Bleiakkus ausgelaufen

  • Hallo!


    Ich bin neu hier und habe ein kleine Frage:


    Mir ist ein relativ neuer Bleiakku aus dem Wohnmobil umgekippt und ausgelaufen. Jetzt frage ich mich, ob ich die ausgelaufene Flüssigkeit mit Batteriesäure wieder auffüllen kann. Immerhin ist ja Säure ausgelaufen und es handelt sich ja nicht um verpufftes Wasser.


    Meint ihr das geht? Ich möchte ungern eine neue Batterie kaufen.


    Grüße Carlos

  • Hallo,


    ja, das geht natürlich. Man muß nur zusehen, daß man auch eine passende Säuredichte hinbekommt.


    Handelsübliche Batteriesäure besitzt ein spezifisches Gewicht von 1,28kg/l, was der Säuredichte eines voll aufgeladenen Bleiakkus entspricht. Ist der Akku zum Zeitpunkt des Elektrolytverlustes aber nur halbvoll geladen oder gar leer gewesen, wird nach Auffüllen von Batteriesäure mit 1,28kg/l die Säuredichte bei der Aufladung auf unzulässig hohe Werte ansteigen. Das hat dann einige Nachteile zur Folge, z.B. verminderte Kapazität und erhöhte Gitterkorrosion. Ich würde daher den Akku je nach Menge des Elektrolytverlustes und dem vermutetem Ladezustand zunächst mit einem halbwegs passenden Gemisch aus Batteriesäure und demineralisiertem Wasser auffüllen, dann ordentlich durchladen und dann den Elektrolyten noch mal komplett gegen frische Akkumulatorensäure mit 1,28kg/l austauschen. Allerdings ist das eine ziemliche Panscherei, die garantiert Flecken und/oder Löcher in Hemd und Hose hinterlässt, außerdem muß man die alte Batteriesäure hinterher auch noch loswerden. Daher wird sich der Aufwand wohl nur bei großen, teuren und recht neuen Akkus lohnen.


    Wo ist die alte Säure eigentlich hin? Sollte die durchs Fahrzeug gelaufen sein, muß unbedingt mit einer Lauge neutralisiert werden, sonst wird schon in Kürze ein barbarischer Gammel beginnen... ;(


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Hallo Thomas!


    Erst einmal vielen Dank für die schnelle und umfassende Antwort. Nun aber doch noch ne Verständnisfrage:


    Wenn ich die Batterie nun mit halbwegs gleichem Gemisch von Säure und Wasser aufgefüllt und durchgeladen habe, warum dann noch der Austausch der gesamten Säure?


    Grüße


    Carlos

  • Damit am Ende der Ladung die Säuredichte wieder 1,28kg/l beträgt. Wie gesagt, wenn die Säuredichte im voll geladenen Zustand nennenswert von diesem Wert abweicht, verschlechtern sich wichtige Akkuparameter, die nur bei 1,28kg/l gemeinsam ein Optimum erreichen.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Hallo Thomas!


    Noch einmal eine kurze Frage zum Ablauf.


    Also ich werde versuchen ein ähnliches Gemisch zwischen Säure und Wasser hinzubekommen. Nehme ich dazu am besten neue Säure und destilliertes Wasser und versuche ein ähnliche Mischung hinzubekommen? Ich hätte da noch einen wohl kaputten Bleiakku, der darauf wartet entsorgt zu werden. Kann ich die Säure daraus nehmen und dann versuchen diese für den zu reparierenden Akku anzugleichen. Oder ist die Flüssigkeit aus der kaputten Bleiakku nicht geeignet? Die Säure ist nicht schwarz, sondern klar.


    Und zum Einstellen des Gemisches nehme ich so einen einfachen Säureheber? Ich habe da so ein Glasdingen für ein, zwei Euro. Reicht das?


    Und wenn Du sagtest den Akku so mal richtig "durchzuladen", dann meintest Du einfach nur vollladen? Oder den Akku ein paar Zyklen zu laden?


    Grüße


    Carlos

  • Wenn die Akkusäure am Ende sowieso komplett ausgetauscht wird, brauchst Du Dir keine besondere Mühe damit zu geben, den jetzt fehlenden Elektrolyten mit einer exakt gleichen Mischung zu ergänzen. Gebrauchte Akkumulatorensäure wird es also auch tun. Allerdings kommt der Bleischlamm beim ausschütten des alten "Spenderakkus" gleich mit raus und der sollte natürlich nicht mit in den neuen geraten. Also die "recyclete" Akkusäure ein paar Stunden absetzen lassen (Kunststoffwanne!). Nach dem Auffüllen des neuen Akkus dann normal aufladen. Mit "Durchladen" meinte ich, daß das Ladegerät durchaus für ein paar Tage angeschlossen bleiben kann, damit der Akku auch wirklich voll aufgeladen wird. Zur Bestimmung des spezifischen Säuregewichts nimmt man den erwähnten Säureheber, den gibt's für kleines Geld im Zubehör.


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom!


    Es hat geklappt! Ich habe, wie Du gesagt hast, den Akku mit Säure gefüllt und dann mal so richtig "durchgeladen". Und dann alles raus und neue Säure rein. Die alte Säure habe ich in einen alten leeren Bleiakkus gefüllt und dann alle alten Bleiakkus zu so einem Bleiakkufuzzi gegeben.


    Und was soll ich sagen? Bisher hat er die Spannung gut gehalten. Ich weiss natürlich nicht, was er bei größere Strömen passieren würde, aber im Wohnwagen macht er sich bisher gut.


    Also nochmals vielen Dank für Deinen Tipp!


    Jetzt habe ich aber nochmal ne Frage zu dem "durchladen". Ich habe mit zwei Ladegeräten geladen und schon nach einiger Zeit hat der Akku geblubbert. Ich dachte immer wenn ein Bleiakku blubbert, also gast, dann habe ich die zulässige Zellenspannung überschritten und überlade den Akku quasi.
    Was also machen? Und was hälst Du von den CTek- Geräten? So mit Entsulfatieren und so. Ein Freund hatte mir gesagt das wäre alles Humbug. Er nutzt ein einfaches Netzteil, was saubere Gleichspannung liefert (ich denke so 13,8 Volt). Dieses schließt er an den Bleiakkus an und der Strom würde sich aufgrund des Spannungsgefälles ohnehin von alleine regeln. Was denkst Du darüber?


    Vielen Dank nochmals!


    Carlos



    P.S. : Und keine Löcher im Hemd! Ich hatte ein T-Shirt an......

  • Hallo Carlos,


    also das mit den Löchern kommt noch, man muß der Schwefelsäure nur ausreichend Zeit geben, dann verwandelt sie handfeste Baumwolle problemlos in etwas so zerbrechliches wie verbranntes Papier... :D


    Aber nun noch einmal zum Laden:


    Wenn der Akku gast, dann liegt die Ladespannung zu hoch. Allerdings kann sich bei älteren Bleiakkus diese Spannungsschwelle, ab der die Gasung einsetzt, z.B. durch Antimonvergiftung (so nennt man es, wenn Antimon zu den negativen Platten gewandert ist, das als Legierungsbestandteil den positiven Platten zur mechanischen Stabilisierung beigemischt wurde) deutlich nach unten verschieben. Dann gasen 12V-Akkus auch schon mal bei 14V und nicht erst ab 14,7 und auch das kann damit praktisch das Ende der Akku-Lebensdauer bedeutet, weil sich der Akku dann nicht mehr vernünftig laden lässt (der Akkuw ird dadurch nicht etwa früher voll, sondern er gast nur viel mehr, auch wenn er noch gar nicht voll geladen ist). Also mal die Spannung messen, ab der die Zellen zu gasen beginnen. Liegt die Spannung über 14,6V ist einfach die Ladespannung zu hoch und die Schuld liegt beim Ladegerät. Liegt die Spannung deutlich tiefer, liegts am Akku.


    Die CTEK-Ladegeräte sind meiner Erfahrung nach durchaus brauchbar, aber sie streuen als typisches Massenprudukt auch recht stark. Also auch aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, die Ladespannung einmal nachzumessen, um sicher zu gehen, daß weder über- noch unterladen wird.


    Pulser-Funktionen sind - entgegen einer früher von mir geäußerten Ansicht - manchmal durchaus sinnvoll. Allerdings muß man folgendes beachten:


    • Man kann Pulser grob in zwei Arten aufteilen: Die einen arbeiten mit Ladestromimpulsen, andere arbeiten mit Entladestromimpulsen. Letztere sind billiger herstellbar und daher recht verbreitet.
    • Desulfatieren klappt aber ausschließlich mit Ladestromimpulsen, was daran liegt, daß Bleisulaft ein Entladeprodukt ist. Will man inaktive, weil zu groß gewordene, Bleisulfatkristalle in Blei und Bleidioxid zurückverwandeln, geht dies nur mit Ladestrom-Pulsern, weil man zu deren Umwandlung eben Energie zuführen muß. Das kann daher nur mit Ladestrom-Impulsen geschehen.
    • Auf den Akku-Innenwiderstand, der sich u.a. zwangsläufig an den Grenzflächen zwischen Bleigittern und Aktivmassen bildet, wirken allerdings beide Pulserarten positiv, indem sie ihn senken. Dies aber nur, wenn es hier etwas zu optimieren gibt. Ab einer gewissen Schwelle, tritt keine weitere Verbesserung mehr ain. Besonders viel zu pulsen hilft also nicht viel. Was natürlich auch für die Desulfatierung gilt.
    • Pulsen wirkt generell nur auf Bleisulfatkristalle und den erwähnten Innenwiderstand der Grenzflächen. Auf sämtliche andere "Akku-Krankheiten", wie Zellenkurzschluß, erhöhte Selbstentladung und zu geringe Kapazität durch normalen Verschleiß hat Pulsen - logischerweise - keine positive Wirkung.

    Welcher Art die Pulsfunktion der CTEK-Lader sind, weiß ich leider nicht, weshalb ich auch keine weitere Angabe dazu machen kann. Die MicroCharge-Power-Pulsare sind jedenfalls Ladestrom-Pulser.


    Ansonsten hat Dein Freund durchaus recht: Bleiakkus lassen sich einwandfrei mit Konstantspannung laden, die man auch mit einemstabilisiertem elektronischen Netzteil erzeugen kann. Normale Ladegeräte für Bleiakkus arbeiten auch genau so, auch wenn deren Ladespannung normalerweise nicht regelbar ist.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

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