Hallo Juschi,
laß es mich etwas unfachlich erklären: Im Ausgangszustand besteht die Batterie aus Bleisulfat. Um sie als Energiespeicher nutzen zu können, wird sie mit Strom aufgeladen. Dabei wird durch Elektrolyse das Bleisulfat in Bleidioxyd umgewandelt. Für die Batterie selbst bedeutet dieser Zustand mit dem Bleidioxyd ein Ungleichgewicht, Disharmonie, Spannung und sie ist selbst bestrebt, diesen Zustand wieder los zu werden, was ihr ja auch in einigen Jahren gelingt (Selbstentladung). Wir nutzen dieses Ungleichgewicht aus, um z. B. unseren Anlasser in Bewegung zu setzen.
Wird also eine Batterie entladen, bildet sich immer mehr Bleisulfat. Bei einem Ladezustand von 80 % sind es 20 % Bleisulfat und 80 % Bleidioxyd. Bleibt das Bleisulfat nun über Tage und Wochen in diesem sauren Wasser (Flüssigkeit in der Batterie) liegen, verändert es langsam seine Struktur von einer breiigen Masse (Feinsulfat) zu immer größer werdenden Kristallen (Grobsulfat). Während der elektrische Strom durch diesen Brei noch problemlos hindurchfließen und es zu Bleidioxyd umwandeln kann, geht es bei sich langsam kristallisierenden Brei immer schlechter bis überhaupt nicht mehr (Grobsulfat). Bei den immer bauschiger werdenden Bleisulfat findet der Strom kaum noch Wege zu fließen.
Wenn eine Batterie also immer bei 80 % Ladezustand gehalten wird, dann wandelt sich das 20 %-ige Bleisulfat langsam, innerhalb von Tagen auf 19...18...17...16... % noch rückumwandlungsfähiges (aufladefähiges) Bleisulfat um. Es kann immer weniger Strom durch dieses langsam kristallisierende Bleisulfat fließen, bis eines Tages kein Strom mehr fließt und die 20 % Batterieleistung für immer verloren sind. Eine Rückumwandlung von grobkristallinem Sulfat (Grobsulfat) ist nicht möglich, auch wenn es immer angepriesen wird: "Desulfatierung".
Grobsulfat ist ein Nichtleiter, legt sich auf das Leitungsgitter und dem Bleidioxyd (aktive Masse). Dadurch wird die Batterie Hochohmig, weil der Stromabfluß aus dem Bleidioxyd ins Gitter mit dem zwischengelagertem Grobsulfat nicht mehr zügig erfolgen kann. Es ist wie ein zwischengeschaltener Widerstand in der Leitung.
Und die Ablagerung auf der aktiven Masse (Bleidioxyd) verstopft diese, der Säurekontakt verringert sich, die Batterie kann nicht mehr atmen und fällt aus.
Grobsulfat läßt sich nur durch Stromstöße (= Spannungsimpulse) eventuell absprengen und den Kontakt zu Säure und Gitter wieder herstellen. Stell Dir mal das Sulfat auf einer Skala von 1-100 vor:
1-20: Feinsulfat – Batterie entladen und sofortige Aufladung.
20-40: Feinsulfat mit Tendenz zu Grobsulfat (leicht ansulfatiert) – Batterie entladen und Aufladung 2 Tage später.
40-60: Mittelsulfat (stärker Ansulfatiert) – Batterie entladen, längere Standzeit
60-100: Mittel- Grobsulfat – Aufladung nicht mehr möglich
Diese Elektrolyse in der Batterie (Laden/Entladen) läuft im Vergleich zur Stromgeschwindigkeit sehr langsam ab. Je mehr Energie im Moment aus der Batterie entnommen wird, um so geringer ist ihre Leistungsfähigkeit, weil einfach die Elektrolyse nicht mehr hinterher kommt, den angeforderten Strom zu liefern. Gleiches gilt beim Laden: Je langsamer man ladet, um so tiefer und effektiver ist die Ladung. Lt. Herstellerangaben sollte mit 10 % der Kapazität Ladestrom geladen werden, bei Gasung nur 5 %, vor Gasung bis 30 % bei Notladung/Schnelladung.
Wir haben zu DDR-Zeiten manche sulfatierte Batterie mit einem ganz geringen Ladestrom über 4 Wochen Ladezeit wieder startfähig bekommen. Damals haben wir nur Stromladungen durchgeführt, heute ist sie in Vergessenheit geraten und die auch damals schon übliche Spannungsladung (im Fahrzeug) beherrscht heute auch die meisten Ladegeräte (außer W-Ladung). Tatsächlich ist aber die Stromladung das schnellste, sicherste und effektivste Aufladeverfahren einer Bleibatterie.
Ich hoffe, Dir sind inzwischen nicht die Augen zugefallen, wegen meinem Langdraht. Nun die Antwort auf Deine Frage:
Bei 14,8 V stellt sich ein sehr niedriger Ladestrom ein und dieser über 4 Wochen der Batterie angeboten, läuft die Elektrolyse weit außerhalb der Gasung (15,8 V) und ganz, ganz gemächlich ab, so wie es die Batterie am liebsten hat. Und durch diese lange Ladezeit können (ich nenne sie) Mittelsulfate (40-60) in Feinsulfate, anschließend in Bleidioxyd umgewandelt werden und ebenso die 20-40 wieder aktiviert werden. Vielleicht auch noch 60-70 gerettet werden können, aber 70-100 ist definitiv tot!
Die 4 Wochen sind praktische Erfahrungswerte. Ich habe mehrere Batterien innerhalb von 3 Wochen wieder regeneriert. Die 1 Woche gebe ich als Sicherheit dazu. Auch 6-8 Wochen bei 14,8 V sind kein Problem, da eine intakte Batterie unterhalb 15 V nicht überladen werden kann (oder erst in 1-2 Jahren). Diese Prozedur ist auch bei AGM und GEL möglich, sofern Blei-Kalziumbatterie. AGM-Starter ist auf jedem Fall Kalzium, GEL gibt es nicht als Starter, ist aber dafür unter leichten Leistungsverlusten einsetzbar. Aber ich denke mal, daß man heutzutage auch die GEL in Kalzium baut, da Säureschichtung nicht möglich und auf Grund der sehr geringen Selbstentladung einer Kalzium, die Hersteller auf Kalzium übergegangen sind.
Kürzlich habe ich eine 5 Jahre alte 44 Ah-Batterie aus dem Schrott (Ladezustand 40 %) 5 Tage mit Einhell 7 geladen, laut Meßgerät 74 Ah eingeladen und die Batterie hat sich wieder sauwohl gefühlt.
Hier noch mal das Bild einer leichten bis mittleren Sulfatierung (Grobsulfat) einer Motoradbatterie-Plus-Elektrode (1-3 von links).
Die 4. Elektrode (von links) enthält das problemlos wiederaufladbare Feinsulfat und die 5. Bleidioxyd (geladen).
Schöne, an der Luft gewachsene Sulfatkristalle.
Rainer