Stromprobleme an Bord unseres Eiswagens (elektrische Kühlung)

  • Moin,
    mit großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zur Trennung von Stromkreisen auf Ihrer Internetseite gelesen. Ich selbst betreibe einen Eiswagen ( Fiat Ducato 244 mit Kastenaufbau ) und habe "immer" Energieprobleme. Im Winter ist mein Ladegerät ( Mastervolt SineMass 80A) aufgeraucht, und in diesem Zusammenhang konnte ich die gesamte Elektronik an Bord erneuern: Ich habe jetzt das Ladegerät Filon Futur L3 160Ah Sonnenschein GiV Batterien und ein Trennrelais Cyrix 120A. An den Batterien hängt ein 5 Kw Wechselrichter. Nach 3 Tagen Benutzung zeigt die Bordanzeige keine "Spannungslieferung" durch die Lichtmaschine mehr an. Ist das Ding jetzt schon Schrott? Die Lichtmaschine ist ganz neu, denn diese hatte - wo wir gerade mal beim Reparieren sind - auch verabschiedet. Wäre der Austausch des Trennrelais gegen ein Mossfet empfehlenswert?


    Ansonsten habe ich auch noch eine Trenndiode von Mastervolt im Wagen, die ich aber wegen des Trennrelais "stillgelegt" habe.
    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen und wünsche noch frohe Ostern und mir, dass ich irgendwann den "Energiehunger" meines Eiswagen mal in den Griff bekomme.


    LG


    Michael S.


    PS: Die neue Lichtmaschine ist das Originalteil von Valeo, also nicht verstärkt oder so.

  • Hallo,


    ob Ihre Lichtmaschine defekt ist, kann ich aus der Entfernung natürlich nicht beurteilen. Im Zweifelsfall empfehle ich immer die Ladespannung (an den Polen der Starterbatterie) bei etwa 2.000U/min Motordrehzahl zu messen. Hier sollten mindestens 14V gemessen werden.


    Um entscheiden zu können, ob Ihnen mit einem Trenn-MOSFET geholfen werden kann, benötige ich zunächst einmal die Höhe des maximalen Lichtmaschinenstroms (auf dem Typenschild der Lichtmaschine aufgedruckt). Generell sollte die Kapazität des oder der Zweitakkus bei Verwendung eines Trenn-MOSFETs nicht höher als maximal des Vierfachen des Lichtmaschinen-Maximalstroms liegen. Wenn die Lichtmaschine also maximal 100A abgeben kann, sollte bei Verwendung eines Trenn-MOSFETs die Zweitakku-Kapazität nicht über 400Ah liegen. Andernfalls ergibt sich wegen der eingangsspannungsabhängigen Steuerungsautomatik des Trenn-MOSFETs kein stabiler Ladebetrieb.


    Ferner wäre von Interesse, wie hoch der Strombedarf Ihres Fahrzeugs ist. Ich vermute, dass das oder die Kühlaggregat(e) sehr viel Strom aufnehmen, weshalb mir die Versorgung aus Bleiakkus möglicherweise nicht praxistauglich erscheint. Wenn dann noch kurze Fahrzeiten oder schwierige Betriebsbedingungen einer Wiederaufladung der Akkus im Wege stehen, sind Schwierigkeiten oft unvermeidlich.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Hallo nochmal,
    vielen Dank zunächst einmal dafür, dass sie schon an Ostersonntag geantwortet haben.
    Dass die Lichtmaschine defekt ist, glaube ich nicht, da bei Zündung das Batteriesymbol leuchtet ( das tat es nicht, als die alte kaputt war ).
    Das werde ich am Dienstag aber nochmal überprüfen lassen.
    Auf der Lichtmaschine selbst ist nur eine unidentifizierbare Nummer, die ich selbst im Internet nicht nachverfolgen kann. Da ich zuvor schon beim Lieferanten des Fahrzeugs angerufen habe ( Borco-Hoehns ), gehe ich nach deren Informationen davon aus, dass es eine Standardlichtmaschine mit 90A Ladestrom ist. Wenn dem so sein sollte, wäre diese für die 480Ah-Batterien wohl zu klein...:( Im Wagen selbst sind 2 Umlufteisvitrinen installiert, die jeweils ca.
    800W Strom ziehen. Kritisch dabei ist der Anlaufstrom der Kompressoren, weshalb ich den Wechselrichter so groß gewählt habe. Zudem betreibe ich sie abwechselnd, indem ich die Kompressoren jeweils manuell über Zwischenschalter an- und abschalten kann ( "Kältejockey" ), denn als zu Anfang mal beide Vitrinen auf den Punkt genau gleichzeitig ansprangen, hat es den Wechselrichter zerrissen...
    Dass die Lichtmaschine den aus den Batterien entzogenen Strom kompensieren kann, ist imho utopisch, aber der Ladestrom bringt doch einiges, um bis zu 10 Stunden Verkauf zu ermöglichen. Zu beachten ist auch, dass die Vitrinen - gerade bei der jetzigen Witterung - nicht ständig laufen ( im Gegensatz zum Hochsommer ). Täglich stehen 12-14 Stunden Ladezeit für die Batterien bereit, wofür Exide ( von denen das Ladegerät kam, angeblich ein spezielle "Ladekurve" programmiert hat ).
    Als ich im Januar infolge des Ladegerätekollapses und dessen horrenden Preises einen Stromerzeuger als Alternative in Betracht zog, hat selbst der Verkäufer der Firma Promac mir zu 3 Batterien geraten, weil der Stromerzeuger zu groß, schwer und laut wäre. Zuvor hatte ich 2 G210 Batterien von Exide eingebaut, die aber laut deren Aussage aufgrund der hohen Anlaufströme wenig geeignet wären. Deshalb habe ich nun deren Rat befolgt und die Sonnenschein-Batterien genommen. Dass dafür der Wagen auch noch aufgelastet werden musste, hat dann auch keine Rolle mehr gespielt...
    Auch den Einbau einer Zusatzlichtmaschine der Firma Leab mit 4-5 KW kann ich vergessen, weil diese die Leistung nur ab 4000U/min liefert...
    Wenn ich nach dem von Ihnen Geschriebenen nun resümiere, bräuchte ich nochmal eine neue Lichtmaschine, diesmal mit 150A Ladestrom und ein Mossfet...
    Zu guter Letzt: Was würde denn passieren, wenn ich das Trennrelais ausbauen würde und eine direkte Verbindung hätte?
    LG & frohes Restostern
    Michael S.

  • Hallo,


    dann würde es Ihnen auch noch die Starterbatterie leeren...


    Eine Leistungsaufnahme von 1 - 1,5kW über 5 bis 10 Stunden benötigt 5 - 15kWh. Selbst Ihre großen 12V/480Ah-Bleiakkus können aber selbst unter optimalsten Betriebsbedingungen kaum 5kWh Energie bereitstellen. Setzt man "normale" Werte für die tatsächlich nutzbare Batteriekapazität, Entladetiefe, Spannungswandler-Wirkungsgrad usw. voraus, kommt man auf weniger als 3kWh tatsächlich verfügbarer Energie. Da hilft Ihnen auch kein Wunderlader weiter, die Batterien können diese Energiemenge einfach nicht liefern. Schon gar nicht über Monate oder gar Jahre, weil sie hierbei voll belastet werden und durch den hohen Ladungsdurchsatz in Verbindung mit permanent großer Entladetiefe entsprechend schnell verschlissen sind. Durch den schnell fortschreitenden Verschleiß, im Zuge dessen die Batteriekapazität immer weiter absinkt, steigt die Belastung der Batterien immer weiter an (Entladetiefe!), wodurch dieser Prozess ab einer gewissen Schwelle direkt in den Ausfall führt. Ähnliches gilt für den Lader und insbesondere für den Spannungswandler, die beide stets mit sehr hoher Leistung arbeiten müssen.


    Hier stößt die gute alte Bleiakkutechnik also an ihre Grenzen. Kühlaggregate benötigen leider immer eine recht hohe elektrische Dauerleistung. Hier müsste modernste Lithium-Technik verwendet werden, aber dann wird der Akku insgesamt so teuer, dass es für Sie unrentabel ist. Ob Sie dagegen ein Trenn-Relais, einen Ladestrom-Verteiler oder einen Trenn-MOSFET verwenden, spielt für die Problemstellung keine Rolle, denn das Grundproblem - der zu geringe Energieinhalt der Akkus - lässt sich mit keinem dieser Geräte lösen.


    Weshalb ich in diesem Fall nur einen Benzin-Stromgenerator als wirklich praktikable Lösung ansehe. Eine solche Lösung sollte allerdings technisch keinerlei Probleme mit sich bringen, auch die Lautstärke guter Generatoren ist heute definitiv kein Thema mehr. Ein solches Gerät lässt sich auch gut im Fahrzeug selbst unterbringen, was sogar eine weitere Schalldämpfung mit sich bringt. Verbindet man einen Inverter-Generator ab 1kW Abgabeleistung mit Ihren vorhandenen Akkus, sind Ihre Schwierigkeiten sofort gelöst.


    Schauen Sie doch einmal nach Inverter-Generatoren der Firma Honda im Bereich bis 2,5kW. Die kleinsten dieser Geräte arbeiten oft ganz unscheinbar auf Wochenmärkten als Stromquelle für Halogenlampen zur effektvollen Ausleuchtung von Modeschmuckständen u.ä.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Hallo nochmals


    und Danke für diese jetzt "schlechte" Nachricht. Bisher hatte ich mich mit den 2 Batterien zuerst schlecht, zuletzt ausreichend über die Runden gerettet. Vorgekühlt durch "Landstrom" haben die zuletzt bis 25 Grad Außentemperatur ganz gut mitgespielt. Mit ein paar Tricks ( zusätzliche Stalllüfter zum besseren Wärmetausch der Verflüssiger, Abdeckungen über den Vitrinen während der Fahrt ) konnte ich einigermaßen gut über die Runden kommen. Nervig wurde es ab 3 Stunden Verkauf, wenn durch Spannungsabfall die Verriegelung der Verkaufsklappe nicht mehr entriegelte und dann immer manuell ausgelöst werden musste.
    Durch die 3. Batterie und deren gesamte Erneuerung habe ich eigentlich gehofft, nun mal Ruhe zu haben, zumal ich jetzt knapp 3000 Euro ( ohne Lichtmaschine ) investiert habe... Da meine finanziellen Ressourcen dadurch nun aufgebraucht sind, muss ich mich zumindest in diesem Jahr also nochmal mit den Batterien herumschlagen. Das ist umso ärgerlicher, weil der Mann von Promac mir selbst dazu riet, eine 3. Batterie einzubauen...
    Trotzdem nochmal vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten - und das an einem Feiertag.


    LG


    Michael S.

  • Versuchen Sie es doch zunächst mit einem kleinem gebrauchtem und schallgedämpften Generator mit knapp 1kW, den Sie als Gebrauchtteil für etwa 300,- Euro bekommen können. Damit können Sie Ihre Stromprobleme zumindest für 6 bis 12 Monate lösen. Danach ist das Gerät dann vermutlich verschlissen, aber das wird ja kein unlösbares Problem sein.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Guter Tip, Danke!


    Werde mal schaun, wie ich das realisieren kann, aber irgendwie bekomm ich so ein Teil da auch noch rein. Ausgänge für die Abgase habe ich.


    LG


    Michael S.

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