Säure auffüllen bei neuer Starterbatterie?

  • Hallo,


    da unsere neu gekaufte Intact Racepower RP50+ (absolut wartungsfrei, kein AGM- oder EFB-Typ) Schraubstopfen unter den Deckelaufklebern hat, konnte ich nicht widerstehen, sie zu öffnen. Ergebnis: zwischen Gehäuseoberkante und Säurespiegel ist ungewöhnlich viel Luft, die Platten sind gut bedeckt, aber die Füllhöhen zwischen den einzelnen Zellen differieren deutlich, wie bei einer Lehrlingsbefüllung im Batteriegeschäft (das habe ich erstmal per Säureheber quer-ausgegelichen).
    Insgesamt sieht es mir so aus, als habe man beim Säurevolumen gespart; passend dazu ist die Batterie mit gewogenen rund 12 kg ca. 500 g leichter als die Herstellerangabe.
    Um auf das Herstellergewicht zu kommen, könnte ich pro Zelle gut 1 cm Säure nachfüllen, die ich z.B. aus der defekten Batterie nehmen könnte.


    Würde es aber überhaupt Sinn machen, Säure aus einer alten Batterie zu nehmen, aus deren Zellen es schon so typisch schweflig riecht?
    Und falls die Säure ab Werk korrekt dosiert wäre: Welche Probleme könnte ein überhöhter Säureanteil pro Zelle verursachen?

  • Gut gemacht,mache ich auch immer so. :)


    Keinesfalls alte Batteriesäure einfüllen, dort können aus den Platten ausgelöste Stoffe und auch sonst alles mögliche oder unmögliche drinstecken, was dann die neue Batterie sogleich schädigt. Die Standard-Akkumulatorensäure ist so billig, dass es sich bei neuen Batterien wirklich nicht lohnt, hier ein Risiko einzugehen.


    Im übrigen ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass die Befüllung ungleichmäßig erfolgt ist. Eine gleichmäßige Befüllung kostet nämnlich einiges Geld, da hierzu mehrere Kontrollen mit entsprechenden Ergänzungen innerhalb der ersten 12 Stunden nach Erstbefüllung notwendig sind, weil neue Platten die Erstbefüllung noch über ein paar Stunden "aufsaugen", wodurch der Säurestand anfangs immer wieder sinkt. Daher wird in der Regel nur ein festes Volumen vom Automaten eingefüllt. Bei Zubehör-Autobatterien kann es aber auch sein, dass der Händler sie trocken eingekauft und dann nicht besonders fachgerecht befüllt hat. Eben mal Säure reinkippen bis zum Füllstrrich ohne weitere Kontrollen nach ein paar Stunden ergibt immer einen deutlich zu geringen Füllstand.


    Wenn eine Spur zuviel drin ist wird das nicht viel ausmachen, aber wenn die vorgeschriebene Füllhöhe um mehr als 10mm überschritten wird, steigt natürlich die Gefahr des Auslaufens bei großer Hitze bzw. Überladung.


    Grüße, Tom

  • Keinesfalls alte Batteriesäure einfüllen, dort können aus den Platten ausgelöste Stoffe und auch sonst alles mögliche oder unmögliche drinstecken, was dann die neue Batterie sogleich schädigt. Die Standard-Akkumulatorensäure ist so billig, dass es sich bei neuen Batterien wirklich nicht lohnt, hier ein Risiko einzugehen.

    Ich habe jetzt ca. 0,1l dest.Wasser auf alle 6 Zellen verteilt aufgefüllt, nun steht die Säure überall unten an den hängenden Füllstandszungen.
    "Das bißchen" Verdünnung sollte hoffentlich keine Probleme machen, weil laut einiger Batterie-Webseiten für tropische Temperaturen ohnehin Säure mit 1,23 statt 1,28 kg/l eingefüllt wird.
    Zudem verbrauchen auch "absolut wartungsfreie" Batterien etwas Wasser, so daß sich die Säuredichte ohnehin langfristig wieder erhöhen wird (abzüglich des Säureverlustes durch Dauersulfatierung).

  • Hier noch ein paar Beobachtungen zum Ladeverhalten der neuen Batterie an einem auf 14,3V spannungsbegrenzten Thyristor-Ladegerät.
    Vollgeladen kam sie sicher nicht aus dem Regal: Beim Nachladen zog sie etliche Minuten lang ca. 10 A (bzw. alles was das Ladegerät hergibt), dann sank der Strom innerhalb vieler Stunden in Richtung 1A.
    Nach einer Nacht am Ladegerät zog sie noch ca. 0,2 A. Tagsüber klemmte ich sie ab, nach einer weiteren Nacht zog sie 0,11A, nach der 3. Nacht dann noch 60 mA.


    Wenn ich das Ganze zu deuten versuche, dann konmmt mir die Daumenregel in den Sinn "Hohe Entladeströme lassen sich schnell wieder nachladen, niedrige Entladeströme nur langsam".
    Ein Ladestromrückgang in der Größenordnung von zuletzt ~ 10mA / Stunde sieht mir nach einem Wiederaufladen längerer Selbstentladungsverluste aus.
    Wird das nicht gemacht, bevor die Batterie ins Fahrzeug eingebaut wird, dann fährt man (bei üblichen Fahrprofilen mit mittleren Motorlaufzeiten von vlt. 30 Minuten) wohl von Anfang an mit einer quasi-teilsulfatierten Batterie.
    Langes Laden mit der max. Spannung scheint diese Teilsulfatierung beseitigen zu können...?

  • Ja, eine längere Ladung mit erhöhter Spannung kann Sulfat abbauen, schadet allerdings auch der Batterie durch Gitterkorrosion und Gasung. Im übrigen sind 60mA "Restladestrom" für größere Bleiakkus normal und deuten nicht zwangsläufig darauf hin, dass der Akku sulfatiert ist. Bei einem neuen trocken gelieferten Bleiakku kann auch noch keine Sulfatierung vorliegen. Es ist daher normal, wenn nach der Befüllung zunächst noch ein höherer Formierungsstrom fließt und der Ladestrom dann nach 12 bis 24 Stunden auf etwas unterhalb 100mA stehen bleibt. Ab diesem Punkt werden nur noch die Gitter korrodiert und Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt. Die Aufladung schreitet aber nicht wirklich weiter fort.


    Grüße, Tom

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