Beiträge von hgebauer

    Hallo Herr Rücker.


    Hier hab ich endlich DIE Fachkomptenz gefunden. (Leider wird im Web ja viel Unsinn und Veraltetes zu Akkuthemen geschrieben. Und hier ist -ausnahmsweise- auch Wikipedia (she. dort "Starterbatterie") nicht ausgenommen). Danke.


    Zum Thema und zu meinen Fragen:
    Heute werden ja als Ersatz für ausgefallene PKW-Starterbatterien vorwiegend "preiswerte" nasse Bleibatterien mit Stopfen, wartungsfrei, Kalziumtechnologie angeboten und gekauft. Nur auf diesen Typ beziehen sich nun meine Fragen.


    1. Begriff "Wartungsfrei":
    Ist dieserr Begriff in irgend einer Norm definiert (und damit geschützt), oder nur ein Marketing-Gag der Hersteller?


    Im Varta-Glossar (http://www.varte-automotive.com) steht:
    Batterie, wartungsfreie Batterie, in die unter normalen Nutzungsbedingungen
    kein Wasser nachgefüllt werden muss. Der Begriff wird häufig für GESCHLOSSENE Gasverzehrbatterien (Gel-, Vliesfestlegung des
    Elektrolyten) benutzt.
    Und ich füge hinzu: Den Begriff findet man auch auf VERSCHLOSSSENEN Batterien ohne festgelegen Elektrolyten.


    Was wird hier unter "normale Nutzungsbedingungen" verstanden? Vermeidung des Gasens? Was sind "Gasverzehrbatterien"?


    2. Durch welche technologischen Maßnahmen wird bei den nassen Batterien erreicht, daß kein Wasser nachgefüllt werden muß?
    Hat das mit der Kalziumtechnologie zu tun?


    3. Wird beim Normalladen und Entladen H2 und O produziert oder nur durch die (Wasser-)elektrolyse im Gasungsbereich?


    4. Kann eine VERSCHLOSSENE - wohlgemerkt, nicht GESCHLOSSENE - Batterie überhaupt Wasser verlieren außer durch die Wasserelektrolyse? Evtl. durch Verdunsten?


    5. Wozu dienen die Kunststoff-Nippel und -Pins innerhalb der Stopfen? Labyrinth zum Zurückhalten von Säurenebel?


    6. An manchen Batterien ist an der Stirnseite eine Bohrung (für einen Schlauchanschluß?) zu sehen. Steht diese Bohrung in Verbindung mit allen Zellen? Wenn ja, ist über diese Verbindung auch der Übertritt von Flüssigkeit (Elektrolyt) von Zelle zu Zelle möglich?


    7. Wenn eine Batterie fehlerhafterweise doch einmal zum Gasen kommt, wo treten der durch die Wasserelektrolyse erzeugte Wasserstoff und Sauerstoff aus?
    - über eine Bohrung in den Stopfen?
    - über das Löchlein mit Schläuchlein an der Stirnseite der Batterie?


    8. Ist es richtig, daß der allgemein angegebene Wert von 2,4 V/Zelle für den Beginn der Gasung kein HARTER Wert ist? (Hintergrund: Bei meiner o.a. Starterbatterie, fast neu, zeigten sich die allerersten Gasbläschen erst bei 14,56 Volt (=2,43 V/Zelle) bei einer Batterietemperatur von 25 °C. Falls der Gasungs-Spannungswert variabel ist, wovon hängt er außer der Temperatur noch ab?
    - Technologie?
    - Hersteller?
    - Fertigungsstreuung?
    - Alterung bzw. Zustand?
    Oder liegt der Gasungsspannungswert etwa in Wirklichkeit allgemein höher als 2,4 V/Zelle und der Wert wird nur niedriger angegeben um einen Sicherheitsabstand zu haben?
    Interessanterweise schaltete mein Ladegerät genau beim Auftreten der ersten Gasbläschen, also bei den oa. 14,56 V runter in die Erhaltensladung. Schlaues Ding das, oder?


    9. Wie steht es in der Realität mit der immer wieder beschworenen "gewaltigen Explosionsgefahr" durch evtl. austretenden Wasserstoff falls die Batterie in einen geschlossen Raum betrieben wird? H2 ist meines Wissens doch erst ab einer Volumenanteil von 4% in der Luft zündfähig. Und Wasserstoff ist in Luft extrem diffusionsfreudig. Wasserstoff und Sauerstoff verteilen sich sofort in der Luft. Könnte die erforderliche Menge H2 überhaupt entstehen um eine Konzentration von 4% in einigen Kubikmetern Luft zu erreichen?
    Gibt es Erfahrungen mit Explosionen in Boot oder WoMo?


    Jetzt bitte noch Ihre Meinung zum Einsatz-Profil meiner Batterie:
    Starterbatterie wie oben beschrieben, 62 Ah als Versorgungsbatterie auf Segelboot (ja, ja ich weiß, Starterbatterie hält bei zyklischen Betrieb nicht lange), Aufstellung im tiefsten Punkt der Kajüte, auf dem Bootsboden. Dadurch Umgebungstemperatur durch das umgebende Wasser bestimmt. Batterie wird also immer schön kühl gehalten.
    "Mildernde Umstände" wären:
    Entladetiefe gewöhlich nur 5%, ausnahmsweise auch mal 15%, 30 Zyklen/Jahr, Entladung verteilt über 3 Tage, unmittelbar danach Ladung ausschließlich mit Landstrom über IUoU-Ladegerät mit Temperatursensor. Betrieben werden nur (LED)-Beleuchtung, Navigationsinstrumente und eine Selbststeueranlage. (Kein Kühlschrank, kein Fernseher usw.)
    Alternative wäre eine wesentlich kleinere (10 bis 15 Ah?), zyklenfeste und vermutlich gleichpreisige Batterie , die dann bei diesen Betrieb auf eine Entladetiefe um die 80% käme. Aber dann hätte ich keine "Notreserve" mehr. (Lieber mal die billige Batterie durch Tiefentladung schädigen als das Schiff verlieren!). Sind meine Gedankengänge richtig?


    Hoffenlich nerve ich Sie nicht zu sehr mit meinen viele Fragen.
    Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest.
    Helmut Gebauer