Hallo Kevin,
danke für den ausführlichen Bericht. Ich lese immer wieder gern, was andere für Erfahrungen machen. Die Geschichte mit den alten Batterien, die man einem zweiten Leben zuführt, kenne ich auch sehr gut. Wir haben eine Sammlung solcher Batterien bei uns auf dem Modellflugplatz, wo sie zur Versorgung der Ladegeräte verwendet werden. Dann und wann wird mal ein Generator gestartet und die Blöcke wieder aufgeladen. Man schleppt sich leider regelmäßig einen Bruch it den Dingern. Blei eben. Nicht wirklich gut geeignet, um ständig herumgetragen zu werden.
Zu den Fragen:
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1. Wie oft und wie lange würdest Du denn für einen normalen 100Ah-Starter-Akku das Pulsen pro Jahr empfehlen? Gute Pflege der Batterie mal vorausgesetzt und nie mit Unterspannung (also immer mit mind. 12,2 - 12,8V) gefahren + gestartet.
Pulsen dauert! Mal ein oder zwei Tage bepulsen bringt leider nicht viel. Ich merke das selbst immer wieder, wenn ich selbstbenutzte Batterien an den Pulsar hänge. Eine Woche ist da garnix.
Als letztes hatte ich eine Optima RedTop 40Ah am Pulsar, die war schon schlecht, als ich sie vor 5 Jahren für unseren Smart neu(!) gekauft habe. Schon damals hatte sie kaum 17Ah effektive Kapazität. Ob der Hersteller sie so stark überzeichnet, mir ein Montagsmodell geliefert wurde, oder der (ebay-)Verkäufer mir eine reklamierte und/oder verschlissene geschickt hat, ich kann es nicht sagen. Naja, sie war nicht allzu teuer und so hab ich seinerzeit nichts weiter unternommen und sie einfach eingebaut und bin fünf Jahre damit gefahren. Dann hatte sie noch etwas mehr als 5Ah - austauschreif. Für eine Kapazitätsmessung (5Ah) hatte ich sie erst voll geladen, denn komplett entladen und wieder voll geladen. Dann zwei Wochen bepulst. Danach hatte sie 7Ah. Hmm... Also wieder voll geladen und seit Anfang Dezember hing der Pulsar nun dran. Ende Januar hatte ich dann wieder eine Kapazitzätsmessung durchgeführt und kam auf "sagenhafte" 18Ah. Dann wieder voll geladen und erneut eingebaut. Die zwischenzeitlich beschaffte und auch schon kurz eingefahrene Batterie steht nun vollgeladen im Keller und wartet schlummernd auf ihren Einsatz. Vielleicht dauert es bis dahin ja noch mal 5 Jahre. Man erkennt daran: Die wirksame Bepulsung einer Batterie kann durchaus sehr lange dauern. Am Fahrzeug wird das daher kaum funktionieren, wenn man es so machen will, dass man einen wirklichen Erfolg damit erzielt.
Ich empfehle daher, soweit vorhanden, zwei Batterien im Wechsel zu verwenden und immer eine während der Wartezeit an den Pulser zu hängen. Dann sind selbst sehr lange Pulser-Zeiten von mehreren Monaten kein Problem und die Wirkung kann sich voll entfalten. Immer wieder überraschend, wie fit solcherart behandelter Batterien aus der Kur kommen. Dann kann sich das Gerät wenigstens bezahlt machen und liegt nicht sinnlos herum. Der Stromverbrauch ist mit maximal 3W auch sehr gering, so dass man die Stromkosten im Grunde außer Acht lassen kann. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass keine strukturellen Schäden an den Batterien vorliegen, wie z.B. Platten- oder Verbinderbrüche, Kurzschlüsse zwischen einzelnen Zellen, oder auch Probleme durch stark erhöhte Selbstentladung einzelner Zellen. Solche Batterien kann man gleich aussondern und ins Recycling geben, denn da hilft leider sonst nichts mehr.
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2. Funktioniert die Pulserei bei warmen Temperaturen besser, als z. B. Im Winter (also evtl. auch temperaturabhängig)?
2. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Allerdings sehe ich keinen Grund, weshalb sich eine ausgeprägte Temperaturabhängigkeit ergeben sollte. Es müsste also bei Wärme und Kälter gleichermaßen funktionieren.
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3. Angenommen, bei uns halten die Kfz-Akkus im Schnitt 3-5 Jahre (auch aufgrund viel Standheizungsbetrieb in der kalten Jahreszeit). Was denkst Du, um wie viel länger wäre deren Lebensdauer mit regelmäßiger Pulserei?
3. Ja, wenn ich hierzu eine verlässliche Aussage treffen könnte, das wäre schön. Aber 3 bis 5 Jahre bei Standheizungsbetrieb ist schon mal gar nicht sooo schlecht.
Ich versuchs mal so: Wenn man eine gute Batterie hat, sie weder überlastet (Zyklentiefe <50%), noch misshandelt (Orgeln bis nichts mehr geht, Licht vergessen...) und auch regelmäßig mal voll auflädt, dann sollte sie schon mal einigermaßen lange halten. Mit dem Power-Pulsar geht dann sicher noch ein ganzes Stück mehr, ich würde mal annehmen etwa die doppelte Nutzungsdauer, wenn man der Batterie genügend Zeit zur Erholung gibt. Also wie oben empfohlen zwei Batterien im Wechsel verwenden, eine während der Pausen dann am Pulser.
Nun wird der aufmerksame Leser natürlich denken "He, so ein Schelm: Wenn man zwei Batterien im Wechsel verwendet, dann verringert sich der Verschleiß pro Batterie natürlich auf 50% und eine Verdoppelung der Nutzungsdauer ist dann natürlich kein Problem. Auch ganz ohne Pulsar!" Nein, so ist das natürlich nicht gemeint. Aber es zeigt, wo das Problem liegt, nämlich in der "kalendarischen Lebensdauer": Viel älter als 10 bis 14 Jahre werden Starterbatterien schon aus rein physikalisch/chemischen Gründen nicht und so begrenzt sich eine mögliche Lebensdauerverlängerung zwangsläufig auf etwa diesen Bereich. Geht man also davon aus, dass eine Batterie wie oben beschrieben normalerweise etwa 4 Jahre hält, würde sich die Verwendungszeit bei Verdoppelung der Zyklenzahl im Wechsel mit einer zweiten Batterie und Pausen-Bepulsung auf maximal 15 Jahre begrenzen. Für die einzelne Batterie wären das also etwa 7,5 Jahre. Für Standheizungsbetrieb wären 7,5 Jahre aber unbedingt rekordverdächtig!
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4. Lohnen sich Deiner Meinung + Erfahrung nach überhaupt noch Markenbatterien? Oder bezahlt man hier eher für PR usw.?
Ich glaube nicht.
Meiner Erfahrung nach ist die qualitative Schwankungsbreite bei NoName-Batterien zwar höher als bei Markenbatterien (man weiß also vorher weniger genau was man hinterher bekommt), dafür zahlt man aber (z.Zt.) auch nur ein Drittel. Aus diesem Grund verwende ich bei Starterbatterien schon länger keine teuren Markenbatterien mehr. Den alljährlichen Batterietests der Autozeitschriften schenke ich aber auch keinen Glauben mehr, dafür sind die getesteten Batterien zuwenige und die Testbedingungen irgendwie unsinnig. Es hat sich meiner Beobachtung nach auch keine Marke einen besonderen Qualitätsnimbus erarbeiten können. Was mich im Grunde auch nicht weiter wundert, denn Bleiakkutechnik ist beileibe keine Raketentechnologie. Bleiakkus sind äußerst simpel aufgebaut.
Man sollte natürlich ein gewisses Qualitätsniveau nicht unbedingt unterschreiten. Aber der deutsche Markt ist da m.E. einigermaßen in Ordnung.
Hier noch zwei Videos über die Batterieherstellung zuhause für unsere Bastler:
Part 1 of 2 Local Battery Manufacturing in Nepalgunj, Nepal, RIDS-Nepal In-house Production
Part 2 of 2 Local Battery Manufacturing in Nepalgunj, Nepal, RIDS-Nepal In-house Production
Grüße, Tom