Strategie fürs Nachladen und Lagern diverser Akkus im Oldtimerbereich...?

  • Hallo,


    nachdem ich dieses Forum entdeckt und bereits diverses gelesen habe, möchte ich meine Strategie für das Nachladen und Lagern diverser Bleiakkus verbessern.


    Ich habe diverse Old- und Youngtimer, die häufig über mehrere Monate stehen, und dann wieder intensiv für ein paar wochen genutzt werden. Bei denen sind die (geladenen) Akkus üblicherweise angeschlossen. Bei Fahrzeugen, die länger nicht in Betrieb sind, werden die Akkus ausgebaut und bei mir im Keller gelagert. Es handelt sich um 6V und 12V Bleiakkus, die 6V haben üblicherweise 66...77 Ah, die 12V Akkus 36...60 Ah, bei den "Youngtimern" und Alltagsfahrzeugen bevorzuge ich 90...100Ah.


    Etwa 5 Akkus sind überwiegend eingebaut, 5 weitere Akkus stehen im Keller. Ich selbst bin interessierter Laie.


    Aufgrund der üblichen Empfehlungen der sinnvollen Erhaltungsladung habe ich im Keller inzwischen einige Geräte stehen. Zum Aufladen (fast) leerer Akkus benutze ich ein Voltcraft 2000 von Conrad (--> VOLTCRAFT Automatikladegerät VC 2000 12 V 1.5 A, 5 A auf conrad.de online bestellen | 000855978), welches (für 12V-Akkus) 5A mit "4stufiger vollautomatische Ladecharakteristik" liefert und laut Herstellerangabe auch "altersgeschwächte Batterien aktiviert, tief entladene Batterien reaktiviert und ein Pulsladeverfahren für maximale Lebensdauer bietet". Ferner habe ich (insbesondere für die 6V-Akkus) ein AL 600 plus (--> AL 600 PLUS: Bleibatterielader mit Diagnosefunktion bei reichelt elektronik) was zwar nur 600mA Ladestrom bietet (damals war es schwer, überhaupt was elektronisches für 6V zu bekommen) aber eine "Mehrstufen Vu Ladekennlinie, I-Phase, U1-Phase, U2-Phase" und einen "Automatischen Batteriepflegemodus (Refreshing der Batterie nach dem Laden)" samt "Erhaltungsladung" verspricht. Klingt für einen Laien prima!


    Dazu kommen diverse kleine Steckerlader (300mA bis 1600mA) für 2/6/12-Volt, an die ich die Akkus nach dem Volladen hänge, in der Hoffnung damit eine "maximale Lebensdauer" zu erhalten.


    In der Halle nutze ich ein letztes Jahr neu angeschafftes Ansmann ALCT 6-24/10 (--> ANSMANN AG - Kfz-Ladegerät ALCT 6-24/10 - Kfz-Ladegeräte - Ladegeräte & Netzgeräte) was immerhin auch die 6V-Akkus mit 1A lädt, und mit dem ich die in Betrieb befindlichen Youngtimer-100Ah-Akkus mit 10A laden kann und laut Hersteller ebenfalls die "Erhaltungsladung" anbietet.


    So in etwa sieht es im Keller aus:



    Den "roten Klotz" (ein ungeregeltes 4A-Uraltladegerät von Einhell aus den 80er-Jahren, davon habe ich noch eins, umschaltbar 6V/12V und 6A) habe ich heute mal wieder ausgegraben und testweise an einen alten (aber elektronisch voll geladenen) 60Ah-Akku geklemmt. Der begann mit einer Laespannung von 13,90V zu laden, nach 15 Minuten war er bei 14,24V und nach 2h bei 14,54V, und der Akku gast schon leise vor sich hin. Den werde ich heute Mittag wohl wieder abklemmen.


    Ich nutze dieses Uralt-Ding aber immer wieder (gerne), wenn ich einen "toten" oder "halbtoten" Akku habe, der von den elektronischen Geräten als "defekt" erkannt wird. Lade ich solche Akkus über Nacht mit diesen Gerät, kann am nächsten Tag auch die Elektronik weiterladen und ich kann den Akku weiterverwenden.



    Da ich weder in der Halle noch im Keller immer alle Akkus an einem Erhaltungslader hängen habe, wechsle ich diese alle paar Wochen/Monate durch. Leider passiert es auch immer wieder mal, dass ein Akku "vergessen" wird - so stellte ich gestern fest, dass an einem Fahrzeug was (unplanmäßig) nun doch schon wieder 16 Monate (bei angeklemmter Batterie) steht, und ich anscheinend zu selten nachgeladen habe, und die Selbstentladung dafür gesorgt hat dass das licht nur noch trübe brannte (derzeit hängt dieser 45Ah-Akku am Ansmann und wird mit 5A geladen).


    Nach dem Lesen diverser Beiträge scheint mir, dass diese ganze "Erhaltungsladung" bzw. gelegentliche Ladung mit dem IUoU-Elektroniklader (wenn meine Geräte überhaupt nach IUoU laden...) doch nicht so das Wahre ist, um die maximale Akkulebensdauer bei möglichst voller Kapazitätserhaltung zu erreichen.


    Hier im Forum habe ich nun folgenden Beitrag entdeckt:

    Ist es also bei meiner Nutzungsweise ggf. besser, insbesondere für die eingebauten Akkus nach dem "elektronischen voll laden" nochmals ein bis zwei Tage mit solch einem konstanten U-Lader nachlade, um den Akku "ganz voll" zu bekommen (und dann keine ständige Erhaltungsladung durchführe, sondern nach z.B. 6...12 Monaten wieder die Reihenfolge Ansmann + Konstantlader) wähle? Insbesondere bei den 60er-Jahre-Autos, wo bei "Zündung aus" keine Verbraucher zugeschaltet sind, also eigentlich nur Selbstentladung auftritt?


    Wie verhält sich das bei den Youngtimern, bei denen die Steuergeräte ständig 10...30 mA ziehen?


    Vielen Dank fürs Lesen und vielen Dank für die Unterstüzung!


    Grüße, Jörg

  • Ja, so sah es bei mir auch über viele Jahre aus, bis dann mal der Groschen gefallen war. Dass dieser ganze Popanz um die "Erhaltensladung" Quatsch ist, habe ich erst nach wiederholtem Ärger mit Unterbrechungsfreien-Notstromversorgungen (USVs) festgestellt. Das Problem hierbei ist, dass zur Vollladung dem Akku eine relativ hohe Ladespannung angeboten werden muss (um Sulfatierung zu vermeiden), die der Akku aber nicht lange erträgt (weil bei hoher Ladespannung zwangsläufig Gitterkorrosion einsetzt). Deshalb bis ich zu der Überzeugung gekommen, dass es für lange Lebensdauer und hohe Kapazität optimal ist, wenn man (relativ) kurz Volllädt und dann möglichst jeglichen Entladestrom vom Akku fernhält, um die eingeladene Kapazität zu halten. Also am besten den Akku nach der Vollladung völlig abklemmen.


    Wenn ständig ein geringer Entladestrom von wenigen bis 30mA (im Verhältnis zur Standard-Akku-Kapazität von 40 bis 100Ah) fließt, führt dieser zwangsläufig dazu, dass sich sehr große Bleisulfatkristalle bilden, die ab einer gewissen Größe schlicht inaktiv werden und dann nur noch mit einer sehr hohen Ladespannung (-> soviel zum Thema Einhell-Trafolader, der ist dann in der Tat brauchbar, wenn man ihn hierfür gekonnt einsetzt...) wieder abgebaut werden können. Schäden durch Gefügeveränderungen in den Gitterplatten durch die Bildung großer Kristalle, die teilweise bei niedrigem Säuregewicht sogar in Lösung gehen und dann später, bei der Auskristallisierung zu Problemen führen können, lassen sich damit aber nicht lösen. Durch die starke Gasung bei Verwendung solcher Trafo-Lader wird aktives Material eher noch aus den Gitterplatten heraus gedrückt.


    :!: Trick: Wenn der Betrieb eines Bleiakkus bei lang anhaltendem niedrigen Entladestrom - warum auch immer - unvermeidlich ist, sollte man dem betreffenden Akku unmittelbar nach einer 100%-Vollladung wenigstens eine Kur in Form einer großen Menge feinster Bleisulfat-Kristallisationskeime gönnen. Sind diese vorhanden, bilden sich nachfolgend statt weniger großer Sulfatkristalle eher viele kleine und das Problem der Sulfatierung tritt dann nicht mehr im üblichen Umfang auf, sondern nur in stark leichterer Form. Wie man das erreicht? Ganz einfach: Den Akku direkt nach der Vollladung für wenige Sekunden mit einem möglichst hohem Strom entladen. Bei solchen Hochstromentladungen bilden sich zwangsläufig ungeheure Mengen feinster Sulfatkristalle, die dann bei der weiteren - langsamen - Entladung als Kristallisationskeime wirken. 8o


    Diese Stufen-Ladeverfahren wie IUoU usw. klingen immer ganz toll und irgendwie auch logisch, aber so richtig warm bin ich damit bei Bleiakkus nie geworden. Das muss etwas mit der einmaligen Eigenart von Bleiakkus zu tun haben, ihren Ladestrom bei Anliegen einer geeigneten Ladespannung ganz selbsttätig zu wählen. Insofern reicht es m.E. völlig aus, wenn man eben eine "geeignete" Ladespannung anlegt und diese zeitlich begrenzt. Gute IUoU-Lader machen dies im Grunde auch, nur reicht es eben nicht aus, einen Lader mit einem Ladestrom für ganz verschiedene Bleiakkus zu verwenden. Den Eindruck dass genau dies damit möglich wäre, versuchen die (Lader-)Hersteller aber in der Regel zu erwecken und das ist dann auch meist das Grundübel.


    Grüße, Tom

  • Danke, das deckt sich mit dem, was ich bisher gelesen habe.


    Konkrete Frage(n) zur künftigen, besseren Vorgehensweise: aufladen wie bisher mit dem Kleinlader, anschließend mit dem Konstantlader 1..2 Tage lang "richtig" voll machen, "impfen" und bis zum nächsten Gebrauch stehenlassen.


    Und zum "Reaktivieren" bzw. "Auffrischen" der vorhandenen (und bisher "falsch" behandelten) Akkus diese jeweils ein paar Wochen an den Pulser.


    Das alles wäre problemlos durchführbar. Ich könnte/würde also den "Notenbook"-Konstantlader (gibt's den noch?) und den Pulser aus dem Shop erwerben.


    Kann ich den Konstantlader und Pulser auch an zwei zusammengeschalteten 6V-Akkus verwenden? Beide hätten ungefähr die gleiche Kapazität (66...77 Ah), aber je nach Herkunft eine unterschiedliche Behandlung erfahren bzw. sind unterschiedlich alt.


    Vielen Dank und viele Grüße,


    Jörg

  • Den Pulsar braucht man dafür eigentlich nicht unbedingt, denn der ist eher für extrem sulfatierte und völlig flache Akkus gedacht. Klar, man kann ihn auch für noch halbwegs gesunde Akkus verwenden, die gehen nach einer Pulsar-Behandlung auch wieder gut, aber der Pulsar kostet natürlich auch eine ganze Menge. Von den Konstant-U-Ladern hab ich noch ein paar. Am besten mal die Anschrift mailen, dann schicke ich einen.


    Man kann natürlich auch zwei 6V-Akkus in Reihe an den 12V-Ladern aufladen, das geht durchaus. Ist zwar nicht die reine Lehre, geht beim Laden mit geringen Ladeströmen aber erstaunlich gut. Aber entladen sollte man 6V-Akkus mit unterschiedlicher Geschichte unbedingt getrennt.


    Grüße, Tom

  • Ja klar. Dort ist es sogar ziemlich egal. Zwar sind die Impulsströme sehr hoch, aber der gemittelte (arithmetische) Ladestrom ist sehr niedrig, so dass es gar nicht zu Überladungen des kleineren Akkus kommen kann.


    Also einfach hintereinander schalten, das geht ganz vorzüglich.


    Grüße, Tom

  • Dann ist der Pulsar richtig für mich. Ich habe auch einige ältere Akkus hier, die längst nicht mehr ihre volle Kapazität haben, aber problemlos für ein Wochenende (oder eine Woche) im Oldtimer genutzt werden können, da nur Sommerbetrieb, vorher "Volladung", und der Oldtimer "null" Ruhestrom aufweist.


    Die Kosten sind relativ zu sehen, z.B. kostet ja auch eine Tankfüllung 80 € (und der Sprit ist recht schnell wieder alle), und wenn ich sehe, was die Bank jeden Monat für die Eigenheimfinanzierung an Zinsen abbucht...


    Ich melde mich nächste Woch nochmals per PN wegen einer Bestellung, da gibt es noch eine Besonderheit.


    Grüße, Jörg

  • Hallo Tom,
    halbautomatische Computerlader mit zahlreichen individuellen Optionen, halte ich vor allem im Zusammenhang mit etwas größeren Bleiakkus sogar für wirklich sinnvoll. Beispielsweise das kompakte "Selectiva 4050 Plus von Fronius" mit 3 Kw Aktiv Inverter, wo man unter anderem die erwünschte Zellenspannung, Anzahl der Zellen, Kapazität und andere wichtige Parameter individuell justieren kann. Das erwies sich vor allem in unserer Firma schon häufig als sehr nützlich, wenn wie so oft die Traktionsbatterien von Gabelstaplern und Ameisen gnadenlos tiefentladen wurden. Wie zum Beispiel einmal die beiden 2 mal 40 Volt 720 Ah Akkusätze vom großen Hochregalstapler, welcher über über Weihnachten mit eingeschaltetem Hauptschalter vergessen wurde und am 7. Jänner nur noch 9 bzw. 13 Volt Leerlaufspannung an jeweils 20 Zellen hatte.


    Mit diesem praktischen und hocheffizienten aktiven Gleichrichter von Fronius, kann man jede Betriebsspannung zwischen einer bis max. 24 Zellen vortäuschen und damit ganz einfach völlig tiefentladene Traktionsbatterien, wieder stufenweise aufpäppeln und später unter üblichen Parametern weiterladen.


    Auf der anderen Seite verbanne ich aber ausnahmslos alle vollautomatischen Trümmer, wo ich keinen direkten Zugriff auf wichtige Parameter habe. Das gleiche gilt bei mir für computergesteuerte Netzwerke auf zwei oder 4 Rädern, deshalb gibt es unter meinem Dach auch keine KFZ nach Bj. 1996. Bleiakkus erwerbe ich sehr selten als Neuware, weil man regelmässig vermeintlich ausgediente Brocken zum Nulltarif bekommt. Diese leiden zwar in ihrem zweiten Leben meistens an erheblich erhöhter Selbstentladung, aber mit Hilfe permanenter Erhaltungsladung von 2,23 Volt Konstantspannung pro Zelle, fahre ich damit nicht selten noch weitere 5 Jahre un das auch über die kalten Wintermonate.


    Sehr positiv hat mich eine im Jahr 2005 erworbene 12 Volt 9Ah Billigsdorfer AGM Batterie aus China überrascht, welche an einem Honda Helix CN 250 montiert ist.



    Weil an diesem Fahrzeug das Mäusekino und die Digitaluhr ständig etwas Ruhestrom saugen, müsste man den Akku nach längerer Standzeit abklemmen. Da ich aber nicht regelmäßig die Sitzbank abschrauben wollte und deshalb schon mehrere wesentlich teuerer AGM Akkus versehentlich zerstörte, habe ich vor 11 Jahren erstmals ein kurzes Kabel mit verpolungssicheren Mate N Lok Stecker nach außen gelegt, um unter der Sitzbank einen Erhaltungslader anstecken zu können.




    Mittlerweile arbeitet diese AGM Batterie schon die zwölfte Saison und auch heuer war ca. 30 Sekunden langes dauerstarten zum spülen der Schwimmerkammer kein Problem, bis der Roller nach der langen Winterpause wieder ansprang. Irgenwann kommt sicher das bittere Ende, welches aber derzeit noch nicht absehbar ist. Aufgrund der sehr niedrigen Erhaltungsladespannung fließen nur wenige Milliampere zum Akku und ab öffentlichen 230 Volt Netz werden durchschnittlich 0,3 bis max. 0,4 Watt Wirkleistung verbraucht. Das sind aber über das ganze Jahr gerechnet nur ca. 50 Cent elektrische Energiekosten und deshalb auch vernachlässigbar. Die Scheinleistung bzw. der erheblich höhere Blindleistungsanteil meiner beinahe unbelasteten 50 Watt Netzteile interessiert mich nicht wirklich, immerhin sollen auch die vom Erergieanbieter sehr üppigen Netzgebühren in irgend einer Form annähernd berechtigt sein.

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