120AH AGM Aufgebläht und Entgast

  • Hallo Zusammen,


    bei der Recherche nach meinem Problem bin ich auf euer Forum gestoßen. Ich hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen bzw. Tipps/Ratschläge geben. Sollte ich hier falsch sein, bitte ich dies zu entschuldigen!

    Am Samstag soll es mit unserem Wohnwagen in den Urlaub gehen. Gestern entschloss ich mich daher, die Solaranlage auf unserem Wohnwagen aufzurüsten bzw. endlich ordentlich zu installieren.

    Verbaut ist seit Monaten ein MPPT Tracer 3210AN, ein 130Wp OffgridTech Feld und eine BSA 120AH AGM Batterie (Dazu gibt es leider kein Datenblatt). Damit hatte ich bisher nie Probleme!

    Da ich noch ein Trina Solar Vertex S 400 übrig hatte, dachte ich mir, dass ich dieses auf den Wohnwagen installiere. Gedacht, getan. Laderegler sprung nach der Installation an und signalisierte ein Laden der Batterie. So weit, so gut.


    Heute entschloss ich mich den Wohnwagen vorzubereiten. Als ich die Tür öffnete kam mir sofort ein unangenehmer Geruch von faulen Eier entgegen. Ich wusste sofort, die Batterie entgast. Als ich diese dann sah, war sie aufgebläht und rechts an der Seite sah man offensichtlich, dass es Nass ist. Alle Türen und Fenster auf, Kabel von den Polen entfernt und die Batterie draußen in den Schatten gestellt. Sie war kochend heiß. Nach circa 30 Minuten war diese immer noch nicht kühler und ich entschloss mich die Batterie zu kühlen. Also in einen Mörtelkübel gestellt und bis zur hälfte mit kaltem Wasser gefüllt. Sie ist jetzt Handwarm. In dem Moment wusste ich mir nicht sonderlich weiterzuhelfen.


    Mein Problem nun: Wie konnte das passieren und was kann ich machen, um das in der Zukunft zu verhindern?

    Meine Vermutung liegt daran, dass das neue PV Feld gar nicht für den Einsatz gedacht ist und ich einfach nur unheimliches Glück hatte, dass nichts schlimmeres passiert ist. Anbei ist anzumerken, dass der Laderegler auf "SEL" also "sealed" gestellt ist.


    Für Antworten bin ich sehr dankbar!


    Euch allen ein angenehmen, sonnigen Tag!


    Gruß Pa0x43

  • Hallo,


    sowas passiert gern, wenn eine der sechs Zellen einer 12V-Bleibatterie, meist aufgrund einer vorherigen Tiefentladung, einen Kurzschluss bekommen hat. Dann müssen sich die verbleibenden fünf Zellen die gesamte Ladespannung des Ladegerätes bzw. Solarreglers teilen und beginnen dann natürlich ordentlich zu gasen. Dagegen kann man leider nicht viel tun, denn Ladegerät oder Solarregler können ja nicht wissen, ob die Batterie nun gerade weit entladen und hungrig auf Ladestrom ist, oder ob hier eine Batterie mit Zellenschluss vorliegt. Das einzige was hier helfen würde, wäre ein Temperatursensor, welcher dem Ladegerät signalisiert, dass die Batterie heiß geworden ist, so dass das Ladegerät die Ladung dann beendet. Allerdings stinkt es schon deutlich früher nach faulen Eiern.


    Die besten Vorbeugung gegen solche Zellenschlüsse ist, Bleibatterien nicht tiefzuentladen, also nicht tiefer als 10,5V bei 12V-Batterien. Dann leidet man normalerweise auch nicht unter Zellenschlüssen.


    Grüße, Tom

  • Danke für deine Antwort! Das klingt zimelich plausibel. Die Batterie stand davor circa 1 Jahr ohne Ladung herum.

    Abgesehen von der Batterie, kann ich mit dem Aufbau der Anlage so fortfahren oder sollte/muss ich etwas austauschen? Aus dem Datenblatt des Ladereglers bin ich nicht wirklich schlau geworden, ob die geforderten Werte eingehalten werden.


    Gruß Pa0x43

  • Die Solarregler sind meist nicht das Problem. Ausschließen kann man aber natürlich nicht, dass ggf. dort das Problem liegt (Ladespannung viel zu hoch). Da hilft nur messen, wie hoch die Ladespannung bei Sonneneinstrahlung ansteigt. Dazu muss die Batterie aber erst mal voll geladen sein , denn andernfalls steigt die Solarspannung nicht weiter an.


    Man kann auch die Batterie weglassen und dann schauen, wie hoch die Spannung ansteigt, wenn Sonne aufs Panel scheint. Allerdings arbeiten Solarregler manchmal nicht richtig, wenn keine Batterie angeschlossen ist.


    Grüße, Tom

  • Okay, dann muss ich mir erstmal eine neue Batterie besorgen. Ohne angeschlossene Batterie gibt der Laderegler nur 2.5V aus.
    Empfiehlst du auch weiterhin eine AGM oder sollte ich ehr auf eine andere Art Batterie setzen?


    Gruß Pa0x43

  • Naja, Bleibatterien sind zwar billig, aber sie haben gegenüber den modernen LiFePO4-Batterien doch entscheidende Nachteile. Weshalb ich nur noch dann zu Bleibatterien rate, wenn ein Wohnmobil oder Wohnwagen verkauft werden soll: Dann ist die Investition billig und den Ärger mit der Bleibatterie hat dann jemand anderes... 8o


    Also lieber eine etwas kleinere LiFePO4-Batterie nehmen, daran wirst Du mehr oder überdies deutlich länger Freude haben. Unterm Strich über die Gebrauchszeit von 10 bis 30 Jahren wird es dann deutlich billiger als mit Bleibatterien. Und viel bessere Betriebseigenschaften haben sie auch noch. :)


    Grüße, Tom

  • Gut... Na ja da es ab Samstag los gehen soll werde ich erstmal in eine Bleibatterie investieren. So schnell bekomme ich keinen neuen Laderegler und keine neue LiFePO4. Wohne zwar in der nähe von Berlin und hier gibt es vieles aber keine LiFePO4.

    Danke!

  • Wirklich nicht? Ich kann mit dem oben genannten Laderegler auch eine LiFePO4 Batterie laden? Ich meine die Presets sind halt nur Sealed, Gel und Flooded.
    Eine Möglichkeit die Spannungen etc. einzustellen habe ich nicht, da ich das Serielle Kabel nicht habe.


    Gruß Pa0x43

  • Braucht man normalerweise für LiFePO4 nicht. Denn einerseits sind LiFePO4-Batterien ja gerade auf den 1:1-Austausch von Bleibatterien ausgelegt und zweitens gibt es bei LiFePO4-Batterien noch das stets vorhandene BMS, welches solchen Katastrophen wie die, von der Du oben erzählt hast, sicher verhindern. :)


    Grüße, Tom

  • Kleines Update zu meiner Batterie.

    Ich habe gestern eine 56Ah Blei-Säure Batterie gekauft für rund 77€. Den Laderegler habe ich auf "Flooded" gestellt und er lädt die Batterie mit run 13.5V, dort zumindest hat er sich jetzt eingepegelt.


    Was ich mich allerdings Frage ist, was bedeutet "Ausgleichsladezeit" und "Boost Ladezeit"? Laut Laderegler kann ich diesen individuell einstellen.

    Ausgleichladezeit zwischen 0-180 Minuten und die Boost Ladezeit zwischen 10-180 Minuten. Google gibt mir leider keine Antworten darüber, was das sein könnte.


    Gruß Pa0x43

  • Eine Ausgleichsladung ist eine verlängerte Ladezeit, um alle Zellen und alles "ungeladene" Material mit Sicherheit vollständig aufzuladen.


    Boost-Ladung (ich kann kein Englisch, nur Russisch) kommt von "boost" = "Schub", also stärkere Ladung.


    56 Ah ist eine typische VARTA-Bezeichnung für eine Starterbatterie. Das ist zwar die billigste und schnellste, aber schlechteste Lösung. Zum einen eine schlechte (niedrige) Zyklenzahl, außerdem Säureschichtung mit Sulfatierung, wenn sie nach einer Entladung nicht in die Gasung getrieben wird. Deswegen lieber AGM.


    Rainer

  • Unter "Boost-Charging" versteht man gemeinhin die im deutschen "U"-genannte Konstantspannungs-Ladephase (U ist das technische Symbol für die Spannung, V ist deren Einheit), also die Ladung bei konstanter Ladespannung (im englischen auch "CV" für "constant voltage" genannt). Die U-Ladephase schließt sich bei der üblichen IU- oder IUoU-Ladekennlinie an die erste strombegrenzte "I"-Ladephase an (I ist das technische Symbol für den elektrischen Strom, dessen Einheit A ist) und dauert so lange, bis der Ladestrom auf eine gewisse Schwelle abgesunken ist, bzw. bis eine bestimmter Zeitdauer erreicht wird. Diese Zeit sollte man nicht zu kurz wählen, damit die Batterie möglichst voll und Sulfatierung verhindert bzw. abgebaut wird. Aber sie darf auch nicht zu lang sein, sonst tritt Gitterkorrosion ein, die man auch nicht haben will. Zudem hängt die sinnvolle Dauer dieser Ladephase vom Zustand der Batterie ab, von der Geschwindigkeit der vorherigen Entladung und davon, wie lange diese schon her ist.


    Man merkt schon, die Sache ist nicht ganz trivial. Allgemein kann man sagen, dass U-Ladephasen von einigen Stunden Dauer kein Problem sind, sofern die Batterie nicht gerade uralt ist und die Spannung nicht zu hoch. Also würde ich hier durchaus auf 180 Minuten gehen. Sofern die Vollladung nur alle paar Wochen oder Monate erfolgt, kann man aber auch auf mehrere Tage U-Ladung einstellen, ohne das hierbei mit Problemen zu rechnen wäre. Nur endet die Einstellmöglichkeit eben bei drei Stunden.


    "Ausgleichsladung" bezeichnet die Ladephase am Ende der Aufladung im Bereich der Gasungsspannung einer Bleibatterie und soll bewirken, dass Zellen mit unterschiedlichem Ladezustand möglichst alle randvoll aufgeladen und damit einander angeglichen werden. Dazu wird die Ladespannung einer 12V-Bleibatterie auf Werte von mindestens etwa 15V erhöht, wobei dann die vollen Zellen leicht zu gasen beginnen, während die Zellen mit geringerer Spannung nach Ladung aufnehmen können, wodurch wiederum Sulfatierung zurückgeführt wird. Eigentlich braucht man diese Ausgleichsladung nur dann, wenn die Batterie schon älter ist und nur selten voll aufgeladen wird, weil die Selbstentladeraten der verschiedenen Zellen in diesem Fall dazu führen, dass sich manche Zellen stärker von selbst entladen als andere. Und da beim Ladestrom alle Zellen immer mit demselben Strom durchflossen werden, gleicht sich ein eventuell bestehender Ladungs-Unterschied zwischen den Zellen auf diese Weise auch nicht aus, außer die besser geladenen Zellen geraten randvoll geladen in die Gasung und wandeln auf diese Weise Ladeleistung in Wärme um, während die noch nicht voll geladenen Zellen die gemeinsam zugeführte Ladeleistung in die Erhöhung ihres Ladezustands umsetzen. Irgendwann sind natürlich alle Zellen randvoll geladen und spätestens dann sollte die Ausgleichsladung beendet werden.


    Auch hier kann man nicht ohne weiteres einen festen Zeitraum angeben, der einzustellen ist. Er hängt einerseits davon ab, wie alt die Batterie ist und lange die letzte Ausgleichsladung zurückliegt und andererseits, wie hoch der Strom während der Ausgleichsladung ist. Ist der Strom höher, kann die Ausgleichsladung kürzer ausfallen und umgekehrt. Am besten, man probiert einen mittleren Wert aus und legt dann während die Ausgleichsladung läuft mal von Zeit die Hand an die Batterie (am besten seitlich), um die Temperatur zu prüfen. 40°C sollten nicht überschritten werden.


    Grüße, Tom

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