Hallo,
ein völlig normales Multimeter für ab etwa 10,- Euro ist völlig ausreichend.
Die Messung von Ruheströmen ist im Grunde trivial, aber in der Praxis oft schwierig. Der Grund ist, dass es bei modernen Fahrzeugen nicht ungewöhnlich ist, wenn man die Minuspolklemme der Batterie abnimmt, das Messgerät zwischen Minuspol der Batterie und der Minuspolklemme schaltet und dann unglaublich hohe Ströme misst, die erstens unmöglich dem Ruhestrom des Fahrzeugs entsprechen und zweiten das Messgerät beschädigen können. Grund dafür sind die vielen Controllersteuerungen in modernen Fahrzeugen, da sich nach einer Trennung vom Bordnetz (was gleichbedeutend ist mit dem Abklemmen der Batterie beim Auftrennen des Stromkeises, zwecks Zwischenschaltung des Amperemeters) die vielen Controller alle neu initialisieren wollen. Dabei laufen nicht selten Elektromotoren an, deren Stromaufnahme dann für einen Zeitraum von Sekunden bis Minuten mehrere Ampere erreichen kann. So kann man die "Ruhestromaufnahme" des Fahrzeugs natürlich nicht messen, denn erstens hat man besseres zu tun, als einen Zeitraum von mehreren Minuten abzuwarten, bis sich die ganzen Controllersteuerungen wieder komplett beruhigt haben und zweitens raucht einem dabei nicht selten das Messgerät ab.
Verständlich, dass angesichts der geschilderten Problematik manche zu Stromzangen greifen, wo Strommessungen ohne Auftrennen des Stromkreises elegant und bequem möglich sind. Dumm nur, dass bei den meisten (DC-)Stromzangen der Messbereich erst bei etwa 0,1A beginnt. Man frage bitte auch nach der Messtoleranz bei der Messung so geringer Ströme an der untersten Grenze der Auflösung, denn die beträgt je nach Gerät und Fähigkeiten des Bedieners durchaus um mehrere 100% plus/minus des abzulesenden Wertes! Daher rate ich von der Messung des Fahrzeug-Ruhestroms mit (DC-)Stromzangen ab.
Kleiner Exkurs Messzangen:
Wenn ich etwas gestelzt von "(DC-)Stromzangen" schreibe, dann deshalb, weil Stromzangen prinzipbedingt eigentlich nur bei Wechselstrom funktionieren, denn sie messen die Änderung des magnetischen Feldes um einen Leiter. Diese Änderungen finden aber nur bei Wechselstrom statt, dem wir im PKW aber eher selten begegnen. Also muss man die Sonderbauform einer Stromzange mit Gleichstrom-Messbereich verwenden. Die messen dann nicht die Veränderung von Leiter-Magnetfelder mittels Messspule, sondern einfach statische Magnetfelder über Hall-Sensoren. Was die Messung im Bereich geringer Ströme zusätzlich schwierig und ungenau macht, weil überall statische Magnetfelder lauern: Das Erdmagnetfeld, Magnetfelder aus Dauermagneten innerhalb von Elektromotoren und Generatoren, Magnetfelder innerhalb der Stahlkarosserie und nicht zuletzt von Lautsprechermagneten, die sich zufällig in der Nähe von Messorten befinden. Wer nicht genau weiß wie er mit solchen (DC-)Stromzangen umgehen muss, nicht genau weiß was diese Geräte können und was nicht, sollte von der Messung kleiner Ströme mit (DC-)Stromzangen besser Abstand nehmen. Die Wahrscheinlichkeit von Falschmessungen ist groß. DC-Stromzangen sind zudem nicht gerade billig.
Aber, wie misst man nun den Ruhestrom richtig?
Alles was man braucht ist ein stinknormales Multimeter mit einem Strommessbereich ab 5A und ruhige Hände. Die Batterie-Minuspolklemme wird gelöst und versuchsweise abgenommen, um diese auf Leichtgängigkeit zu prüfen. Sie muss sich leicht abziehen lassen, anders funktioniert meine Messmethode nicht. Ist das gegeben, wird sie einigermaßen locker wieder aufgesteckt. Der Kontakt zwischen Batteriepol und Polklemme muss sicher gegeben sein.
Zur Messung wird das Fahrzeug abgeschlossen (Zugang zur Batterie muss natürlich vorhanden sein) und mindestens zwei Minuten gewartet, damit sich die teilweise noch minutenlang sehr rege Bordelektrik beruhigen kann. Je nach Fahrzeug kann das durchaus bis zu 15 Minuten dauern! Dann wird der Pluspol des Strommessers am besten über eine Krokodilklemme mit dem Fahrzeugchassis verbunden und der Minuspol des Messgerätes mit dem Batterie-Minuspol. Und zwar tippt man mit der Prüfspitze des Messgerätes senkrecht von oben kommend auf die Mitte des zylindrischen Batteriepols und drückt diesen darauf, so dass sicherer Kontakt gewährleistet ist.
Zur Messung zieht man die Polklemme nach oben vom Minuspol der Batterie ab. Die Verbindung zwischen Fahrzeugchassis und Batterie-Minuspol wird nun allein vom Messgerät hergestellt. Diese Art der Messung hat den Vorteil, dass der Stromkreis zu keiner Zeit spannungslos ist und die teils völlig verrückten Autoelektroniken nicht zu initialisieren beginnen. Der Strom den man nun misst - soweit er konstant ablesbar ist - sollte dem Fahrzeug-Ruhestrom entsprechen. Ist die Messung beendet, wird die Minus-Polklemme wieder aufgesteckt, das Messgerät abgeschlossen und die Polklemme wieder angezogen. Fertig.
Video: Ruhestrom messen
Zur Bewertung:
"Früher", naja, genau genommen "ganz früher", also Adolf noch rumschrie und die Zäpfchen noch aus Holz waren und einige Zeit später auch noch, sollte man möglichst "Null Ampere" messen. Aber diese Zeiten sind leider schon lange vorbei, denn wenigstens der Senderspeicher des Radios und eine eventuell vorhandene elektrische Uhr verbrauchen ein paar Milliampere (zwischen 1 und 10mA).
Bei Autos, die in den Achtziger bis Neunziger Jahren hergestellt wurden und wo nicht gerade Alarmanlagen im Stand Strom verbrauchen, sollte der Ruhestrom deutlich unter 50mA liegen, meist so zwischen 10 und 30mA. Werden hier deutlich höhere Werte gemessen, sind meist nachgerüstete Verstärker, Tempomaten, Alarmanlagen o.ä. die Ursache, die nicht selten falsch angeschlossen wurden (man beachte den Unterschied zwischen Zündungsplus (Klemme 15) und Dauerplus (Klemme 30)!)
"Moderne" Autos ab Baujahr 2000 brauchen nicht selten 100mA und mehr im Stand. Je besser und opulenter ausgestattet sie sind, desto mehr. Wie viel das bei einem bestimmten Fahrzeugmodell wirklich sein darf, sollte man an kundiger Stelle erfragen. Nicht selten ist die Stromaufnahme auch nicht konstant, sondern ein konstanter Wert wird von kurzen, höheren Stromimpulsen unterbrochen. Das können blinkende Alarm-LEDs sein, aber auch "normale" kurzzeitige Arbeitsphasen einzelner Steuergeräte.
Wenn es einen richtig übel erwischt hat, misst man sogar über 150mA. In solchen Fällen hat man unvermeidlich und ständig Probleme mit leeren und verschlissenen Batterien. Die Hersteller solcher Fahrzeuge sind im Reklamationsfall zwar in der Regel sehr mitfühlend, aber mehr als einen Trostkaffee wird man denen auch kaum abringen können, andernfalls würden die Hersteller an der Pleite entlang schrammen, wenn sie jedem Käufer solcher Fahrzeuge jedes Jahr eine neue Batterie schenken sollten. Da haben die Hersteller bei der Entwicklung leider den Gesamt-Strombedarf ihrer Konstruktion völlig falsch eingeschätzt und möchten sich heute mit den Folgen ihres Tuns nicht mehr ganz so gerne beschäftigen. Das Neuwagengeschäft ist da einträglicher, als sich mit solchen Erbsünden der Vergangenheit zu beschäftigen...
Also alle Jahre eine neue Batterie kaufen, oder wegpressen den Kübel!
Grüße, Tom