Hallo,
ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit Batterietechnik auseinandergesetzt. Wobei der größte Erkenntnisgewinn in den letzten sechs Monaten entstanden ist.
Ich habe im Oktober 2012 zwei nasse Bleiakkus á 210 Ah von Varta von einem Kfz-Meister gekauft, die beiläufig bemerkt, im Schrott landen sollten. Leider hatte ich zuerst keine Ahnung von Säurestand und nicht das Equipment, um sie sofort von ihrem Scheintod zu erlösen. Säuredichte war bei 1,23 kg/l und je zwei Zellen sind bis heute leicht schwächer, aber die Ruhespannung ist erstaunlich hoch und die Kapazität hat erheblich zugenommen. Das ging letzten Endes nur mit Brachialgewalt mit ungefähr 15 Ausgleichsladungen in drei Monaten mit bis zu 16,3 V für höchstens zehn Minuten.
Vorher hatte ich im November 2011 einen Gelakku von einer Firma mit rein deutscher Produktion gekauft. Diese Batterie sollte 80 Ah haben. Ich habe die Kapazität nie genau gemessen, aber sie war garantiert bei weniger als der Hälfte. Dummerweise hatte ich am Anfang noch nicht der Herstellerangabe geglaubt, die Ladespannung in der Boostphase auf 14,7 V zu treiben, weil ich überall gelesen hatte, dass Gelakkus bei so einer Ladespannung austrocknen würden. Auch wusste ich nicht, dass Gelakkus eine viel längere Ladung benötigen als normale nasse Zellen. Und dann war da noch der Stolz, alles mit Solar zu machen und mir kein Ladegerät anzuschaffen, denn das ist ja ungefähr so wie ein Auto zu haben und sich noch einen Traktor zum regelmäßigen Abschleppen zu besorgen. Kam mir wie ein Armutszeugnis vor.
Ich hatte mir dann im April 2012 noch einen zweiten Akku dieses Modells von der gleichen Firma (Best-Akku) besorgt, weil mir die Kapazität zu gering war. Der hatte aber von Anfang an eine ziemlich hässliche Angewohnheit: Schon bei relativ niedriger Ladespannung knapp über 13,8 V fing er an, Säure auszuspucken. Auch ein deutliches Brodeln war zu hören. Das waren zwar insgesamt höchstens 50 ml, aber ich wollte das Teil sofort umtauschen lassen. Die Firma lehnte das ab und sagte, das kann schon mal passieren, wenn geringfügig zu viel Elektrolyt eingefüllt wurde. Für meine Begriffe waren beide Teile nichts wert. Ich ließ sie aber stehen und hatte kein Interesse mehr an einem Umtausch, weil ich dann sehr günstig die Batterien von oben bekam. Die Firma Best-Akku existiert nicht mehr und firmiert höchst wahrscheinlich heute unter dem Namen gelbatt.de Der Firmensitz von Wunstorf lässt eigentlich keinen Zweifel daran aufkommen.
Jetzt ist folgendes passiert: In der Zwischenzeit hatte ich zwei Megapulser an den Varta-Batterien im Einsatz. Ob die was brachten, obwohl sie unterdimensioniert waren für die Größe der Batterien, kann ich nicht beurteilen. Dummerweise kam ich erst letzte Woche auf die Idee, die Gelakkus damit zu bearbeiten. Die standen ungefähr neun Monate ungenutzt und halb geladen in der Ecke rum. Die habe ich dann zum ersten Mal wirklich so lange mit 14,7 V geladen, bis das kleinste Ladegerät auf diese Spannung kam. Erst dann habe ich ein Erhaltungslader drangehängt, der um die zwei Tage brauchte, um auf 13,9 V Schwebespannung zu kommen. Und das beste war: Die zweite davon spuckte gar keine Säure mehr aus und blubberte erst wenig und dann gar nicht mehr.
Ich habe dann irgendwann am Freitag gemerkt, dass nach einigen Stunden Ladepause plötzlich wieder eine zeitlang 1,5 A reingingen und zwar bei beiden. Mit dem Megapulser erreiche ich auch die 13,9 V Schwebespannung nicht mehr. Und das auch nicht deswegen, weil einige Zellen warm geworden wären, sondern weil sich vermutlich die Sulfatkristalle auflösen, was Energie benötigt.
Meine Frage ist eher allgemein gehalten: Was könnte mit beiden Batterien geschehen sein, dass sie von Anfang an so schlechte Werte hatten? Klar kann man sagen, ich hatte sie nie richtig voll gehalten, aber die waren weit weg von 80 Ah, und ich hatte öfters bei kleinem Strom schon die Ladeendspannung erreicht. Die Entladespannung sackte immer urplötzlich ab. Eben noch 12,4 V bei kleinem Strom und ruckzuck 10,5 V Abschaltspannung des Ladereglers. Sieht das eher nach sechs gesunden Zellen oder nach einer kaputten aus?
Ist dieser Hersteller, der mit Nano-Technologie warb, überhaupt bekannt gewesen? Nach meiner Recherche war der keine zwei Jahre lang am Markt.
Momentan lasse ich diese wertvollen Teile erstmal vier Wochen lang nur laden. Tagsüber mit dem bisschen Sonnenlicht bei ca. 13,6 V und ab Dämmerung bis 7 Uhr morgens parallel geschaltet mit 600 mA und ca. 13,5 V. Mehr kommt gerade nicht bei raus. Eigentlich sollte ja der Leckstrom bei vollem Ladezustand bei zusammen 160 Ah schon etwas geringer sein, oder? Ich hatte mal gehört, dass Gelbatterien viel weniger Selbstentladung haben als nasse Zellen. Kann man das so sagen, wenn sie gut in Schuss sind?
Und auch wenn der Megapulser hier zum Konkurrenzprodukt gehört: Kann man sagen, dass die Teile ihr Geld in diesem speziellen Fall ihr Geld wert sind?
Zum Schluss noch eine letzte Frage: Schadet es den Gelbatterien, wenn ich sie mangels anderer Verwendungsmöglichkeit nur zwischen 95 und 100% Ladezustand betreibe? Werden die dann evtl. träge oder hochohmig oder sonstwas?
Ich bin froh, dieses Forum entdeckt zu haben, denn was vergleichbares habe ich im deutschsprachigen Raum noch nicht entdeckt.