Bleiakkus sulfatieren bei langzeitiger Entnahme kleiner Ströme und jeweils nur zeitlich kurzen Ladephasen. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch der Ladestrom ist, den die Lichtmaschine jeweils zur Verfügung stellen kann, denn kleine Entladeströme führen zu relativ großen und reaktionsträgen Sulfatkristallen, die einer schnellen Aufladung in kurzer Zeit direkt entgegenwirken. Genau dieses Problem geringer Dauerentladeströme liegt ja den Batterieproblemen vieler moderner Fahrzeugen zugrunde, wenn sie 23,5 Stunden am Tag 100mA Dauerentladestrom ziehen, aber nur während einer 30 minütigen Fahrzeit Ladestrom engeboten bekommen: Die Sulfatkristalle sind so träge, dass die Batterie jeden Tag ein Stückchen weiter im Ladezustand absinkt, bis sie schließlich "sulfatiert", sprich fertig ist.
Hohe Entladeströme sind gefährlich bei Batterien im Bereich niedriger Ladezustände, wenn die schwächsten Zellen im Batterieverbund unter der Last des Entladestroms umpolen (was Bleiakkus bekanntlich stark schädigt. Beim Versuch den nicht anspringenden Motor mit einer fast völlig entladenen Batterie noch weiter durchzudrehen möge man an dieses Problem denken), sowie bei insgesamt hohem Ladungsdurchsatz (Zyklisierung). Ansonsten sind hohe Entladeströme eher ungefährlich. Jedenfalls wenn man die entnommene Ladung hinreichend schnell wieder einlädt.
Bei Einsatzfahrzeugen sind die Entladeströme während der aktiven Phasen je nach Fahrzeugtyp sehr unterschiedlich. Früher steckten in den Blaulichtern normale H1-Lampen mit 55W, das sind so etwa 4,5A bei 12V. Zusammen mit Beleuchtung, Funk und sonstigem Kleinkram kam man auf 10 bis 20A Entladestrom. Das machen die Batterien so 3 bis 12 Monate mit und die werden dann turnusmäßig und prophylaktisch ausgetauscht, um Pannen vorzubeugen. Viele Feuerwehren hängen die Einsatzfahrzeuge während der Standzeiten an Ladegeräte, um eine ausreichende Batterieleistung sicher zu stellen. Das klappt zwar ganz gut, ist aber doch oft im Detail problematisch, weil die modernen Ladegeräte sämtlich Ladeprogramme abfahren, die sich mit der Dauerladung nicht wirklich gut vertragen. Die Lebensdauer der Akkus liegt meist bei ein bis drei Jahren, dann wird - wiederum vorrausschauend - ausgetauscht. Heute werden zum größten Teil moderne LED-Signlanlagen verwendet, die deutlich geringere Stromaufnahmen aufweisen.
Wo die Einsatzfahrzeuge nicht in Hallen auf ihre nächsten Einsätze warten, ist die (technisch optimale) Ladegeräte-Lösung naturgemäß nicht möglich. Hier beschränkt sich die Hilfstechnik meist auf Zweitbatterien, die über Trenn-MOSFETs oder Trenn-Relais angeschlossen sind. Das hält eine übermäßige Zyklisierung von der Starterbatterie fern. Dafür muss dann natürlich die Zweitbatterie verstärkt zyklenfest sein. Ich denke aber, hier geht die Entwicklung zukünftig verstärkt den Weg über Akku-Technologien wie LiFePo4, die sich allgemein als äußerst zyklenfest erwiesen haben, die aber leider pro Amperestunde deutlich teurer sind. Für Behörden-Dienststellen sind die Akku-Anschaffungskosten aber meist nicht das vordringlichste Problem. Hier stehen Zuverlässigkeit und leichte Handhabung im Vordergrund.
Mit welchen Trennsystemen die meisten Einsatzfahrzeuge ausgerüstet sind, weiß ich natürlich auch nicht. Um die Frage zu beantworten, welches System bei Einsatzfahrzeugen verbreiteter ist, Trenn-MOSFET oder Saftschubse, kann ich klar mit Trenn-MOSFET antworten. Die Saftschubse ist schon ein sehr spezielles Produkt, das in Fahrzeugen öffentlicher EInrichtungen eher selten verwendet wird. Was auch an ihrem etwas sonderbaren Namen liegen mag. Oder an der nicht für jedermann nachvollziehbaren Funktionsweise.
Mit über Trenn-MOSFETs oder Saftschubsen angeschlossene LiFePo4-Akkus kann man auch unter erschwerten Bedingungen eine Lebensdauer der Zweit-Akkus von 5 Jahren und mehr erreichen, was die Wartungskosten drastisch senkt und der Lithium-Technik schnell sogar einen ganz erstaunlichen Kostenvorteil verschafft.
Grüße, Tom