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1. Begriff "Wartungsfrei":
Ist dieserr Begriff in irgend einer Norm definiert (und damit geschützt), oder nur ein Marketing-Gag der Hersteller?
Die Eigenschaften von Akkus unter dem Begriff "Wartungsfrei" werden über DIN 57539 definiert, zusammengefasst unter DIN 57510 (VDE-Bestimmung für Akkumulatoren und Batterie-Anlagen). Sicher ein Fall für die nächste Uni-Bücherei, wenn man die Norm nicht gerade als Druckwerk kaufen möchte (VDE-Verlag, EUR 38,57)... Allerdings ist der Begriff an sich nicht geschützt, da insgesamt beschreibend. Man kann ihn ebenso auf Kaffee-Vollautomaten und Toilettenbecken schreiben, ohne an jemanden Lizenzgebpühren abführen zu müssen. Was mit "Wartungsfrei" gemeint ist dürfte klar sein: Man braucht den Elektrolyten nicht zu kontrollieren bzw. zu ergänzen. Eine Eigenschaft die heute praktisch auf jede Autobatterie zutrifft, was aber weniger mit der Begrifflichkeit "Wartungsfrei" zu tun hat, als mit den verwendeten Bleilegierungen. Ich komme weiter unten noch darauf zurück.
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Was wird hier unter "normale Nutzungsbedingungen" verstanden? Vermeidung des Gasens? Was sind "Gasverzehrbatterien"?
Wie definiert man "normal"? Gute Frage. Nächste Frage... Bei einer Starterbatterie wird es sicherlich nicht als normale Nutzung verstanden, dass man sie verwendet, um damit tagsüber einen elektrischen Rollstuhl anzutreiben und sie nachts aufzuladen. Ein "durchschnittlich verständiger Mensch" wird vielleicht instinktiv verstehen, was damit gemeint ist.
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Durch welche technologischen Maßnahmen wird bei den nassen Batterien erreicht, daß kein Wasser nachgefüllt werden muß?
Hat das mit der Kalziumtechnologie zu tun?
Jupp! Man benötigt einen Zuschlagstoff, der das Blei härtet. Früher hat man hierfür Antimon verwendet, das ergab wunderbar zu bearbeitende Bleigitter und hatte auch sehr brauchbare elektrochemische Eigenschaften. Aber leider auch Nachteile. Seit den Achtziger Jahren wird vermehrt Antimon durch Kalzium ersetzt, das ergibt ähnliche mechanische Eigenschaften, bringt aber einen großen Vorteil: Der Wasserverbrauch gealterter Batterien steigt nicht mehr so schnell an wie mit Antimon. Man kann daher sagen, dass der Austausch von Antimon durch Kalzium der Schlüssel zur "Wartungsfreiheit" von Bleiakkus ist.
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Wird beim Normalladen und Entladen H2 und O produziert oder nur durch die (Wasser-)elektrolyse im Gasungsbereich?
Ja, aber nur in sehr geringem Maße. Bzgl. des Wasserverbrauchs hat ein gelegentlich aufsteigendes Gasbläschen vermutlich keine gravierenden Auswirkungen.
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Kann eine VERSCHLOSSENE - wohlgemerkt, nicht GESCHLOSSENE - Batterie
überhaupt Wasser verlieren außer durch die Wasserelektrolyse? Evtl.
durch Verdunsten?
Vermutlich. Bei alten und sehr lange gelagerten Batterien ist mir schon öfter ein teilweise stark abgesunkener Elektrolytstand aufgefallen, obwohl der Elektrolyt mit Sicherheit nicht einfach ausgelaufen ist. Ich vermute Gasung bei der Lagerung als Ursache (vermutete Ursache: stark gesunkene Gasungsschwelle durch Antimonvergiftung).
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Wozu dienen die Kunststoff-Nippel und -Pins innerhalb der Stopfen? Labyrinth zum Zurückhalten von Säurenebel?
Genau. Man möchte die Schwefelsäure, die in kleinen Tröpfchen bei der Gasung durch aufsteigende und zerplatzende Gasbläschen im Gehäuse herumspritzt, nicht so gern ins Freie entlassen. Sie würde dem Akku verlorengehen und um ihn herum Schäden anrichten.
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An manchen Batterien ist an der Stirnseite eine Bohrung (für einen
Schlauchanschluß?) zu sehen. Steht diese Bohrung in Verbindung mit allen
Zellen? Wenn ja, ist über diese Verbindung auch der Übertritt von
Flüssigkeit (Elektrolyt) von Zelle zu Zelle möglich?
Hängt von der Bauform des Gehäuses ab. Meist werden sogenannte "Fritten" verwendet, die die Zellen voneinander abschirmen. Die sehen aus wie Zigarettenfilter und funktionieren auch ähnlich. Gas kann leicht hindurch, Flüsgkeiten nur schwer.
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Wenn eine Batterie fehlerhafterweise doch einmal zum Gasen kommt, wo
treten der durch die Wasserelektrolyse erzeugte Wasserstoff und
Sauerstoff aus?
- über eine Bohrung in den Stopfen?
- über das Löchlein mit Schläuchlein an der Stirnseite der Batterie?
Je nach dem was der Konstrukteur sich ausgedacht hat. Wenn Stopfen vorhanden sind, wird oft über diese entgast. In den letzten 10 Jahren hat sich bei nassen Batterien aber die Zentralentgasung mit Schlauchanschluss durchgesetzt.
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Ist es richtig, daß der allgemein angegebene Wert von 2,4 V/Zelle für
den Beginn der Gasung kein HARTER Wert ist? (Hintergrund: Bei meiner
o.a. Starterbatterie, fast neu, zeigten sich die allerersten Gasbläschen
erst bei 14,56 Volt (=2,43 V/Zelle) bei einer Batterietemperatur von 25
°C. Falls der Gasungs-Spannungswert variabel ist, wovon hängt er außer
der Temperatur noch ab?
- Technologie?
- Hersteller?
- Fertigungsstreuung?
- Alterung bzw. Zustand?
Oder liegt der Gasungsspannungswert etwa in Wirklichkeit allgemein höher
als 2,4 V/Zelle und der Wert wird nur niedriger angegeben um einen
Sicherheitsabstand zu haben?
Interessanterweise schaltete mein Ladegerät genau beim Auftreten der
ersten Gasbläschen, also bei den oa. 14,56 V runter in die
Erhaltensladung. Schlaues Ding das, oder?
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Nein, die Gasungsspannung ist nicht fix. Sie hängt hauptsächlich von der Bleilegierung ab. Ich hatte es weiter oben schon angedeutet (Antimon als Zuschlagsstoff/Antimonvergiftung als Störungsbild gealterter Bleiakkus). Ab einer Zellen-Ladespannung von 2,5V beginnt normalerweise eine lebhafte Gasung. In den Bleiplatten werden eine ganze Menge verschiedener Stoffe zusammen legiert werden, um die gewünschten Eigenschaften zu erzeugen. Durch wiederholte Entladung und Aufladung ("Ladungsdurchsatz") werden einzelne Stoffe aus den Platten herausgelöst und gelangen in den Elektrolyten. Durch diesen werden einige dieser Stoffe langsam aber sicher zur entgegengesetzt gepolten Platte transportiert, wo sie sich absetzen und unerwünschte Wirkungen entfalten. Die Absenkung der Gasungsschwelle ist eine davon. Das Batteriealter und der Verschleisszustand hat also großen Einfluss auf die Gasungsspannung.
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Wie steht es in der Realität mit der immer wieder beschworenen
"gewaltigen Explosionsgefahr" durch evtl. austretenden Wasserstoff falls
die Batterie in einen geschlossen Raum betrieben wird? H2 ist meines
Wissens doch erst ab einer Volumenanteil von 4% in der Luft zündfähig.
Und Wasserstoff ist in Luft extrem diffusionsfreudig. Wasserstoff und
Sauerstoff verteilen sich sofort in der Luft. Könnte die erforderliche
Menge H2 überhaupt entstehen um eine Konzentration von 4% in einigen
Kubikmetern Luft zu erreichen?
Gibt es Erfahrungen mit Explosionen in Boot oder WoMo?
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Zumindest ich hatte noch keine Knallgasexplosion durch Bleiakkus. Daher bin ich auch der Meinung, dass dieses Problem nicht wirklich eins ist. Allerdings sollte eine gewisse Mindestbelüftung des Batteriestandortes natürlich gewähleistet sein, sonst kann es wirklich passieren, dass sich geringe Knallgasmengen über Monate zu einem explosiven Gemisch ansammeln.
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Jetzt bitte noch Ihre Meinung zum Einsatz-Profil meiner Batterie:
Starterbatterie wie oben beschrieben, 62 Ah als Versorgungsbatterie auf
Segelboot (ja, ja ich weiß, Starterbatterie hält bei zyklischen Betrieb
nicht lange), Aufstellung im tiefsten Punkt der Kajüte, auf dem
Bootsboden. Dadurch Umgebungstemperatur durch das umgebende Wasser
bestimmt. Batterie wird also immer schön kühl gehalten.
"Mildernde Umstände" wären:
Entladetiefe gewöhlich nur 5%, ausnahmsweise auch mal 15%, 30
Zyklen/Jahr, Entladung verteilt über 3 Tage, unmittelbar danach Ladung
ausschließlich mit Landstrom über IUoU-Ladegerät mit Temperatursensor.
Betrieben werden nur (LED)-Beleuchtung, Navigationsinstrumente und eine
Selbststeueranlage. (Kein Kühlschrank, kein Fernseher usw.)
Alternative wäre eine wesentlich kleinere (10 bis 15 Ah?), zyklenfeste
und vermutlich gleichpreisige Batterie , die dann bei diesen Betrieb auf
eine Entladetiefe um die 80% käme. Aber dann hätte ich keine
"Notreserve" mehr. (Lieber mal die billige Batterie durch Tiefentladung
schädigen als das Schiff verlieren!). Sind meine Gedankengänge richtig?
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Ich würde die verwendete Batterie einfach weiter verwenden. Lieber eine
Starterbatterie mit 5-15% Entladetiefe belasten, als eine "zyklenfeste"
mit 90%: Die Starterbatterie wird länger halten...
Grüße, Tom