Was tun, wenn optimerite Werte des Batterieherstellers nur unter- oder überschritten werden können

  • Wir haben von unserem Aufbauherstelle die folgende Konfiguration eingebaut bekommen:


    Batterien: 8 x Mastervolt 12V 270 AH AGM (zu 1080 AH, 24 V)


    Laderegler/Wechselrichter: Victron Quattro 5kw, 220V


    Backup/110 V: Victron Centaur 40


    Solarladeregler: Outback MX 80


    Zunächst stellte ich fest, dass eine Default AGM-Einstellung sehr weit weg sein kann von den Werten, die der Batteriehersteller empfiehlt für Erhaltungsladung, Ausgleichsladung, max. Dauer der Ausgleichsladung, max Ladestrom.


    Beim Versuch, die Geräte auf diese Werte zu optimieren, kam ich beim Outback ziemlich nah an diese heran, bei den Victrons, insbesondere beim Centaur kann man jedoch nur recht grob konfigurieren.


    Dadurch entsteht meine Frage:


    Wenn ich die Wahl habe, unter die Optimalwerte zu gehen oder darüber (bezogen auf die o.g. Kategorien)- welches ist dann das geschicktere Vorgehen, wenn die Lebensdauer der Batteriebank optimiert werden soll? (nicht zu tiefes entladen und regelmäßiges Laden über Landstrom ist schon klar).


    Herzlichen Dank für eine Antwort, die ich als nicht physikalisch vorgebildeter Mensch verstehe:-)

  • Hallo,


    bei der Höhe der Ladespannung muß man (neben der Akkutemperatur) immer auch die Zeit im Auge behalten, die eine eventuell höhere als vom Akkuhersteller empfohlene Ladespannung anliegt. Wenn es sich nur um ein paar Stunden handelt, wird das bzgl. der Lebensdauer keine negativen Folgen haben. Bei länger anhaltender überhöhter Ladespannung sieht das anders aus. (Das wird z.B. bei Ladegeräten mit mehrphasiger Stufenladung berücksichtigt, wo zeitweilig recht hohe Ladespannungen "gefahren" werden, dies aber nur für begrenzte Zeit)


    Wichtig ist auch das Lade/Entladeschema: Wenn Bleiakkus zyklisch verwendet werden (z.B. regelmäßig nächtliche Aufladung eines Rollstuhlakkus bei täglicher Entladung), muß die Ladespannung auch deutlich höher liegen (etwa 14,7V/20°C), als wenn ein Stand-By-Schema vorliegt (z.B. bei Notstromversorgungen), wo die Ladespannung nur erheblich niedriger liegen darf (max. 13,6V/20°C). Ob als Akkus nun welche mit flüssiger Säure, AGM-Akkus oder Gel-Akkus verwendet werden, spielt dagegen bei der Ladespannung kaum eine Rolle.


    Wenn also Ihre Ladetechnik eher hohe Ladespannungen abgibt, versuchen Sie die Ladezeit möglichst zu begrenzen, um erhöhten Akkuverschleiß durch Gitterkorrosion zu vermeiden. Im Gegenzug bei wären eher niedriger Ladespannung regelmäßige Aufladungen an einem guten Netzladegerät zu empfehlen, um Sulfatierung vorzubeugen.


    Eine Wissenschaft sollte man aber nicht daraus machen, sofern die Ladespannungen nicht gerade völlig von den empfohlenen Werten abweichen. Erfahrungsgemäß sind Bleiakkus schon recht stark zu mißhandeln, ohne daß sie gleich die Platten austrecken...


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Wenn also Ihre Ladetechnik eher hohe Ladespannungen abgibt, versuchen Sie die Ladezeit möglichst zu begrenzen, um erhöhten Akkuverschleiß durch Gitterkorrosion zu vermeiden. Im Gegenzug bei wären eher niedriger Ladespannung regelmäßige Aufladungen an einem guten Netzladegerät zu empfehlen, um Sulfatierung vorzubeugen.


    Hallo, zunächst einmal herzlichen Dank für die schnelle Anwort. Ich habe es nur nicht ganz verstanden, sorry. Was heißt "hohe resp. niedrige Ladespannungen abgibt"? Geht es dabei um die Nutzung, wie ich aus den Akkus entnehme? Das ist leicht zu klären. Da es sich um ein Wohnmobil handelt, welches in dauerhafter Nutzung ist, entnehme ich das, was ich in einem Haus auch entnehmen wüde, also Kochen, Kühlschrank, Klimaanlage resp. Heizung, Grillen, Backen+ Mikrowelle, Waschtrockner - halt die normalen Haushaltsverbraucher. War das damit gemeint?


    Grund meiner Frage sind eigentlich folgende Horroszenarien, die mir von Freunden erzählt wurden:


    1x sind die Batterien verkocht, durch vermutlich zu lange und zu hohe Ladespannung


    mehrfach sind die Batteriebänke, bestehend aus AGM-Batterien bereits nach 2 Jahren "tot" - der Batteriehersteller gibt aber 7 Jahre an, und wenn möglich würde ich die gern auch solange nutzen, wenn ich es durch die Vermeidung überflüssiger Fehler hinbekomme.


    Schlußendlich: verstehe ich Ihre Antowort richtig, dass, wenn ich nur über oder unter die empfohlenen Werte komme, dass ich bei meiner Nutzung also eher die höheren Werte nehme (Erhaltungsladung, Ausgleichsladung, max. Dauer der Ausgleichsladung, max Ladestrom) ?


    Herzlichen Dank für eine nochmalige Klarstellung und sorry für die unintelligenten Nachfragen eines Nichttechnikers.


    Herzliche Grüße

  • Wenn Bleiakkus täglich entladen und wieder geladen werden, handelt es sich klar um ein zyklisches Lade-/Entladeschema, für daß deutlich höhere Ladespannungsempfehlungen gelten, als bei Bleiakkus, die dauerhaft mit Erhaltensladespannung versorgt werden. Hier sind also höhere Ladespannungen von Vorteil, um Sulfatierungen vorzubeugen.


    Wenn Bleiakkus "verkocht" sind, dann hat es definitiv ein Problem mit einer viel zu hohen Ladespannung gegeben. Früher hat man beispielsweise oft die bekannten unstabilisierten "Garagenladegeräte" zur Aufladung entladener Autobatterien verwendet. Hat man dann die Batterie über Wochen daran angeschlossen gelassen, wurde sie sehr warm, sonderte schwefligen Gestank ab und verlor einen großen Teil des Elektrolyten. Nicht nötig zu erwähnen, daß danach die Gitterplatten stark korrodiert waren und die Batterie kaputt. Unter normalen Bedingungen kontrollierter Ladespannung kommt das schon lange nicht mehr vor.


    Wenn Bleiakkus vorzeitig unbrauchbar geworden sind, ist es sinnvoll zu erforschen, woran das liegt, um solches zukünftig zu vermeiden. Allerdings helfen bei zyklischem Betrieb mit hohem Ladungsdurchsatz Herstellerangaben von "7 Jahren Lebensdauer" natürlich nicht weiter, ebensowenig wie für ein Auto eine rein kalendarische Lebensdauer angegeben werden kann. Immer kommt es im Besonderen auf die Betriebsbedingungen an. Die maximale Lebensdauer ist nur unter optimalen Bedingungen zu erreichen. Wenn man z.B. eine Rollstuhlbatterie täglich entlädt und wieder auflädt, wird sich kaum eine Lebensdauer von viel mehr als einem Jahr ergeben, einfach deshalb, weil die Anzahl der durchlaufenen Zyklen der Lebensdauer viel schneller ein Ende setzt. Dazu muß man den Akku nicht mal falsch oder schlecht behandeln, hoher Ladungsdurchsatz allein reicht völlig aus, um den Akku zu verschleißen. Ist also normal.


    Ich kann es aber nur nochmal schreiben: Bitte machen Sie keine Wissenschaft aus der Akkuladung! Ob man nun mit 14,3 oder 14,4V lädt, ist schlicht schnurzpiepefurzegal. In der Regel besitzt man auch kaum ein Meßgerät, welches eine derart genaue Messung ermöglicht. Wichtig ist aber, daß man bei einer Batteriehersteller-Empfehlung von sagen wir mal 14,3V-Ladespannung bei bestimmten Nutzungsbedingungen nicht mit 13,6 oder 15V lädt. Solche Abweichungen sind zu groß! Kleine Abweichungen von 0,1 bis 0,2V spielen aber bei einem sechszelligen Bleiakku (12V-Akku) keine Rolle.


    Leider machen es die meisten Hersteller von Akkuladegeräten den Kunden nicht gerade leicht das alles zu verstehen, weil sich schon seit einiger Zeit bei modernen Ladegeräten eine blödsinnige "Featureritis" breitgemacht hat: Die Hersteller bauen aus Marketingründen (und weil ja sowieso ein Microprozessor in jedem Ladegerät verbaut ist, der mit irgendwas beschäftigt werden möchte), immer mehr und komplizierte Lademodis- und -Funktionen ein (IUoUoxyz... :pinch: ), was letztlich dazu führt, daß die breite Masse der Anwender glaubt, sie würde das alles tatsächlich brauchen. In der Praxis erweist es sich aber sehr oft, daß diese programmgesteuerten Späßchen eher kontraproduktiv sind (versuchen Sie mal mit einem solchen Ladegerät Ihre an dem Zweitakku angeschlossenen Verbraucher zu speisen - sowas geht bei vielen Ladegeräten nur noch "unter Vorbehalt", wenn überhaupt). Wenn ich mir als Fachmann allein den Unsinn anschaue, "moderne" Ladegeräte in der Ladespannungen zwischen Säureakkus, AGM-Akkus und Gel-Akkus umschaltbar auszuführen, da fällt mir nichts mehr zu ein. (Erklärung: Ob der Elektrolyt nun flüssig, in einem Glasvlies (AGM) gebunden oder mit Kieselgur gelartig festgelegt wurde, spielt für die Höhe der Ladespannung zunächst mal überhaupt keine Rolle. Entsprechend braucht man auch keine unterschiedlichen Ladeprogramme. Ebenso nutzlos wie eine Umschaltung für Akkus mit flüssigem, geliertem oder AGM-Elektrolyten, kann man auch einen Umschalter für rote, gelbe oder blaue Akkus an ein Ladegerät bauen...).


    Der Ladestrom braucht bei Bleiakkus auch nicht begrenzt zu werden, da Bleiakkus bei einer geeigneten Ladespannung ihren Ladestrom ganz selbsttätig auf optimale Werte einstellen.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • herzlichen Dank für die Antwort. Ich werde also über die Werte gehen. (übrigens sind die Einstellungen zum Teil recht grob, jedenfalls deutlich mehr als 0,1 oder 0,2 vom Optimalwert - insbesondere, da sich die Differenz w/ 24V verdoppelt).


    Noch eine Frage zur Verschaltung: in meiner Batteriebank sind jeweils 2 12v Batterien gemeinsam geschaltet, um 24 V darzustellen, dann als Bank (4x2). Vorn spricht der Solarladeregler zunächst die ersten beiden Batterien an. Nun die Frage:


    Sollte der Victron Quattro als Laderegeler (für Außenstrom) und Wechselrichter am letzen Batteriepaar hängen oder ebenfalls vom ersten Paar abgehen? Irgendjemand hat mir erzählt, dies hätte erheblichen Einfluss auf die Batterielebensdauer, ich kann mich nur nicht mehr besinnen, welches die "bessere" Verschaltungsmöglichkeit war..


    Herzlichen Dank im Voraus!

  • Oh - sollte diese Frage jetzt an mich gerichtet sein, kann ich darauf leider nicht antworten. Hier empfehle ich, den Hersteller des Fremd-Ladereglers zu befragen, ob und wie das Gerät optimal verschaltet wird.


    Grüße, Tom

  • nun ja, ich dachte, es gäbe hier eine generell schlechtere und eine generell bessere variante, die weniger etwas mit den garäten als mehr mit der lebensdauer der batterien zu tun haben.


    dennoch herzlichen dank für die immer sehr schnellen und kompetenten antworten - dieses forum kann ich nur weiter empfehlen!


    Gruß,


    Lars Berger

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