerfristige Dinge erledigen musste, Umzug in eine kleine Wohnung, beruflich usw....


    Jetzt allerdings kriege ich langsam das Gefühl, dass mir die Zeit davonläuft, und ich beginnen muss das Teil auch wirklich zu nützen, bevor es vielleicht nicht mehr möglich ist.
    Ich habe mit diesem Ding einige Pläne, weshalb ich es mit einigem etwas aufmotzen möchte. Zu allererst möchte ich genügend Strom zur Verfügung haben.


    Bei meinen Internet-Recherchen bin ich zufälligerweise auf ein Forum namens "MicroCharge" gestossen, wo ich einen Beitrag von einem "TOM" gefunden habe, wo ich mir sofort dachte, der versteht was von Batterien...
    Zweiter Gedanke, den werde ich kontaktieren. Über Ihr Profil habe ich dann Ihre Mail-Adresse herausgefunden und auch festgestellt, dass Sie dieses Forum betreiben und auch eine eigene Firma haben. Prima.


    Also was ich schon mal durch Sie gelernt habe: In meinem WOMO KNAUS Van TI Fiat 550 MD 2,3l (130 PS) ist lt. Aussage der Werkstätte (angeblich) eine Drehstrom LiMa 140 Ampere eingebaut. Wenn ich Ihren Ausführungen
    richtig folgen konnte, macht es wenig Sinn mehr als zwei Batterien (Akkus) a 70Ah (derzeit nur eine AufbauBatterie vorhanden -Ampere ??, muss erst nachschauen-) einzubauen, weil die LiMa sie nicht voll kriegen würde,
    bzw. der Ladevorgang viel zu lange dauern würde. Man müsste sie dann nach Bedarf über 220 V aufladen. Ist der Querschnitt des eingebauten Kabels von der LiMa zum Ladegerät groß genug ???? (Fragen,Fragen)


    Herr Rücker, nachdem ich Ihren Punkt "Philosophie" studiert hatte, möchte ich Ihnen ein Angebot machen:


    ich möchte Sie ersuchen ob Sie mir -gegen Bezahlung, natürlich- eine ausgiebige Beratung zukommen lassen könnten.


    Mein Plan wäre: ich möchte zwei Aufbau-Batterien haben die Leistungs-mäßig zur vorhandenen Lichtmaschine passen, ich brauche dazu ein passendes Ladegerät (das vorhandene wird es wahrscheinlich nicht tun)
    ich möchte ein Batterie-Überwachungsgerät haben und eventuell zwei Solarzellen am Dach. Wäre auch bereit für den Fall der Fälle einen z.B. Yamaha (leiser als der Honda) Generator 2000 W, oder eine EFOY
    Brennstoffzelle zu kaufen.


    Viele, viele Fragen sind offen:


    Welchen Batterie-Typ zum Beispiel.
    Habe in der Heckgarage eine Blei-Säure Batterie stehen. Beim öffnen der Garagentür gibt es immer den leicht säuerlichen Geruch, der mir auch schon im Inneren des Wohnmobiles aufgefallen ist. Ich habe das bisher als
    Neuwagen-Plastikausdünstung gewertet, die hoffentlich irgendwann verschwinden wird. Jetzt zwischenzeitlich weiß ich, das es sich hier um eine Ausgasung handelt, um sogenanntes Knallgas. Welches auch angeblich
    gar nicht so ungefährlich ist. Mir wurde zwischenzeitlich von einem Händler nur die GEL Batterie von Optima eingeredet.


    BlueTop vom Typ: BT DC 4,2 / BT DC 5,5
    Diese Batterien sind Dual Power Batterien. Sie wurden für das Starten von Motoren entwickelt, sind zyklenfähig und damit für Boote geeignet, die aufgrund von Zubehör einen großen Energiebedarf haben.


    Empfohlene Ladespezifikationen:


    Reglerspannung der Lichtmaschine:
    13,65 bis 15 Volt, keine Strombegrenzung.


    Batterieladegerät:
    13,8 bis 15 Volt, maximal 10 Ampere, ungefähr 6 - 12 Stunden


    Bei Traktions- bzw Zyklenbetrieb:
    14,7 Volt, keine Strombegrenzung solange die Temperatur unter 50°C bleibt. Wenn der Strom unter 1 Ampere fällt, schließen Sie den Ladevorgang durch eine einstündige Ladung mit konstantem Strom von 2 Ampere (BT DC 4,2)
    bzw. mit 3 Ampere (BT DC 5,5) ab.


    Schnellladung:
    Maximal 15,6 Volt (konstant).
    Maximale Stromstärke: unbegrenzt solange die Temperatur < 50°C bleibt.
    Maximale Ladezeit: Laden Sie die Batterie, bis der Strom unter 1 Ampere abfällt.


    Ladeerhaltung/Dauerladung:
    13,2 bis 13,8 Volt, maximale Stromstärke 1 Ampere, unbegrenzte Ladezeit (bei niedrigerer Spannung).


    Alle Grenzwerte müssen strengstens eingehalten werden.


    Bei obigem blauen Text bin ich schon wieder überfordert. Viele, in den diversen Foren meinen Gel Batterien sind zu teuer und halten nicht lange, aber meine stinkt. Die GEL sind geschlossen und wartungsfrei !!!???


    Fragen über Fragen.


    Batterien parallel schalten, was ist ein Trennrelais (notwendig) , Überspannungsschutz notwendig, was ist das, Unterspannungsschutz automatisch ? wie funktionieert das, welchen Batterie-Controller, von Vectronic glaube ich
    gibt es einen der Solarpaneele mit einbezieht, was er da tut ?? wahrscheinlich kann man damit die Menge des eingespeisten Stromes ablesen......


    Ich würde jemanden brauchen der mich neutral berät, wie eine optimale Stromanlage ausschauen soll, was notwendig ist, was nicht usw.
    Außerdem wer macht sowas hier in Wien. Bei meinem Wohnmobilhändler habe ich kein gutes Gefühl. Die zwei Arbeiter die er dort hat, naja.......
    Welche Solarpaneele-----> die Stromeinspeisung erfolgt über das normale Ladegerät ??, welches Ladegerät für die beiden neuen Batterien ?
    Brennstoffzelle oder Generator. Welchen Spannungswandler, möchte eventuell einen Drucker kurzzeitig betreiben, ist es möglich eine Tasse Kaffe mit einer Nespresso Kaffemaschine (1750 Watt, Laufzeit 1min20sec) zu betreiben..
    Fragen über Fragen...
    Kann man die momentan vorhandenen Lämpchen ganz einfach gegen LED-Lämpchen tauschen um Strom zu sparen, passen die....???!!!!


    Wäre schön, wenn ich vom Campingplatz eher mehr unabhängig wäre, wenn ich unterwegs bin.


    Meine Stromansprüche: am Abend ausgiebig Fernsehen, Sat-Empfänger, autom Sat-Spiegel fehlt auch noch, Heizung wenn es kalt ist, Kühlschrank Gas oder 12V ????,


    Fragen über Fragen. Wenn die Batteriespannung auf 12,5 V absinkt, wie lange muß gefahren werden, bis sie wieder voll sind.......... ist das Ganze überhaupt machbar usw usw usw....


    Wenn ich richtig verstanden habe, betreiben Sie eine Handelsfirma mit solchen Teilen !?


    Ich würde eine ordentliche neutrale Beratung brauchen, jemanden der mir sagt welche Teile notwendig und optimal für eine gute Anlage sind und wer mir das alles einbaut.


    Nochmals nix ist umsonst auf dieser Welt.
    Herr Rücker könnten Sie sich vorstellen mich diesbezüglich zu beraten. Wo befinden Sie sich in Deutschland. Kennen Sie einen exquisiten Auto-Elektriker ?


    Ich würde mich über eine Antwort von Ihnen sehr freuen.


    Vielen Dank im Voraus,
    mit freundlichen Grüßen


    Wilhelm S. aus Wien.

  • Hallo Herr Rücker,


    habe Ihnen heute schon mal geschrieben, wegen meinen Wohnmobil-Einbauplänen, 2. Aufbaubatterie...usw.


    Habe Heeßen soeben gegoogelt. Wollte Sie fragen ob Sie jemanden kennen, der mir meine Einbauwünsche perfekt und sicher erfüllen könnte ?
    Jemand den Sie mit ruhigem Gewissen in Ihrer Nähe empfehlen könnten, wo Sie wissen, der macht das so, dass der Alte aus Wien damit zufrieden ist ? Die dazu notwendigen Teile könnte ich dann ja bei Ihnen kaufen.
    Ich brauche einen verlässlichen Fachmann, wo ich mich verlassen kann, dass dann alles funktioniert, alle notwendigen Sicherungen vorhanden sind, geeigneter Regler (weiß nicht ob der auf meiner LiMa paßt, Ladegerät von Ihnen, geeigneten Wechselrichter für meine Notwendigkeiten, auch vorhanden sind, und die Kabel alle dick genug sind, damit die Akkus auch wirklich voll werden. Ich habe Angst vor Kurzschluss, Brand usw....
    Außerdem möchte ich die nächsten Jahre Ruhe haben mit genügend Strom zur Verfügung. Mir ist schon klar, dass man immer wieder fahren und aufladen muß.
    Sind Solarpaneele zusätzlich überhaupt ein Gewinn ?. Habe darüber auch schon negatives gelesen. Müsste ich da dann nicht dauernd in der Sonne stehen. Wäre mir und meinen zwei kleinen Hunden im Sommer zu heiß.
    Wobei, je länger ich diese Foren studiere, um so unsicherer werde ich. Ich verstehe eben leider zu wenig von der Materie. Aber vielen Anderen gehts anscheinend ähnlich !!
    Es wird auch viel blablabla geschrieben...


    Je länger ich Ihre Ausführungen in Ihrem Forum lese, je mehr habe ich das Gefühl, Sie sind der GURU den ich brauche.


    Oder ist vielleicht doch alles halb so wild ?


    Habe bisher nur Tagesausflüge gemacht. Jedoch auch die Heizung betrieben und ferngesehen und hatte mit der einen Batterie auch keine Probleme (werde morgen nachschauen, glaube es ist eine
    100Ah Batterie).
    Was mich stört ist diese komische LED-Stufen Anzeige grün ...gelb....orange...rot. Bin eigentlich bisher nie unter gelb gekommen. Keine Ahnung was gelb bereits bedeutet. Ist dieses Stadium bereits
    zu tief ? Würde schon gerne genauer wissen wie es um die Spannung steht, soll ja angeblich nie unter 12,5 V gehen wegen der Lebensdauer. Auch wieviel Restkapazität noch zur Verfügung steht. Sind die Gel-Batterien die besseren oder wenigstens genauso haltbar wie eine Säure-Wasser-Batterie?. Den sauren Geruch will ich künftig nicht mehr. Wieviel Knallgas entsteht hier eigentlich beim Ausgasen ?
    Ist das harmlos ? Die Sat-Antenne macht mir auch Sorgen.


    Wenn Sie nur 10% durch mich so genervt sind, wie ich es momentan selber bin, möchte ich mich hiermit gleich bei Ihnen entschuldigen .


    Vielen Dank.
    Hoffe auf Ihre Antwort.


    Viele Grüsse aus Wien
    Wilhelm S.

  • Hallo,


    ich danke Ihnen für Ihre lieben Zeilen und möchte Sie zunächst etwas beruhigen: So kompliziert wie Sie es momentan sehen, ist das alles nicht. Weshalb ich Ihnen rate, die Sache auch nicht mit zu viel komplizierter Technik anzugehen. Sie brauchen Strom, das ist klar. Man kann aber schon gut 80% der maximal möglichen verfügbaren Energie mit ganz einfacher Technik und zu geringen Kosten bekommen, da braucht es längst keine komplizierten Batterie-Computer oder ähnliches. Das haben Sie sicher schon beim lesen in meinem Forum bemerkt. Übrigens haben Sie leider mit Ihrer Feststellung recht, daß das Internet oft eine zwiespältige Informationsquelle ist, denn leider verfügt nicht jeder Forenautor über die Sachkunde, die man beim lesen seines Beitrages vermutet. Besonders Laien fällt die Auswertung der so gewonnenen Informationen daher schwer und häufig ist man hinterher verwirrter als zuvor...


    Gern gebe ich Ihnen einige Tipps, was Sie bei der Auslegung Ihrer Akkuanlage möglichst beachten sollten und sicher kann ich Ihnen auch das eine oder andere Gerät empfehlen. Bei der Frage nach kompetenten KFZ-Elektrikwerkstätten kann ich Ihnen aber leider auch nicht weiterhelfen, da ich deren Dienste selbst nie in Anspruch nehme.


    Also, was benötigen Sie?


    Sie schreiben, Ihre Lichtmaschine leistet maximal 140A. Ich sehe deshalb keine Schwierigkeiten, wenn Sie zusätzlich zur Starterbatterie (die kann bleiben wie sie ist) zwei AGM-Akkus mit je etwa 100Ah einsetzen, soweit sich diese unterbringen lassen. Auch die Parallelschaltung mehrerer kleinerer Akkus ist möglich, wenn die räumlichen Verhältnisse dies erforderlich machen.


    Wenn Ihre Säure-Akkus stinken, dann liegt dies entweder an Ihrer besonders feinen Nase, andernfalls an Überladung, Tiefentladung, oder verschlissenen Akkus, Normalerweise sollte man Bleiakkus jedenfalls nicht riechen! Das was da stinkt ist auch kein Knallgas (Wasserstoff/Sauerstoff-Gemisch welches bei der Gasung entsteht, ist beides geruchlos), sondern Schwefeldioxyd, bzw. ein Schwefelsäure-Aerosol, das bei starker Gasung aus der Batterie austritt. Hier muß ich Ihnen sagen, daß AGM- oder Gel-Akkus fast ebenso stinken, wenn man sie überlädt oder anderweitig misshandelt, die nehmen sich also nichts. Allerdings tritt bei AGM- und Gel-Akkus kein Schwefelsäure-Aerosol aus, was einem die Umgebung verpestet, auf das es dann rostet. Also mal prüfen, was mit Ihrem Akku schief läuft, daß der so müffelt (Spannungsmessung an den Polklemmen beim Laden und unter Last).


    Eine Möglichkeit einzubauen, die Batteriespannung in Ihrem Wohnmobil ohne großen Aufwand möglichst genau prüfen zu können, möchte ich Ihnen auch ganz besonders ans Herz legen. Die Batteriespannung und deren Verlauf sagt wirklich sehr viel über den Gesundheits- und Ladezustand der Batterien aus und deren Ermittlung kostet wenig. Wenn man sich noch den rein- und rausfließenden Strom mittels Amperemeter anzeigen lässt, grenzt die Sache schon fast an Perfektion, weil man die Spannungsablesung mit dem fließenden Strom "gefühlt" in Beziehung setzen kann und so schon nach kurzer Gebrauchszeit ein noch viel besseres Gefühl für Befindlichkeit und Ladezustand der Batterien bekommt. Wenn man einen Batteriecomputer einsetzt, erscheint zwar zunächst alles supertoll weil man selbst nicht mehr denken muß und eine Anzeige von Amperestunden Restkapazität direkt auf dem Computerdisplay vorfindet, aber man muß dann natürlich auch alles glauben, was das Gerät einem so erzählt. Es passiert leider nicht selten, daß der Batteriecomputer noch 50Ah in den Batterien "vermutet", diese beim Zuschalten von Verbrauchern aber nur müde mit den Schultern zucken. Das ist dann der unvermeidliche "Schätzfehler" des saldierenden Batterie-Buchalters, gewürzt mit Kompensations-Faktoren und diversen Kaffeesatz-Mutmaßungen und sowas braucht kein Mensch. Also regelmäßig Volt- und Amperemeter betrachten und seine eigenen Schlüsse ziehen.


    An dieser Stelle muß ich meine Ausführungen zunächst unterbrechen, da ich heute Vormittag leider etwas knapp an Zeit bin. Ich werde aber zu späterer Stunde den Vortrag fortführen und bitte um Ihr Verständnis, wenn ich hier und heute stückeln muß. Sollten Ihnen nun neue Fragen einfallen, dann stellen Sie diese am besten an dieser Stelle, damit ich meinen Redeschwall dann darauf abstimmen kann. ;-)


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • So, jetzt sind die Bestellungen vom Wochenende und die ersten dieser Woche abgearbeitet und ich kann Ihre Fragen weiter beantworten. Bitte verzeihen Sie, wenn ich Ihre Fragen nicht 100%ig bin der Reihenfolge beantworte, in der Sie diese gestellt haben. Vermutlich habe ich auch die Hälfte glatt vergessen. Ich greife mir einfach mal eine Frrage raus und komme mit der Antwort darauf dann zur nächsten. Oder von Höxchen nach Stöxchen, wer weiß...


    Als Zweitakku verwendet man heute üblicherweise AGM- oder Gel-Akkus. Akkus mit flüssiger Säure kann man auch verwenden, allerdings sollte man keine Autobatterien nehmen, die halten unter zyklischer Beanspruchung nicht lange. Ob man AGM- oder Gel-Akkus verwendet, ist relativ egal, die nehmen sich beide nicht viel. Die AGM-Akkus sind stärker verbreitet.


    Solarpanele sind immer eine gute Sache, allerdings darf man sich nichts vormachen: Wenn man nicht gerade durch die Wüste fährt, oder irgendwo 10 Tage steht ohne den Batterien Strom zu entnehmen, bringen sie - im Verhältnis zu ihren Kosten - nicht wirklich viel. Wer das Geld hat, schraubt sie sich auf's Dach. Wer nicht, der lässt es.


    Ein Kühlschrank nimmt zwar keine hohe Leistung auf, dafür zieht er oft und laaange(!) Strom, was sich letztlich zu einer erstaunlichen Energiemenge aufsummiert. Darum gibt es mit Kühlschränken auch überproportional viele Schwierigkeiten bzgl. der Battterie-Stromversorgung. Ich emfehle daher, möglichst gasbetriebene Kühlschränke zu verwenden, dann hat man mit den Batterien erheblich größeren Spielraum. Dafür muß man öfter mal neue Gasbuddeln besorgen, was aber meist die engenehmere Alternative ist, wenn man mal länger steht und nicht dauernd "auf Achse" ist.


    Um die Beleuchtung sparsamer auszuführen, empfehlen sich im allgemeinen Niederdruck-Gasentladungslampen, oder populär: Neonröhren! Hier sind spezielle 12V-Leuchtstofflampen im Vorteil, weil man nicht erst 12V-Batteriestrom mittels Wechselrichter in 230V-Wechselspannung hochtransformieren muß, damit die handelsüblichen Energiesparlampen mit ihrem eigenen Schaltnetzteil diese 230V dann wieder in die individuelle benötigte Spannung von 60 bis 100V umwandeln müssen, Jede Wandlung bringt Verluste mit sich, weshalb man nicht zu oft und viel wandeln sollte. Spezielle LED-Leuchtmittel sind auch verwendbar, deren Licht ist aber gewöhnungsbedürftig und meist eher schwach. Zudem teuer. Der Markt hält eine schier unüberblickbare Vielfalt von LED-Leuchtmitteln bereit, so daß ich hier keine besonderen Tipps geben kann, welche sich eignen und welche nicht. Insgesamt kann man aber sagen, daß die Beleuchtung ein eher kleines Problem bei der autarken Versorgung mit Batteriestrom darstellt, weil sie so oder so nicht viel verbraucht.


    Schwieriger ist es mit sehr starken Verbrauchern wie Fön, Wasserkocher und dergleichen. Hier sind Leistungen im kW-Bereich erforderlich, die von den Batterien nur schwer und nur für kurze Zeit aufzubringen sind. Weshalb ich Wasser generell mit Gas erhitzen und Haare eher mit dem Handtuch trocknen würde. Natürlich kann auch hier ein Wechselrichter den Batteriestrom auf die benötigten 230V Wechselstrom umsetzen, aber dann müssen schon ein Wechselrichter von wenigstens 2,5kVA Leistung und hochstromfähige Batterien mit nicht weniger als 200Ah verwendet werden. Die Wirkungsgrade von Wechselrichter und Batterien sinken bei derartig hohen Leistungen meist stark ab, so daß man letztendlich etwa die doppelte Energiemenge benötigt, die solche starken Verbraucher aufnehmen.


    Kurze überschlägige Abschätzung:


    Um mittels elektrischem Wasserkocher (Leistungsaufnahme etwa 2kW) 0,5l Wasser für Tee oder Kaffee zu erhitzen, werden etwa 170kJ Energie benötigt, oder umgerechnet rund 50Wh. Durch den Wechselrichter und den bei so hohen Belastungen abfallenden Wirkungsgrad der Batterien werden dafür knapp 100Wh aufgenommen (50% gehen als Wärme in Akku und Wechselrichter verloren), was bei 12V-Systemen schon so ungefähr 10Ah entspricht. Das mag zunächst wenig erscheinen, besonders wenn man Akkus mit einer Gesamtkapazität von 200Ah an Bord hat, aber die 200Ah sind auch nur ein theoretischer, auf die Akkus aufgedruckter Wert, den man praktisch nie wirklich zur Verfügung hat. In der Regel wird man nur über etwa die Hälfte der Nennkapazität verfügen können. Wenn man dann aber schon 10% des kostbaren Stroms allein zum erhitzen zweier Tassen Kaffee rausschmeist, wird das abendliche Fernsehprogramm vermutlich eher kurz ausfallen. Naja, es läuft ja 'eh nur Mist in der Glotze, geht man halt früher schlafen... ;-) Man sieht: Es geht bzgl. des Energieinhalts nichts über Propangas oder Benzin, Strom aus Akkus ist dagegen eine eher kümmerliche Alternative. Drum fahren wir auch mit Benzin oder Gas und nicht elektrisch. Also möglichst nur das elektrisch betreiben, was nicht anders betrieben werden kann: Fernsehen, Funk, Navigation, Radio, Computer. Selbst die gute, alte petroleumbetriebene Starklichtlampe mit Luftpumpe kommt heute unter Campingfreaks, wenigstens im Außenbereich, wieder oft zu Ehren, und das nicht nur deshalb, weil sie keinen Strom verbraucht, sondern auch wegen ihres schönen nostalgischen Zischens.


    Wenn Sie beabsichtigen, an Stellen zu campieren, die Netzstromversorgung bieten, ist ein ausreichend stark dimensioniertes Netz- und Ladegerät natürlich ideal, um sich dort vollständig mit Strom zu versorgen und gleichzeitig die Batterien für die nächste Etappe aufzuladen. Irgendwas um die 30A bei 14V-Ladespannung sollte ausreichend sein. Technische Gimmiks ("IUoUoabcd...") sind auch hier weniger wichtig, als stabile Auslegung, hohe Leistung und ordentlichen Qualität.


    Firmen die einen guten Umbau durchführen, kann ich Ihnen leider keine empfehlen. Mir fehlen hier einfach die Erfahrungen. Da würde ich mich mal im Internet bei Gleichgesinnten umhören, was die für Erfahrungen mit Werkstätten gemacht haben. Sicher wird sich schnell eine Firma finden, die Ihnen zusagt. Und wie gut es wurde, weiß man eh erst nach Abschluß der Arbeiten und dem Erhalt der Endabrechnung.


    Habe ich noch etwas vergessen? Falls ja: Immer nachfragen. So es meine Zeit zulässt, gebe ich gern Auskunft.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Sehr geehrter Herr Rücker,


    vielen vielen Dank für die grosse Mühe, die Sie sich für Ihre Antworten machten. Hab direkt jetzt schlechtes Gewissen, Ihnen so viel Arbeit gemacht zu haben.
    Muss schmunzeln, weil vieles was Sie geschrieben haben mir aus der Seele spricht, und ich mir zwischenzeitlich fast wortgenau schon selber auch gedacht habe.


    War am Wochenende in Wels auf einer Campingausstellung um mich umzuschauen. Habe dort eine in Wiener Neustadt ansässige Firma gefunden die mir diese Elektrik-Sachen machen wird. Ich möchte mir dann auch gleich den Sat-Spiegel machen lassen, damit gleich alles erledigt ist.


    Die haben mir zwei AGM-Batterien a 100Ah empfohlen, und einen Batteriecontroller von Votronic:


    http://www.promobil.de/test/mo…erie-computer-100076.html


    Das eingebaute Ladegerät, kann lt. Angabe der Firma bleiben, weil es nachdem das Auto neu ist, sicher ein modernes besitzt und eine zusätzliche Batterie keinen Unterschied macht. Stutzig hat mich nur gemacht das sie meinten dass zusätzliche Sicherungen nirgends notwendig sind. Ich bilde mir aber ein, dass Sie Herr Rücker irgendwo in Ihrem Forum erwähnt haben dass in den Leitungen zwischendurch Sicherungen hineingehören.
    Die Frage ist auch ob der verbaute Leitungsquerschnitt ausreicht?



    Sie schreiben ein Volt und Amperemeter würde reichen. Wie schaut das konkret aus, was müsste ich da kaufen? anstatt diesem Controller.


    AGM statt Gelbatterien ? Sie schreiben egal. Vorteil: AGM sind leichter, allerdings gibt es die AGM noch nicht so lange, (angeblich) noch keine Erfahrungswerte ?.



    Bei meiner Beleuchtung habe ich diese kleinen Stecklamperln, 7W drinnen. Kann man stattdessen nur LED hineinstecken und sonst nichts ? Wenn ja, könnte ich ja einmal ein paar kaufen und schauen wie das Licht ausschaut. Außerdem habe ich bei Conrad gesehen, die haben diese kleinen Neon-Aufbauleuchten mit 12 V.


    Habe vor, ein direktes Ladekabel für meinen Laptop von 12V Stecker auf 19,5 V / 6,15 A bei Conrad zu kaufen, damit ich mir das 121V--->230V---->19,5V erspare.


    Habe mir gestern den guten alten Filtercaffe mittels Gas gemacht. Der schmeckt mir eh am besten. Außerdem habe ich von meiner Mutter so einen kleinen keramischen Filteraufsatz (Filtergröße 1) geerbt. Da hat sie mir immer Kaffee gemacht, wenn ich bei ihr war. Meine Mutter war so eine einfache bescheidene Frau... Tränen. Jedesmal wenn ich das Teil jetzt im WOMO benütze, denke ich an Sie, also reist sie in einer Form mit. Also ich pfeife auf die Nespresso, und habe dadurch wieder ein Problem beseitigt.


    Fernsehen ist mir am Abend schon wichtig, obwohl ich zugebe, dass sehr viel Schund dabei ist, man jedoch immer wieder bei der grossen Senderauswahl was interesseantes findet.
    Ich werde unnötigen Stromverbrauch rundherum vermeiden, damit ich am Abend genügend fürs TV zur Verfügung habe.
    Was ich noch gerne wüßte sg.Herr Rücker: angenommen ich würde meinen HP Laserdrucker mitnehmen, um zwischendurch (pro Tag max. 20 A4 Seiten auszudrucken) am Etikett steht 50/60Hz 1,7A--- welchen Umwandler sollte ich mir hierfür besorgen ? Könnten Sie mir einen empfehlen.


    Zum Schluss: Ich spekuliere mit einer EFOY Brennstoffzelle. Abgesehen von den Kosten der Anschaffung, wäre das autarke Stromproblem damit nicht gelöst ? Kann nur nirgends erfahren wie lange diese Ding arbeitet bevor es hin ist. Im Hinblick auf mein Alter, denke ich mir, wenn es eine gute Sache ist, kauf ich mir den Schmarren. Wozu sparen, habe keine
    Erben, außer dem Staat. Mit 66 Jahren, das fängt das Leben an.....


    Wenn Sie mir noch kurz Ihre Meinung puncto EFOY schreiben würden und (Volt/Amperemeter) wäre ich Ihnen sehr dankbar.
    Fühle mich in Ihrer Schuld.



    Mit besonders freundlichen Grüßen


    Wilhelm S. aus Wien.

  • Hallo,


    ich hatte seinerzeit zur Überwachung der Versorgungsbatterie mal ganz normale KFZ-Zusatzinstrumente verwendet. Die waren zwar nicht sonderlich genau, aber die Tendenzen ließen sich sehr schön ablesen. Kosten fast nix und sehen gut aus... ;




    Doooch, AGM gibt's schon sehr lange, das ist nix neues. Die Gel-Technik ist noch einen Tucken feiner, aber leider vom Erfinder Sonnenschein geschützt. So baut der Rest der Welt eben AGM, was praktisch ebenbürtig ist.


    Sicherungen sollte man bei Batterie-Verbindungskabeln an jedem Batterie-Pluspol vorsehen, um bei einer versehentlichen Verbindung des Kabels mit der Fahrzeug-Karosserie (Unfall) einen Brand zu verhindern. Da können aber ordentlich dicke Sicherungen um die 200A verbaut werden, denn die sollen ja nur im Kurzschlussfall rausfliegen. Auch hier gilt: Kostet wenig (unter 20,- Euro pro Sicherung), aber hilft im Falle eines Kurzschlusses viel.


    Die Dimensionierung der Leitungen ist vom durchfließenden Strom und der Leitungslänge abhängig. Bei kurzen Kabeln bis 2m tut es 16 bis 25mm²-Leitung, darüber 35mm².


    Sicherlich wird es irgendwo LEDs mit Vorwiderstand und Lämpchenstecksockel geben, aber ich weiß jetzt keine Lieferquelle.


    Solche Spezial-Ladekabel wie für Ihren Notebook sind eine gute Sache, weil man sich den Wechselrichter spart. Sie müssen auch bedenken, daß Wechselrichter, die permanent im Stand-By laufen, also stets 230V erzeugen, natürlich auch permanent Strom aufnehmen. Und das gar nicht mal zu knapp. Weshalb ich dazu rate, den Wechselrichter nur dann mit der Batterie zu verbinden, wenn wirklich gerade 230V gebraucht werden. Dach wieder abklemmen und gut.


    Da hat Ihre Mutter Ihnen etwas praktisches hinterlassen. :-) Ich bin selbst verwöhnt von so einem elektrischen Kaffee-Vollautomaten, aber ins WoMo kommt mir sowas natürlich nicht. Sonst findet man ja gar keinen Grund mehr, die schönen Wiener Kaffeehäuser zu besuchen. Wenn man dort gerade vorbeikommt...


    Ihren HP-Drucker können Sie mit einem Wechselrichter, der mindestens 600VA leistet, versorgen. Kaufen Sie einen mit 1000VA, dann bleibt noch etwas Reserve, die sind heute nicht mehr teuer.


    Zur Brennstoffzelle kann ich Ihnen leider noch nichts raten, weil mir hierzu die praktische Erfahrung fehlt. Die Dinger sind aber mit Sicherheit äußerst praktisch. Wenn Sie eine gekauft haben und die ersten praktischen Erfahrungen damit sammeln konnten, dann kommen Sie vielleicht noch einmal her und wir machen dann eine neue Foren-Rubrik "Brennstoffzelle", wo Sie moderieren. So gleicht sich das dann wieder aus... :D


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Zum Thema "Fernsehen" im Wohnwagen mit einem herkömmlichen LCD Flachbildschirm sollte man nie vergessen, daß die Hintegrundbeleuchtung die meiste elektrische Energie verheizt! Beispielsweise verbrauchen ein herkömmliches 19" LCD Panel zusammen mit dem TFT Controller erfahrungsgemäß nur bescheidene 7 Watt oder max. 600 Milliampere bei 12 Volt, wenn die CCFL Hintergrundbeleuchtung abgeschaltet ist. Die Beleuchtung für 4 Stück ungefähr 37 cm langen CCFL Röhren schlägt bei maximaler Intensität (beispielsweise mit 7 mA am HV Inverter) mit stolzen 36 Watt oder zusätzlichen 3 Ampere bei 12 Volt zu Buche. Wenn man aber die Helligkeitseinstellung im OSD Menü des Bildschirmes so weit wie möglich zurücknimmt, kann man diese erfahrungsgemäß bis auf 12 Watt reduzieren, dann läuft der Bildschirm statt mit üppigen 43 Watt Leistungsaufnahme schon mit moderaten 19 Watt und die CCFL Röhren halten in dieser Betriebsart auch mindestens 50000 Betriebsstunden, statt andenfalls nur garantierte 10000 Stunden. Noch geringfügig sparsamer lassen sich Bildschirme mit LED Hintergundbeleuchtung betreiben, aber wenn man die BeleuchtungsIntensität von herkömmlichen CCLF Röhren auf ein Minumum reduziert, würde ich bei dieser mittlerweile bewährten "kostengünstigeren Technik" bleiben. Keinesfalls größere Bildschirme (beispielsweise 23" oder noch größer) wählen, die brauchen erheblich mehr elektrische Energie für die Beleuchtung.
    Zum Thema Innenbeleuchtung mit Neon oder Kaltlichtkathoden: Solche Leuchtmittel sin erfahrungsgemäß aus Kostengründen mit einfachsten Gegentakt "Royer-Convertern" ausgerätet, wo auch bei der Größe und Spannungsfestigkeit der beiden Schalttransistoren gespart wurde. Obwohl solche Komponenten allgemein sehr zuverlässig arbeiten, gibt es manchmal zerstörte Schalttransistoren, welche satte Kurzschlüsse versursachen. Diese Billigkomponenten "Made in China" sind aber meistens gar nicht abgesicht und oft mit dünnen Versorgungskabeln (ca. 0,34 mm²) versehen. Deshalb unbedingt vor jeden einzelnen 12 Volt Royer-Converter eine 3,15 Ampere Sicherung vorschalten, dann kann man in jedem Fall ruhig damit schlafen. In diesem Zusammenhang würde ich lieber ein wenig mehr bezahlen und nur 12 Volt Kaltlichkathoden-Leuchten mit dimmfähigen HV-Invertern erwerben. In diesem Zusammenhang kann man wiederum die Leistungsaufnahme um bis zwei Drittel verringern und schont so die Akkus.
    Bei modernen LED Komponenten sollte man darauf achten, daß die verwendeten LED mindestens 80 Lumen/Watt erreichen und vor allem eine angenehme warmweiße Lichtfarbe abstrahlen. Es gibt leider viele minderwertige Billigkomponenten mit häßlich kaltweisser Lichtfarbe und oft unter 50 Lumen/pro Watt. Dann erreicht naturgemäß jede Leuchtsofflampe oder CCFL Kaltlichtkathode einen besseren Wirkungsgrad. Als Positions oder Dämmerungsleuchten würde ich in jedem Fall LED verwenden, diese kann man anstelle von 20 mA zulässigen Dauer-Nennstrom bis unter 1 mA pro LED Stromkreis betreiben und sind damit bei Dunkelkeit noch sehr gut sichtbar.
    PS: Wenn man ein wenig nachdenkt, kann man in diesem Zusammenhang sehr viel elektrische Energie einsparen und braucht keine fragwürdigen Steuercomputer. Bewährte analoge Steuer und Regeltechnik reicht und arbeitet dauerhaft zuverlässig.

  • Ich bin jetzt durch Zufall auf diesen Thread gestoßen und finde die hier besprochenen Themen durchwegs interessant. Vor allem zum Thema Einsparungstipps von Energie... da kann man wirklich noch viel machen um Geld ein zu sparen, wenn man nicht immer so verschwenderisch umgeht. Wobei ich eine Überwachung der Versorgungsbatterie durchaus trotzdem als sinnvoll empfinde.
    An und für sich kann man aber mit einem Wohnwagen schon viel einsparen, das sehe ich immer wieder! Ich bin vor kurzem umgezogen und alleine was die Umzugskosten angeht konnte ich so viel wett machen. Noch dazu kommend dass man einfach komfortabler reist und es Spaß macht damit zu fahren...

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