Victron Laderegler gehen bei ca 70% SOC auf Absorption

  • Hallo, ich habe ein Verständnis - Problem. Warum lädt meine 302AH Lifepo4 (Bigblock) laut Anzeige nicht mehr voll?

    Ich habe zurzeit 600Wp PV fest installiert auf dem WoMo-Dach, die durch einen Victron 100/50 geregelt werden.

    Dazu habe ich ein 200Wp Faltpanel, das durch ein Victron 75/15 geregelt wird.

    Die Batterie wird zusätzlich auch während der Fahrt durch einen Votronic 1212/30 geladen.

    Anfangs zeigte die App SmartBMS auch eine zu 100% volle Batterie.

    Seit ungefähr letzter Woche gehen die Victron Laderegler bei ca 70% Ladung in den Absorptions-Modus.

    Ich verstehe nicht, warum das so ist.

    Voreingestellt sind bei allen Reglern die Werte für Lifepo4, nach 2Std Absorption gehen die Regler dann auf Float. Dann ist die Gesamtkapazität der Batterie dann laut SmartBMS - App bei ca 207AH.

    Wieso wird die Batterie nicht mehr voller? Oder ist das einfach ein Anzeigefehler?

    Grüße Axel

  • Das Ladeprogramm und die Bennenung seiner "Ladephasen" taugt einfach nichts für LiFePO4! Ich weiß das Victron eine gut beleumdete Marke ist, aber wenn die nicht bald von diesem Quatsch ablassen, werden sie nicht mehr lange gut beleumdet sein. X/


    "Absorption" oder "Float" sind typische Begriffe für Ladephasen bei Bleibatterien. Akkuzellen auf Bleibasis arbeiten physikalisch viel mit Diffusion und Osmose, sie leiden unter Sulfatierung und Gitterkorrosion. All das spielt bei Lithium-Systemen überhaupt keine Rolle. Bei Bleiakkus wird der Schwefelanteil des Elektrolyten ständig mit dem Aktivmaterial getauscht und deshalb muss die Säure stände hin und her diffundieren und ihren Schwefelanteil abgeben oder wieder aufnehmen.


    Eine abgesenkte Ladeerhaltungsspannung ("Float") ist bei Bleitechnik erforderlich, um Gitterkorrosion zu vermindern, aber auch das gibt es bei Lithium-Systemen gar nicht. Aus diesem Grund sind die alten Begrifflichkeiten der Bleibatteriezeit heute überholt und sollten bei Lithium-Ladegeräten nicht mehr verwendet werden, da sie den Blick auf die tatsächlichen Erfordernisse bei Lithium-Batterien verstellen, was man an den vielen Posting zu genau diesen Fragen immer wieder beobachten kann.


    Für Lithium-Batterien benötigen wir heute nur eine ganz einfache IU-Ladung (auf englisch auch CCCV genannt). Also eine strombegrenzte I-Ladephase mit ansteigender Spannung und bei Erreichen der Ladeschlussspannung dann die Umschaltung auf Konstantspannungsladung, also U-Ladung. Mehr braucht es nicht!


    Dein Vitctron 100/50-Ladegerät arbeitet abgesehen von den auf Bleibatterien zugeschnittenen Ladephasen schon in etwa nach der IU-Methode, jedoch ist die Ladeschlussspannung mit 14,4V für die meisten LiFePO4-Batterien zu niedrig. Se wollen z.B. die Daly-BMS regelmäßig erst mal 14,6V Ladeschlussspannung "sehen", bevor die Ladezustandsanzeige (SOC) auf 100% schaltet. Da die Victrons aber nur eine Ladeschlussspannung vonb 14,4V erreichen, kann das kaum jemals funktionieren... :wacko:


    Fazit:


    Die im Lader eingestellte Ladeschlussspannung ist mit 14,4V zu niedrig eingestellt. Ändere die Einstellung der Ladeschlussspannung auf 14,6 bis 14,8V und das Problem ist behoben.


    Grüße, Tom

  • So, gerade habe ich ganz gespannt vor der SmartBMS-App gesessen. Hatte die Victron - Laderegler von 14,2V auf 14,6V Absorption eingestellt.

    Bei Sonnenschein kamen in den Bigblock gerade über 30A rein, die Ladeanzeige stand auf 69,8 %.

    Exakt bei 70,2% gingen beide Regler wieder auf Absorption!

    Hmmm, beide Regler auf 14,8V Absorption eingestellt, ausgeschaltet, die Batterie auf unter 70% entladen (Restkapazität = 212AH laut App), danach wieder beide Regler eingeschaltet.

    Diesmal stieg die Batterie auf über 71%, bevor die Regler wieder auf Absorption gingen.

    Ich schaute mir nochmal die Einstellungen der Victron Regler an, ging danach

    wieder in die SmartBMS-App: der Ladezustand war jetzt auf 100%.

    Also doch nur ein Anzeigeproblem?

    Bin einigermaßen verwirrt...

  • Hör mal auf auf den Ladezustand zu starren, so wie das Kaninchen auf die Schlange. Den kennt das BMS doch selbst nicht, sondern kann ihn bestenfalls je nach Eingang und Ausgang der Strommengen und abzüglich der diversen Messfehler schätzen. Dabei schätzen die BMS aber sehr oft grob falsch. Das führt dann dazu, dass man bei dem Starren auf den Ladezustand den tatsächlichen Ladezustand völlig außer acht lässt. Den tatsächlichen Ladezustand kann man jedoch, zumindest in den Bereich von 0 - 5% und von 95 - 100% recht genau aus der Batteriespannung ableiten. Blöd natürlich, dass sich bei LiFePO4-Batterien die Batteriespannung zwischen 5 und 95% fast gar nicht verändert...


    Aber das macht in diesem Fall ja nichts, weil hier geht es ja um den Ladezustand rund um den Ladeschluss. Also beträgt die Zellenspannung dann regelmäßig über 3,4V und die Spannung einer vierzelligen LiFePO4-Batterie über 13,6V. Wenn diese Spannungen erreicht werden, ist der Ladezustand beim Laden schon kurz vor 100%.


    Wenn dann weiter geladen wird, schaltet das BMS die Ladezustandskontrolle sofort auf 100%, sobald die erste Zelle 3,65V erreicht und beendet die Ladung, denn höher darf die Zellenspannung ja nicht steigen.


    Grüße, Tom

  • Okay, danke für die Erklärung. Mir ist einfach nur wichtig, dass ich vor allem im Winter auch die vollen 300AH zur Verfügung habe. Und nicht das BMS meint, dass es nur 213AH hat und nach Verbrauch dieser die Batterie abschaltet.

    Vielleicht sollte ich die App wieder löschen und wie bei meinen vorherigen Batterien auf die Voltanzeige starren (bevor ich die Standheizung oder das Induktionskochfeld anschalte). 😂

    Ich weiß ja, dass der Akku unter 13V ganz schnell leer werden kann!

    Ich lebe im Wohnmobil und war letzten Winter zum ersten Mal wieder in D und war trotz 1500Wp und 2x100AH 24V Lifepo4 über 2 Monate auf eine Landstrom Steckdose angewiesen.

    Das passiert mir nächsten Winter nicht mehr 😉

    Grüße Axel

  • Die Spannungsanzeige hilft aus den oben erwähnten Gründen leider nicht im größten mittleren Ladungsbereich.


    Eigentlich ist der Ladezustandsanzeige der Daly-BMS auch sehr genau, nur leidet sie darunter, auch sehr große Ströme im Bereich von Kurzschlussströmen (also deutlich über 1.000A!) noch messen können zu müssen. Das führt in der Folge dazu, dass die Auflösung sehr kleiner Ströme unter 1A nicht mehr gelingt, sprich das BMS erkennt unter 1A gar keinen fließenden Strom mehr. Die Wurzel des Problems versteht man sofort, wenn man mal mit einem Weitwinkelobjektiv auf der Kamera versucht, aus 10m Entfernung eine Zeitung zu lesen. Das wird nix! -|- Und deshalb wird natürlich auch die saldierende Ladezustandsanzeige nicht mehr mit Daten versorgt. Die Ladezustandsanzeige erkennt also bei Lade- oder Entladeströmen unter 1A nicht mehr, dass Strom fließt und passt dann auch nicht mehr den Ladezustand an. Das ist schon das ganze Problem.


    Man kann das Problem aber leicht dadurch lösen, indem man einen externen Batteriecomputer nachrüstet. Diese Geräte sind heute nicht mehr teuer, zeigen aber äußerst genau an. Kein Wunder: Kurzschlussströme müssen die ja auch nicht messen können...


    Grüße, Tom

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!