Beiträge von Nordwind

    Der Austausch Eurer Argumente bringt mir sehr viel. Vielen Dank dafür!

    Mein nächster Speicher wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein LiFePo4-Akku sein, es sei denn, meine AGM-Bank hält so lange, bis sich die nächste Technologie-Generation auf dem Markt bewährt hat. (Womit ich nicht rechne). Trotzdem sehe ich an den vielen Tutorials, Foren und YouTube-Videos, dass einfach das fehlende Wissen dazu führt, dass Bleisäure- und Lithium-Batterien vorzeitig den Geist aufgeben. Sie werden schlicht falsch behandelt.

    Ich werfe daher der Investition für die Bleibatterien noch weiteres Geld hinterher und installiere sowohl einen Battery Balancer als auch ein BMS in der Hoffnung, dass ich bei Begrenzung der DoD auf 30-35% Lebensdauer gewinne (auf Kosten der Kapazitästausnutzng). Auch die Auswertung eines solchen Versuchs interessiert mich. Wer hat schon bei einer Bleibatterie bisher so mit Kanonen auf Spatzen geschossen?

    Die Argumente dafür oder dagegen habe ich gelesen. Als Laie kann ich sie nicht bewerten, aber wenn der Versuch mich erhellt und ich die Daten teilen kann, ist mir auch schon geholfen. Klar werden die Bleibatterien, die jetzt für Balkonkraftwerke verkauft werden, wahrscheinlich die letzten sein. Der Preisverfall bei Lithium wird weitergehen, weil alle jetzt schnell auf den Markt wollen.

    Letzte Woche hatte ich Gelegenheit, mit Anwendern zu sprechen, die LiFePo4-Batterien seit anderthalb Jahren, also auch über den vergangenen Winter, in verschiedenen Klimaregionen im industriellen Einsatz haben. Auch sie sagen, dass sie noch im Teststadium sind , aber bisher gute Erfahrungen gemacht haben. Bei einer Installation in Skandinavien haben sie aber doch lieber eine AGM-Batteriebank eingesetzt. Allerdings rechnen sie nur mit einer Betriebszeit von 2 Jahren, um die hohe Verfügbarkeit gewährleisten zu können, die sie ihren Kunden garantieren.

    Es bleibt spannend.

    Ok, ich gehe da mit und melde mich wieder, sobald meine AGM-Batterien trotz schonender Behandlung den Geist aufgegeben haben. Ob das nach dem nächsten Winter ist oder erst in ein paar Jahren? Mal sehen. Vermutlich werden die Preise für LiFePO4 bis dahin weiter gefallen sein, und irgend jemanden wird es in diesem Forum geben, der ein paar Jahre Erfahrung mit der Technologie hat und auf die sinnvollste Konfiguration hinweisen kann.

    Da muss dann das Netz die Stromerzeugung der Solarpanele puffern, so dass man die Kosten für die Batterie auf das EVU abschiebt. Wundert mich eigentlich, dass die sich das bisher so gefallen lassen.

    Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Dass die EVU durch die aktuelle Politik unter Druck gesetzt werden, gegen ihre Interessen und ihre jahrzehntelange Investitionstätigkeit zu verstoßen, ist aus deren Sicht bitter. Auf der anderen Seite genieße ich den Vorteil, den es bedeutet, wenn Hunderttausende Balkonkraftwerke schließlich doch dazu führen, dass die Kunden weniger Geld ans EVU zahlen. Der Strommarkt macht jetzt durch, was die Telekom in den letzten 30 Jahren bei Internet- und Telefonverträgen erleiden musste. Auch die hat ständig darauf hingewiesen, dass die Netzinfrastruktur von ihr (allerdings auch aus Steuermitteln) aufgebaut wurde und die billigen Resale-Anbieter nur für die Durchleitung zahlen mussten.
    Letzten Endes geht doch alles in die richtige Richtung. In meiner Region hat sich die Telekom fast komplett aus der Infrastruktur zurückgezogen. Die 5G-Türme bauen die Mobilfunk-Wettbewerber und die Stadtwerke buddeln die Gegend auf, um Glasfaser bis ins letzte Dorf zu legen.

    Vielen Dank für Deine wertvollen Erfahrungen, Tom! Mir dämmert. dass die Entscheidung für Bleisäure--Batterien falsch war, aber auch, dass Speicher an kleinen Solaranlagen grundsätzlich eine Spielerei sind und den Strompreis nach oben treiben.

    Momentan springen viele Händler auf den Zug auf und bieten Speicher zu Balkonkraftwerken an. Die Vorteile der zeitversetzten Einspeisung von Batteriestrom ins Haus, z.B. zur Grundlastabdeckung nachts, sind ja auch leicht zu vermitteln.

    Mein Nutzungsschema ist so, wie Du vermutest. Es geht in erster Linie um den Eigenverbrauch. So werden die Speicher für den Consumer-Markt auch angepriesen. Der wesentliche Unterschied zu Deinem Nutzungsverhalten und generell zu früher ist, dass dem Speicher viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, weil er der zentrale und inzwischen auch teuerste Bestandteil der Solaranlage wird. Ein Setup, das sich selbst überlassen und in sonnenlosen Zeiten einfach leergesaugt wird, gibt es nicht mehr. Stattdessen versuchen die Nutzer mit BMS und Zellenausgleich die Lebensdauer so weit wie möglich zu erhöhen. Für mich heißt es, dass in jedem Zyklus 2/3 der Kapazität in der Batterie bleiben und dass ich Umgebungsbedingungen wie die Temperatur automatisiert überwache. Darüber hat sich der Durchschnittskunde früher keine Gedanken gemacht.

    Früher hatte ich kein Problem damit, dass mir die Werkstatt nach 5 1/2 Jahren eine neue Autobatterie verkauft hat. Meine jetzige AGM-Batterie ist 6 1/2 Jahre im Fahrzeug und schwächelt noch nicht. Wenn es mir gelingt, meine AGM-Bank an der Solaranlage auf 8 Jahre Lebensdauer zu bringen, liege ich bei 50 ct/kWh, für die die LIONTRON LiFePO4-Batterie mehr als 10 Jahre braucht. Das ist dann immer noch fast der doppelte Preis, den man zur Zeit mit einem günstigen Stromvertrag bekommen kann.

    Ich habe keine Ahnung, ob das möglich ist, aber ich werde berichten.


    P.S.: 1 kWh/Tag für eine FritzBox, Firewall und einen Webserver sind ja schon ein richtiges Rechenzentrum. Alle Achtung! Meine Fritzbox zieht unter Dauerlast 9 W. Mein aufgebohrtes Balkonkraftwerk generiert maximal 3,34 kWh/Tag. Im Durchschnitt sind es 2,7 kWh/Tag, an bewölkten Sommertagen immer noch 1,4 kWh/Tag. Das ist rechnerisch knapp die Hälfte unseres Stromverbrauchs zwischen Mai und August.

    Hallo zusammen,

    ich habe mich im Forum angemeldet, weil ich denke, dass hier Spezialisten unterwegs sind, die etwas Licht in meine Fragen bringen können: Wie sinnvoll oder sinnlos sind Batteriespeicher an privaten Solaranlagen und gibt es eine Methode, die Wirtschaftlichkeit/Kosten der verschiedenen Speichertechnologien miteinander zu vergleichen?


    Hintergrund war die Anschaffung einer 24V-AGM-Batteriebank für eine Mini-Solaranlage, sozusagen ein aufgebohrtes Balkonkraftwerk. Aus Kostengründen hatte ich mich für AGM entschieden, aber erst bei näherer Betrachtung der Investition festgestellt, dass sich Bleisäure- und Lithium-Batterien nur sehr schwer miteinander vergleichen lassen. Auf dieser Grundlage habe ich einen Vergleich berechnet... aber ist der auch plausibel? Oder ist es eine Milchmädchenrechnung?

    Der Einsatzzweck von Solarspeichern ist die zyklische Ladung und Entladung. Daher sind meiner Ansicht nach drei Faktoren für einen Wirtschaftlichkeitsvergleich wichtig:

    • Was kostet die Anschaffung?
    • Wie sehr kann ich die Batterie stressen?
    • Wie hoch ist mein jährlicher Energieverbrauch?

    Bei einer AGM-Batterie gehe ich von einer Lebensdauer von 5,5 bis 6 Jahren aus, für LiFePo4-Batterien (zu denen es wenig überprüfbare Langzeitdaten gibt), werden 10-15 Jahre genannt und von einigen Herstellern bis zu 10 Jahren garantiert.
    Die Lebensdauer einer AGM-Batterie verkürzt sich, wenn ich sie regelmäßig zu mehr als 50% entlade. Eine LiFePo4-Batterie kann angeblich bis zu 80-90% entladen werden, ohne dass sie Schaden nimmt. Das wesentliche Kriterium ist also Zyklenfestigkeit. Aber was bedeutet ein Zyklus, und wird meine Batterie den Höchstwert an möglichen Zyklen je erreichen?

    Mit diesen Überlegungen habe ich folgende Berechnungen für meine AGM-Batteriebank angestellt:


    Verbrauch/Jahr
    Leistung während Lebensdauer 2x ECTIVE DC180 AGM (C20 160Ah) + Victron Battery Balancer + Victron BMV-712 smart 2400
    Ladezyklen/JahrJahreKapazität C20 (Wh)DoDZyklusleistung (kWh)Gesamtleistung (kWh)InvestitionKosten/kWhLadezyklen gesamtGesamtverbrauchBeitrag Speicher
    1505,5348040%1,3921148,4838,82 €0,73 €825132008,70%
    1506348040%1,3921252,8838,82 €0,67 €900144008,70%


    Ein Ladezyklus pro Tag (Entladung bis zur angegebenen Entladetiefe und anschließende Wiederaufladung) ist für kleine Solaranlagen typisch. Von Oktober bis April dauert die Aufladung aber länger als einen Tag. Daher gehe ich von 150 vollen Zyklen im Jahr aus. Für diese AGM-Batterien gibt der Hersteller 800 Ladezyklen bei DoD 40% an. Die Nennkapazität von 180 Ah, was 4320 Wh entspricht, würde das Ergebnis etwas verbessern, aber ich wollte mit einer realistischen Stromentnahme von bis zu 8A kalkulieren. Und von der prallen Kapazität nutze ich nur knapp 1,4 kWh pro Zyklus.


    Die Gegenrechnung für eine populäre LiFePo4-Batterie sieht so aus:

    Leistung während Lebensdauer LIONTRON LiFePO4 25,6V 100Ah LX Smart BMS mit Bluetooth
    Ladezyklen/JahrJahreNennkapazität (Wh)DoDZyklusleistung (kWh)Gesamtleistung (kWh)InvestitionKosten/kWhLadezyklen gesamtVerbrauchAnteil Ertrag
    1507256080%2,0482150,41.630,25 €0,76 €10501680012,80%
    1509256080%2,0482764,81.630,25 €0,59 €15002160012,80%
    15010256080%2,04830721.630,25 €0,53 €16502400012,80%


    Der Hersteller gibt 7 Jahre Garantie. Ich kann sie häufiger und viel tiefer entladen (nach Herstellerangaben bis zu 90%) und der Anteil, um den die Batterie meinen Netzbezug verringert, ist 4% höher. Aber günstig ist anders.

    Das dritte Beispiel ist ebenfalls eine LiFePo4-Batterie (bei beiden Lithium-Batterien ist das BMS integriert, für die Bleisäurebatterie muss ich es zukaufen. Das ist in der Investitionssumme oben berücksichtigt):

    Leistung während Lebensdauer Anker SOLIX Solarbank E1600
    Ladezyklen/JahrJahreNennkapazität (Wh)DoDZyklusleistung (kWh)Leistung (kWh)InvestitionKosten/kWhLadezyklen gesamtVerbrauchAnteil Ertrag
    25010160075%1,230001.199,00 €0,40 €25002400012,50%
    25012160075%1,236001.199,00 €0,33 €30002880012,50%
    25015160075%1,245001.199,00 €0,27 €37503600012,50%

    Hier gibt der Hersteller 10 Jahre Garantie und behauptet 15 Jahre Lebensdauer. Zusätzlich kommt die Batterie gut weg, weil ihre geringere Kapazität dazu führt, dass die Entlade-/Ladezyklen kürzer sind, also im Sommer z.B. 2x pro Tag stattfinden können. Daher habe ich 250 angesetzt. Für eine Lebensdauer von 15 Jahren müssten es allerdings laut Hersteller 400 Zyklen im Jahr sein. Schwer erreichbar in unseren Breitengraden. Und vermutlich hat noch niemand eine LiFePo4-Batterie über einen Zeitraum von 15 Jahren testen können.

    Das Fazit eines solchen Vergleich ist:

    • Der erste Ladezyklus, egal welcher Batterie, ist sauteuer.
    • Mit zunehmender Lebensdauer wird es immer günstiger, aber die erreicht man nur durch Verzicht auf die nutzbare Kapazität.
    • Wenn die Batterie vorzeitig stirbt, weil man falsch be- oder entladen hat, ist die ganze Investition sofort im Eimer

    Aber darf ich überhaupt so rechnen Was sagt Ihr?