Starterbatterie "Absolut Wartungsfrei"

  • Hallo, bin neu hier und in der Suchfunktion nix gefunden zum Thema:

    Es geht um eine Bleisäure- "Flüssigelektrolyt"-Batterie mit CaCa-Elektroden, also für heutige Verhältnisse um eine ganz normale Standard-Starterbatterie.


    Die Batterie ist komplett geschlossen, keine Stopfen zum wassernachfüllen vorhanden, auch keine versteckten unter dem Etikett.

    Keine ersichtliche Entgasungsöffnung.


    Hersteller nicht ersichtlich, keine Angaben auf dem Etikett, außer nichtssagendes wie 'geprüfte Qualität, Erstausrüsterqualität' usw.

    Ist wohl die Haus/Eigenmarke einer Sonderpostenbaumarktgruppe, Markenbezeuchnung "Voltecc".


    Ich nutze mehrere davon als Solarbatterie (Ja, ja, nicht die optimale Lösung, aber anderes Thema), wobei mein MPPT-Laderegler im mittleren Lademodus 'Boost', quasi 'kurz vor voll', dafür sorgt, daß hörbar in den Batterien ein Elektrolysevorgang stattfindet.

    Nun frage ich mich natürlich, wo oder ob überhaupt das entstehende Gas entweicht.

    Irgendwann dürfte dementsprechend die Batterie dann auch mal trocken sein?


    Vielleicht kann einer der Experten hier für etwas Aufklärung sorgen?

    Vielen Dank dafür.


  • Aus diesem Löchlein entgast die Batterie. Und wenn sie häufiger entgast, fehlt Wasser. Der Elektrolytspiegel sinkt, die Säure wird aggressiver und die Elektroden, die kein Elektrolyt mehr bekommen, können nicht mehr atmen = Kapazitätsverlust. Ansonsten, hast Du schon richtig festgestellt, eine Starterbatterie ist nur zum Starten und zur Notbeleuchtung bei Motorausfall gedacht. Nicht mal für die Standheizung.

    Für wenige Zyklen geht sie aber auch und die Ladesspannung sollte nicht über 15 V liegen.


    Rainer.

  • Danke für die schnelle Antwort.

    Habe ich mir fast schon so gedacht.

    Löcher sind seitlich tatsächlich vorhanden, dachte mir aber bislang, daß zur Entgasung da so ein Nippel zum schlauchdrüberschieben (aquarienschlauchmäßig) vorhanden sein müsste.

    Kenne ich so zumindest 'von früher', wurde bei Liefer/Kleinlastwagen mit Batterien im Innenraum oft so realisiert.


    Mal gucken, wielange die Batterien halten.

    Vorhanden sind 6 Stück mit je 100Ah, alle neugekauft, jeweils 2 in Serie, die 3 Pärchen dann parallel.

    Kostenpunkt um die 660€ insgesamt.

    Selbst wenn die nur 2-3 Jahre durchhalten, rechnet sich das für mich.

    Wer weiß, wie weit die Batterietechnik bis dahin ist, denn LiFePo4 scheint auch nicht der Weißheit letzter Schluß zu sein...

  • Naja, es kommt auf die Anwendung an. Starter machen etwa 100 Zyklen mit. Sie eignen sich für Bereitschafts-Parallelbetrieb „falls“ mal ein Stromausfall kommt. Bleibatterien kann man zu 80 % entladen, Lion-Batterien nur zu 60 %. Ab 50 % kommt es zur Säureschichtung, was auch beachtet werden sollte. Also, nicht zu tief entladen.


    Man kann die Zellen auch aufbohren, einen entsprechenden Verschluß einfügen und erhält so die Möglichkeit Wasser nachzufüllen.


    Lion-Batterien haben genau so Macken, wie Bleibatterien, nur baut man zum Gegensteuern eben ein BMS ein, während die Bleibatterie „nackig“ kommt. Ich muß immer lachen, wenn die Werbung titelt: „LiFePo4-Batterien können zu 100% entladen werden, Bleibatterien nur zu 50 %“. Abgesehen davon, daß man eine Bleibatterie zu 80 % entladen kann, würde sie, mit den gleichen Parametern und BMS ausgerüstet wie die LiFePo4 ebenfalls 100 % entladefähig sein.


    Keine Bange, sobald das nächste Batteriesystem auf den Markt kommt (vielleicht Feststoffbatterie), ist die LiFePo4 so ein Mist aber auch. Trotzdem hat die LiFePo4 ihre Berechtigung, z. B. in PV-Anlagen, Wohnwagen, Starter (nur Motorrad), Fahrrad, usw.


    Entsprechende Bleibatterien machen 2-3 T Zyklen und haben innerhalb dieser Zyklen eine Lebensdauer von 20 – 25 Jahren. LiFePo4 schaffen ebenfalls diese Zyklenzahl, aber ob die versprochenen bis 10 T Zyklen wirklich geschafft werden und bei welcher Lebensdauer, darüber gibt es keine praktischen Erfahrungen.


    Rainer

  • Lion-Batterien haben genau so Macken, wie Bleibatterien, nur baut man zum Gegensteuern eben ein BMS ein, während die Bleibatterie „nackig“ kommt. Ich muß immer lachen, wenn die Werbung titelt: „LiFePo4-Batterien können zu 100% entladen werden, Bleibatterien nur zu 50 %“. Abgesehen davon, daß man eine Bleibatterie zu 80 % entladen kann, würde sie, mit den gleichen Parametern und BMS ausgerüstet wie die LiFePo4 ebenfalls 100% entladefähig sein.

    Ich widerspreche ungern, aber wenn - meiner Meinung nach - falsches geschrieben wird, dann muss es eben sein.


    Ein BMS benötigen Akkus auf Lithium-Basis, weil es dort einerseits gegen Überladung keine Schutzreaktion gibt, wie die Gasung beim Bleiakku. Die Spannung steigt bei der Überladung also immer weiter, wobei sich die in der Zelle enthaltenen Chemikalien gegenseitig zerstören. Beim Bleiakku setzt bei Überspannung dagegen sofort heftige Gasung mit entsprechender Wärmeentwicklung ein, wodurch der Ladestrom dann in Wärme und chemische Energie (Wasserstoff und Sauerstoff) umgesetzt wird. Den Zellenelektroden schadet diese Überladung aber zunächst mal kaum. Derselbe Mechanismus führt auch ohne elektronischen Balancer zu meist gut ausgeglichenen Zellenspannungen, jedenfalls wenn man öfter mal sogenannte Ausgleichsladungen mit deutlich erhöhter Ladespannung durchführt.


    Bei Tiefentladung werden Lithium-Zellen dagegen ganz schnell zerstört: Sie blähen sich dann auf (jedenfalls prismatische Zellen) und neigen dann zu dauerhaften Kurzschlüssen. Bleizellen kann man dagegen durchaus mehrfach bis auf Null Volt entladen, ohne dass in jedem Fall sofort schwere Schäden eintreten. Sie verlieren an Kapazität und die technischen Daten verschlechtern sich etwas, aber sie werden nach der Aufladung meist wieder einwandfrei funktionieren. Wegen dieser Empfindlichkeit von Lithium-Systemen ist ein Betrieb ohne BMS absolut nicht ratsam.


    Auch das Lob gegenüber der Haltbarkeit von Bleiakkus bei zyklischer Verwendung kann ich nur teilweise nachvollziehen, nämlich bei professionellen Zellen mit Röhrchen-Panzerplatten, wie sie seit vielen Jahrzehnten in elektrischen Gabelstaplern und in professionellen Notstromversorgungen verwendet werden. Bei allen anderen Bleiakkutypen, egal ab flüssige Säure, Gel, AGM oder Rundzellentypen, musste ich stets eine erschreckende Zyklenschwäche feststellen: Mehr als höchstens ein paar Hundert Zyklen waren nie drin und man tat gut daran, die Zyklentiefe dabei so niedrig wie möglich zu legen, damit die Zellen nicht gleich zu schwächeln begannen. Wie gesagt: Das ist meine persönliche Erfahrung mit Bleibatterien und genau das höre ich auch ständig von meinen (Wohnmobil-)Kunden, nämlich dass selbst teure Bordbatterien auf Bleibasis kaum drei Jahre durchhalten und dabei schon sehr schnell an Kapazität und Strombelastbarkeit verlieren.


    LiFePO4-Batterien sind in Wohnmobilen teilweise schon seit sechs bis acht Jahren im Betrieb und dort stelle ich bis heute keinerlei Schwächeln fest: Weder ist die Kapazität in den Jahren spürbar abgefallen, noch hätte die Strombelastbarkeit gelitten und beides unabhängig von der Zyklentiefe. Darunter sind auch durchaus Solaranwendungen wie bei mir, wo sehr viele Vollzyklen durchlaufen werden, die aber trotzdem nicht zu Problemen führen. Weshalb ich meinen Kunden auch durchaus empfehle, bei der Zyklentiefe nicht unnötig Rücksicht auf die LiFePO4 zu nehmen, da sie das kaum übel nehmen. Die Kunden kommen aber fast alle von den Bleibatterien und sind mehr oder weniger alles gebrannte Kinder, die schon viel Geld für zerschlissene Bleibatterien ausgegeben haben und die versuchen nun alles möglich, damit die LiFePO4-Batterien möglichst lange halten.


    Völlig übertrieben, wie ich finde. 8) Weil die Dinger einfach nicht kaputt zu kriegen sind, wenn man sie nicht über- oder tiefentlädt, bzw. bei Kälte lädt.


    Grüße, Tom

  • Hallo Tom,


    alles richtig. Ich schreibe hier im Vergleich zur Li-Ionenbatterie auch nur über Pz- bzw. GroE-Platten. Über Gitterplatten brauchen wir nicht zu reden, nicht umsonst werden sie auch als „Kleintraktionsbatterien“ bezeichnet, was die meisten leider nicht beachten. Wenn man dann solche Sachen liest, braucht es einem nicht zu wundern:


    https://www.ebay.de/itm/201603…zeLZ%7Ctkp%3ABFBMpLKVw5Vi


    Eine Blei-Gitterplattenbatterie (auch AGM/GEL) kann man nun mal nicht mit LiFePo4 vergleichen, das wären Äpfel und Birnen.

    Wohnmobil und Motorrad empfehle ich meinen Kunden, als bessere Alternative, immer LiFePo4. Das Problem in meiner Region (Brandenburg) ist, daß das Geld sehr fest im Portmonaise klebt und bei mir die Blei-Kleintraktionsbatterie (Naß) 80/60 Ah (20/5 h) 110 Euro und die entsprechende LiFePo4 690 Euro kosten. Das sind also 6 Bleibatterien und bei 3 Jahren Lebensdauer 18 Jahre mit Bleibatterien, die die LiFePo4 vermutlich nicht schafft. Die Entscheidung zur Bleibatterie (auch wenn technisch nicht sinnvoll) ist also ganz leicht.

    Durch klassischen Großhandel sieht es im Internet zwar etwas besser aus, aber immerhin: 95 Euro zu 500 Euro.

    Motorrad: Die altbekannte YTX9-BS kostet 29 Euro, die LiFePo4 75 Euro. Das geben die Leute noch eher aus.


    Grüße, Rainer

  • Na immerhin schrieb der zitierte Anbieter im Angebot von einer Lebensdauer von "mehreren Jahren". Und das ist ja nicht mal übertrieben, wenn es denn wenigstens derer zwei werden... 8o


    Ja, die Kosten. Es stimmt: Die Dinger sind im Verhältnis zu Blei noch immer recht teuer. Obwohl die Preise sich seit einem Jahr im freien Fall befinden, seit der Wettbewerb bei LiFePO4 wirklich hart geworden ist. Preislich wird da in den nächsten Jahren also noch ein wenig gehen.


    Was aber nur selten mit eingerechnet wird, sind die wirklich herausragenden Nutzungseigenschaften. Dass man eine LiFePO4-Batterie hat, merkt man im Betrieb sofort dann, wenn man z.B. elektrisch kocht oder Wasser erhitzt, wenn also sehr hohe Leistungen abgefordert werden. Dieses Einbrechen in der Spannung, besonders nach einer kurzen Zeit der Hochstromentnahme, wie man es von Bleibatterien kennt und das dort regelmäßig zum verfrühten Abwurf des Wechselrichters wegen Unterspannung führt, obwohl die Batterie noch zur 1/2 bis 3/4 gefüllt ist, das gibt es bei LiFePO4 nicht mehr. Diese Batterien arbeiten einfach still und leise im Hintergrund, ohne je negativ aufzufallen und sind klaglos bis auf Null zu entladen. Der sonst regelmäßige ängstliche Blick auf den Batteriemonitor entfällt damit schon nach kurzer Gewöhnungszeit, weil einfach nie etwas ist.


    Zum Thema Lebensdauer: Hatte ich schon erwähnt, dass ich erst vor kurzem ein 10 Jahre altes Elektroauto gekauft habe? Aus purer Neugier.oO) Da sich so ein Auto sofort in einen wirtschaftlichen Totalschaden verwandelt, wenn die Batterie kaputt geht, war die Frage natürlich: Wie lange hält so eine Lithium-Batterie denn, bzw. wie lange kann man noch damit fahren? Immerhin kostet ja auch ein 10 Jahre altes E-Auto noch relativ viel Geld und einen baugleichen Benziner hätte ich für höchstens die Hälfte bekommen. Und da hat sich herausgestellt, dass sich der Zustand der Batterie seit der Auslieferung 2012 praktisch nicht verändert hat. Und das finde ich wirklich bemerkenswert! Dabei hat das Auto (ein Smart) noch nicht mal eine dolle Reichweite, sondern schon nach rund 100km möchte der wieder an die Steckdose. Die Batterie wird also meistens voll durchzyklisiert und bis an die Grenze der Reichweite belastet. Trotzdem hat das bisher keine Spuren bzgl. der Batteriekapazität hinterlassen.


    Ich habe Kontakt zu einem anderen Smart-Fahrer, der sage und schreibe 400.000km mit der ersten Batterie gefahren ist. Leider ist dann ein Schaltschütz in der Batterie verschlissen gewesen, weshalb die betreffende Batterie bei Smart ausgetauscht wurde. Die alte hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch immer 92% ihrer Original-Kapazität! Unglaublich, aber wahr! :love:


    Unser Problem (also Deins und meins) ist meiner Meinung nach eher, dass wir "Bleigeschädigten" den Batterien ganz allgemein instinktiv nicht mehr viel zutrauen und damit tun wir den modernen Lithium-Batterien einfach Unrecht. Die Dinger sind wirklich brachial leistungsfähig und auch langlebig. Aber empfindlich! Ohne BMS geht es also nicht. Dafür muss man sich keinen Kopp mehr um sie machen: Sie funktionieren wenigstens über 20 Jahre, ohne dass wir sie überhaupt noch groß zur Kenntnis nehmen. Mal sehen, wie weit wir mit unserem Smart kommen. :saint:


    Grüße, Tom

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