Elektroinstallation Iveco Daily Reisemobil


  • Ich habe vor kurzem ein gebrauchtes Reisemobil gekauft, das gem. beiliegendem "Schema" elektrifiziert istDie verwendeten Elemente sind:


    - Drehstrom Lichtmaschine (Lm) Bosch 0123 315 502 KC -> 14 V 50
    - 90 A - Utility Batterie (UB)LEVO ML 4 810 90 12 V, 88Ah, 700 A EN
    -- die UB dürfte zwei Tiefentladungen hinter sich haben, ob sie dabei Schaden genommen haben kann ich nicht beurteilen (- siehe Excel sheet)
    - Starterbatterie
    (SB) Panther, Typ VI 12 V, 95 Ah, 850 A EN
    - Trenn-MOSFET (TS) Microcharge 12 V, 120 A (gekauft 2005)
    - Voltronic Battereiecomputer mit Mess shunt (bin nicht sicher wieviele A)
    - 140 A Schalter
    - Calira Panel
    - Ladegerät WAECO Perfect Charge 915-12TB
    -- heute ohne T-Sensor betrieben
    -- Einstellung Ladespannung = 14.8V
    -- Einstellung Zeitbegrenzung Hauptladephase = 8 h
    - Umschaltstation Hirschau 230 AC
    - Inverter pendent
    - Solaranlage - pendent
    - Leitung LM - UB ca 4 m, 50 mm2 (Schweisskabel) - heute nicht abgesichert.
    - Der Verkäufer hat mir auch einen Micro Charge-Laderegler Typ 1 (2005 gekauft) übergeben, der allerdings nicht verbaut ist.


    Ich habe Versucht, die Situation Laden und Verbrauchen der Installation darzustellen (beil. Excel sheet).


    Nun zu meinen Fragen:


    - Ich sehe einen max. Ladestrom
    --ab Ladegerät von 14 - 15 A. Das beunruhigt mich zwar nicht doch entspricht dies der Erwartung?
    -- ab LM von ca 11 A. Da hätte ich eine höhere Erwartung, ist doch ein 90 A LM installiert und die übrigen Verbraucher dürten nicht gegen80 A konsumieren - oder
    - Würde das Umrüsten des Ladereglers (-> Micro Charge Typ1) die Situation verbessern - Wenn ja, was wäre die Erwartung?
    - Kann aus den Excel Daten abgeleitet werden, ob die UB beschädigt ist? Wenn ja, was wäre bei einer neuen UB zu erwarten?
    - Ich gehe davon aus dass ein Tiefentladeschutz sinnvoll wäre (Empfehlung?) - wo würde die Abschaltung sinnvollerweise vorgegeben?
    - Ich gehe auch davon aus, dass es sinnvoll wäre, das Ladegerät mit einem T-Sensor auf der UB nachzurüsten - korrekt?-
    - Ist folgende Erwartung realistisch?
    -- bei genügend guter Batterie (um 90 Ah), nachladen über LM von 30 auf 90 % innerhalb 2 -3h
    -- resp. 40 auf 80% innerhalb 1.5 h
    dies würde allenfalls die Notwendigkeit einer Solarnachrüstung mildern.
    - Ich plane die Leitung LM - UB beidseits abzusichern
    -- gibt es dafür eine Empfehlung?


    Ich weiss, viele Fragen, doch hoffe ich, mit Ihrer kompetenten Antwort Klarheit zu erlangen.


    Iveco Aufschreibung2 Elektro.pdf

  • Zitat

    - Ich sehe einen max. Ladestrom


    --ab Ladegerät von 14 - 15 A. Das beunruhigt mich zwar nicht doch entspricht dies der Erwartung?

    Besser geht's wohl kaum, denn mehr als 15A kann das Waeco 915-12TB ja nicht liefern.


    Zitat

    --
    ab LM von ca 11 A. Da hätte ich eine höhere Erwartung, ist doch ein 90 A
    LM installiert und die übrigen Verbraucher dürten nicht gegen80 A
    konsumieren

    Hier sollte sich die Stirn in Falten legen. ;( Warum fließen nur karge 11A von der Lichtmaschine zur Zweitbatterie?? :?:


    Ich habe mal in das Excel-Sheet geschaut und festgestellt (wenn ich's denn richtig verstanden habe), dass die Klemmenspannung von Starter- und Versorgungsbatterie sich bei laufendem Motor krass unterscheiden. In Zeile 43 des Excel-Sheets läuft z.B. der Motor mit 2.000 U/min, wobei die Spannung der Starterbatterie freundliche 14,2V aufweist, die Spannung der Versorgungsbatterie jedoch nur 12.8V. Aber wenn man der Versorgungsbatterie nur 12,8V anbietet, kann logischerweise auch kein weltbewegender Ladestrom fließen! Das ist ja quasi Batterie-Leerlaufspannungs-Niveau... (es wundert mich, dass da überhaupt etwas nennenswertes fließt). Zwischen Starterbatterie und Versorgungsbatterie gehen also (unter Last!) irgendwo 1,4V verloren, jedenfalls wenn korrekt gemessen wurde. Hier muss wohl mal jemand dem Spannungsabfall mit einem Messgerät nachkriechen und dessen Ursache ermitteln. Irgendwo müssen die 1,4V ja bleiben. Also rausfinden wo der Spannungsverlust herkommt und dann an dieser Stelle nachbessern! Der Spannungsabfall soll möglichst gering sein, damit die Versorgungsbatterie auch einen maximalen Ladestrom aufnehmen kann.


    Zitat

    - Würde das Umrüsten des Ladereglers (-> Micro Charge Typ1) die Situation verbessern - Wenn ja, was wäre die Erwartung?

    Nein, kein Stück. Die Ladespannung an der Starterbatterie ist ja perfekt. Sie kommt an der Zweitbatterie nur eben nicht an.


    Zitat

    - Kann aus den Excel Daten abgeleitet werden, ob die UB beschädigt ist? Wenn ja, was wäre bei einer neuen UB zu erwarten?

    Nein.


    Zitat

    -
    Ich gehe davon aus dass ein Tiefentladeschutz sinnvoll wäre
    (Empfehlung?) - wo würde die Abschaltung sinnvollerweise vorgegeben?

    Da es Bleiakkus sehr schadet, wenn man sie zu tief entlädt, ist ein Tiefentladeschutz generell schon mal eine gute Idee. Leider steckt (wie überall) der Teufel im Detail. Es gibt nämlich keine feste Klemmenspannung, unter die ein Bleiakku nicht entladen werden darf. Viel mehr ist diese "Entladeschlussspannung" von der Höhe des Entladestroms abhängig. Der Grund findet sich im Innenwiderstand des Bleiakkus. Jeder kennt das Phänomen, dass wenn man bei eingeschaltetem Licht den Motor startet, das Licht im Moment des Anlassvorgangs dunkler wird. Das liegt am innenwiderstand der Starterbatterie, an der bei dem großen Anlasserstrom mehr Spannung abfällt. Würde man nun einen Tiefentladeschutz mit einer festen Abschaltspannung von z.B. 11V verwenden, würde das dazu führen, das dieser bei leistungsstarken Verbrauchern viel zu früh abschalten würde, bei kleinen Verbrauchern aber viel zu spät. Sowas ist in der Praxis also ziemlich nutzlos. Tiefentladeschutzsysteme, welche die Abschaltschwelle mit der Höhe des Entladestroms variieren sind aber meines Wissens am Markt nicht erhältlich (sie wären durch die aufwendige Strommessung deutlich teurer als die erhältlichen €19,95 Teile, was dem Konsumenten aber nicht in wenigen Worten zu vermitteln ist, weshalb solche Systeme kaum verkäuflich wären...). Damit relativiert sich der Nutzen von Tiefentladeschutzsystemen leider drastisch.


    Am günstigsten ist es noch, wenn man Verbraucher mit integriertem Tiefentladeschutz verwendet. Die funktionieren zwar genauso wie die billigen vom "großen C", aber dafür kann man wohl davon ausgehen, dass die Abschaltspannungsschwelle passend zur Stromaufnahme dieses Gerätes eingestellt ist (ist bei den besseren 12V-Kühlschränken z.B. recht verbreitet).


    Zitat

    - Ich gehe auch davon aus, dass es sinnvoll wäre, das Ladegerät mit einem T-Sensor auf der UB nachzurüsten - korrekt?-

    Jupps. Solche Fragen sollten Sie aber dem Vertrieb Ihres Ladegerätes stellen... :rolleyes:


    Zitat

    - Ist folgende Erwartung realistisch?


    -- bei genügend guter Batterie (um 90 Ah), nachladen über LM von 30 auf 90 % innerhalb 2 -3h


    -- resp. 40 auf 80% innerhalb 1.5 h

    Bleiakkus sind generell nicht schnellladefähig! Zwar können Sie zu Beginn der Ladung beeindruckend hohe Ladeströme aufnehmen, aber wenn erst mal ein gewisser Ladezustand erreicht ist, sinkt der Ladestrom doch merklich ab. Ab welchem Ladezustand der Strom unter eine gewünschte Schwelle fällt hängt von der Ladespannung(!), dem Akkutyp, Tiefe, Geschwindigkeit und vergangener Zeit seit der vorhergehenden Entladung und noch ein paar weiteren Faktoren ab. Außer der Ladespannung können wir aber nichts wirklich beeinflussen, weshalb man gerade diesem Punkt besondere Aufmerksamkeit widmen sollte. Dabei meine ich keine schnörkelige Extratechnik in Form von Wunderladeboostern o.ä., sondern die Beseitigung störender Spannungsabfälle zwischen Lichtmaschine und zu ladendem Akku. Wenn hier alles stimmt, kann man bei ausreichend großen Anfangsladeströmen durchaus auf 70 bis 80% Ladezustand innerhalb von rund drei Stunden kommen. Wenn diese Ladeschwelle aber für längere Zeit nicht überschritten wird, sollte der Akku regelmäßig mit einem Netzladegerät voll aufgeladen werden, sonst drohen Schäden und Leistungsverluste durch Sulfatierung.


    Zitat

    - Ich plane die Leitung LM - UB beidseits abzusichern


    -- gibt es dafür eine Empfehlung?

    Unbedingt sinnvoll, um (lebensgefährliche!) Kabelbrände im Kurzschlussfall zu verhüten! Die Stärke der Sicherungen soll so ausgelegt werden, dass sie einerseits bei einem Kurzschluss sicher auslösen und andererseits im normalen Betrieb nur einen möglichst geringen Innenwiderstand aufweisen (da ist er wieder, der böse Spannungsabfall...). Im KFZ-Bereich mit Batterien zwischen 50 und 500Ah sowie Kabelquerschnitten im Bereich von 16 bis 35mm² kommt man mit 150 oder 200A-ANL-Sicherungen sehr gut zurecht.


    Grüße, Tom



    PS: Der Shunt des Batteriecomputers im Schaltbild ist übrigens falsch angeschlossen: Der führt definitiv nicht an Minus der Versorgungsbatterie, sondern an deren Pluspol...

  • Hallo Tom,
    Besten Dank für die rasche und umfassende Beantwortung meiner Anfrage.
    Werde mich auf die Socken machen und berichten.
    Gruss .... Werner

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