FAKE-Lipos bei ebay!

  • Es gibt eine Weisheit, die werd ich mir jetzt endlich mal ausdrucken, rahmen und an die Wand hängen:


    Wenn etwas zu schön ist um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr! :cursing:


    So geschehen wieder mal bei extrem überzeichneten 3S/20Ah-Lipo-Akkupacks bei ebay , die auch noch schrottselektiert (Ausschussqualität) sind:




    Nach dem öffnen finden sich zwischen absurd dicken Schaumgummiplatten drei niedliche Lipo-Zellen...



    Ein ziemlich nutzloser Schalter gehört noch dazu und ein (unbrauchbares) BMS.



    Die Größenverhältnisse. Viel Schaumgummi, viel Pappe, wenig Lipos.



    Hier von mir zwei Drähte angelötet, um den Pack genau zu vermessen.



    Die BMS-Platine stellte sich dann aber als komplett unbrauchbar heraus. Sie besitzt einen viel zu hohen Innenwiderstand. Aus dem grotesk überzeichneten Akku wird so ein besserer Briefbeschwerer.



    Also die BMS-Platine abgelötet und die Zellen direkt angeschlossen.



    Das "BMS".



    Kaum 4Ah, was aber auch daran lag, das eine von drei Zellen ziemlich schwach war. die anderen beiden kamen auf 4 bzw. 4,2Ah.




    Stempelung der Einzelzellen: 3,7V/29,6Wh. 29,6Wh /3,7V = 8Ah. Nachgemessenerweise haben sie aber kaum 4Ah.


    Nutzloser Schrott. Und ich Idiot hab davon 5 Stück gekauft. Dabei hätte ich es wissen müssen: Die preisgünstigsten brauchbaren Lipos liegen z.Zt. (3/2019) bei knapp EUR 0,41 pro Wh Kapazität. Diese Akkus sollten 3 x 3,7V x 20Ah = 222Wh Kapazität besitzen und kosteten EUR 28,40 pro Pack, also EUR 28,40 / 222Wh = EUR 0,13 pro Wh. Da konnte ja irgendwas nicht stimmen! -|- Jetzt hab ich EUR 0,70 pro Wh für Schrott bezahlt. ;(


    Mal sehen, wie die Rückgabe abläuft. Und: Komisch, dass der Händler keine schlechten Bewertungen wegen der FAKE-Akkus hat. Naja, eine hat er jetzt... :motz:


    Grüße, Tom

  • Ähnliches kenne ich auch von "NiMh 9 Volt Akkublocks mit angeblich 600 mAh", welche im realen Leben nur mit Mühe 250 mAh schaffen. Als ich diesen englischen Anbieter mit meinen ehrlichen Messwerten konfrontierte, bezahlte er sofort freiwillig die Hälfte vom Kaufpreis zurück. Da soll dann noch einer behaupten, "die wissen nicht was sie verkaufen"?


    Zum Glück gibt es in England auch noch seriöse Anbieter, welche "gute Qualität mit realistischen Angaben" verkaufen. Zur Zeit laufen auch unverschämte Betrügereien mit großen Akkuschraubern, welche mit "108 V 15000 mAh" beworben werden. Derart abenteuerliche Angaben lesen sich mittlerweile so unrealistisch, wie bei handelsüblichen Hi-fi Sondermüll. Auch die Lichtstromangaben von "LED Taschenlampen" sind mittlerweile nur noch große Lachnummern!


    PS: Zum Glück steht jeden Tag ein Dummer auf und glaubt diesem Schmarrn.

  • Erstaunlich in diesem Zusammenhang, dass es offenbar so wenig Reklamationen gibt. Wenn eine Zapfsäule falsch geeicht ist und plötzlich pasen in einen 70l-Tank 75l, dann fällt das jedem Dulli auf. Aber wenn ein 20Ah-Akku kaum 4Ah speichert, dann meckert keiner? Häh?


    Und Du hast Recht: Ich habe mal vor 20 Jahren einen Auto-Verstärker gekauft, der mit "4x150=600W" bedruckt war und auch so angeboten wurde. Der hatte aber nicht mal einen Gleichspannungswandler, so dass bei 12V am Ende maximal so um die 13W rauskamen. Und nicht 150! Die Sache ging dann vor Gericht und dort musste ich dann kleinlaut eingestehen, dass ich nicht mal ein gerichtsfestes beglaubigtes Sachverständigen-Gutachten :motz: über die tatsächliche Ausgangsleistung des Verstärkers vorlegen konnte. Die Sache ging dann entsprechend aus wie das Hornberger Schießen. Immerhin hab ich damals wenigstens den Kaufpreis zurück bekommen (und gut das fünffache für die Klage und deren Abwicklung berappt). Bei solch einer betrugsfreundlichen Rechtsprechung wundert man sich dann, dass die Cleverles dieser Welt sich die Taschen mit dem Verkauf von absurd überzeichneter Scheisse vollstopfen.


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom,


    nach meinen persönlichen Erfahrungen sind wirklich nur sehr wenige Leute in der Lage, Ladezustand oder Speicherkapazität von Akkumulatoren realistisch zu messen. Man muss ja heute schon wirklich froh sein, wenn jüngere Leute überhaupt noch den Unterschied von Strom und Spannung verstehen. Wenn man Beiträge in diversen Motorrad Foren "über elektrische Probleme liest", kann man sich dabei nur über massenhafte Wissensdefizite und viel Unfug bei fragwürdigen Empfehlungen wundern!

  • Nach Eröffnung eines Streitfalls hat ebay ein Rücksende-Ticket zur Verfügung gestellt und die fünf Lipos wurden retourniert. Daraufhin wurde nach Zustellung der volle Kaufpreis erstattet. Den zerlegten Akku werden sie wohl entsorgen müssen, aber ich fürchte, die vier intakten finden nun wieder den Weg in die übliche Vermarktungsschiene als "12V/20Ah-Lipo-Akkus". ;(


    Wie auch immer, ich habe mir mal wieder 18 Stück 3,7V/5Ah-20C-Lipo-Einzelzellen von Hobbyking als Zusatzakku für meine kleine Solaranlage bestellt, von denen ich schon 36 im Pedelec verwende. Ehrliche Zelle, die mit EUR 0,38 pro Wh zu einen sehr günstigen Preis angeboten werden. :)


    Grüße, Tom

  • Jupp! Die Rückkehr zu den guten alten Markennamen, denen man vertrauen kann. :thumbup: Bei NiCd- und NimH-Akkus waren über Jahrzehnte tatsächlich große Qualitätsschwankungen zwischen den verschiedenen Labels erkennbar: Innenwiderstand, Selbstentladerate, effektive Kapazität, Lebensdauer. Je bunter die Schrumpfschläuche wurden und desto marktschreierisch höher die angeblichen Kapazitäten stiegen, desto argwöhnischer musste man die Zellen betrachten. Sanyo ist mit seinen Eneloops seinerzeit einen gänzlich anderen Weg gegangen, man musste die Kapazitätsangabe auf dem Gehäuse regelrecht suchen und wenn man sie fand, gab es auch nur den Hinweis "min. 1900mAh". Was aus zweierlei Gründen bemerkenswert ist: Denn einerseits wirbt es sich schlecht mit einem Mindestwert, andererseits war der nächsthöhere Schwellenwert von 2.000mAh so nah. Fazit: Understatement wirkt! :)


    Im Bereich von Bleiakkus kenne ich aber nichts vergleichbares. Hier stellte ich (wenigstens bei Starterbatterien für PKWs) eher fest, dass die Technik so simpel ist, dass eigentlich jeder brauchbare Starterbatterien herstellen kann. Der einzige erkennbare Unterschied zwischen Billigheimer und Markenbatterien war der Preis. Da bin ich dann ganz schnell zu den billigen ausgewichen und mache mir seit dem auch keinen Kopp mehr um die Lebensdauer: Nach vier Jahren baue ich schon mal ganz gerne neue ein. Bei 60 - 70 Euro (gegenüber früher 140 bis 220,-) pro Batterie braucht man nicht mehr groß zu überlegen. Bis dann auch hier vereinzelt Fake-Batterien mit den absurd überzeichneten Kapazitätsangaben chinesischer Herkunft auftauchten.


    Bei Lithium-Akkus ist es mit den Marken aber schwierig, weil die Zellenhersteller erstaunlicherweise kaum selbst am Markt vertreten sind, meistens existieren überhaupt keine Labels mehr. Und falls doch, dann nur im Höchstpreissegment.


    Grüße, Tom

  • Klassische NiMh Akkus mit höhere Energiedichten, unterliegen astronomisch hohen Selbstentladeraten, darauf kann ich gerne verzichten!



    Über den Innenwiderstand von Eneloop Zellen der Baugröße AA darf man nicht meckern, solange die mittleren Entladeströme im Bereich von durchschnittlich 2 Ampere bleiben. Vor allem bleibt dieser Wert bis annähernd 400 Lade/Entladezyklen weitgehend konstant!



    Kalibriert man mit etwas Mühe ein handelsübliches LCR Messgerät exakt auf Null, kann man den tatsächlichen Innenwiderstand recht zuverlässig nachmessen, wenn man die Gleichspannung mit einem niederohmigen Ultro low ESR Elko entkoppelt.



    Zum direkten Vergleich ein minderwertiges Aldi Produkt mit eher wenigen Lade/Entladezyklen, aber mehreren Tiefentladungen aufgrund astronomischer Selbstentladerate.



    PS: Wenn man billige AGM Motorrad Batterien aus China mit moderater Erhaltungsladung bei Laune hält, können solche Brocken erfahrungsgemäß sehr alt wrerden!

  • Spitzfindig gesprochen könnte man sagen, dass Eneloop-Zellen von Sanyo älter sind. Ursache: Panasonic hat Sanyo 2009 gekauft. Eine sehr informative Abhandlung über Sanyo, Panasonic, die Eneloop-Zellen und deren Entwicklung findet man unter https://de.wikipedia.org/wiki/…_geringer_Selbstentladung .


    Obwohl ich die Eneloops auch genial finde und davon jährlich gut 300 Stück im Festeinbau verarbeite, passt das Thema leider überhaupt nicht zum Thread-Thema Lithium/Lipo/Fake-Akkus. Inkompatibel sind sie darüber hinaus auch noch. Vielleicht sollte man einen Neuen Thread für die bemerkenswerten Eneloop-Zellen unter NiCd- und NiMh-Akkus eröffnen. Ohnehin sehr verwunderlich, dass es den bis heute noch nicht gibt. -|-


    Grüße, Tom


    Edit:


    Die o.g. 3,7V/5Ah/20C-Lipo-Zellen, die ich das Stück für knapp 7,- Euro bei Hobbyking bestellt habe, wurden von mir nun auch vermessen und erreichten auf Anhieb problemlos 5,35Ah. Das sind effektive 19,8Wh, was den Preis der Wattstunde auf nur noch 35 Eurocent senkt. Deutlich billiger wird es auf absehbare Zeit nicht gehen, denn damit liegt man trotz der geringen Größe schon beinahe im Bereich der Kosten von großen Elektroauto-Batterien, die bekanntlich extrem preissensitiv sind. Es ist daher völlig sinnlos, am Markt nach billigeren Lipo-Zellen zu suchen. Außer Fake-Zellen gibt es nämlich keine.

  • Im Bereich von Bleiakkus kenne ich aber nichts vergleichbares. Hier stellte ich (wenigstens bei Starterbatterien für PKWs) eher fest, dass die Technik so simpel ist, dass eigentlich jeder brauchbare Starterbatterien herstellen kann. Der einzige erkennbare Unterschied zwischen Billigheimer und Markenbatterien war der Preis. Da bin ich dann ganz schnell zu den billigen ausgewichen und mache mir seit dem auch keinen Kopp mehr um die Lebensdauer:

    Das mag für einige Modelle gelten. Auch ich verbaue keine Markenbatterien. Ausnahme: die be Ebay verkauften "Langzeitbatterien". Der Händler stellt sich bewusst blöd an und versucht Kunden massiv an einer einfachen Gewährleistungsumsetzung zu hindern. Die Dinger sind Schrott. Jedenfalls die, die ich gekauft habe.

  • Das mag für einige Modelle gelten. Auch ich verbaue keine Markenbatterien. Ausnahme: die be Ebay verkauften "Langzeitbatterien". Der Händler stellt sich bewusst blöd an und versucht Kunden massiv an einer einfachen Gewährleistungsumsetzung zu hindern. Die Dinger sind Schrott. Jedenfalls die, die ich gekauft habe.


    Nanu? Jetzt wirds interessant. Denn von diesen "Langzeit" habe ich drei Stück in unseren Privatwagen im Einsatz und alle drei tun bei bei mir seit Jahren einwandfrei Dienst. Toller Preis inkl. Lieferung. Allerdings habe ich noch nie versucht dort Gewährleistung zu bekommen.


    Was genau ist denn das Problem mit Deinen "Langzeit"? Von wem gekauft? Von "Winnerbatterien"? Von dem hab ich die drei (1 x 45Ah und 2 x 85Ah) gekauft. Bisher ohne Beanstandungen. Hab auch die letzten 2.000 Bewertungen durchgescrollt und nur eine negative gefunden.


    Grüße, Tom

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