Kann man auch einen LiPO mit den Daly-BMS nutzen?

  • Hallo zusammen,

    kann ich die kleineren SMART-BMS von Daly (3S 30A/15A) auch mit normalen LiPo's wie man sie vom Modellbau (3S2P 10Ah) kennt nutzen? Oder ist die Ladecharakteristik zu unterschiedlich?
    Wo ich schon dabei bin... Managed das Daly auch den Ladestrom (begrenzt ihn aktiv) oder schaltet es beim einstellbaren Grenzwert nur ab? Hintergrund ist, ich möchte gerne den LiPo mit 10A laden, gleichzeitig aber noch zuverlässig andere Elektronik versorgen welche ca 1-2 A zieht. Also 15A liefern und BMS regelt auf 10A runter wäre so ideal. So könnte ich mir ein zweites CC CV Sparen (was aus Platzgründen super wäre).

    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    BMS für LiFePO4-Akkus lassen sich für LiPo-Akkus wegen der abweichenden Zellenspannungen (LiFePO4: 3,3V, LiPo: 3,6V Nennspannung) nicht verwenden. Allerdings passen hier die verbreiteten BMS für Li-Ion-Akkus, die Daly ebenfalls herstellt.


    Ein BMS kann den Ladestrom nur ein- oder ausschalten, ihn aber nicht regeln. Zur Ladestrombegrenzung auf einen bestimmten Wert ist ein Gleichspannungswandler mit relativ voluminösem Transformator erforderlich, der außerdem in Verbindung mit Schalttransistoren und Gleichrichterdioden eine erhöhte Abwärme zur Folge hat und den Schaltungsaufwand - und damit die Kosten - nach oben treibt. Im Handel findet man solche Geräte als Ladewandler bzw. Ladebooster, was beides dasselbe ist. Einen solchen Wandler schaltet man dem BMS vor, wodurch der Akku gegen zu hohe Ladeströme geschützt wird. Ein Kombigerät bestehend aus BMS mit Ladewandler gibt es m.W. nicht.


    Ob dieser Aufwand allerdings bei dem Versuch, von 15A zur Verfügung stehendem Ladestrom 5A für anderweitige Verwendung quasi "übrig zu lassen" klappt, muss bezweifelt werden, da ein Ladewandler wegen der unvermeidlichen Verluste nicht nur Abwärme erzeugt, sondern natürlich auch die hierfür erforderliche elektrische Leistung aufnehmen muss. Sprich: Er nimmt mehr elektrische Leistung auf, als er in Form elektrischer Leistung wieder abgibt. Die Differenz geht als Abwärme in die Raumheizung ein. Hierdurch würde sich also der verbleibende Strom vermindern. Ich kenne auch keinen Ladewandler, der hier spannungs- und leistungsmäßig in Frage kommen würde.


    Allerdings kann man einigermaßen einfach über eine PWM (Pulsweitenmodulation) eine Leistungsreduktion herbeiführen, um hiermit ebenfalls Akkus strombegrenzt zu laden. Der Aufwand ist wegen der Steuerung und des hierfür erforderlichen Tiefpass' aber auch nicht sonderlich kleiner, als bei einem "normalen" Trafowandler.


    Grüße, Tom

  • Hallo zusammen,


    ich würde das Thema gerne nochmal aufgreifen.

    Wie Tom ja auch geschrieben hat, bietet Daly auch BMS für Li-Ion-Akkus.

    Dabei wird aber auch auf darauf Bezug genommen, dass das BMS bei 2.7V untere Ladegrenze die Entladung stoppt.
    Ist das nicht zu wenig für ein Li-Po?

    Ist man damit nicht schon zu weit in der Tiefentladung? (2.7V vs. 3.0V)


    Cool wäre, wenn man das zumindest bei den SMART BMS konfigurieren könnte.

    Geht das mit Daly BMS?


    Danke und viele Grüße

  • Richtig, bei LiPos wird ein Entladeschluss von nicht weniger als 3,0V empfohlen. Und da man bei Daly-BMS für Li-Ion-Zellen eine Entladeschlussspannung zwischen 1,4V und jeweils der eingestellten Ladeschlussspannung problemlos vorgeben kann, kann man natürlich auch 3,0V Entladeschluss einstellen. :)


    Grüße, Tom

  • Zur Konfiguration wird üblicherweise der Bluetooth-Transceiver über die UART-Schnittstelle angeschlossen. Ob es diese Anschlussmöglichkeit auch über CAN-Bus und RS485-Schnittstellen gibt, weiß ich leider nicht.

    Grüße, Tom

  • Das Daly lässt sich problemlos per RS485 und der PC-Software programmieren, sofern vorhanden. Bei der Nutzung von CAN per Interface-Board, kann das mitgelieferte RS485-Kabel genutzt werden. Dieses hat auf der Daly-Seite nen RJ45 Stecker, der ins mit dem BMS verbundenen Interface-Board kommt und auf der anderen Seite USB-Bietet. Eine Programmierung per CAN ist mir nicht bekannt.

    Ein Vorteil wenn man auch noch RS485 an dem Daly hat ist, dass man das Bluetooth-Modul angesteckt lassen kann ;) Wäre übrigens ne Empfehlung in Richtung Tom diese BMS-Varianten anzubieten. Preislich kein großer Unterschied (wenn man direkt aus China bestellt) und die zusätzlichen Schnittstellen bieten einen DEUTLICHEN Mehrwert! Kenne bisher nur einen anderen deutschen Händler, der die Dinger inkl. CAN/RS485 ausliefert...

  • Wäre übrigens ne Empfehlung in Richtung Tom diese BMS-Varianten anzubieten. Preislich kein großer Unterschied (wenn man direkt aus China bestellt) und die zusätzlichen Schnittstellen bieten einen DEUTLICHEN Mehrwert! Kenne bisher nur einen anderen deutschen Händler, der die Dinger inkl. CAN/RS485 ausliefert...

    Leider problematisch wegen des dann typenmäßig komplett ausufernden Lagerbestands, der erforderlichen Finanzierungskosten und der Frage, wie lange dann ein Bestand zwischen 10 und 80 BMS pro Typ am Lager liegt und wie sich während der Lagerzeit die Hard- und Software der BMS ändert. Sowas veraltet zuweilen binnen weniger Monate.


    Eine Überlegung wäre es aber, zukünftig nur noch BMS mit UART, CAN-Bus und RS485 anzubieten. Dann strafft sich der Lagerbestand über die Jahre wieder. Dafür würden die Geräte dann natürlich alle deutlich (etwa 5 - 10%) teurer. Allerdings würde der Supportaufwand ganz gewaltig ansteigen, besonders wegen der Vorgehensweise, der Protokollvielfalt und der Kompatibilität zu allen möglichen Wechselrichtern, Ladegeräten, Steuerungen und Arduino-Eigenbauten. Ich glaube, dafür müsste man wohl eine eigene Abteilung aufbauen...


    Im Übrigen habe ich den wirklichen Mehrwert dieser Schnittstellen noch nicht erkannt. Gerade heute habe ich wieder ein längeres Gespräch mit einem Kunden in dieser Sache geführt und er hat mir erklärt, dass sein Victron-Steuergerät nun alles mögliche ganz wunderbar steuert und regelt. Ich hielt dagegen, dass das BMS allein die Batterie doch schon ganz hervorragend "verwaltet". Mir kommt es auch so vor, als wären diese Schnittstellen eher dem Spieltrieb gelangweilter Bastler von Nutzen, als dem normalen Anwender.


    Meine Erfahrung geht auch dahin, dass bei steigender Komplexität der Systeme der Supportaufwand enorm ansteigt (siehe oben) und zwar leider nicht linear, sondern exponentiell! Das muss man als Alleinunterhalter erst mal alles schaffen. Die Kunden sollen müssen diesen ganzen Kram nämlich nicht nur kaufen, sondern auch korrekt planen, zusammenbauen, konfigurieren, betreiben und insgesamt verstehen. Genau das ist aber heute schon bei vielen Leuten ein Riesenproblem, selbst wenn sie nur eine Ultimatron-Batterie mit simpler Smartfon-App kaufen. Und zugleich werden die Kunden, genau wie die ganze Gesellschaft, immer älter. Herrje, wie viel Zeit verbringe ich jede Woche allein damit, Leuten zu erklären, wie sie eine einfache BMS-App so auf ihrem Smartfon installieren, dass sie auch funktioniert. Da krieg ich schon so einiges zu hören in Sachen Komplexität... :motz:


    Liontron hatte schon seine Gründe, seine App altersgerecht zu gestalten: 8o



    Grüße, Tom

  • Der Vorteil einer Kommunikation zwischen BMS und dem Rest der Anlage ist der, dass es ins Webportal eingebunden werden kann, Steuerung per MQTT, Grafana & Co. Zudem lässt sich das Lade- und Entladeverhalten viel besser regeln (Ladestromanpassung in Abhägigkeit vom SOC)! Hier bieten die Dalys keinerlei Möglichkeit der Anpassung, nur den harten "Cut OFF".

    Gerade bei ESS-Anlagen ist es quasi unabdingbar, dass die Anlage mit dem Akku kommuniziert und auch dessen SOC kennt, damit die MPPTs geregelt werden und auch die verbrauchsabhängige Einspeisung entsprechend funktioniert. Für den normalo 0815 oder "WoMo"-User ohne spezielle Anforderungen mag die App-Kommunikation reichen aber im Haus mit ner entsprechenden Anlage nicht.


    Dynamischer Stromtarif alá Tibber ist auch wieder so ein Beispiel. Strom gerade günstig? Rein damit in den Akku wenn nicht gerade genug Sonne vorhanden ist (auch dazu sollte man den SOC kennen). Es gibt noch viel mehr Beispiele und Möglichkeiten wo eine Kommunikation zwischen Akku und Anlage Sinn macht.


    Das BMS sollte übrigens die "Last Line of Defence" sein und nicht der Hauptakteur in Sachen Regelung. Aber Dir als Experten ist dies sicherlich bekannt.


    Die Kunden sollen müssen diesen ganzen Kram nämlich nicht nur kaufen, sondern auch korrekt planen, zusammenbauen, konfigurieren, betreiben und insgesamt verstehen. Genau das ist aber heute schon bei vielen Leuten ein Riesenproblem, selbst wenn sie nur eine Ultimatron-Batterie mit simpler Smartfon-App kaufen. Und zugleich werden die Kunden, genau wie die ganze Gesellschaft, immer älter. Herrje, wie viel Zeit verbringe ich jede Woche allein damit, Leuten zu erklären, wie sie eine einfache BMS-App so auf ihrem Smartfon installieren, dass sie auch funktioniert. Da krieg ich schon so einiges zu hören in Sachen Komplexität...


    Problem des Kunden, nicht des Händlers. Niemand ist zu alt um zu lernen und wer Probleme hat ne App zu installieren sollte die Finger aber sowas vom Akkubau lassen... Schonmal über kostenpflichtigen Support nachgedacht? Wenn ich nen Problem als Admin mit z.B. nem MS Produkt habe, kann ich mich auch für den kostenlosen Support im Netz, Foren etc. entscheiden, der mit noch mehr Arbeit verbunden ist bevor es zum Ziel führt oder den kostenpflichtigen Direktsupport, der VERMUTLICH schneller zum Erfolg führt.

    Klar, Dich als Einzelkämpfer nun mit nem Riesen wie MS zu vergleichen ist vllt. ETWAS weit hergeholt aber der Kern des Beispiels trifft auf beide zu und es wird nicht ohne Grund so gemacht. Ich bin selbst Admin und habe ca. 1500 Mitarbeiter unter meiner Fuchtel. Ohne klare Ansagen und Grenzen ziehen tanzen die dir auf der Nase herum :S


    Du machst nen hervorragenden Job und allein dein Forum ist ein Alleinstellungsmerkmal aber nichts desto trotz, ziehe Grenzen... Dein Stresslevel wird es Dir danken :*

  • Aus einem BMS mit seinen Schaltendstufen wird keine Software der Welt einen Stromregler machen, denn das gibt dessen Hardware einfach nicht her. Mehr als Aus- und Einschalten kann es nicht. Das kann es aber sehr gut. Für jegliche Form einer Stromregelung benötigt man jedoch zwingend DC/DC-Wandler mit dicken Übertragern, die einem BMS jedoch fehlen.


    So ganz bin ich auch noch nicht davon überzeugt, dass ein BMS wirklich die richtige Datenquelle für einen Steuerundregelschrank mit Einspeise-Wechselrichter und Smartgrid ist, weil die Strommessung über den im BMS integrierten Shunt zwangsläufig eine wegen der Kurzschlussproblematik lächerlich geringe Stromauflösung mit sich bringt. Kleine Ströme unter 1 bis 2A kann es nicht messen, weshalb es bei der Ladezustandsanzeige unter bestimmten Betriebsbedingungen auch immer wieder zu krassen Fehlmessungen kommt (SOC angeblich >90%, aber die Batterie ist trotzdem leer...:wacko:) Deshalb würde ich das BMS für größere Anwendungen als zur Anzeige in einer App jedenfalls nicht zur Ermittlung des Ladezustands heranziehen wollen und hierfür lieber einen Spezialisten einsetzen, der wenigstens bis hinunter in den niedrigen Milliamperebereich sicher misst. Kostet wenig. Man muss allerdings auch die Zellenspannungen noch AD-wandeln, das bringt ein BMS natürlich schon von sich aus mit und da wäre ein Datenausgang dann in der Tat hilfreich. Ich möchte nur gern wissen, wer das alles sinnvoll und zuverlässig auswerten und sich selbst steuern und regeln lassen will, denn außer ein paar ansonsten unterbeschäftiger Nerds werden das sicher nicht viele hinkriegen.


    Bei mir häufen sich übrigens Hilferufe von Verwendern von Einspeise-Wechselrichtern, die über Abstürze berichten: Einerseits Abstürze der Wechselrichter selbst und andererseits, damit verbunden, auch Abstürze von BMS. Da scheint es also eine gewisse Korellation zu geben. Was mich ehrlich gesagt nicht mal wundert. Das ist alles impulsvermientes Gelände mit Neigung zu Dreckeffekten jeder Art. Und m.E. auch so gar nichts für Leute, die mit Strom schon bisher nicht viel am Hut hatten und sich damit schwertun, die Zellenverbinder der Batterie sicher und impedanzarm zu montieren oder Ringkabelschuhe mit 8mm-Löchern auf 10mm aufzubohren, aka "Generation Plug'n-play". Manchmal muss man sich schon wundern ob der Ambitionen der Leute, die nicht mal so kleine Sachen hinkriegen.


    Zu MQTT, Grafana, ESS und Tibber kann ich ausnahmsweise mal garnix schreiben, weil ich davon noch nichtmal gehört habe. Bei "Webportal" in Bezug auf ein BMS fällt mir aber gerade die Kinnlade runter, denn allein zwei popelige Webshopsysteme und ein Forum fressen schon mir viel mehr Arbeitszeit weg, als mir lieb ist. Meine vier 100Wp-Module im Garten reichen auch im Sommer nur noch knapp aus, um den Webserver und das nötige Zubehör sicher zu versorgen. Für technikaffine Leute ist sowas vermutlich die neue Modelleisenbahn und macht entsprechend Spaß, aber für 90% meiner Kunden stehen pnp und Unsichtbarkeit der Stromversorgung im täglichen Umgang mit Kühlschrank und Kaffeemaschine an erster Stelle im Pflichtenheft.


    Allerdings wundere ich mich schon länger, wie viele Daly UART zu USB-Adapter allein bei mir gekauft werden. Ich kann etwa sagen, dass ich rund 10 mal so viele USB-Adapter verkaufe wie BMS. Nun weiß ich nicht, ob ich vielleicht noch Arduinos mit ins Sortiment aufnehmen sollte, oder ob die vielen USB-Adapter irgendwie beim Experimentieren durchbrennen, aber bemerkenswert ist dieses Verhältnis schon. Da steckt also offenbar noch einiges an Potential drin. oO)


    Grüße, Tom

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