SOFAR Solar HYD3000EP am Daly Classic-BMS (Ladeprobleme und Bus-Probleme)

  • Sehr geehrter Herr Rücker,


    bei der Suche im Internet nach Informationen über ein DALY-BMS bin ich auf Ihre Website aufmerksam geworden. Vor einigen Wochen hat mich ein Kunde kontaktiert und um Hilfe bei einer PV-Inselanlage gebeten.


    Da der Kunde relativ verzweifelt war und er bisher keine Elektrofachfirma gefunden hatte, die ihm helfen konnte, habe ich zugesagt mir die Anlage einmal anzusehen.


    Die Anlage besteht aus einem selbstgebauten 16S LiFePo4 Akku mit angeblich 320Ah. Verbaut ist ein DALY BMS 200A der älteren (Classic) Generation. Als Wechselrichter wurde ein SOFAR Solar HYD3000EP Hybridgerät verbaut, welches inselfähig ist. Die Anlage wurde letztes Jahr im November fertiggestellt und es wurde seit dem versucht die Anlage in Betrieb zu nehmen. Es wurde dabei versucht mit einem RS485 Kabel die Kommunikation zum Wechselrichter herzustellen. Laut Sofar Solar wohl tatsächlich eine mögliche Methode, um mit einem BMS zu kommunzieren. Funktioniert hat es leider nicht und ich habe zunächst eine ziemlich tief entladene Batterie und einen Wechselrichter im Störungsmodus vorgefunden. Einzelne Zellen der Batterie waren bereits auf 2,6V abgesunken. Ich denke das BMS hat in seiner Basiskonfiguration schlimmeres verhindert und abgeschaltet, denn am Wechselrichter selbst wurde von der Batterie keine Spannung mehr angezeigt.

    Ich habe dem System mit einer portablen Batterie und einem 48V Ladegerät Starthilfe gegeben und konnte den Akku so wieder in einen "gesunden" Ladezustand versetzen. Um das System ersteinmal grundsätzlich in Betrieb zu nehmen, habe ich den Sofar Wechselrichter auf einen Betrieb ohne BMS Kommunikation programmiert und habe ihn ausschließlich über die Batteriespannung arbeiten lassen.


    Das hat zumindest eine Zeit lange funktioniert. Allerdings scheint der Akku, trotz konservativer unterer Entladespannung am Wechselrichter, immer wieder in den abschaltbereich des BMS zu kommen, so dass das System nach einigen Tagen mit wenig Sonneneinstrahlung nicht mehr funktionierte. Ich habe deshalb ein wenig im Internet gesucht, um herauszufinden, ob das DALY Classic BMS per CAN-Bus oder RS485 irgendwie mit einem Sofar Solar HYD3000EP kommunizieren kann. Wirklich belastbare Informationen habe ich aber nicht finden können. Ein Versuch das RS485 Kabel auf die CAN-Bus Pins des BMS umzupinnen und mit dem Wechselrichter zu verbinden ist leider gescheitert. Ich konnte in der DALY BMS App die Einstellungen für die BMS-CAN Bus Verbindung nicht auf SOFAR einstellen und speichern.


    Wissen Sie, ob das DALY Classic prinzipiell mit einem Sofar Solar HYD3000EP per CAN oder RS485 kommunizieren kann?


    Oder habe Sie eventuell noch eine Idee, warum das System trotz einer konservativen Entladespannung trotzdem in die BMS-Abschaltung kommt? Und gibt es eine Möglichkeit, das BMS dann wieder zu aktivieren, dass es die Ladung durch den Wechselrichter wieder annimmt?

    Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Andre S.

  • Hallo Herr S.,


    der Grund, weshalb das BMS den Entladezweig zur Batterie abgeschaltet hat, dürfte klar im Erreichen des Entladeschlusses der Batterie bzw. zumindest einer Zelle der Batterie liegen. Dagegen hilft natürlich nur mehr zu laden, bzw. weniger zu entladen. Soweit haben Sie das Problem ja auch selbst schon analysiert. Also besteht BMS-seitig logischerweise keine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, denn es tut ja augenscheinlich, was es soll.


    Ich vermute aber, dass der verwendete Solarregler einen Verpolungsschutz bzw. eine ähnlich wirkende Einrichtung besitzt, die nicht damit zurechtkommt, wenn keine Batterie angeschlossen ist. Aus der Sicht einer Ladestromquelle sieht eine BMS-gesteuerte Batterie mit abgeschalteten Entladezweig ja aus, als wäre gar keine Batterie angeschlossen. Viele Ladegeräte, die nicht „lithiumfähig“ sind, scheitern genau an dieser Grundproblematik und lassen die Benutzer dann hilflos zurück. Darüber kann ich aus meiner täglichen Supportarbeit Liedchen trällern. :motz:


    Zwar meinen viele Leute, dass LiFePO4-Batterien ganz bestimmte Ladespannungen oder Ladeprogramme benötigen würden und man deshalb auf die Lithiumfähigkeit der Ladestromquellen achten sollte, aber die Spannungen oder Ladekurven sind gar nicht das eigentliche Problem, sondern das eigentliche Problem ist eben das zuvor beschriebene Verhalten einer entladenen Lithium-Batterie, im abgeschalteten Zustand nur 9V oder auch deutlich weniger an den Klemmen bereitzustellen, so dass die Ladestromquelle eben meint, es wäre gar keine Batterie angeschlossen. :pinch:


    Dieses Problem lässt sich m.E. nicht ohne weiteres lösen, außer es gibt eine Möglichkeit, der verwendeten Ladestromquelle irgendwie zu vermitteln, dass es vor Beginn der Ladung nicht auf die Batteriespannung achten solle. Ein entsprechendes Firmware-Update der Ladestromquelle könnte, soweit technisch möglich und verfügbar, dieses Problem beseitigen.


    Hilfsweise kann man einen Schalter zur Überbrückung des BMS einfügen, sodass zumindest kurzzeitig auf Knopfdruck Batteriespannung an der Ladestromquelle ankommt, damit diese dann die Ladung beginnt, wodurch das Problem zumindest durch eine manuellen Eingriff des Benutzers beseitigt werden kann. Wenn es einfach sein soll und immer jemand vor Ort ist, der die Batterie überwacht, kann das eine Lösung sein.


    Wenn das zu umständlich ist und sich die bisher verwendete Ladestromquelle nicht mit einer entladenen Lithium-Batterie zur Mitarbeit überreden lässt, dürfte nur der Umstieg auf eine Ladestromquelle ohne solch ein Problem gangbar sein.


    Soweit ich weiß, ist der Sofar Solar HYD3000EP mit Pylontech „kompatibel“. Es bleibt zu erraten, was damit gemeint sei: Kann der Wechselrichter an und mit Strom aus Pylontech-LiFePO4-Batterien betrieben werden? Er sollte eigentlich mit Strom aus jeglichen Batterien der geforderten Nennspannung und ausreichenden Strombelastbarkeit betrieben werden können. Oder bedeutet diese Kompatibilität, dass der Wechselrichter „Pylontech“ spricht? Dann müsste das BMS entsprechend auf das Pylontech-Protokoll eingestellt werden.


    Was die Daly-BMS betrifft, ist der Anwender meist gekniffen, wenn es nicht funktioniert, weil es praktisch kaum Prüfungsmöglichkeiten gibt, mit denen man herausfinden kann, woran es genau liegt, außer man schließt ein Oszilloskop an und schaut sich die Datensignalflanken an. Victron-Geräte bringen oft die Möglichkeit mit, einen Menüpunkt auszuwählen, wo die gewechselten Datenpakete gezählt werden. Wenn da schon nichts läuft, oder es laufen nur in einer Richtung Datenpakete, dann weiß man wenigstens, dass man ein Problem beim Datenaustausch hat. Also Protokoll falsch, Bitrate/Baudrate falsch, oder Kabelverbindung nicht passend. Mit mehr oder weniger Herumprobieren findet man dann meist die Ursache.


    So richtig übel wird es, wenn das BMS an sich schon nicht mitspielt, z.B. weil die BMS-Firmware die Funktionalität gar nicht nicht anbietet. Oder die verwendete Windows-Software nicht geeignet ist, die entsprechenden Funktionen im BMS so zu konfigurieren, dass es funktioniert. Dann bleibt nur Daly als Ansprechpartner, um die Frage zu beantworten, warum es nicht funktioniert. Oft kann Daly dann eine besser funktionierende Firmware für das BMS oder das Interface-Board (WNT) bereitstellen, oder eine geeignetere Windows-Software und das Problem löst sich in Wohlgefallen auf. Als Anwender ist man dann natürlich nach tagelanger Arbeit wie vor den Kopf geschlagen, weil man solche (von Daly verursachten) Probleme natürlich nicht erkennen kann. Auch mit solchen Schwierigkeiten durfte ich mich Zwischenzeit zur Genüge herumschlagen. ☹


    Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige Anregungen zur Fehlerbeseitigung geben, ohne Sie gleich komplett zu entmutigen.


    Grüße, Tom

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