Technischer Fortschritt?

  • Letzten Freitag hat sich die Starterbatterie meines 406 nach 12 Jahren (!) verabschiedet (Zellenkurzschluss). Gerüchteweise halten die aktuellen Akkus nicht mehr so lange. Ist ja irgendwie verständlich, die Industrie will produzieren und verkaufen. Die Garantiefrist ist dabei der wichtigste Designparameter. ?(


    Was ich eigentlich fragen wollte: gibt es noch nennenswerte Weiterentwicklung bei der Blei-Akkutechnik? AGM ist ja nicht unbedingt langlebiger. Ein guter Laderegler scheint mir nach all der Information auf diesen Seiten die beste Investition.


    Gruss,
    Kurt.


    PS: Hab mir eine günstige aus dem Baumarkt geholt, mit 3 Jahren Garantie!

  • Hallo,


    mit Baumarkt-Batterien habe ich bisher zwar keine sonderlich guten Erfahrungen machen können, aber das hat natürlich noch nicht viel zu sagen. Allgemein kann man aber feststellen, dass - eine einwandfreie Batterie mal vorausgesetzt - die Fahrzeugtechnik sich leider sehr zum Nachteil der Batterie-Lebensdauer entwickelt hat. Früher war der Senderspeicher des Radios (~ bis 10mA) der größte Stromfresser im abgestellten Fahrzeug. Heute saugen eine zweistellige Anzahl von Steuergeräten des Fahrzeugs locker mehr als 100mA Dauerstrom aus der Batterie. Die so durch die Batterie fließenden Ladungsmengen sind auch bei ansonsten einwandfreier Bordelektrik so groß, dass auch die beste Batterie nach wenigen Jahren verschlissen(!) ist. Der Batterie-Hersteller kann für solche Schäden natürlich nichts, auch wenn innerhalb der Sachmängelhaftungsfrist (geiles Wort...) üblicherweise anstandslos Ersatz geleistet wird. Das liegt aber wohl eher daran, dass Baumärkte keine eigene Labore beschäftigen, welche die Reklamationen erst noch auf übermäßigen Verschleiß beim Kunden prüfen würden. Insofern könnte man fast sagen, dass es sich schon deshalb kaum noch lohnt, sonderlich gute und teure Batterien zu kaufen. ;(


    Bemerkenswerte Fortschritte in der Bleiakku-Technologie waren meines Wissens in den letzten 20 Jahren auch nicht zu vermelden. Es handelt sich im Großen und Ganzen auch um eine Art Steinzeit-Technik. Klar, es gibt heute "wartungsfreie" Bleiakkus und welche mit Elektrolyt-Monitoren (die Dinger mit dem Prisma, das sich schwarz/weiss/grün verfärben kann) ausgestattet sind. Aber das war es dann auch schon. Trotzdem ist es noch immer wichtig, dass die Bleiplatten sauber und ordentlich in die Akkus gestellt und nicht reingeschmissen werden. Auch hält eine Batterie mit stark schwankend eingefüllten Elektrolytmengen regelmäßig nicht so lange, wie eine sorgfältig befüllte. Will man eine batterieseitig optimale Lebensdauer erreichen, empfiehlt es sich, eine unbefüllte Markenbatterie zu erwerben und die Batteriesäure selbst einzufüllen. Allerdings sollte man hierzu eine alte Hose und ein löcheriges T-Shirt anziehen, denn zumindest ich kleckere garantiert immer mit dem Zeugs. Die so nach Wochen entstandenen Löcher sind wirklich beachtlich... ;)


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom


    Bezüglich Verschleiss (der I.Q. des 406 ist auf dem Stand von 2000) hoffe ich natürlich auf die Erfahrung mit der Vorgängerbatterie. Leider wird diese so nicht mehr hergestellt, d.h., ist inzwischen 'verbessert' worden. Auch leider haben wir mit Markenbatterien schlechte Erfahrungen gemacht (anderes Auto, andere Geschichte), so dass die 3 Jahre Garantie die Auswahl entschieden.


    Selber befüllen? Ok, dann hätte man eine Batterie mit Frischegarantie, :) die ist aber auch nicht besser bezüglich 'Verschleiss'. Immerhin liesse sich auch Wasser nachfüllen, wie früher. Geht ja nicht mehr bei den wegwerf, will sagen, wartungsfreien.


    Zur Steinzeit: Axion Power (USA) baut Blei-Carbon Akkus. Das Blei der negativen Platte wird durch Kohlenstoff ersetzt, soweit ich das verstanden habe. Dadurch sollen sich Lebensdauer, Zyklenfestigkeit und Innenwiderstand markant verbessern. Tönt vielversprechend, ist aber hier leider noch nicht zu kaufen. Ob sich das durchsetzen kann? Auch gegen neue, leichtere Technologien, z.B. LiFePo?


    Gruss,
    Kurt.

  • Gegen Verschleiß durch hohen Ladungsdurchsatz gibt es bei Bleiakkus die Möglichkeit, die Bleielektroden entsprechend dick und robust auszuführen. Mit solch dicken Elektroden kann man aber blöderweise keinen Motor mehr starten, weil man für hohe Ströme dünne Elektroden mit hoher Oberfläche benötigt, Gerade die sind aber besonders empfindlich gegen hohen Ladungsdurchsatz und verschleißen dann entsprechend schnell.


    Weil wir selber das Problem mit hoher Ruhestromaufnahme (250mA!) bei einem opulent ausgestattetem Fahrzeug hatten, bin ich dann auf die Idee verfallen, die normale Starterbatterie - zum Starten - zwar zu belassen, aber zusätzlich einen zweiten, kleineren, aber deutlich zyklenfesteren AGM-Akku einzusetzen, um den Ruhestrom abzufangen. Natürlich musste auch noch eine Lösung gefunden werden, damit nur der Anlasserstrom aus der Starterbatterie entnommen wird, der Dauerstrom im Stand aber allein vom zyklenfesten AGM-Akku aufgebracht wird und so ist dann die Saftschubse entstanden. Damit war das Problem gelöst: Die Starterbatterie, die zuvor kaum ein Jahr durchgehalten hat, ist nun schon gut vier Jahre alt und ein Ende ist nicht in Sicht. :D


    Eine besondere Notwendigkeit Wasser nachfüllen zu können, ergibt sich bei korrekter Ladespannung eigentlich nicht. Besonders deshalb, weil wartungsfreie Starterbatterien eine besonders große Elektrolytmenge mitbringen. Hoher Ladungsdurchsatz lässt den Elektrolytverbrauch auch nicht zwingend steigen, zu hohe Ladespannung, besonders in Verbindung mit hohen Temperaturen dagegen schon. Erst wenn ein Bleiakku ein gewisses Alter erreicht hat, steigt - ebenso wie die Selbstentladung und der Innenwidertsand - auch der Elektrolytverbrauch. Aber dann sollte man sich wegen der allgemein schlechteren Akkudaten wohl ohnehin mal nach passendem Ersatz umschauen.


    Kohlenstoff (Marketingausdruck "Carbon") kann in Blaiakkus verwendet werden, um die Leitfähigkeit zu verbessern bzw. den Innenwiderstand zu verringern. Das zur Lade/Entlade-Reaktionsgleichung



    benötigte Blei (Pb) kann damit aber nicht ersetzt werden. Kohlenstoff (C) kommt in der Gleichung ja auch nicht vor... Möglicherweise lassen sich aber bestimmte Akku-Parameter durch neue Techniken verbessern. Also am besten kaufen, ausprobieren und dann das Ergebnis hier posten. :)


    Es würde mich aber wundern, wenn sich nun gerade diese beiden, sich bisher gegenseitig ausschließenden Parameter Innenwiderstand und Zyklenfestigkeit in einem einzigen Bleiakku gemeinsam optimieren ließen. Das ist bisher jedenfalls noch nie gelungen, sondern hat stets nur mehr oder weniger faule Kompromisse hervorgebracht, wo beide Parameter deutlich schlechter ausfielen als bei den jeweiligen "Batterie-Spezialisten". Vom Preis sprechen wir jetzt mal lieber gar nicht. Die Saftschubse löst das Problem elegant und sogar ganz ohne technologische oder marketingtechnische Wunder. OK, umsonst ist die leider auch nicht. Aber irgendwo ist ja - leider - immer ein Haken.


    Grüße, Tom

  • Alte Threads wiederzubeleben soll eine Unsitte sein, dieser hier ist aber noch nicht komplett - Hier also der abschliessende Beitrag:
    - Das Baumarktakku Experiment wurde nach 2 Jahren mit einem Crash unfreiwillig abgebrochen. Keine Aussage zur Lebensdauer möglich.
    - Axion Power hat im August 2018 Konkurs angemeldet. Was hat wohl den Durchbruch verhindert? :thumbdown:


    Ruhe in Frieden!
    Kurt.

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