AGM Batterie nach einem Jahr defekt?

  • Strom ist auf max. 2A eingestellt.

    Was denkst Du, ab welcher Stromstärke sollte man sich Sorgen machen?

    Die Batterien sind verbaut und nur schlecht zugänglich.

    "Mal eben fühlen" ist immer mit Schrauberaufwand verbunden. 🫣

  • Nach ca. 30 h steigt er wieder an auf ca. 1,5 A.

    Das ist das berüchtigte "Durchgehen".

    Leerlaufspannung nach ca. 20 h lang bei 12,8 V.

    Eine weitere Batterie nach der gleichen Prozedur 13,16 V Leerlaufspannung.

    Die mit 12,8 V hat eine höhere Selbstentladung . Je nachdem wie schnell die hohe Leerlaufspannung einbricht, ist die Qualität der Batterie einzuschätzen.


    Ist das die benötigte Energie für die Umwandlung des Bleisulfats oder was mag da vor sich gehen?

    Nach 30 Stunden sollte die Batterie voll sein und kein Bleisulfat mehr umwandeln.


    Rainer.

  • Nein, das hat mit Bleisulfat nichts zu tun.


    Der Wirkmechanismus ist einfach der, dass sich die Batterie bei der Ladung langsam erwärmt und durch diese Erwärmung sinkt die Gasungsschwelle. Die Gasung nimmt wegen der erhöhten Ladespannung also zu. Weil bei der Gasung zusätzliche Wärme anfällt, wird die Batterie noch wärmer, wodurch die Temperatur weiter steigt und die Gasung immer weiter zunimmt. Dieser Prozess steigert sich so lange, wie die Batterie sich weiter erwärmt, was genau so lange der Fall ist, bis die Wärmeabfuhr der Batterie durch Wärmeabgabe an die Umgebungsluft größer wird, als die Neueinbringung von Wärme in die Batterie durch die Ladeleistung. Wenn z.B. die Umgebungsluft abkühlt, steigt der Wärmeverlust der Batterie, sie kühlt ab, wodurch die Gasungsschwelle wieder ansteigt, die Gasung in der Folge sinkt, der Ladestrom nimmt dadurch ab, wodurch der Prozess wieder rückläufig wird. Das ist das ganze Geheimnis. -|-


    Grüße, Tom

  • Leider nicht. -|-


    Das kennzeichnet nur den Beginn der Gasung. Je älter Batterien sind bzw. je höher der Ladungsdurchsatz in der Vergangenheit der Batterie war und je höher die Temperatur der Batterie ist, desto niedriger fällt die Gasungsschwellenspannung und desto früher setzt die Gasung ein.


    Ob zu dem Zeitpunkt noch grobes Bleisulfat vorhanden ist, steht mit dem Phänomen der Batterieerwärmung beim Laden mit erhöhter Spannung leider in keinem Zusammenhang.


    Grüße, Tom

  • Desulfatierung vs. Desulfatierung


    1. Bei jeder Entladung entsteht Bleisulfat. Bei jeder Aufladung findet deshalb eine Desulfatierung an den Elektroden statt: + zu Bleidioxyd, - zu Blei.


    2. Mangelladung führt in kurzer Zeit zur Bildung von Sulfatsalz aus dem Bleisulfat. Dieses ist nicht leitfähig und kann nur in der Säure aufgelöst oder abgespalten oder elektrisch durchbrochen werden (Desulfatierung), damit die Batterie wieder arbeiten kann. Ich gehöre der Fraktion an, die sagen, daß Sulfatsalz nicht mehr aktiviert werden kann...


    Rainer.

  • Bleisulfat ist das bei der Entladung entstehende und wieder rückwandelbare Bleisulfat (hellbraun). Bleisulfatsalz ist eine alte Bezeichnung für das grobkristalline und nicht mehr zurückbildbare Bleisulfat, gemeinhin als "Sulfatierung" bezeichnet. Bleisulfatsalz sieht ja auch wie Salz (weiß) aus, während Bleisulfat hellbraun aussieht.

    Ich wusste gar nicht, dass es in diesem Bereich verschiedene Fraktionen gibt...

    Gibt es: Die einen können Bleisulfatsalz wieder aktivieren und die anderen nicht. Ich gehöre zu den letzteren.


    Rainer.

  • OK. Dann verstehe ich dich dahingehend richtig, dass Bleisulfat das stinkelingpiefe Entladeprodukt einer Bleibatterie ist und Sulfatsalz in etwa das, was ich sonst immer "grobe Sulfatkristalle" nenne, die sich um so schwer wieder laden lassen, je größer sie sind? Und wenn sie erst so riesig sind wie Kochsalzkristalle dann lassen sie sich natürlich kaum noch jemals wieder in Blei, Bleidioxid und den Säureanteil aufspalten.


    Also wenn ich dich da richtig verstanden habe, dann sehe ich nicht, weshalb wir "verschiedenen Fraktionen" angehören sollten. -|-


    Aber vielleicht sollte man sich darauf einigen, ob man Bleisulfat nun Bleisulfat nennt, oder Sulfatsalz. Denn chemisch ist ja beides 100% identisch.


    Grüße, Tom

  • Also wenn ich dich da richtig verstanden habe, dann sehe ich nicht, weshalb wir "verschiedenen Fraktionen" angehören sollten.

    Ich meine ja auch nicht Dich, sondern allgemein andere Kollegen oder sonstige im Blätterwald, wo man meint, Sulfatsalz wieder aktivieren zu können. Also, außerhalb dieses Forums.


    Aber vielleicht sollte man sich darauf einigen, ob man Bleisulfat nun Bleisulfat nennt, oder Sulfatsalz.

    Ist eigentlich egal, ob "grobkristallines Sulfat" oder "Sulfatsalz" benannt. Früher eben Sulfatsalz genannt, schon wegen der Optik. Chemisch natürlich identisch, von der Konsistenz aber unterschiedlich.


    Rainer.

  • Ab einer gewissen Sulfatierungsschwere ist wohl wirklich nichts mehr zu machen. Aber dass Bleisulfat/Sulfatsalz generell nicht mehr zurück in den Arbeitsprozess zu bringen wäre, kann ich nicht bestätigen.


    Das übliche Problem bei defekten Batterien ist bloß, dass Sulfatierung bei den allermeisten Batterien zwar vorhanden, aber bei weitem nicht deren einziges Problem ist. Entsprechend ist die Enttäuschung dann oft groß, wenn man sich einen Desulfatierer gekauft oder gebaut hat und die Batterie dann nach einer Desulfatierungskur nur um 20% bessere Leistungen zeigt.


    Das hatte man sich doch meist ganz anders erhofft... ||


    Daher: Bloß weg mit diesem Bleimist! Als Starterbatterie bei Standardanforderungen gut geeignet, aber bei allem anderen völlig überholt. Denn was will man mit Batterien, die man mit Blick auf ihre Lebensdauer nicht benutzen darf? oO)


    Grüße, Tom

  • Damit garantiert nichts unerwünschtes passisen kann, nützt man den NiMh Mode (beispielweise an einem IMAX B6 Nachfolger wie Skyrc S100Neo) welcher bei diesem Gerät sehr genau funktioniert.



    Dieser altgediente AGM Akku von 2008 hat sein Lebensende erreicht und neigt auch nicht zum thermischen durchgehen. Mit 100 mA Ladestrom stieg die Klemmenspannung bis 16,16 Volt an und Delta-Peak schaltete beim Spannungsrückgang auf 16,05 Volt (bei kaum merkbarer Erwärmung) automatisch ab.



    Diese Parameter könnte man auch auf 12 Millivolt pro Zelle oder auch deutlich niedriger einstellen, in keinem Fall besteht Gefahr füt thermisches durchgehen an Bleiakkus. Unbeaufsichtigtes Laden mit überhöhter Konstantspannung und etwas höheren Strömen würde ich niemand empfehlen, denn elektrische Leistungen deutlich über 20 Watt können schon unerwartete Schäden anrichten.

  • Kannst Du bei dem Gerät die Höchstspannung exakt auswählen?

    Beim imax B6 geht das nur in Stufen (16,6 bzw. 15,4V).


    Viel Energie hat die Batterie nicht aufgenommen.

    Ein Ctek mit 6A für zwei Minuten schiebt evtl. genauso viel

    rein...

  • Im NiCd oder NiMh Mode wird nur die Entladschlußspannung über die Anzahl der Zellen vorjustiert, diese wird gleichzeitig mit den Delta-Peak Parametern als Multiplikator genützt. Als mögliche Abschaltspannung dient in diesem Fall nur der negative Spannungsverlauf, bzw. verringerter Innenwiderstand infolge von Erwärmung während des Ladevorganges.


    Wenn Bleiakkus nicht mehr ganz frisch bzw. schon viel zu hochohmig sind dann bringen hohe Ladeströme eigentlich gar nichts, denn die Spannung geht innerhalb weniger Sekunden auf die zulässige Ladeschlußspannung hoch und der Lader schaltet folglich gleich wieder ab. Der betagte 7,2 Ah AGM Akku von Kung Long war vor diesem Test weitgehend vollgeladen und kann sogar noch beinahe 3½ Ah Ladung speichern, aber nur wenn man ihn langsam mit max. 400 mA bis zu einer Ladeschlußspannung von 11,4 Volt bzw. 1,9 Volt Zellenspannung entlädt. Tiefer entlade ich meine Bleiakkus meistens nicht, weil solche Maßnahmen viel mehr schaden als der Nachweis von geringfügig höherer Speicherkapazität bringt.


    Beispielsweise fahre ich meine alten Passat Variant 35i schon seit vielen Jahren nur noch mit kostenlosen Altbatterien, welche durch permanente Erhaltungsladung am Leben gehalten werden. Ich habe auch einen Shunt in die Ladeleitung von Lichtmaschine zum Akku eingebaut, dort sehe ich dass der mögliche Ladestrom meistens schon nach 15 Minuten Fahrt auf sehr moderate Werte bis zu einem Ampere abfällt. Weil aber diese guten alten 1,9 Liter VW Dieselmotoren immer sofort anspringen, gibt es auch keine hohen Anforderungen an die alten Starterbatterien.

  • Beispielsweise fahre ich meine alten Passat Variant 35i schon seit vielen Jahren nur noch mit kostenlosen Altbatterien

    50 % der verschrotteten Starterbatterien sind nur unzureichend geladen und können durch eine Aufladung (besser Regenerierungsladung) wieder verwendet werden.

    40 % der verschrotteten Starterbatterien sind nur durch unzureichende Ladung kaputt gegangen (Sulfatierung).

    Die restlichen 10 % fallen unter "Sonstige".

    dass der mögliche Ladestrom meistens schon nach 15 Minuten Fahrt auf sehr moderate Werte bis zu einem Ampere abfällt.

    Deswegen der Hinweis, nach jedem Start, 20 Minuten fahren, damit die Batterie entsprechend nachgeladen wird und Start/Stop abschalten.


    Rainer.

    1 Panther_Batteriewissen_BayWa_2016_DE.pdf

    2 Panther_Batteriewissen_BayWa_2016_DE.pdf

  • Deswegen der Hinweis, nach jedem Start, 20 Minuten fahren, damit die Batterie entsprechend nachgeladen wird und Start/Stop abschalten.


    Rainer.

    Guter Hinweis, hilft aber leider nicht wirklich weiter, wenn man normal von A nach B fährt. Denn wenn das nur 10 Minuten dauert, fährt man ja nicht noch weitere 10 Minuten tumb im Kreis herum, um 20 Minuten Fahrzeit voll zu bekommen.


    Weshalb ich hier den eher praktikablen Ratschlag gebe, die Batterie regelmäßig - alle zwei Monate ist ein guter Turnus - über zwei Tage mit einem geeigneten Ladegerät dauerzuladen, um die schädliche Sulfatierung "auf ein erreichbares Minimum" zurück zu führen (ganz beseitigen wird man sie ja leider nicht können, darüber schrieben wir ja neulich).


    Grüße, Tom

  • Hallo zusammen!


    Ich habe neue Erkenntnisse, die ich euch nicht vorenthalten möchte. So wie es aussieht, habe ich die Ursache für mein Problem gefunden. Ich gehe derzeit davon aus, dass nicht die Qualität der Batterie und auch nicht mein Fahrprofil oder die Standheizung schuld war. Vielmehr glaube ich, dass auch die letzte Batterie, die ich ja vor einem Jahr getauscht habe, noch leben würde, hätte ich das Problem früher erkannt.


    Aber von Anfang an: Ich habe beim Messen des Ruhestroms den großen Fehler gemacht, den Minuspol abzuklemmen, um das Messgerät dazwischen zu schalten. Dann gewartet, bis alle Steuergeräte wieder „schlafen“ und gemessen. Durch das Abklemmen werden aber natürlich Steuergeräte die sich evtl. „aufgehängt“ haben resettet. Das hatte ich nicht berücksichtigt.


    In meinem Fall scheint das Problem die Lichtmaschine, bzw. sehr wahrscheinlich der Regler zu sein. Ich habe vor ca. 2 Jahren die Lichtmaschine vorsorglich aufgrund der Laufleistung überholt (Neue Lager, neue Schleifringe, neuer Regler mit Kohlen) und meiner Vermutung nach, scheint dieser Regler von Anfang an defekt gewesen zu sein und ist dafür verantwortlich, dass die beiden letzten Batterien „gestorben“ sind.


    Folgendes Verhalten konnte ich nun mehrfach reproduzieren: nach der Fahrt zieht die Lichtmaschine einen Strom von ca. 300mA. Das ist auch weiterhin der Fall, wenn der Stecker am Regler abgezogen wird. Die Stromaufnahme wird auch nach mehreren Stunden nicht beendet. Wird die Lichtmaschine aber nur ein mal kurz vom Strom getrennt und wieder angeklemmt, ist die Stromaufnahme sofort auf 0. Daher gehe ich davon aus, dass es der Regler ist. Wäre eine Diode defekt, müsste der Strom ja immer fließen…


    Neuer Regler ist bestellt. Rückmeldung, ob es tatsächlich so ist wie vermutet, folgt.


    Viele Grüße


    Max

  • Die gemessene Spannung von 12,71 V nach 24 Stunden ist noch im akzeptablen Bereich, da AGM-Batterien typischerweise eine Ruhespannung von etwa 12,6–12,8 V haben. Der Spannungseinbruch während des Belastungstests ist jedoch ein Indikator dafür, dass die Kapazität der Batterie möglicherweise reduziert ist.

    Bei einer AGM-Batterie mit 100 Ah sollten Sie sie bis etwa 10,5–11,8 V entladen, um eine echte Entladung zu messen. Da Ihre Batterie nach zwei Stunden unter Last nur etwa 20 Ah liefert, könnte dies darauf hindeuten, dass die Kapazität tatsächlich unter dem beworbenen Wert liegt.

    Es wäre ratsam, die Batterie noch einmal unter kontrollierten Bedingungen zu testen (z. B. mit einem speziellen Kapazitätstester) und zu überprüfen, ob die Spannung bei einem längeren Belastungstest weiter sinkt. Wenn sie signifikant schneller als erwartet an Kapazität verliert oder nicht genügend Energie liefert, könnte eine Reklamation gerechtfertigt sein.

  • Vor mehrere Jahren hatte der alte Oktavia 1U mit dem guten 1Z TDI Motor meiner Tochter ein ähnliches Ruhestrom-Problem, der zog permanent ca. 350mA und nach wengen Tagen war die 70Ah Starterbatterie völlig tiefentladen. Nach langer Fehlersuche konnte ich die Ursache im Kabelbaum der Fahrertür lokalisieren, dort gibt es einen kleinen Can Bus mit einer gelben und schwarzen verdrillten Leitung wo ein Kabel Unterbrechung hatte. Nach der Reparatur dieses Kalbelbaumes sank der Ruhestrom wieder auf ca. 25 mA, was meiner Meinung auch noch zu viel des Guten ist.


    An meinem früheren Passat 35i "Comfort Edition" von 1993 hatte ich die vorderen elektrischen Fensterheber gegen mechanische mit Handkurbeln umgebaut und die hinteren dauerhaft deaktiviert. Nachher gab es nie Probleme wegen derartigen unnötigen Sondermüll, leider musste ich mit den Jahren (wegen sinnlosen Salzsteuorgien) sogar zwei mal die Hinterachse schweißen und auch der hintere Federdom neben dem Tankeinfüllstutzen war durch. Andernfalss wären solche Fahrzeuge kaum umzubringen und problemlos für mehr als 500000 Kilometer Laufleistung geeignet.

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