Leidiges Thema, Ladebooster ja/nein

  • Hallo
    nach vielem Lesen in irgendwelchen unsäglichen Foren bin ich auf dieses hier gestoßen und möchte meine Frage nochmals hier platzieren, weil ich das Gefühl habe, daß der Admin weiß von was er spricht:


    Ich fahre einen Defender TD4 als Wohnmobil (Euro4, kein BMS)

    - Lichtmaschine 150Ah

    - Starterbatterie 95Ah AGM (1 Jahr alt)
    - Aufbaubatterien 2x95AH (1 Jahr alt)

    - Ladegerät für Landstrom Truma BC 630iu
    - Hauptverbraucher Kissmann Kühlschrank KB100 (40-45W lt. Hersteller)


    Die Aufbaubatterien sind über das Ladegerät parallel zur Starterbatterie geschaltet (schaltet durch bei L+). Die Verkabelung ist ca. 2,5m lang, die Kabel sind sicher 16mm2 oder mehr. Ich kann das nicht richtig zuordnen, aber das Ladegarät hat Anschlüße für 10mm2 und da sind die Kabel sehr schwer reinzuwürgen. Die Kabel sind in etwa so dick wie mein kleiner Finger (ich hab schlanke Hände)


    Starte ich den Motor, liegen an den Aufbaubatterien 14,5V an.


    Jetzt liest man immer wieder, das AGM eine höhere Ladespannung brauchen (14,7V). Hier im Forum habe ich die für mich schlüssige Argumentation gefunden, daß Bleiakkus immer die gleiche Ladespannung brauchen, eine höhere aber für zyklischen Betrieb sinnvoll ist, um Sulfatierung o.ä. zu vermeiden und die Lebensdauer zu erhöhen.


    Ist nun mein Betrieb (tagsüber + nachts Kühlschrankbetrieb) ein zyklischer Betrieb? Geladen werden die Batterien nur bei der Fahrt und auf Reisen mit Solar (200Watt) oder sehr selten mal an Landstrom. Mit dem Trumaautomat werden aber auch nur 14,4V (10h dann Erhaltung mit 13,8V) erzeugt.


    Ist ein B2B Lader nun sinnvoll oder nicht.


    Da der Solarregler direkt auf die Aufbaubatterien wirkt, schaltet das Trumaladegerät ebenfalls auf die Starterbatterie durch, wenn 13,8V anliegen. Ist in der Leitung zur Starterbatterie nun ein Booster angebaut, könnte ich in diesem Fall die Starterbatterie nicht mit Solar laden. Außer ich setze ein Trennrelais parallell, daß bei D+ öffnet.


    Für Hilfestellung bin ich sehr dankbar.

  • Hallo,


    ein Kühlschrank ist ein relativ hungriger Verbraucher, der unter normaler Nutzung und den relativ kurzen Ladephasen beim Fahren zwangsläufig ein typisch "zyklischer" Verbraucher ist, der es erforderlich macht, die Ladespannung der Bleibatterien relativ hoch zu legen, um so die unvermeidliche Sulfatierung immer wieder abzubauen. 14,5V ist aber eine durchaus ausreichende Ladespannung, so diese dann beim Laden auch möglichst immer wirklich anliegt. Daher würde ich mir die Ausgabe für einen Booster und dessen Erschwernis im Betrieb (wie beschrieben) sparen.


    Statt dessen empfehle ich, die Batterien bei vorhandenem 230V-Netzanschluss regelmäßig alle vier bis acht Wochen einer "Hochspannungsladung" mit etwa 15,5V über 24 bis 48h mit Netzgeräten (wie z.B. meinen Ladewutzeln) zu unterziehen. Die so zu erreichende "Schnelldesulfatierung" ist erfahrungsgemäß wirksamer und ist zugleich weniger belastend, als eine deutlich erhöhte Ladespannung über einen Ladebooster, die ja bei jeder Ladung wirkt und dann schon mal des Guten zuviel sein kann.


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom

    danke für die schnelle und ehrliche Antwort.

    Wenn ich das Auto mal wieder raushole, werde ich die 14,5V nochmals verifizieren. Nach dem Start und nach einer Stunde Fahrt. Danke.


    Wo finde ich denn den "Ladewutzeln" bei dir im Shop?


    Aah ich habs gefunden.

  • Hab ich mir jetzt mal durch gelesen. Das steht aber zu der Aussage, man soll bei AGM die zulässige maximale Ladespannung (14,7V) nicht überschreiten, im Widerspruch. Und gasen sollte die Batterie ja auch nicht.


    ????

  • Es geht um kurzzeitige Ladung mit dem Zweck der Sulfatrückführung, nicht um eine ständig erhöhte Ladespannung. Man muss immer schauen, was eine Batterie für ihren jeweiligen Zustand für Ansprüche hat und woran sie leidet, um dann die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, damit sie wieder zu Kräften kommt. Im Übrigen warne ich seit jeher davor, die "empfohlenen" Ladespannungen z.B. von AGM-Batterien zu ernst zu nehmen. Wichtig sind solche Werte bei Bleiakkus immer nur dann, wenn diese Spannungen über Jahre gefahren werden.


    Grüße, Tom

  • Bei Gel- und AGM-Akkus ist die Elektrolytmenge relativ klein, weshalb diese möglichst nicht zur Gasung gebracht werden sollen, weil das mit einem Elektrolytverlust verbunden ist. Das ist schon alles.


    Grüße, Tom

  • Wird die Gelbatterie 1x überladen, ist sie Schrott. Bei der quasi Gasung läuft zwischen Gel und der Elektrode ein Prozeß ab, der nach Ende der Ladung zu einem minimalem Luftspalt führt. Dadurch kann die Elektrode nicht mehr atmen und keine Leistung mehr bringen. Den Verkauf von Gelbatterien lehne ich generell ab und schicke den Kunden weg (wenn er auf Gel besteht). Der kleinste, nur kurzzeitige Fehler im Automatikladegerät (Spannungsanstieg) und die Batterie ist im Eimer. Der Nachweis einer Falschbehandlung gegenüber dem Kunden ist fast unmöglich.


    Ich habe bei solch einer defekten Batterie versucht Säure nachzufüllen, um der Leerraum zu schließen. Vergeblich. Das Gel ist wie etwas fettig, umgibt den Leerraum und läßt keine Säure ran.

    Ganz anders bei der AGM. Dort befindet sich freie Säure im Glasvlies. Die "trocknet" sehr schnell aus. Deswegen lade ich AGM nie über 15 V!!! Viele AGM-Ausfälle gehen auf Austrocknung zurück. Deswegen sollte AGM nicht im Motorraum verbaut werden. Allerdings kann man die Batterien aufschrauben und Wasser nachfüllen bis zur satten Durchfeutung, dann ggf. Säure nachfüllen, um einen Flüssigkeitsspiegel einer Standardbatterie herzustellen. Damit geht natürlich die Rekombination verloren, da ja AGM-Batt. unter Druck stehen.


    Rainer

  • Immer wieder super-interessant diese fachlich-fundierten Beiträge von Dir zu lesen. :thumbup::love:


    Ich hatte mal eine große 120Ah Sonnenschein-Gel-Batterie gebraucht für ganz kleines Geld erworben, die muss schon beim Kauf sehr alt gewesen sein. Die stand hier ewig rum und wurde eigentlich nur hin und wieder mal als Hochleistungs-Stromquelle zum Testen von Leistungselektronik verwendet. Der hab ich mal etwas entionisiertes Wasser in die Zellen gespritzt, was sie sehr gut vertragen hat. Eine Kapazitäts-Messung ergab ein halbes Jahr später den für mich unglaublichen Wert von knapp 130Ah. Wieder ein paar Jahre später musste die dann ran und als Solar-Stromspeicher im harten Zyklenbetrieb arbeiten. Da war dann aber nach einem halben Jahr Ente, weil die Kapazität zusammengebrochen war. Das Alter halt...


    Seit dem ist beim mir das Lithium-Zeitalter angebrochen und Bleibatterien kaufe ich nur noch als Starterbatterien für Autos.


    4 x 3S-LiPos, je 30Ah mit jeweils eigenen BMS, parallel geschaltet. Seit gut einem Jahr im harten Solar-Zyklenbetrieb.


    Grüße, Tom

  • Es geht um kurzzeitige Ladung mit dem Zweck der Sulfatrückführung, nicht um eine ständig erhöhte Ladespannung. Man muss immer schauen, was eine Batterie für ihren jeweiligen Zustand für Ansprüche hat und woran sie leidet, um dann die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, damit sie wieder zu Kräften kommt. Im Übrigen warne ich seit jeher davor, die "empfohlenen" Ladespannungen z.B. von AGM-Batterien zu ernst zu nehmen. Wichtig sind solche Werte bei Bleiakkus immer nur dann, wenn diese Spannungen über Jahre gefahren werden.


    Grüße, Tom

    Servus Tom,

    hier würde ich gerne genauer nachfragen. 3/4 meiner Batterien sind AGM, die bisweilen nie mit mehr als 14,8V geladen wurden. Bevor ich mir die teuren Teile jetzt schrotte: 15,5V (oder gar temperaturkompensiert auch mal 16V(?) über 24h auch für AGM?


    Grüße,
    Thorsten

  • Ich persönlich mache es so, habe allerdings kaum AGM-Batterien, die ich mit dem Wutzel behandle. Daher muss ich zugeben, dass meine persönlichen Erfahrungen des "Wutzelns" von AGM-Batterien zu wenig sind, um diese Frage ausreichend seriös beantworten zu können. Rainer schrieb ja zutreffende, dass die Elektrolytmenge in AGM-Batterien verhältnismäßig klein ist, so dass sich Gasung bei diesen deutlich negativer auswirkt als bei Flüssig-Batterien. Man sollte also unter der Gasungsschwelle bleiben, wobei leider das Problem auftritt, dass man bei gebrauchten Batterien nie wissen kann, wie tief die inzwischen schon abgesunken ist. Bei relativ jungen Batterien mit Kalzium-Legierung dürfte sie deutlich über 16V liegen, so dass hier nicht mit Schwierigkeiten zu rechnen ist. Bei alten stellt sich die Frage, welches Übel übler wäre: Dauerhaftes Schwächeln, oder zusätzlicher Elektrolytverlust. Man bewegt sich hier im Bereich kurz vor der Verschrottung einer Batterie, wo es m.E. eher darum geht, möglicherweise noch zu bergende Leistungspotentiale zu retten, unter Inkaufnahme eines möglichen Totalschadens. Im übrigen ist der Elektrolytverlust einer kontrollierten 15,5V-Ladung über ein bis zwei Tage bei einem nur geringen Ladestrom, wie ihn der Wutzel liefern kann, sehr gering, wenn man darauf achtet, dass die Batterie sich nicht erwärmt. Dann gast sie nämlich auch nicht.


    Grüße, Tom

  • Vielen Dank für Deine Einschätzung, Tom. Gestern kam eine schwächelnde AGM aus meiner B-Klasse in meinen Bestand. Bei derzeit 12,3V Leerlaufspannung (ungeladen) nimmt sie bei 14,8V angelegt 1,8A auf. Den Totalausfall riskiere ich gerne.


    Wir werden sehen, was sie sagt ;-)

  • Eben: Man kann eigentlich nur gewinnen, denn sonst ist sie so oder so Schrott. Halt mal nach ein, zwei Stunden Ladung die Hand dran, dann merkst Du ja ob sie zu warm wird oder nicht. Wahrscheinlich wird die sich höchstens um max. 5°C erwärmen, was unkritisch ist. Damit "köcheln" die AGM-Batterien in meinen USVs jahrelang klaglos.


    Grüße, Tom

  • Ich meine jetzt weniger eine Schädigung durch Temperaturerhöhung an sich, als mehr die Temperaturerhöhung als Folge stattfindender Gasung. Kühlen hilft da nicht wirklich, wenn man einen Elektrolytverlust als solchen verhindern möchte. (Was natürlich nur dann erforderlich ist, wenn in der Batterie kein Katalysator vorhanden ist, der entstehendes Knallgas wieder in Wasser verwandelt.)


    Grüße, Tom

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