Wieder mal eine sehr interessante "Abhandlung" von dir
Diese Geräte entnehmen ein paar kurze Entladestromstöße und "errechnen" daraus dann irgendwelche Werte, die man zu den CA und CCA-Werten in Beziehung setzen kann. Und es passiert natürlich exakt das, was schon bei Einführung von Siebensegmentanzeigen in Multimetern passierte: Die Darstellung des "Mess"-Wertes in direkt ablesbaren Ziffern verstärkt seine Glaubhaftigkeit drastisch. Menschen lieben sowas! Keine 5 Spiegelskalen mehr, wo man erst lange überlegen muss, welche Skala denn nun abzulkesen sei, kein Zeiger mehr, bei dem man aus Erfahrung weiß, dass man ihn - bei jeweils anderem Ergebnis - mal mehr von links und mal mehr von rechts ablesen kann und auch kein Zeiger mehr, der mal etwas klemmt, so dass man erst das Messwerk antippen muss, um durch diese Erschütterungen einen möglichst enegen Mittelwert zu erhalten. Es ist bei der Ablesung dieser Ziffernanzeige überhaupt keine Kenntnis und Einfühlung hin zu den kleinen Gemeinheiten mehr nötig, welche technische Geräten nun mal innewohnen. So wie ein kläffender Hund irgendwie auch nicht so gut verständlich ist wie einer der auf Deutsch sagt "Du blöde Sau, raus aus meinem Revier sonst setzt es was!".
Dem kann ich auch nicht völlig widersprechen. Nur - es hat ja seinen Grund weshalb die Geräte eingesetzt werden. Und ich denke, dass die angezeigten Werte von der Realität nicht so weit entfernt liegen. Zumindest hat der Prüfer tote, recyclingreife Kandidaten wo Hoffnung und Malz verloren ist bislang immer zuverlässig als solche angezeigt. Entweder durch extrem niedrige CCA-Leistung und/oder durch wahnsinnig erhöhten Innenwiderstand. Hingegen brauchbare, Pulsar-fähige Kandidaten mit den zu interpretierenden Werten auch als solche ausgegeben wurden. Nur steht eben jetzt der obige Prüfling mit den 250 CCA und 50 Amperestunden Kapazität irgendwie in krassem Missverhältnis - mein 1. Paradoxon seit ich mich intensiv mit Blei-Starterbatterien auseinandersetze. Eine Sichtprüfung in die Batteriezellen hat übrigens ergeben, dass die Platten wie mit Algen belegt sind. Auch oben und an den Seitenwänden ist massig "Grünzeugs" dass da irgendwie reingelangt ist. Ich kann mich auch entsinnen, dass die Batterie von außen völlig mit Pflanzenresten verstaubt war, als ich sie bekam. Ich denke dieser "Belag" erklärt die schlechten CCA-Werte...
(Der Gipfel der Frechheit sind dann entsprechende Gerät mit Druckwerk, die auch noch einen Zettel mit Quatsch bedrucken, den man seinen Kunden, quasi als Beweis für die Notwendigkeit einer neuen Batterie, vorlegen kann. )
Naja die basieren natürlich auch auf den Geräten ohne Zettel. Eine einwandfreie Batterie wird vermutlich ebenso exakt ausgegeben wie eine unrettbar verlorene. Nur bei den mittleren Kandidaten wird es schwieriger. Denke da ist man als unwissender Kunde auch auf das Vertrauen in die Werkstatt angewiesen...
Daher gestatte man mir die Frage: Welche Rückschlüsse kann man aus ein paar ganz kurzen Entladestrompulsen und der Messung der dabei messbaren Spannung an den (ohnehin bei Hochstromverhältnissen) äußerst kritischen Kabelklemmen denn entnehmen? Also die Klemmenspannung in Ruhe, ist klar. Dann die Klemmenspannung unter der Last eines Stromstoßes, ist auch klar. Noch was? Hab ich was vergessen? Steckt da vielleicht noch ein Powerline-Interface in der Batterie, welches mit einer internen Recheneinheit verbunden ist, die bei der Messung dann die Werte ausspuckt? Wohl nicht. Also ist das, was wirklich passiert doch wohl eher dieses: Die Spannung wird gemessen und der Innenwiderstand und dann aus einer geräteinternen Tabelle die hiermit am wahrscheinlichsten zutreffenden Einträge ausgespuckt. Besonders lustig wird diese "Methode", wenn das Messgerät noch nicht mal ansatzweise einen Plan hat, was für eine Batterie denn da eigentlich angeschlossen ist. OK, die Nennspannung wird das Gerät noch erraten können und ob es sich um eine 1AH AGM- oder um eine 100Ah-Nassbatterie handelt wird sicher auch aus dem Innenwiderstands-Messwert herauszulesen sein. Aber wenn das Messgerät sonst gar nichts über die Batterie weiß, ist die Messung kein Jota werthaltiger, als wenn man kurz einen Lastwiderstand anklemmt und dann aus dem so entstehenden Spannungsabfall auf den Innenwiderstand schlösse. Weshalb mir davor gruselt, wenn man dem Gesabbel solcher Geräte ernsthaft Glauben schenkt.
Hier gilt natürlich das gleiche wie oben schon geschriebene - ich denke die Praxis zeigt es ganz ordentlich. Ich sehe ja eine Veränderung der Werte zwischen einer entladenen, teilgeladenen und vollgeladenen Batterie. Auch kann ich daran ablesen, was eine mehrtägige/-wöchige Pulser/Bedinibehandlung ergeben hat. Nur die beim Tester vorgesehene Bewertung Gut oder Schlecht kann man sich schenken, denn auch hier kommt es natürlich immer auch auf den Verwendungszweck der Batterie an. Mein alter 1,8 l Benziner Vectra B zum Beispiel kommt durchaus auch mit einer kleinen aber frischen 44Ah-Batterie zurecht. Einbauen kann ich ohne Umbauarbeiten am Batterieträger aber auch eine größere, 70erAh bis 28,5cm Länge welche natürlich auch schon arg verschlissen immer noch auf die Mess- und Kapazitätswerte einer frischen 44Ah kommt. Die Interpretation der Werte - darauf kommt es an. Und ich denke, da liegt arger Nepp in vielen Werkstätten. Und dann kommt da noch der unbedarfte Kunde, der im Winter nicht auf den Pannendienst warten möchte, weil seine ungepflegte (weil sulfatierte oder bestenfalls einfach nur durch Kurzstreckenbetrieb entladene) Batterie nicht mehr die Leistung aufbringt um den Motor zu starten und stattdessen lieber einen noch gar nicht nötigen Austausch befürwortet...
Lade die Batterie voll, miss nach kurzer Ruhezeit die Ruhespannung und bewerte sie. Klemme einen Lastwiderstand an und bewerte den Spannungsabfall unter Last. Und ganz wichtig: Gehe vor wie ein Arzt und bewerte die Batterie optisch: Handelt es sich um das aktuelle Modell, sauber wie aus dem Laden,, oder ist der Aufdruck auf dem Hartgummigehäuse kaum noch unter Mengen an altem Motorraumschmutz zu erkennen? Wie sieht der Elektrolytstand aus? Messen das Säuregewicht und mache Dir ein Bild von Säurestand und -gewicht, ob es sich um eine gepflegte oder ungepflegte Batterie handelt. Messe die Kapazität am Lastwiderstand und bewerte so Leistung und Restlebensdauer. Schaue Dir an, wie gut die Batterie bei der Wiederaufladung den Ladestrom annimmt und ob sie dabei zu gasen beginnt oder nicht. Und dann, wenn Du noch ein paar Tage Zeit hast, messe die Klemmenspannung und den Innenwiderstand nach ein paar Tagen Standzeit erneut, um die Selbstentladerate zu bewerten. Danach weiß Du fast alles über die Batterie. Nur den "CCA"-Wert nicht. Denn dafür muss die Batterie natürlich erst tiefgekühlt und erneut vermessen werden. Ich verneige mich an dieser Stelle vor der Omnipotenz dieser kleinen Batterietester, die nur mal kurz die Krokodilklemmen anlegen zu brauchen und schon alle "Mess"werte parat haben.
Ja, mache ich ergänzend schon. Mein Lastwiderstand ist dabei der bekannte 100Ampere Prüfer, welches wirklich eine unschätzbare Hilfe bei der Erstbewertung ist (eine Batterie die da besteht kann durchfallen, aber eine Batterie die geladen nicht mal den 10-Sekunden Belastungstest besteht ist recyclingreif). Das mit dem Säurestand messen muss ich mir noch verinnerlichen. Momentan kann ich die unterschiedlichen Werte mangels Erfahrung einfach noch nicht richtig interpretieren fürchte ich. Doch das kommt mit der Zeit dann hoffentlich auch. Bis jetzt haben alle meine Batterien gut Ladung angenommen, nachdem ich sie leer gemacht habe. Muss aber gestehen, habe für den Erkenntnisgewinn noch keine schrottreifen Kandidaten leergemacht und beim Laden beobachtet....sollte ich vielleicht auch mal machen
Frage dazu: Was ist mit der Messung der Kapazität am Lastwiderstand gemeint?
Ja nee, passt scho'...
Und zu guter Letzt noch die vormals versprochenen Messwerte einer Batterie bei Raumtemperatur und nach 6-stündiger Einwirkung eines 3-Sterne Gefrierfachs (in Deutschland üblicherweise -18 Grad Celsius). Das erste Bild zeigt den vollgeladenen Prüfling bei Raumtemperatur. Das zweite Bild nach ca. 1 Stunde Gefrierfach, das Thermometergehäuse zeigte da etwa 4 Grad an, was leider nicht im Bild festgehalten ist. Das dritte Bild (ohne Thermometer, denn dass war außerhalb des Messbereichs) nach der 6-stündigen Kälteeinwirkung, das vierte Bild wieder gut auf Zimmertemperatur aufgewärmt. Daran sieht man schon eine Veränderung und Brauchbarkeit der angezeigten Werte.
Grüße, Torsten