"Liontron, Ultimatron oder die günstige Bausatz-Batterie: Was empfehlen Sie? Und wo sind die Vor- und Nachteile?"

  • Mit ziemlicher Regelmäßigkeit rufen mich unentschlossene Batterie-Kaufinteressenten an, die allein aus den Artikelbeschreibungen der verschiedenen Batterien noch keine rechte Kaufentscheidung für sich ableiten können. Ist ja wegen der vielen Typen am Markt auch nicht so einfach.


    Der eigentliche Gedankengang ist aber meist dieser:


    Was nix kostet, das taucht auch nix! oder Wer billig kauft kauft zwei Mal!

    Aber ist das bei den preisgünstigen LiFePO4-Batterien im MicroCharge-Shop wirklich so?


    100%ig Nein!!


    Zwar kosten mehr Kapazität und mehr Ausstattung natürlich auch mehr Geld, aber dass die Qualität der Akkus aus dem unteren Preissegment nun gerade schlechter wäre, habe ich bisher noch nie feststellen müssen. Ich habe bis heute sogar noch nicht mal eine einzige Reklamation wegen schwacher oder ausgefallenen Akkus bekommen. Nicht eine! Echt nicht!! Nicht mal, weil die Kapazitätsangabe vielleicht nicht gestimmt hätte.


    Was allerdings reichlich oft Probleme verursacht, sind die von den Kunden gern bestellten Smart-BMS mit Bluetooth-Verbindung zum Smartfon. Die hierbei auftretenden Probleme sind leider außerordentlich vielfältig, hängen aber fast immer mit den von den Kunden verwendeten Smartfons zusammen (Kompatibilitätsprobleme zwischen Hardware, App, Betriebssystem und anderen installierten Apps), aber nur selten mit Störungen innerhalb der BMS selbst. OK: Ich muss zugeben, dass die aus dem chinesischen oder englischen übersetzten Apps oft ziemlich unverständlich daherkommen. Solche Probleme lassen sich mit etwas Support aber fast immer lösen. :)


    In verschlossenen Fertigbatterien werden fast ausschließlich Industrie-Rundzellen verbaut, wo man als Käufer zwangsläufig einen Haufen Luft mit kauft (der zumindest Bauraum kostet), während "Billigbatterien" in der Regel aus viel leichter montier- und kontaktierbaren prismatischen - also rechteckigen - Zellen bestehen, wo der Raum optimal ausgenutzt wird, was zunächst mal ein Vorteil für die Bausatzbatterien ist, die in der Tat bei gleicher Kapazität deutlich kleiner bauen. Bzgl. Innenwiderstand, Maximalstrom und Zyklenfestigkeit nehmen sich Rundzellen und prismatische Zellen jedoch nichts, auch wenn es bei beiden Ausreißer nach oben wie unten gibt. Einen unbestreitbaren Vorteil haben Rundzellen gegenüber prismatischen Zellen aber in jedem Fall: Ihr Verhältnis zwischen Oberfläche und Volumen ist deutlich günstiger im Sinne einer Kühlungsmöglichkeit durch umströmende Medien wie Luft oder flüssige Kühlmittel. Das ist z.B. bei Akkus für Elektroautos wichtig, wo die fließenden Ströme zuweilen extrem hoch sind, beim Laden ebenso wie beim Entladen. Hier muss gekühlt werden, weshalb man dort auch sehr gern Rundzellen verwendet. Allerdings muss bei Anwendung als Versorgungsbatterie im Wohnmobil oder Boot praktisch nie gekühlt werden. Höchstens geheizt, wenn es im Winter kalt ist und die Batterie geladen werden soll. Sofern man mit Heizluft an die Zellen heran kommt, könnte es daher von Vorteil sein, wenn Rundzellen verbaut sind, wo sich in der Zellenmatrix praktische Luftwege ergeben, die es bei prismatischen Zellen naturgemäß nicht geben kann. WENN man denn heran kommt. Allerdings kommt man wegen des geschlossenen Batteriegehäuses nicht ran. -|- Vom Grundsatz her gibt es jedenfalls keinen Qualitätsunterschied zwischen prismatischen- und Rundzellen. Beide sind ähnlich aufgebaut und erreichen vergleichbare Leistung und Lebensdauer.


    Einen recht großen Unterschied kann man zwischen Bausatz- und Fertigbatterien bei den verwendeten BMS feststellen, was größtenteils darauf zurückzuführen ist, dass das BMS in Fertigbatterien im Gehäuse eingeschlossen ist, während externe BMS wie das bekannte rote Daly außen angebaut wird, wo es gute Kühlung bekommt. Aus diesem Grund können Bausatzbatterien auch meistens mit deutlich höheren Strömen geladen und entladen werden, weil das bei hohen Strömen sich stärker erwärmende BMS hier erheblich besser gekühlt wird. So sind bei Bausatzbatterien Ströme bis zu 500A möglich, wo bei Fertigbatterien meistens bei 100 oder höchstens 150A Schluss ist. Man bekommt bei höheren Strömen die im geschlossenen Gehäuse entstehende Wärme nicht mehr abgeführt.


    Bei Fertigbatterien ist die leichtere Anschlussfähigkeit in jedem Fall ein Vorteil, denn alles ist bereits in einem Kunststoffkasten kurzschlusssicher verpackt und man braucht sich um Fragen der sicheren Befestigung keinen Kopp mehr machen, wo man bei Bausatzbatterien mit Einzelzellen und externem BMS ohne gemeinsames Gehäuse schon etwas Gehirnschmalz einsetzen muss, um das Geraffel mit Kabeln und Gedöns vernünftig und sicher zu befestigen. Allerdings gibt es inzwischen schon eine Vielzahl von Gehäusen für Bausatzbatterien, angefangen von der umgewidmeten Kunststoff-Werkzeugkiste aus dem Baumarkt, bis zum auf Maß angefertigten Kunststoffgehäuse mit Befestigungsmöglichkeit in Fahrzeugen, wie ich sie ja auch anbiete. Also auch hier holen Bausatzbatterien inzwischen ordentlich auf.


    Abschließend kann man feststellen, dass es zumindest qualitativ keinen Unterschied zwischen teureren Fertigbatterien und billigeren Bausatzbatterien gibt: Die Akkuzellen sind zwar anders, aber qualitativ sind fast alle Akkuzellen ohne Fehl und Tadel. Gewisse Einschränkungen bei der Leistung der BMS sind bei Fertigbatterien wegen des geschlossenen Gehäuses unvermeidlich, dafür hat man keinen Bastelaufwand beim Anschluss und die Montage der Batterie ist meistens einfacher. Aber die Antwort auf die oft gestellte Grundfrage, ob die billigen Bausatzbatterien im Gegensatz zu den teureren Fertigbatterien etwas taugen, kann ich offenen Herzenz mit "Ja!" beantworten. :)


    Grüße, Tom

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