Säureschichtung

  • Hallo Herr Rücker.
    Habe in einem anderen Posting von Ihnen Ihren Hinweis auf die "Akku-Bibel" (Moderne Akkumulatoren richtig einsetzen von A. Jossen und W. Weydanz) gefunden. Ein wertvoller Hinweis!
    Hätt ich mir das Buch eher besorgt, hätte ich mir einige meiner doofen Fragen in meinen vorigen Posting (Fragen zur Gasungsspannung) sparen können.
    Die Autoren beschreiben darin u.a. die sehr nachteiligen Folgen der Säureschichtung und klassifizieren die Bleiakkus nach ihrer Neigung zur Säureschichtung:
    Nassbatterien: hoch
    AGM: mittel
    Gel: keine.
    Sie nennen auch Maßnahmen zur Verhinderung:
    Nassbatterien: Regelmäßige Gasungsladung oder Elektrolytumwälzung (in der Regel mit Druckluft).
    AGM: Betrieb liegend.
    Nun zu meinen Fragen:
    Naßbatterien: Kann man davon ausgehen, dass beim Einsatz im KFZ bereits die Erschütterungen während des Fahrbetriebes für eine ausreichende Durchmischung sorgen? Gibt es dazu Untersuchungen?
    AGM: Sehen sie den Betrieb in liegender Stellung als praktikabel an? Andere Probleme dadurch? Erfahrungen? Empfehlenswert?


    Beste Grüße
    Helmut

  • Hallo,


    die Frage ob Erschütterungen des Fahrbetriebs bei Nassbatterien zur ausreichenden Durchmischung des Elektrolyten führen, hatten wir auch schon an anderer Stelle. Nur soviel: Die Stärke der Elektrolytschichtung hängt größtenteils von der Zyklisierung ab. Stark zyklisch verwendete Bleiakkus neigen also viel stärker zur Säureschichtung als Standby-Akkus. Daher möchte ich die Antwort auch entsprechend verfassen: Soweit es sich um normal verwendete Autobatterien handelt, die kaum zyklisch verwendet werden und wenn "normaler" Fahrbetrieb durchgeführt wird, wird man mit Autobatterien keine Probleme hinsichtlich einer schädlichen Säureschichtung bekommen. Bei stark zyklisch verwendeten Rollstuhlbatterien sieht das natürlich anders aus, wenn nicht gerade regelmäßig Offroad-Parcours befahren werden. Es handelt sich dabei um meine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Bleiakkus und den Erfahrungen meiner Kundschaft, soweit mir hierzu Daten vorliegen. Ob es auch prfessionelle Untersuchungen zum Thema Elektrolytschichtung bei Fahrzeugbatterien gibt, weiß ich leider nicht.


    Elektrolytdurchmischung mit Druckluft ist natürlich nur bei Akkus möglich, wo diese Möglichkeit ausdrücklich vorgesehen ist. So wird logischerweise ein Einspeisepunkt für Druckluft im unteren Zellenbereich benötigt sowie eintsprechende Ausströmer und nicht zuletzt auch eine wirksame Einrichtung um Elektrolytpartikel aus der austretenden Luft abzuscheiden, damit ätzender Schwefelsäure nur in zulässiger Menge nach außen befördert wird.


    Meines Wissens erlauben alle Hersteller von AGM- und Gel-Akkus den Betrieb ihrer Akkus in sämtlichen Lagen. Ausnahme: Ladung! Da es sich bei AGM- bzw. Gel-Akkus ind er Regel um sogenannte "verschlossene" Akkus handelt, die einen Druckausgleich mit der Außendruck nur über automatisch schließende Ventile ermöglichen, kann unter normalen Entladebedingungen schon deshalb nichts austreten, weil hierbei kein Überdruck auftritt und die Ventile geschlossen bleiben. Anders kann es sich bei der Aufladung verhalten, wenn Zellen zum Ende der Ladung zu gasen beginnen. Dann würden ab einem bestimmten Überdurck diese Ventile öffnen und Gase sowie vor dem Ventil stehende Flüssigkeiten ins Freie entlassen. Bei aufrecht stehendem Akku werden Flüssigkeiten normalerweise durch Erdanziehung (unter Bedingungen der Schwerelosigkeit auch durch Adhäsion und Kohäsion) unten (bei Ad- und Kohäsion zwischen den Elektroden) gehalten und können daher normalerweise nicht an die oben liegenden Ventile geraten. Bei liegendem oder gar auf dem Kopf stehendem Akku kann das anders sein.


    Ich selbst betreibe einige AGM-Akkus auf der Seite liegend (z.B. Modellbau-Startkisten mit 12V/7Ah-AGM-Akkus), was aber bisher noch nie zu merklichem Austritt unerwünschter Flüssigkeiten führte (dafür läuft bregelmäßig Modellkraftstoff wegen irgendwelcher Undichtigkeiten von Pumpen, Schläuchen oder Anschlussnippel durch die Kisten... :S ). Aber wie gesagt, die Akku-Hersteller machen hierzu üblicherweise nur vorsichtige Angaben. Wenn der Austritt von Wasser oder Elektrolyt also unbedingt verhindert werden muss, wird die Aufladung von AGM- und Gel-Akkus nur in der "normalen" Position, also aufrecht stehend, empfohlen.


    Grüße, Tom

  • Hey Leute!
    Alter Post aber die Materie ändert sich in diesem Bereich nicht so schnell. Daher mag ich ihn mal aus der Versenkung holen! Bzgl. AGM liegend Lagern etc ...


    Meine beiden Akkus 12v 230Ah haben anscheint Platten die Spiralförmig angeordnet sind. Denn seitlich des Akkus sind je Seite 2 leicht rundliche Ausbeulungen zu sehen und zu fühlen ( bei leichtem Druck am Gehäuse ). Gilt hier dann auch - liegend im Bezug auf Säureschichtung vorteilhaft - ? Die Ventile liegen nicht außen am Gehäuse sondern mittig im erstem 1/3 ( Gehäuse tiefe ). Also technisch gesehen müsste 1/4 des liegendem Akkus mit Flüssigkeit gefühlt sein, damit überhaut etwas durch das Ventil laufen würde.


    Lieben Gruß und vielen Dank im vor aus :thumbsup:
    Maik

  • Bei AGM-Akkus spielt Säureschichtung bei der Lagerung eher keine Rolle, da sich der Elektrolyt im Glasvlies allein durch die Schwerkraft nicht mehr nennenswert mischen kann. Eine einmal entstandene Säureschichtung wird bei AGM-Akkus daher langanhaltend zurückbleiben.
    Grüße, Tom

  • Ich habe auf meiner Forschungsreise durch das Akkuland eine Untersuchung gefunden, in der die Säureschichtung von AGM/Flies Akkus untersucht wurde. Festgestellt wurde auch dort, dass es diese gibt - sie durch "auf den Kopf stellen" aber auch wieder beseitigt werden kann. Die Autoren haben aber nichts darüber geschrieben, ob Ihnen beim Laden "auf dem Kopf" Flüssigkeit aufgefallen ist. Entweder wurde das unter den Tisch gekehrt - oder sie hatten Akkus, wo eben nicht genug flüssiges drin war :) Leider finde ich spontan die Untersuchung dazu nicht, sonst würde ich sie verlinken.

  • Ja klar gibt es die Säureschichtung auch bei AGM- und Gel-Akkus. Das ist prinzipbedingt unvermeidlich. Dass allerdings diese Schichtung durch auf den Kopf stellen wieder durchmischt werden kann, lese ich heute zum ersten Mal. Was aber nichts zu bedeuten hat. Also gut möglich, dass es tatsächlich funktioniert. Allerdings stellt sich die Frage, wie man das praktisch durchführen will. Zumal zwar bei einfachem auf den Kopf stellen kein Elektrolyt ausläuft, nur darf sich in diesem Zeitraum kein Überdruck innerhalb der Zellen aufbauen, durch den das Überdruckventil öffnet und dann doch ggf. Schwefelsäure austreten lässt. Angesichts einer solchen drohenden Schweinerei würde ich auf den Überkopfbetrieb der Batterie dann doch lieber verzichten.


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom,
    ich würde es auch nicht riskieren wollen, dass was ausläuft :)
    Interessant fand ich aber das Ergebniss, dass die Gravitation bei einem AGM eben wohl doch einen Einfluss auf die Schichtung haben soll. Ich habe gerade mal gesucht, finde die Untersuchung aber nicht mehr. Oh well - eine Untersuchung macht auch noch keine Wahrheit aus :)
    Gruß
    Reiner

  • Was haltet ihr eigentlich vom Prinzip der Mix-Tech Batterien? Für mich hört sich das sehr plausibel und stimmig an. Zuerst damit in Kontakt gekommen bin ich vor Jahren mal über einen kurzen Beitrag in der Sendung "Einfach Genial" Energiewende Video Autobatterie


    Es wurden damals wohl tatsächlich Batterien mit dieser Technik verkauft, wie man auch anhand der Kommentare unter dem Video sehen kann. Dann wurde es aber schnell still. Spekulativ gesehen würde ich sagen: hier hat vermutlich jemand das Patent gekauft und auf Eis gelegt und stimme damit mit einem Kommentator überein.




    Vor kurzem dann wurden diese Batterien mit der gleichen oder zumindest einer ganz ähnlichen Technologie wieder auf den Markt gebracht: Discovery Batteries


    Diese kann man zur Zeit auch auf dem deutschen Markt kaufen. Sie sind gar nicht mal teurer als herkömmliche Marken-Starterbatterien (zum Beispiel die 72Ah für ca. 100€)Ein Freund hat sich zwei dieser Batterien neu gekauft und in seinen T3-Bus eingebaut. Welche er hin und wieder tauscht, so wechseln sich Starter- und Versorgerbatterie ab. Diese Batts hatten den niedrigsten Innenwiderstandswert, den ich je mit einen dieser kleinen Tester für um die 50€ gemessen habe - (glaube unter 3 Milliohm, ist schon paar Monate her) aber gut sie waren ja auch praktisch neu.

    Jahr für Jahr werden noch gebrauchsfähige (Auto)-Batterien&Akkus unnötig aussortiert. Das muss nicht sein - einige davon sind noch verwendbar!

  • Stimmt, das hab ich auch schon mal vor über zehn Jahren irgendwo gesehen. Ich vermute jedoch, dass es sich für Batteriehersteller einfach kaum auszahlt, besonders langlebige Batterien zu verkaufen, bei denen sie erst noch Lizenzgebühren an Patentinhaber abführen müssen (die Plastikstreifen selbst kosten ja nicht viel). Das schreibe ich jetzt nicht deshalb, weil ich an geplante Obsoleszenz bei Batterien glaube, sondern weil sich erwiesen hat, dass die Lebensdauer von Starterbatterien am wenigsten von ihrer Qualität abhängt und viel mehr davon, wie hoch der Ladungsdurchsatz ist (Ruhestromverbrauch) oder wie stark und oft die Batterien misshandelt wurden (Licht vergessen, Batterie "niedergeorgelt"). Letztlich weiß am Ende kaum noch ein Batteriebenutzer, was er seiner Batterie über die Jahre wirklich zugemutet hat und gibt bei frühem Batterietod dann der Einfachheit halber dem Hersteller die Schuld.


    Geld legt der deshalb besser in Werbung, tollen Werbesprüchen ("mit neuester XY4711-Technologie") und bunten Aufdrucken an, als die Batterien wirklich besser zu machen. So zahlt es sich - leider - viel eher aus.


    Grüße, Tom

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