Ladeschlussspannungen und Temperaturfüher

  • Hallo!


    GEL-, AGM-, Blei-Säure-Batterien, ... haben unterschiedliche Ladeschlussspannungen.
    Erkennt Ihr Ladegerät den angeschlossenen Batterietyp oder kann man die Ladeschlussspannung (allgemein Ladespannungen) individuell einstellen?
    Gelegentlich kann man lesen, dass Temperaturfühler an die zu ladende Batterie angeschlossen werden sollten, damit der Ladeprozess optimaler läuft, weil die Hitzeentwicklung in der Batterie berücksichtigt wird. Was ist Ihre Meinung dazu?
    Hat Ihr Ladegerät eine IU- oder eine IUoUo-Kennlinie?


    Auf eine Antwort freut sich


    Karl

  • Hallo,


    die Mythen von unterschiedlichen Ladeschlußspannungen von Bleiakkus mit flüssigem, als Gel vorliegendem oder in Glasvlies gebundenem Elektrolyten sind vermutlich noch älter, als das internet selbst. Allerdings verselbständigen sich diese Mythen immer schneller allein schon dadurch, daß sie nun an jeder Ecke zu lesen sind. Hier scheint wohl einer vom anderen abzuschreiben... :pinch:


    Richtig ist, daß die Ladeschlußspannung zu 40% vom Lade/Entladeschema abhängt (zyklisch oder Stand-By), zu 30% von der Akku-Temperatur, zu 25% von der Art der Ladung (IU/IUoU/IUoUo und was es da sonst noch alles gibt) und vielleicht zu 5% von der verwendeten Akkutype (Bleilegierung), soweit die Bleilegierung denn wirklich merklich von der Norm abweicht. Ob der Elektrolyt aber flüssig, flüssig im Vlies gebunden oder fest ist, spielt bzgl. der Ladespannung keine Rolle. Wer das ob der Vielzahl von Ladegeräten mit nach Akkutyp (Säure/AGM/Gel) umschaltbaren Ladespannungen am Markt nicht glauben kann, der sollte sich in diesem Zusammenhang einmal die Produktspezifikationen der Akkuhersteller anschauen. Zwar werden hier auch durchaus leicht abweichende Ladespannungen genannt, aber diese Abweichungen sind nur gering und zudem in viel stärkerem Maße von den o.g. Parametern abhängig, so daß eine Umschaltung allein aufgrund des Elektrolyttyps keinen Sinn ergibt. Da ein solcher Schalter die Hersteller aber praktisch nichts kostet und von der Kundschaft aller Erfahrung nach durchaus als ein zusätzliches, sinnvolles Feature angesehen wird, verkauft es sich eben recht gut. Ich nenne das mal ketzerisch eine "Pseudo-Lösung für nicht vorhandene Probleme" :!: Daß man durch solcherart Irrreführung des Kunden letztlich oft eine für den jeweiligen Akku falsche Ladespannung anlegt und so ohne Not oder Nutzen Leistung bzw. Lebensdauer verschenkt, schreibt natürlich keiner...


    Wirklich sinnvoll wäre es dagegen, wenn Hersteller von Ladegeräten endlich mal weniger Marketing-Gimmiks einbauen und statt dessen ordentliche Arbeit in Form von präzise eingestellten und langzeitstabilen Geräten auf den Markt bringen würden. Das würde den Kunden manche vorzeitig verschlissene Batterie ersparen. Nur: Präzision ist leider aufwändig und kostet daher Geld!


    Unter normalen Ladebedingungen erhitzen sich Bleiakkus nur unwesentlich. Deshalb muß die "Hitzeentwicklung" beim Laden von Bleickkus auch nicht berücksichtigt werden - es gibt ja keine, wenn man nicht gerade stark überlädt. Sinnvoll ist es dagegen, die Batterietemperatur zu berücksichtigen, wenn diese um mehr als 10°C von der meist zugrunde gelegten "Zimmertemperatur" (20°C) abweicht, da Bleiakkus bei niedrigen Temperaturen höhere Ladespannungen brauchen, um ausreichend schnell vollgeladen zu werden und bei hohen Temperaturen unbedingt mit verringerter Ladespannung beaufschlagt werden sollten, um Gitterkorrosion und einen eventuellen "termal runaway" zu vermeiden. Oder mit anderen Worten: Wenn Bleiakkus eine Temperatur zwischen 10 und 30°C aufweisen, braucht man sich über eine besondere Temperaturkompensation keinen Kopp zu machen. Darüber und darunter aber sehr wohl. Damit wir uns richtig verstehen: Die Batterietemperatur entspricht unter normalen Umständen der Umgebungstemperatur!


    Entsprechend dieser Philosophie arbeitet "mein" 12V/10A-Ladegerät: Präzise justierte Ladespannung mit hoher Reproduzierbarkeit in der Serie ohne die üblichen und nutzlosen Gimmiks, dafür mit hohem Ladestrom für kurze Ladezeiten und langer Batterie-Lebensdauer. Allerdings immer bezogen auf Batterietemperaturen zwischen 10 und 30°C. Das Ladegerät arbeitet mit IU-Ladung und automatischer Abschaltung. Es ist für sämtliche Bleiakkus mit flüssiger Säure, mit im Vlies gebundener Säure und mit gelierter Säure geeignet, allerdings nicht für spezielle Blei/Zinn-Akkus (wie z.B. Hawker-Zyklon oder -Genesis), welche eine deutlich erhöhte Ladespannung erfordern.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!