Heißluft-Grill im WoMo

  • Moin!

    Ich habe vor kurzem diesen 2500 Watt Wechselrichter (dieses Gerät) für unser Wohnmobil bei MicroCharge gekauft (plus Lithiumbatterie) und bin damit nun sehr glücklich. Die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Installation (inclusive 2. Lithiumbatterie) haben mich fast in den Wahnsinn getrieben und um einige Tage altern lassen aber dass war am Ende einer empfohlenen „elektrischen Fachkraft“ geschuldet, die laut herbeigeflehter Wohnmobil-Fachkraft unglaublicherweise Plus und Minus vertauscht hatte. Wenn ich bedenke dass ich fast 2 Wochen über dem Murks geschlafen habe wird’s mir ganz anders 😅

    Nun wollte ich das gute Teil mit einem neu angeschafften Multifunktionsgerät (2460 Watt) dieses Gerät an seine Grenzen bringen.

    Leider hat sich der Wechselrichter sofort mit einem Alarmsignal verabschiedet aber ich konnte ihn durch An-und Ausschalten wieder zum Leben erwecken. Am Landstrom funktioniert das Gerät natürlich wie es soll.

    Ich könnte die Heizleistung auf 1800 Watt reduzieren. Soll ich so noch einen Versuch mit dem Wechselrichter wagen?

    Ich möchte natürlich ungern den Wechselrichter schrotten🤔


    Beste Grüße!

  • FraSa

    Hat den Titel des Themas von „Heißluft Grill im WoMo“ zu „Heißluft-Grill im WoMo“ geändert.
  • Hallo,


    Plus mit Minus verwechselt? Und es ist nichts abgeraucht?? Ein Wunder!!! <X


    Das Thema Lastgrenzen bei Wechselrichtern ist leider ein technisch kompliziertes, weil das hierfür erforderliche elektrische Verständnis weit über die korrekte Zuordnung von Plus und Minus hinausgeht. Aber mal ganz grob lässt sich folgendes sagen:


    Ein Wechselrichter, der für eine maximale Dauerleistung von 2.500W ausgelegt ist, verträgt nur unter seltenen Bedingungen Verbraucher, die auf ihrem Typenschild eine Leistungsaufnahme von 2.460W ausweisen. Aus diesem Grund sollte man darauf achten, Wechselrichter immer reichlich stärker zu dimensionieren, als es die Verbraucher bei erstem Hinsehen erfordern. Klingt zunächst widersinnig, hat aber durchaus seine Berechtigung, wie auch dieser Fall eindrucksvoll belegt:


    1. Die Herstellerangaben von Leistungsfähigkeit und Leistungsaufnahme sind ungefähre Werte und wahrlich nicht in Stein gemeißelt. Sie können durchaus, je nach Serienverlauf, um +/-20% schwanken.
    2. Viele elektrische Verbraucher nehmen hohe Anlaufströme auf, welche die aufgedruckte Leistungsaufnahme ganz erheblich überschreiten. Popelige Glühlampen haben kalt einen erheblich kleineren elektrischen Widerstand als bei Betriebstemperatur. Die Folge ist ein Einschaltstrom, der bis zum Zehnfachen des Nennstroms betragen kann. So nimmt eine 100W Glühlampe also beim Einschalten für einen kurzen Moment bis zu 1.000W auf! In ähnlichem Rahmen bewegen sich Elektromotoren, die bei Anlauf aus dem Stand ebenfalls sehr hohe elektrische Leistungen aufnehmen. Ein Heißluftgrill wie in Deinem Beispiel besitzt zunächst einen elektrischen Heizwiderstand, der viel elektrische Leistung in Wärme umwandelt. Das ist im Grund harmlos für Wechselrichter, weil solche Widerstände "reelle" Lasten sind, wo Spannung und Strom zeitlich synchron "stattfinden". Allerdings ist davon auszugehen, dass zur Leistungsregelung des Heizwiderstandes in diesem Grill eine Phasenanschnittsteuerung verwendet wird, welche zwangsläufig zu einer erheblichen Blindleistung führt. Zudem ist auch ein Elektromotor eingebaut, welcher ohnehin einen höheren Anlaufstrom benötigt.
    3. Diese unter 2. erwähnte Blindleistung macht Wechselrichtern generell schwer zu schaffen. Ich empfehle einmal dem Link zu folgen, um zu versuchen zu verstehen, um was genau es sich bei Blindleistung handelt. Es ist leider etwas schwierig, weshalb ich es gar nicht erst versuche, es hier im Detail darzustellen. Nur so viel: Der Blindleistungsanteil wird vom Verbraucher zugleich mit der von ihm benötigten Wirkleistung (die auf dem Typenschild ausgewiesen ist) aufgenommen und addiert sich deshalb mit ihr zur Scheinleistung, die immer deutlich oberhalb der eigentlichen Wirkleistung liegt. Verschiedene Arten elektrischer Verbraucher nehmen ganz verschieden große Anteile an Scheinleistungen auf, weshalb es so schwierig ist, vorher abzuschätzen, ob ein Wechselrichter für eine bestimmte Verbraucherleistung ausreichend und geeignet ist. Aus diesem Grund lautet der Ratschlag auch, Wechselrichter möglichst deutlich stärker zu dimensionieren als die vorgesehenen Verbraucher, wenn man keine Probleme haben möchte. Als grober Fingerzeig gilt, dass alle Verbraucher wie Elektromotoren, elektrische Geräte mit Phasenanschnittsteuerungen und elektronische Geräte meist beachtlich hohe Scheinleistungen aufnehmen, weshalb das Geschriebene für diese Geräte im Besonderen gilt. Ich empfehle hier eine Leistungsreserve von mindestens 50%! Bei zickigen E-Motor getriebenen Verbrauchern wie z.B. Kompressoren braucht es aber auch oft 100% Reserveleistung oder auch noch mehr.

    Direkt kaputt gehen qualitativ hochwertige Wechselrichter aber normalerweise nicht, wenn man sie zu überlasten versucht. Sie schalten meist bei Überlast oder Übertemperatur einfach ab und schützen sich auf diese Weise vor Überlastung.


    Du kannst ja mal probieren, eine geringere Leistungsstufe einzuschalten. Vielleicht funktioniert der Wechselrichter damit ja.


    Grüße, Tom

  • Danke für die fachmännische und lehrreiche Antwort!

    Ich werde es mal mit der kleineren Leistungsstufe probieren.

    Ansonsten bringe ich das Teil zurück und hole ich eine Alternative mit weniger Power oder wir verzichten einfach auf die bequeme Technik und setzen uns wieder ans Feuer

  • Nichts. Das Problem mit der Scheinleistung wird durch Softstartmodule eher verschlimmert. Im Wechselstrombereich ist Softstart ja nur über Phasenanschnittsteuerungen möglich. Es wird also jeweils für sehr kurze Zeitabschnitte volle Leistung gegeben. Die über die Zeit aufgenommene Arbeitsmenge ist dadurch zwar kleiner, aber die Spitzenleistungen sind sogar noch deutlich höher. Im Bereich des öffentlichen Stromnetzes macht das nichts, da wird dann einfach die Wellenform der Netzspannung etwas "verbogen". Ein kleiner Wechselrichter bringt aber die hierfür erforderliche Leistung nicht mit und schaltet dann ab.


    Also so wird das nichts.


    Einzige Lösung: Wechselrichter ausreichend bemessen! Dann hat man kein Problem.


    Grüße, Tom

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