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Denn die Batterien erschienen immer als voll, weil bei 13,8 V nur noch 1% Ladestrom reinging.
Die alte Faustregel, nach der ein Bleiakku als voll geladen anzusehen ist, wenn der Ladestrom auf 1% der Kapazität abgesunken ist, stimmt durchaus. Stellt sich nur die Frage, wie hoch denn die Kapazität ist. Wer jetzt auf's Gehäuse guckt und dort die Nennkapazität abliest, wird natürlich auch nicht schlauer, denn offensichtlich entspricht bei den oben besprochenen Akkus deren tatsächliche Kapazität in keiner Weise mehr der ursprünglichen Nennkapazität, sondern einem deutlich niedrigeren Wert. Den müsste man natürlich in die Faustformel einsetzen...
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Die Kapazität war aber fast nicht mehr vorhanden, da bei 10% Entnahme die Spannung plötzlich bis auf 10,5 V fiel. Fast hätte ich wirklich geglaubt, sie wären Schrott.
Hier liegt offensichtlich Sulfatierung vor. Sulfatierung bedeutet, dass das Entladeprodukt Bleisulfat große Kristallstrukturen gebildet hat, die ein ungünstiges Verhältnis zwischen Volumen und Oberfläche bilden: Das Volumen ist groß und die Oberfläche klein. Man kann das in etwa mit einem Holzscheit vergleichen: Versuche mal einen dicken Holzscheit mit einem Feuerzeug anzuzünden. Das geht nicht, oder es dauert zumindest sehr lange. Zieht man mit einem Messer kleine Späne von dem Holzscheit ab und hält dort das Feuerzeug dran, brennen die dagegen ganz schnell. Genau das ist mit "Verhältnis zwischen Volumen und Oberfläche" gemeint: Der Holzklotz hat im Verhältnis zu seinem Volumen nur eine kleine Oberfläche. Nur über die Oberfläche kann aber die Einwirkung der Zündflamme und damit die Entzündung beginnen. Ein kleiner Holzspan hat dagegen ein ungleich günstigeres Verhältnis aus Oberfläche und Volumen: Er erhitzt sich schnell und brennt sofort.
Die Sulfatierung behindert also die Aufladung. Wenn alles feine Bleisulfat "geladen", also in Blei und Bleidioxid umgewandelt wurde, bleiben nur die inaktiven, dicken Sulfatkörner übrig. Man hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder man mahlt sie fein - was praktisch ziemlich schwierig ist, wenn man nicht die Platten ausbauen und in eine Mühle werfen will -, oder man hält länger das Feuerzeug drunter. Sprich: Man legt für längere Zeit eine Ladespannung an.
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Auch eine zweimonatige Behandlung mit Pulser brachte bis gestern keine Besserung.
Tja: Da sieht man wieder welche Pulser was taugen und welche nicht. Wie schon oft erklärt wurde, wird zwingend ein Ladestrompulser benötigt, der einerseits Ladespannung anbietet und andererseits Ladestromimpulse auf die Batterie gibt. Einfach einen M...pulse oder einen der billigen Entladestrompulser anklemmen führt zu gar nicht. Außer natürlich dass die Batterie noch leerer wird...
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Da habe ich sie kurzerhand dreimal an einem Abend mit 24 A beglückt (in Serienschaltung), so dass jede 12 A abbekam, was 15% der Kapazität entspricht und bin bis auf 14,7 V hochgegangen.
Häh? Was ist das jetzt für ein Unfug? 12A? 24A? Serienschaltung? Das ergibt keinen Sinn. Ich vermute, hier sind Volt und nicht Ampere gemeint. Oder eine Parallelschaltung. Da die Batterien aber sulfatiert sind, wird die Ladung zwangsläufig bzgl. der Klemmenspannung instabil sein und keine symmetrischen Werte ergeben.
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Wäre nett, wenn mir jemand erklären könnte, was genau chemisch passiert oder nicht passiert, wenn ein Akku mangels ausreichendem Strom "verhungert", obwohl die Ladeendspannung immer erreicht wird. Eigentlich dachte ich, dass gerade Gelbatterien eher einen niedrigeren Strom vertragen als nasse Zellen, wo der Elektrolyt durchmischt werden muss, um Schichtung zu vermeiden.
Wie gesagt: Er sulfatiert. Erklärung oben.
Das gilt für Bleiakkus mit flüssigem Elektrolyten ebenso wie für Akkus mit gelartigem oder in Glasvlies aufgesogenem Elektrolyten. Physikalisch gesehen passiert bei allen dasselbe. Die erwähnte Säureschichtung ist ein anderes Phänomen, welches im nennenswerten Maße aber nur bei Bleiakkus mit flüssigem Elektrolyten auftritt, bei AGM-Akkus nur in geringerer Form und bei Gelakkus gar nicht (außer es befinden sich Rekombinationskatalysatoren in den Zellen. Dann wird gebildetes Knallgas direkt in Wasser zurückverwandelt, welche dann am Entstehungsort langsam in das Elektrolytgel eindiffundiert und dann dort die Säuredichte herabsetzt. Just another story...).
Die Vollladung von Bleiakkus ist aber durchaus auch mit sehr kleinen Strömen möglich, wenngleich es bei alten Akkus dabei wegen der im Alter unvermeidlich erhöhten Selbstentladung zu Schwierigkeiten kommen kann, wenn der Ladestrom sich der Selbstentladerate annähert. Dann kann es nämlich bei Batterien (also einem Verbund bestehend aus mehreren Einzelzellen) passieren, dass einzelne Zellen eine deutlich höhere Selbstentladerate aufweisen als andere und dort der Ladestrom dann vollständig von der Selbstentladung verzehrt wird. Diese Zellen sulfatieren dann trotz Aufladung, weil ihnen netto keine Energie mehr zugeführt wird. Man sollte also mit dem Ladestrom immer deutlich über der Selbstentladerate bleiben, damit auch wirklich alle Zellen geladen werden.
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Wie gesagt, Pulsen bei vollen Batterien bringt meiner Erfahrung nach eigentlich gar nichts. Warum, kann mir aber leider selbst der Entwickler jener anderen Firma nichts sagen. Vielleicht weiß der Forenbetreiber ja mehr.
Ein Ladestrompulser soll grobkörniges und dadurch inaktives Bleisulfat durch gezielte, kurzzeitige Überspannungsimpulse einer Aufladung wieder zugänglich machen. Es ist klar, dass für diese Reaktion überhaupt inaktives Bleisulfat vorhanden sein muss. Ist keins da, kann auch der beste Pulser nur müde mit den Schultern zucken. Versuch mal ein sauberes Bettlaken zu waschen. Sauberer als sauber wäscht bestenfalls Ariel. Jedenfalls in der Werbung, da wäscht es dann "rein". Nunja...
Man kann auch statt (mit Ladestromimpulsen!) zu bepulsen einfach die Ladespannung brutal auf über 15V hochziehen und erreicht damit im Grunde denselben Effekt. Nur hat das leider die Nebenwirkung, dass einerseits durch massive Elektrolyse eine lebhafte Knallgasproduktion einsetzt, wodurch sich die Elektrolytmenge verringert und die Elektrolytdichte (unerwünscht) ansteigt. Viel schlimmer aber ist die hierbei auftretende Korrosion der positiven Gitterplatten, die schnell zum Ausfall der Zellen führt. Weshalb man solche Überspannungs-Rosskuren, wenn überhaupt, höchstens kurzzeitig durchführen sollte, wenn man seine Batterien nicht gerade hinrichten will.
Grüße, Tom