Hallo,
man wird wohl davon ausgehen müssen, dass die Batterien ziemlich am Ende sind. Wenn bei älteren Batterien einzelne Zellen stark abweichende Säuredichten aufweisen, ist das schon ein starkes Indiz auf ein unheilbares Leiden. Ich glaube, dass schon Heerscharen an optimistischen Bastlern solche Batterien wochenlang liebevoll gepflegt haben und die meisten am Ende feststellen mussten, dass alles mal ein Ende hat. Man sollte sich wegen der unterschiedlichen Säuredichte auch nichts vormachen, denn natürlich könnte man die Batterien jetzt erst einmal komplett desulfatieren und dann entleeren, spülen und neu befüllen, aber in der Regel hat man danach ein paar erstaunlich große Löcher in den Klamotten, 10 Liter flüssigen Sondermüll und zwei nichtsnutzige Briefbeschwerer zuviel. Klar, den unermüdlichen Optimisten wird auch díese Aussicht nicht schrecken, aber ich für meinen Teil verschwende damit keine Zeit mehr, auch wenn ich immer einen Riesenspaß daran hatte, 300MHz Prozessoren einigermaßen mühsam auf 450MHz zu übrtakten (was meist einige Tage Tüftelei kostete, den Rechner unzuverlässig machte und kaum nutzbare zusätzliche Rechenleistung brachte), oder einen 75,- Euro-Tintenstrahler mit "Zählwerks-Exitus" mit Lötkolben und EPROM-Brenner zu reanimieren, anstatt einfach einen neuen zu kaufen. Aber manche Leute (wie gesagt: ich auch!) sind eben so, dass sie gar nicht immer so sehr auf die Kosten schauen, sondern sich einfach mit bestimmten Dingen nur schwer abfinden können. Naja, manchmal hat man dann auch mal versöhnliche Erfolge, z.B. beim Desulfatieren eines noch sehr gut brauchbaren, aber eben nur komplett sulfatierten Akkus.
Den Effekt mit der plötzlich abfallenden Batteriespannung beim Desulfatieren hatte glaube ich Martin hier im Forum schon mal beschrieben. Ich selbst habe solches in dieser Größenordnung noch nicht erlebt, aber das muss ja nichts heißen. Die Ursache solcher überraschenden Spannungseinbrüche kenne ich daher auch nicht. Spekulierend würde ich sagen, dass hier Plattenbrüche oder Dendriten in den Separatoren eine Rolle spielen könnten, welche durch den Vorgang der Desulfatierung irgendwie in die Schusslinie der Geschehnisse geraten und solche Spannungsschwankungen hervorrufen. Wenn z.B. ein Stück elektrisch vom Rest der Platten isolierter Platte durch die Desulfatierung plötzlich wieder Kontakt zum Rest der Platten bekommt, würde sich der plötzliche Einbruch erklären. Allerdings dürfte sich kaum jemals eine dauerhafte elektrische Verbindung ergeben, sondern solche Plattenbrüche bleiben ewige Wackelkandidaten. Solche Brüche entstehen meist durch die hohe mechanische Beanspruchung bei einer Tiefentladung, nach vorhergehender Schwächung der Gitter durch Korrosion. Aber wie gesagt: Wenn es erst mal soweit ist, dann taugt die Batterie nichts mehr und sollte möglichst bald dem Recycling zugeführt werden.
Was das Mischen von Batterietypen angeht, sind mir bisher keine Schwierigkeiten vorgekommen, die sich durch die Mischung an sich erklären ließen. Meist ist es doch eher so, dass man Akkus verschiedener Herkunft und Vergangenheit zusammenschaltet und sich dann Probleme ergeben. Diese Probleme liegen aber zumeist in der (oft unbekannten) Vergangenheit der einzelnen Akkus begründet und eben nicht in dem Umstand, dass sich verschiedene Batterien beim zusammenschalten nicht gut vertragen würden. Denn es ist wirklich so wie ich es immer wieder schrieb: Ein Bleiakku ist ein Bleiakku ist ein Bleiakku! Sofern die Nennspannung zusammenpasst kann man lustig zusammenschalten was man mag. Nur: Wenn dann eine gebrauchte, "angeschossene" Batterie mit im Bunde ist, bekommt man natürlich Schwierigkeiten. Schaltet man dagegen mehrere neue und einwandfreie Batterien zusammen, dürfte kaum je mit Problemen zu rechnen sein.
Ein schwerwiegendes Problem besteht noch bei Akkus in Solaranlagen: Säureschichtung durch den geringen Ladestrom! Elektrolyt mit erhöhtem spezifischen Gewicht sinkt zu Boden, leichtere Zonen steigen auf. Dadurch verschiebt sich die zyklische Belastung zu einer Seite und die andere Seite sulfatiert. Mit regelmäßiger Desulfatierung allein ist es auch nicht getan, sondern die Säureschichtung muss beseitigt werden. Blöderweise kommt sie schon nach wenigen Zyklen zurück. Wegen dieser unangenehmen Folgen der Säureschichtung verschleißen Bleiakkus im Solarbetrieb leider erstaunlich schnell. Ich glaube heute, dass Säureschichtung neben der Empfindlichkeit gegenüber Tiefentladungen die Haupt-Todesursache von Bleiakkus ist. Leider gibt es auch kein praktikables Rezept dagegen, außer man weicht auf Lithium-Akkus aus, die dieses Problem naturgemäß nicht mitbringen.
Grüße, Tom