Liontron 100 AH: BMS schaltet erst bei 3,751 V ab, zwei Zellen werden trotz Balancing kaum geladen

  • Hallo Tom,


    seit geraumer Zeit lese ich hier still mit und habe reichlich gelernt, danke dafür! :-)


    Ich habe ein Problem mit meiner Liontron 100 AH, es gibt reichlich Zelldrift. Ich hoffe, mein Problem hier vortragen zu dürfen, auch, wenn du die Dinger nicht mehr verkaufst. Ja?


    Vorweg: Das BMS der Liontron balanciert erst ab 0,03 V Spannungsdifferenz zwischen den Zellen und das auch nur beim Laden. Dabei ist es aber egal, ob die Batterie voll oder leer ist. Sie balanciert also nicht nur kurz vor Ladeende aus.


    Deshalb habe ich mich heute neben den Akku gesetzt und habe einige Screenshots während des Ladens der letzten 0,5 AH gemacht, denn erst ab da kam es zu mehr als 0,03 V Differenz zwischen den Zellen.

    Weil ich bei dir gelesen habe, dass Laden mit geringer AH-Zahl sinnvoll ist, da dabei mehr Zeit zum Balancieren ist, habe ich nur mit etwa 1,5 AH geladen.


    Im beigefügten Screenshot siehst du die Entwicklung der Werte. Die Reihenfolge ist von links oben nach rechts unten (s. Uhrzeit rechts oben im jeweiligen Screenshot).


    Was mich wirklich wundert:

    1. Zwischen dem ersten und letzten Screenshot nimmt die Ladung der Zellen 1 und zwei um etwa 0,35 Volt zu, die Zellen 3 und 4 aber nur um 0,022 Volt.
    2. Im vorletzten Screenshot siehst du kurz vor der Abschaltung, dass Zellen 1 und 2 bis 3,750 Volt geladen wurden. Daraufhin wurde wegen Überspannung beendet. Wie ich bei dir gelesen habe, sollte das schon bei 3,65 Volt max. geschehen.

    Noch etwas:

    Letztlich hatte ich den Akku vollständig entladen und diese Spannungen ausgelesen:

    Zelle 1: 3,188 V

    Zelle 2: 3,189 V

    Zelle 3: 3,106 V

    Zelle 4: 2,506 V


    Das Balancieren hat hier sehr gut geklappt, die Zelle 4 hat schnell 0,7 Volt hinzugewonnen. Daraufhin wurden alle Zellen recht gleichmäßig weiter geladen.


    Kannst du mir erklären, wie das alles sein kann? Und was ich nun tun kann? Oder ist das Ding nach einem Jahr und 40 vollständigen Zyklen kaputt? Ich jedenfalls bin etwas ratlos ...


    der Karsten


  • Hallo Karsten,


    da liegt wirklich eine ziemlich starke Zellendrift vor. Und weil die Zellendrift so groß ist, ist auch der Energiebedarf der Zellen 3 und 4 recht groß, weshalb es eben so lange dauert. Aber ich denke, das lässt sich trotzdem hinbekommen, wenn man lange genug lädt. (Nur am Rande: Der Ströme werden in Ampere angegeben, nicht in Amperstunden. Also bitte nur A schreiben, sonst führt das zur Verwirrung.)


    Um besonders lange laden zu können, müssen die Ladeströme auch ganz besonders klein sein. 1,5A sind zwar an sich schon recht wenig, aber anscheinend reicht das noch nicht aus. Also noch mal entladen und mit möglichst noch kleinerem Strom wieder aufladen, um dem Balancer noch mehr Zeit zu geben. Ggf. werden sogar drei Durchläufe benötigt.


    Allerdings würde es nichts bringen, mit kleinerem Strom zu laden als ihn das BMS noch detektieren kann. Der Ladestrom sollte also wenigstens so groß sein, dass das BMS nicht mehr 0A anzeigt, weil der Balancer andernfalls gar nicht arbeitet, wie Du ja schon selbst festgestellt hast.


    Die nächste Frage ist, wie es zu einer so starken Unbalance kommen kann. Normal ist das jedenfalls nicht. Nach einem Jahr Betriebszeit wird man auch kaum noch davon ausgehen können, dass diese Unbalance schon bei Übergabe vorgelegen hat, so dass man wohl leider davon ausgehen muss, dass hier entweder eine deutlich erhöhte Selbstentladerate der Zellen 3 und 4 vorliegt, oder aber das BMS den Zellen 3 und 4 übermäßig viel Strom entnimmt. Im Ergebnis läuft beides auf dasselbe hinaus, nämlich dass sich diese Unbalance auch nach einem sorgfältigen Zellenausgleich nach einer Weile immer wieder einstellen wird, was so natürlich nicht sein sollte.


    Daher vermute ich, dass die Batterie an sich einen Mangel aufweist, der eine Reklamation rechtfertigt. An dieser Stelle natürlich nicht so toll, dieses Problem ausgerechnet mit einer Liontron-Batterie zu haben, deren Hersteller leider immer wieder in unangenehmer Weise mit umständlicher ("Wenden Sie Sich bitte an Ihren Händler!") und langwieriger Reklamations-Bearbeitung (oft um die 6 Wochen) auffällt. Nach einem Jahr hat auch bereits die Beweislastumkehr der gesetzlichen Sachmängelhaftung eingesetzt, so dass es für den Kunden unwilliger Lieferanten um so schwieriger wird, unbürokratisch, kostenlos und schnell funktionierenden Ersatz zu erhalten.


    Andererseits ist der Praktiker mit zu öffnenden Batterien im Vorteil, weil man notfalls direkt an die Zellen herankommt und z.B. einen Equalizer einbauen kann, der das Problem vermutlich lösen würde. Aber dann ist die Garantie vermutlich weg.


    Grüße, Tom

  • Danke für deine Ausführungen!


    Ich frag dann mal den Händler...


    An einen Equalizer hatte ich auch schon gedacht. Habe aber einen Beitrag in diesem Forum gesehen, dass bei Liontron nicht klar erkennbar ist, welches Kabel wo hin muss. Du hattest den Equalizer von Kunden zurückgenommen.

    Ich würde da ja rangehen, wenn klar wäre, wie es geht. Gibt es zu dem Thema schon aktuellere Informationen?

  • Das kann ich Dir leider auch nicht sagen, denn ich habe diese Batterien zwar eine Weile lang verkauft, aber keine einzige davon je in der Hand gehabt. Geschweige denn reingesehen. Die Zellenanschlüsse lassen sich aber leicht anhand ihrer charakteristischen Spannungen (3,3V, 6,6V, 9,9V, 12,8V) ermitteln, weshalb der Einbau eigentlich kein Problem sein sollte.


    Grüße, Tom

  • Danke, Tom.

    Ich denke darüber nach. Ich denke sogar über einen neuen Akku nach, denn seit einem Jahr fummel ich ständig am Strom rum und das nervt so langsam! Und mit der 100 AH Kapazität habe ich mich ohnehin sowas von vertan, weil ich es nicht besser einschätzen konnte, wieviel ich tatsächlich brauchen würde. Anfängerfehler halt. :-/


    Doch zuvor schreibe ich eine Email an den Händler. Dazu noch eine Frage:


    Die Werte, die ich dir mitteilte, ermittelte ich ja ausschließlich bei ganz leerem und ganz vollem Akku. In diesen Ladezuständen scheint es ja normal zu sein, dass große Unterschiede bestehen. Aber bis wieviel ist normal und ab wann ist es nicht mehr normal?


    Zwischen 10 und 90 % SOC sind die Zellen jedoch alle bis auf einige wenige mV gleich in der Spannung.


    Bleibst du mit diesen zusätzlichen Infos immer doch dabei, dass etwas nicht stimmt?! Oder habe ich aus Unwissenheit irgendwas "unterschlagen", was dich auf eine falsche Fährte geführt hat.


    Ich meine irgendwo hier im Forum von dir die Aussage gelesen zu haben, dass wenn in mittleren Spannungsbereich alle Zellen ähnliche Werte aufweisen, alles ok sein soll ....

  • Es stimmt: Im Bereich zwischen 10 und 90% SOC verändert sich die Spannung von LiFePO4-Zellen fast gar nicht.


    Leider hast Du nur die Zellenspannungen bei voller Batterie mitgeliefert. Um festzustellen, ob hier ein technischer Defekt vorliegt, bräuchte man auch noch die Spannungen bei leerer Batterie. Allerdings bin ich der Ansicht, dass die Spannungen der Zellen 3 und 4 für eine randvolle Batterie deutlich zu niedrig sind. Aber vielleicht hast Du ja auch die Zahlen bei leerer Batterie?


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom,


    die Werte bei vollständig entladenem Akku hatte ich gaaaaanz oben in meinem ersten Beitrag schon in den Text geschrieben:

    Zelle 1: 3,188 V

    Zelle 2: 3,189 V

    Zelle 3: 3,106 V

    Zelle 4: 2,506 V


    Ich habe heute nochmal versucht, noch langsamer zu laden. Kam auf etwa 0,5 A bei 14,6 V Schlussspannung.

    Unten findest du den Screenshot: So wirklich ist da nicht viel passiert ...


    Der zweite Screenshot zeigt dann die Spannungen 2,5 h nach dem Laden.


    Hast du ne Idee, was da geht? Oder ne Handlungsempfehlung? Ich gehe da gerne nochmal ran...


    Danke, dass du dir das ansiehst! :-)




  • Während ich beim Laden danebensitze, leuchtet neben den blau unterkegten Zellspannungen das Bal in gelb auf. Es scheint also irgendwas zu passieren. In den Werten sieht man das jedoch nicht.


    Danke. Ich habe den Händler mal angeschrieben ...


    Interessiert dich der weitere Werdegang? Dann würde ich berichten.

  • Bereits am 19.10. kam Post von Liontron. Darin das RMA und allerlei Fragen zur Abholung.

    Da ich unterwegs war, habe ich nicht direkt geantwortet.


    Am 23.10. dann eine E-Mail vom Händler, etwas später auch noch mal ein Anruf. Man hätte mit den Abholtungstag mitgeteilt und wollte sichergehen, dass ich alles erhalten hatte. Danke, sehr löblich!


    Am 30.10. wird nun der Akku abgeholt.


    Ich berichte weiter!

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