Parallelschaltung unterschiedlicher Kapazitäten

  • Hallo Herr Rücker,
    als zufriedener Kunde und interessierter Leser Ihrer Ausführungen habe ich eine Frage, die sich aus einer Diskussion an anderer Stelle ergeben hat.
    Wenn man zwei Akkus mit stark unterschiedlicher Kapazität dauerhaft in Parallelschaltung betreibt, wie verteit sich die entladene Energiemenge auf beide Batterien?
    Exakt im Verhältniss der Kapazitäten, oder wird die kleinere Batterie tiefer entladen, mit allen Folgen wie größere Entladetiefe und niedrigere Lebensdauer?
    Aufgrund der unterschiedlichen Innenwiderstände und des unterschiedlichen Entladeverhaltens dürften Ausgleichströme zwischen den Akkus fließen, ergibt sich dadurch ein vollständiger Ausgleich?
    Battereihersteller empfehlen auch in Parallelbetrieb gleiche Kapazitäten.
    Danke und Grüße
    Stephan Walter

  • Hallo Herr Walter,


    ich bin immer wieder aufs neue überrascht, welchen technischen Blödsinn (sorry) man hin und wieder selbst von Akkuherstellern zu hören bekommt. :pinch: Es ist aus technischer Sicht absolut unerheblich, wie groß die Kapazitäten der parallel zu schaltenden Bleiakkus sind. Man kann sich zwei (oder gern auch mehrere...) parallel geschaltete (Blei-)Akkus auch in etwa so vorstellen, als würde die Plattenoberfläche eines einzelnen um die Größe des zweiten Akkus anwachsen. Auch hierbei gäbe es keinerlei Schwierigkeiten, ob man nur 1, 10 oder 100cm² hinzufügen würde. Daß es in der Praxis aber wohl eher unsinnig wäre, einem 100Ah Akku einen mit 1Ah parallel zu schalten, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Das sind aber rein praktische Erwägungen, die keinen weiteren pysikalischen Hintergrund haben. Man kann daher auch problemlos eine größere Menge goßer und kleiner Bleiakkus parallelschalten, um beispielsweiseverschiedene kleine Hohlräume in Kraftfahrzeugen sinnvoll auszunutzen, wenn sonst kein Platz für einen großen Zweitakku vorhanden ist. Die Akkus selbst stört das überhaupt nicht. Einzig die Verkabelung wird dann aufwändiger.


    Ausgleichsströme fließen hierbei übrigens auch nicht, denn alle parallelgeschalteten Akkus geben anteilig ihrer Kapazität einen entsprechenden Entladestrom ab. Bitte wieder an mein Beispiel mit der vergrößerten Plattenoberfläche eines einzelnen Akkus denken, auch hier fließen keine "Ausgleichsströme" innerhalb der Akkuzelle. Ganz genauso verhält es sich auch mit dem Ladestrom. Die Ladezustände beider Akkus sind dabei - prozentual gesehen - jederzeit gleich.


    Viele Grüße!


    Tom

  • Hallo Herr Rücker,
    wenn auch verspätet, danke für die Antwort.
    Ihr Beispiel mit der "verteilten" Plattenoberlfläche ist soweit nachvollziehbar und verständlich.
    Die Kapazität ist ja von der Oberfläche der Platten abhängig.
    Um beide Batterien exakt im Verhältniss ihrer Kapazitäten zu entladen, muß der fließende Strom diesem Verhältniss ensprechen, alle ihn beeinflussenden Faktoren ebenfalls.
    Es müssten bei realen Batterien alle Werte wie z.B. Kaltstartstrom, Entladezeit bei bestimmten Strömen u.A.
    genau in der gleichen Beziehung zueinander stehen wie die Nennkapazitäten. Wenn ich mir verschiedene Datenblätter anschaue, passt das aber nicht . Daher habe ich mit der Vorstellung Schwierigkeiten, die Entladung würde sich wie beschrieben auf die Batterien verteilen.
    Verschiedene Untersuchungen aus der Photovoltaik scheinen daszu bestätigen.


    Es geht mir da eher um eine grundsätzliche Betrachtung, ich habe bei praxisrelevanten Kapazitätsverhaltnissen keine Bedenken, ich habe das in meinem Fahrzeug auch so (55/75Ah).
    Vieleicht sollte ich einfach mal messen.
    Danke und Grüße
    Stephan Walter

  • Letztlich maßgeblich ist immer die Klemmenspannung der Einzelakkus, speziell unter Lastbedingungen, anhand derer sich ganz automatisch ein bestimmter Ausgangsstrom einstellt. Diese Klemmenspannung ist bei einem parallelen Verbund zu jeder Zeit gleich. Selbst wenn die relativen Energiemengen, welche die Akkus zu bestimmten Zeiten abgeben, über den gesamten Entladezeitraum gemessen geringfügig fluktuieren können (beispielsweise im Rahmen unterschiedlicher Innenwiderstände der verschiedenen parallelgeschalteten Akkus), so werden bei Erreichen der Entladeschlussspannung doch alle Akkus des parallelgeschalteten Verbundes wieder einen vergleichbaren Ladezustand aufweisen, nämlich gleichmäßig entladen sein. In der Praxis erübrigt es sich daher, sich besonders mit diesen Details zu beschäftigen, außer wenn der Gesamtverbund besonders hoch und grenzwertig belastet wird und aus Einzelblöcken mit stark voneinander abweichenden Eigenschaften besteht.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Hallo Herr Rücker
    Praktische Bedenken habe ich ja selbst keine, die Fragestellung ergab sich aus einer Diskussion, die "Gegenseite"
    hat eine Randbemerkung von mir diesbezüglich pauschal als falsch angesehen. Das entspricht halt nicht meinen bescheidenen eletrotechnischen Kenntnisen.
    Danke für Ihre Bemühungen
    Stephan Walter

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