Früher hab ich auch gedacht, dass man viele kaputte Batterien doch wiederbeleben und dann noch viel länger nutzen kann. Über die Jahrzehnte mit Versuchen, hauptsächlich mit jungen Taxibatterien, welche kaum ein halbes Jahr(!) alt waren, hab ich dann aber doch einsehen müssen, dass das Batterie-Wiederbelebungsthema nicht nur Erfolge, sondern auch schmerzhafte Nackenschläge für seine Fans bereithält, von denen ich so einige genießen durfte. (Nur am Rande: Ich komme ursprünglich aus der Taxi-, Feuerwehr- und KFZ-Mechaniker-Ecke und als ich mein kleines Akkuelektronik-Gewerbe begann, war ich hauptsächlich auf die Lebensdauerverlängerung von Starterbatterien in Taxis und Einsatzfahrzeugen konzentriert...)
Erst später, als ich finanziell aus dem Allergröbsten raus war und mir auch mal ne fabrikneue NoName-Batterie leisten konnte, konnte ich erleben, wie eklatant viel besser eine frische neue Batterie ihr Werk aufnimmt, als eine angeschossene alte, die man mit viel Liebe, Bepulsung, frischem Wasser und allen möglichen Pülverchen wieder irgendwie auf die Beine geholfen hat. Selten war mal eine dabei, die wirklich noch jahrelang ihre Arbeit ohne negative Auffälligkeiten verrichtet hat. Meistens kam das Leiden schon nach kurzer Zeit zurück und das Drehen des Zündschlüssel führte zu einem Gesichtsaudruck, als hätte man in eine Zitrone gebissen. Jetzt kommt noch erschwerend hinzu, dass man nagelneue gute Starterbatterien für kleines Geld quasi hinterhergeschmissen kriegt. Da lohnt sich der Aufwand - außer zum persönlichen Erkenntnisgewinn - meiner Meinung nach überhaupt nicht mehr. Alte Bastler mit "Peter Lustig"-Habitus und Latzhose sehen das nicht selten völlig anders. Was sie dürfen
Mein Fazit aus 15 Jahren MicroCharge lautet dann auch, dass es erheblich sinnvoller ist, Batterien zu Lebzeiten gut zu behandeln und zu pflegen, als irgendwelche toten Gäule mit List und Tücke reanimieren zu wollen. Und das hat nichts mit besonderer Industriefreundlichkeit zu tun, sondern mit harten Erfahrungen aus der Batterie-Realität.
Grüße, Tom
Da haben wir es doch schon Tom du bist "vorbelastet", weil die Batterien mit denen du es damals zu tun hattest tatsächlich durch hohen Ladungsdurchsatz (und weniger wegen mangelhafter Zuwendung) verschlissen wurden. In diesen Fällen hilft vermutlich nur, den Hauptakku durch eine zweite Batterie zu ergänzen und diese beiden je nach Einsatzzweck dann mit Trenn-MOSFET oder Saftschubse zu kombinieren. So gesehen verständlich, dass du lieber zu neuen Batterien rätst, als lange an gebrauchten Kandidaten rumzudoktern.
Nur gibt es eben noch eine Anzahl anderer Gründe, weswegen Starterbatterien von den Werkstätten vorzeitig ausgetauscht werden bzw. die Empfehlung zum Austausch gegeben wird. In Zeiten moderner Autos mit sehr vielen Verbrauchern wie Navis, angeschlossenen Handyladegeräten, Komfort wie Sitzheizung usw. mutmaße ich mal, dass die Batterie häufig nur teilgeladen ist und das führt über längere Zeiträume eben unweigerlich zur Sulfatierung. Im Winterhalbjahr wird dem noch eins drauf gesetzt indem zu dem vorgenannten noch Energie für Licht, Lüftung und ganz oft auch für die energiefressende Scheibenheizung abgeht.
Solange der Akku neu und frisch ist, steckt er derlei Behandlung in der Regel trotzdem ganz gut weg. Ich behaupte weiter, dass es insbesondere aus der oben beschriebenen Anwendungskategorie sehr viele Starterbatterien gibt, die in ihrem Batterieleben bis zum vorzeitigem und völlig unnötigem Austausch noch nie ein (gescheites) Ladegerät gesehen haben. Einfach mal Energie hinzufügen durch gescheites aufladen, bischen um die eingetretene Sulfatierung kümmern und - voila, fertig ist die regenerierte Batterie Kommt dann noch Pflege durch Kontrolle des Ladezustandes hinzu, kann sie unter Umständen noch weitere Jahre Dienst tun. Mit dieser Starterbatteriekategorie beschäftige ich mich hauptsächlich.
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Eins nochmal zu diesen Batterie-Testgeräten. Ich habs schon diverse Male hier geschrieben, aber auch wenn es meist nicht so gern gelesen wird:
Die Messung des Innenwiderstands bringt bei Starterbatterien fast überhaupt keinen Erkenntnisgewinn bzgl. deren Restlebensdauer!
Auch wenn man eine völlig verschlissene Starterbatterie hat, die nur noch wenige Prozent ihrer Nennkapazität besitzt, zeigt die in voll aufgeladenem Zustand fast normale Innenwiderstands-Werte. Dann kann man sich diese Messung aber auch sparen, wenn man sich daraus Auskunft über den Zustand und die zu erwartende Restlebensdauer der Batterie erhofft. Die Messung der entnehmbaren Kapazität ist dagegen ein 100%ig sicheres Mittel, um sich über den Zustand zu informieren. Freilich wird man bei einer solchen Messung auch schon bei relativ jungen Batterien sehr deutliche Kapazitätsverluste bemerken, aber genau deshalb misst man ja! Und auch wenn ich die in der Technik übliche Bewertung nicht teile, dass Akkus bei Unterschreitung von 80% ihrer Nennkapazität als verschlissen gelten, sollte man die Messlatte nicht so tief hängen, dass man, besonders im Winter, dauernd mit Startproblemen zu kämpfen hat.
Und eins noch zur möglichen Entladetiefe: Es stimmt natürlich, dass 12V-Bleibatterien bei Entladung bis auf 10,5V hinunter relativ schnell verschleißen. Da muss man aber trotzdem einige hundert Entladungen vornehmen, bis das mal passiert. Der eigentliche Grund weshalb man alte Batterien irgendwann nicht mehr so belasten mag, ist aber der, dass man aus einiger Erfahrung weiß, dass man Hundertjährige nicht in einen Marathon schicken soll. Denn viele überleben ihn einfach nicht. Genau dass ist bei uns aber die Fragestellung und der sollte man nicht durch übervorsichtige Batterieprüfungen ausweichen. Meinen Kunden ist z.B. überhaupt nicht damit gedient, wenn ich Ihnen "Lösungen" anbiete, die nur einen oberflächlichen, kurzzeitigen Erfolg bieten. Deshalb muss ich auch die Grenzen des Möglichen klar benennen.
Grüße, Tom
Es ist korrekt, dass die Innenwiderstandsmessung keinen Erkenntnisgewinn zur Restlebensdauer gibt. Aber das ist auch nicht Sinn und Zweck der Übung. Es geht darum, auf einen Blick zunächst mal abzuschätzen inwiefern die vorhandene Batteriegesundheit (und die wichtige, vergleichbare Kaltstartleistung hängt doch von Batteriegröße und Innenwiderstand ab, richtig ) überhaupt noch die Verwendung als Starterbatterie zulässt! Weiter "sieht" man bei zu großer Differenz zwischen eingegebener und gemessener Bewertung dadurch schon Defekte (habe schon mehrmals Batterien mit nur noch 10-20% der aufgedruckten Bewertung in den Händen gehabt). Wenn der Tester bei einer mit 540A CCA bewerteten Batterie bei der Messung nur noch 230A CCA anzeigt, kann ich mir die Zeit für eine Behandlung und einem zeitaufwändigem Kapazitätstest ebenfalls sparen. Selbst wenn noch hinreichend Kapazität da ist - als Starterbatterie taugt sie einfach nicht mehr. Habe es für den Erkenntnisgewinn doch hin und wieder versucht, aber all diese Fälle hatten nur ein unbefriedigendes Ergebnis zur Folge.
Der Werte der Batterie um die es hier ursprünglich geht, waren aber laut Tester ganz vernünftig. Natürlich muss ein Kapazitätstest her, der diese Werte untermauert. Und da ist eine mehrstündige Entladung mit 5-10% Last der Nennkapazität schon mal ein guter Anhaltspunkt, egal ob man nun nur bis 12V, 11V oder wirklich bis runter zu den maximalen empfohlenen 10,5V geht. Anders ist es nicht effektiv, das habe ich hier schon gelernt.
Aber ein grundsätzlicher Anhaltspunkt ist mit dem Tester erst mal da. Den man im übrigen noch mit dem 100A-Tester zusätzlich verifizieren kann: Bleibt die Nadel (oder die Digitalanzeige) nach dem ersten Spannungseinbruch von ca. 3-4 Sekunden aufgrund der Last "stehen"? Bejaht man die Frage, lohnt eine Behandlung
Gruß, Torsten