Batterie-Entladepulser bei Elektor März/April 2017

  • ...und wieder das Thema lade oder entladepulsen...


    heute bin ich in der Elektor-Zeitschrift Nr.554 (März/April 2017) auf den Bleiakku-Aktivator gestolpert. Elektor verweist u.a. auf folgende Weblinks, was das funktionsprinzip angeht


    http://www.chargingchargers.co…/battery-desulfation.html


    sowie Conrad => Art.192223 (Ein Link möchte ich hier nicht reinsetzen, damit Tom's Forum nicht der Konkurenz dient)


    Um es kurz zu fassen: Der Elektor-Aktivator entlädt die Batterie alle 30s mit einem 100us-langen 100A Impuls, dabei wird der Innenwiederstand der Batterie gemessen.


    Der Innenwiderstand der in der Zeitschrift getesteten Akkus scheint in der Tat schon nach wenigen Impulsen zu sinken, und die nutzbare Kapazität der Akkus vergrössert sich.


    Hat jemand von euch das Teil nachgebaut?


    gruss


    Denis

  • Ach herje... :wacko:


    Es ist immer dasselbe: Luftige Versprechen, wolkige Formulierungen und hübsche, eingängige Bilder. Gerne Zeichnungen, manchmal aber auch Elektronenmikroskop-Bilder von angeblichen Bleisulfatmolekülen, welche von Pulsern "zertrümmert" oder "in Resonanz" gesetzt würden. Aber es bleibt, was es schon immer war: Esoterik, sonst nix. :whistling: Die Bilder sind meist Fantasiegebilde, bei Fotos handelt es sich nicht selten um irgendwas völlig anderes. Selbst Fachleute können oft nicht ohne weiteres sagen, was auf EM-Bildern eigentlich abgebildet ist. Meiner persönlichen Erfahrung nach ist der Humbug, der mit Batteriepulsern getrieben wird, ziemlich genau proportional vergleichbar mit dem Geld, welches damit verdient werden soll.


    Was hält man z.B. hiervon (Zitat aus dem Link):


    "They emit a pulsating dc current that removes the sulfate deposits from the plates and returns them to the battery acid as active electrolyt."


    Wie soll das durch einen Entladestrom geleistet werden? Wenn man den Schwefel (also den im Bleisulfat enthaltenen Anteil des Schwefelsäure-Elektrolyten) vom Bleisulfat trennen will, benötigt man hierfür Energie. Die muss man zuführen! Mit einem simplen Entladestrom geht das natürlich nicht, denn der entnimmt dem Akku ja Energie und bildet so nur noch weiteres Bleisulfat.


    Selbst wenn man das Bleisulfat irgendwie entfernen ("remove") würde, wäre damit niemandem geholfen, denn Bleisulfat ist ja das normale Entladeprodukt eines Bleiakkus. Das wird aber noch gebraucht: Beim Laden nämlich! Da wird aus Bleisulfat an der positiven Elektrode Bleidioxid und an der negativen wieder Blei. Ist das Bleisulfat alle, wird gar nichts mehr geladen, weil ja kein Bleisulfat mehr da ist, das man noch laden könnte.


    Und überhaupt:


    Ich weiß nicht, wer bei seiner Batterie Probleme mit dem Innenwiderstand hat. Ich jedenfalls nicht. Ich hab immer Probleme mit mangelnder Kapazität nach einer bestimmten Benutzungsdauer! Bezogen auf Starterbatterien heißt das, dass sie den Anlasser immer noch ganz prima durchdrehen, aber dann ganz schnell am Ende sind. Oder dass sie von der Bordelektrik über Nacht leergesaugt werden und dann reicht die Kraft halt morgens nicht mehr zum anlassen aus. Beides sind aber Kapazitätsprobleme, keine Probleme mit dem Innenwiderstand! Auch wird der Innenwiderstand von diversen Batterie-"Messgeräten" immer so gerne gemessen, weil das so schön einfach ist: Kurzer Impulsentladestrom über Messshunt, Spannung gemessen, Strom errechnet, Innenwiderstand errechnet, angezeigt, fertig. Soll doch mal einer einen Kapazitätsmesser bauen, der mir auf Knopfdruck die Kapazität eines Akkus anzeigt. DAS wäre doch mal etwas nützliches für die Welt.


    Eins können Entladestrompulser aber doch, jedenfalls wenn sie mit möglichst hohen Entladeströmen arbeiten: Den Widerstand an der Grenzfläche zwischen Bleigitter und Aktivmaterial vermindern. Allerdings ist der ohnehin so gering, dass er in der Praxis komplett irrelevant ist. Aber wenn man es darauf abgesehen hätte: Das können Ladestrompulser ganz genauso.


    Sorry, wenn ich jetzt wieder Salz in manche Wunde gestreut habe, aber so ist das nun mal.


    Grüße, Tom


    PS: Dass sich nun ausgerechnet "die Elektor" mit einem Entladepuls-Desulfatierer beschäftigt, ist auch noch insofern ein Hohn der Geschichte, als mein Power-Pulsar selbst auf einem Bauvorschlag der Elektor aus grauer Vorzeit zurückgeht. Damals hieß das Ding noch "Akku-Revitalisierer ". Seinerzeit haben die schon längst mit Ladestrompulsen experimentiert, da hab ich noch an meinem Moped geschraubt. Und heute nun sowas.... :pinch:

  • Ja, in der tat, bei den Referenzen scheint es sich um richtiges Halbwissen zu handeln, mit wissenschaftlichen Publikationen hat es wirklich wenig gemeinsam. Das finde ich gerade bei einer solchen Zeitschrift seltsam…



    Aber: bei den angesprochenen Abbildungen handelt es sich um Diagramme, die den beim Bepulsen sinkenden Innenwiderstand der getesteten Batterien darstellen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Elektor da falsche Daten reingeschummelt hat, um den Kunden zu verwirren. Aber Du sagst ja auch, dass der Widerstand zwischen Aktivmaterial und Bleigitter sich auch mit Entladepulser beseitigen lässt. Gerne schiche ich ein scan per PM an diejenigen, die es möchten. Nur ins Forum möchte ich aus urheberrechtlichen Gründen die Bilder nicht reinstellen.



    Das dein Lade-Pulsar funktionniert, will ich auch gar nicht leugnen. Ich besitze das Gerät zwar nicht, aber es gibt genug positives Feedback hier im Forum.



    Könnte es aber sein, dass Entladepulser (zB Akku-Aktivator Plus von Conrad oder das hier angesprochene Teil von Elektor) den Gesamtzustand einer fast defekten Batterie verbessern, obwohl dadurch zusätzliches Bleisulfat entsteht?



    Ich könnte mir das etwa so vorstellen: Nehmen wir an, eine Batterie ist zu 50% sulfatiert, und der Innenwiderstand beträgt mittlerweile 10 Ohm. Eine solche Batterie ist unbrauchbar, da die Spannung bei der kleinsten Belastung zusammenbricht. Wenn jetzt ein Entladepulser die Batterie durch langsame Entladung um weitere 2% sulfatiert (also die Batterie nun zu 52% sulfatiert ist), dafür aber dank Bepulsen den Innenwiderstand auf 1 Ohm heruntergebracht hat, hat man am Ende eine Batterie, die zwar im Vergleich zu vorher noch mehr sulfatiert ist, aber in besserer Gesamtkondition ist, da ein anderer Faktor (Innenwiderstand) erheblich verbessert wurde.



    Dies würde auch erklären, warum sich durch bepulsen korrodierter USV Bleigel-Batterien die Kapazität etwas erhöhen lässt (bei gleichebleibendem Entladestrom). Für andere Zwecke kann man solche Batterien dann weiter benutzen.



    Das Problem der mangelnden Kapazität hängt sehr wohl mit dem Innenwiderstand des Akkus zusammen: Bei einer aus theoretischer Sicht perfekten Batterie mit 0 Ohm Innenwiderstand hätte man immer dieselbe Kapazität, wenn wir die Batterie mit C/10 oder C/100 entladen. Da aber jede Batterie zwangsläufig einen Innenwiderstand hat, kommt man auf verschiedene Kapazitätswerte, wenn eine Batterie mit C/10 oder C/100 entladen wird. Bei Fabrikneuen Batterien ist der Unterschied nicht allzu gross, bei alten Akkus dagegen richtig krass.



    Also nochmal kurz gefasst: Könnte es sein, dass obwohl Entladepulser sowie passive Ladepulser zwangsläufig die angeschlossenen Batterien weiter sulfatieren, diese Geräte andere Faktoren (zB Innenwiderstand) soweit verbessern, dass der Gesamtzustand der Batterien besser wird?



    Uebrigens: Einen Kapazitätsmesser, der die Kapazität eines Akkus per Knopfdruck ermitteln kann gibt’s in der Tat: Akkumatik von Estner (den hatte ich auf deiner Empfehlung vor 2 Jahren gekauft). Es lässt sich auch der Entladestrom einstellen.



    Gruss



    Denis

  • Zitat

    Aber: bei den angesprochenen Abbildungen handelt es sich um Diagramme, die den beim Bepulsen sinkenden Innenwiderstand der getesteten Batterien darstellen.


    Ich sehe da nur die A, B, C, D-Abbildungen rechts. Das sind aber keine Diagramme, sondern Grafiken.



    Der von mir erwähnte Widerstand zwischen Gittern und Aktivmaterial liegt in jedem Fall im Miliohm-, also sozusagen im Hochstrom-Berech. Wenn Akkus erst Widerstände im Ohm-Bereich aufweisen, sind in der Regel die Gitter gebrochen. Da hilft zwar im Grunde gar nichts mehr, aber wer sich über geringe Verbesserungen freut, der haue in solchen Fällen durchaus auch mal mit einem Hammer auf den Akku, oder stoße ihn hart auf den Tisch. Dann ändert sich der Innenwiderstand - oft - auch viel zum Guten. Aber das ist natürlich keine wirkliche "Verbesserung", sondern in etwa ebenso wohltuend, wie wenn man auf ein Radio mit Aussetzern draufhaut.


    Zitat

    Das Problem der mangelnden Kapazität hängt sehr wohl mit dem Innenwiderstand des Akkus zusammen: Bei einer aus theoretischer Sicht perfekten Batterie mit 0 Ohm
    Innenwiderstand hätte man immer dieselbe Kapazität, wenn wir die Batterie mit C/10 oder C/100 entladen. Da aber jede Batterie zwangsläufig einen Innenwiderstand hat, kommt man auf verschiedene Kapazitätswerte, wenn eine Batterie mit C/10 oder C/100 entladen wird. Bei Fabrikneuen Batterien ist der Unterschied nicht allzu gross, bei alten Akkus dagegen richtig krass.


    Diesen Fall hatte ich jetzt nicht gemeint. Aber ich merke schon: Ich gebe meine Akkus deutlich früher ins Recycling als Du. :huh:


    Zitat

    Also nochmal kurz gefasst: Könnte es sein, dass obwohl Entladepulser sowie passive Ladepulser zwangsläufig die angeschlossenen Batterien weiter sulfatieren, diese Geräte andere Faktoren (zB Innenwiderstand) soweit verbessern, dass der Gesamtzustand der Batterien besser wird?


    Wenn man solch geringe Verbesserungen schon als Verbesserungen werten möchte, dann vielleicht schon. Vermutlich bringt praktisch jegliches Hantieren an einem Akku einen "Gewinn" an Betriebsdaten, wenn der Akku nur schrottreif genug ist. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass viele, wenn nicht die allermeisten, von den Verwendern bemerkten positiven Effekte, zum einen auf eine vorhergegangene vernünftige Aufladung und zum anderen auf psychologische Effekte zurückzuführen sind.


    Zitat

    Uebrigens: Einen Kapazitätsmesser, der die Kapazität eines Akkus per Knopfdruck ermitteln kann gibt’s in der Tat: Akkumatik von Estner (den hatte ich auf deiner Empfehlung vor 2 Jahren gekauft). Es lässt sich auch der Entladestrom einstellen.


    Auch der braucht dafür wenigstens die ganze Nacht und nicht nur die Zeit eines Knopfdruckes. Was ich meinte war, dass der Verwender nicht so gern Rücksicht auf ihm unliebsam erscheinende Wahrheiten nehmen mag und daher auch kaum an Kapazitätsmessgeräten interessiert ist, die erstens eine ganze Nacht für eine einzige Messung brauchen, zweitens einen entladenen Akku hinterlassen und dann zuletzt durch die Messung selbst auch noch Akkulebensdauer kosten. Daher gibt es "praktisch" keine solchen Messgeräte auf dem Markt.


    Statt dessen aber jede Menge, welche auf Knopfdruck sofort eine (Innenwiderstands-)Anzeige abliefern, mit der aber leider niemand etwas anfangen kann.


    Grüße, Tom

  • Die korrelieren nicht mal ansatzweise. Du kannst eine verschlissene, aber vollgeladene 100Ah-Starterbatterie mit nur noch 3 oder 4Ah Restkapazität nehmen und dort den erzielbaren Strom bis zum max. zulässigen Spannungseinbruch messen und wirst normalerweise wenigstens noch die Hälfte des Neuwertes ermitteln. Nur das die Batterie nach dieser kurzen Messung dann schon fast leer ist. -|-


    Miss doch mal selber.


    Grüße, Tom

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!