Hilfe, E-Rolli mit 2 in Reihe geschalteten Akkus und unsymmetrischer Entladung

  • Hallo,


    mein erster Beitrag hier und erst mal danke für dieses kompetente Forum. In den letzten 2 Stunden habe ich mein Wissen über Bleiakkus durch dieses Forum verzehnfacht :-). Deshalb bin ich guter Hoffnung hier vielleicht auch Ratschläge zu meinem Problem zu finden.


    Mein Frau ist behindert und benutzt einen E-Rollstuhl. Ein ziemlich teures Teil mit dem sie auch als Fahrersitzersatz Auto fährt. Dieser E-Rolli wird von 2 in Reihe geschalteten Sonnenschein GF12044Y Gel-Akkus angetrieben. Also zusammen 24V. Daneben wird aber für zusätzlich angebaute Teile (Wegfahrsperre usw.) noch 12V benötigt. Dies führt nun dazu, dass die beiden Akkus ungleichmäßig entladen werden.


    Das Ladegerät des Herstellers ist ein 24V Ladegerät der Firma Mascot das beide Akkus gleichzeitig lädt. Leider kommt es nun durch die unsymmetrische Entladung immer wieder zu der Situation, dass ein Akku voll geladen ist (vermutlich sogar überladen ist) während der andere noch fast leer ist. Bisher helfe ich mir damit die beiden Akkus abzuklemmen und mit einem CTek Ladegerät einzeln aufzuladen. Auf Dauer natürlich kein Zustand, allein schon wegen der Ladezeiten von ca. 2x12 Stunden und weil ich jedesmal ein Teil der Verkleidung abbauen muss. Aber nur so bekomme ich beide Akkus voll. Leider ist der Rollihersteller kein große Hilfe bei meinem Problem.


    Momentan bin ich am überlegen beide Akkus mit je einem Stecker nach aussen zu verbinden um dann mit zwei Ladegeräten die Akkus parallel aufzuladen. zB. mit sowas. Damit hätte ich eine, wenn auch ungenaue, Spannungs/Ladeanzeige pro Akku und gleichzeitig je einen Anschlussstecker für die zwei Ladegeräte. Meine Fragen dazu:
    1) Sind meine Überlegungen richtig?
    2) Oder wie könnte man das Problem besser lösen?
    3) Sollte ich die Rollstuhlelektronik für das gleichzeitige Laden mit 2 Netzgeräten zur Sicherheit nicht doch besser abklemmen?


    Schonmal ein großes Danke für alle Tipps.


    Micha

  • Hallo,


    diese Konfiguration ähnelt der, wenn zwei 12V-Akkus in einem 24V-LKW eingebaut sind und eine Mittelanzapfung besitzen, die dann z.B. das 12V-Radio u.ä. versorgt. Immer führt diese einseitige Mehbelastung einer Batterie zur Überladung der jeweils anderen. Entsprechend sind die Lösungsansätze auch sehr ähnlich. Hier wird die Sache dadurch erleichtert, daß das Ladegerät vermutlich nicht so viel Strom aufbringt, wie die Lichtmaschine im LKW, man muß sich also nicht mit 50A "überschüssigem" Strom herumschlagen, sondern nur mit 5A (oder so).


    Entsprechend würde ich zur Abhilfe einfach einen Überladeschutz als "Balancer" einsetzen. Sobald 14,2V Ladespannung erreicht werden, beginnt der Überladeschutz den Teil des Stromes durchzuleiten, der zu einem weiteren Anstieg der Akkuspannung führen würde. Damit ist das Problem dann gelöst.


    Als einzig problematisch könnte es sich erweisen, wenn man ein Ladegerät verwendet, welches eine deutlich höhere Ladeschlussspannung anstrebt als 14,2V pro Akku. So gibt es z.B. Ladegeräte, die bis 14,7V hochladen (gerade im Bereich zyklischer Lasten wie Elektrorollstühle durchaus üblich). Für solche Lader wäre der Überladeschutz dann natürlich nicht optimal justiert. Auf Anfrage könnte ich aber ein entsprechend angepasstes Gerät liefern. Am besten mal nachmessen, wie hoch der Lader lädt.


    Auch die Methode der zwei Einzellader ist nicht schlecht. Man muß nur aufpassen, daß auch beide immer einwandfrei arbeiten, sonst ist eines Tages ein Akku voll und der andere leer.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Anstelle der 12 Volt Mittelanzapfung könnte auch ein getakteter 24/12 Volt DC/DC Converter (Drosselwandler mit hohem Wirkungsgrad) vorteilhaft sein, falls die mittlere Stromaufnahme der 12 Volt Komponenten nicht wesentlich über 5 Ampere beträgt. Dafür gibt es schon kostengünstige Aplikationen im Bereich von 90% Wirkungsgrad. Ein sogenannter Balancer wäre immer noch die zweitbeste technische Lösung, neben dem getrennten aufladen beider Verorgungsbatterien.

  • Danke für die Tipps.


    Tom, an den Deinen Überladeschutz habe ich auch schon gedacht. Das wäre die ideale Lösung, denn dann könnte ich das original 24V Ladegerät verwenden. Leider ist das Platzangebot an dem ERolli ziemlich eingeschränkt und gibt keine Möglichkeit den Überladeschutz unter der "Karosserie" unterzubringen. Ich werde es wohl erstmal mit zwei Ladegeräten testen. Wenn das auf Dauer zu aufwendig wird muß ich doch eine Unterbringungsmöglichkeit für den Überladeschutz suchen. Auf jedem Fall werde ich die Idee mit dem Überladeschutz beim nächsten Inspektionstermin mit dem Hersteller des ERollis mal besprechen. Denn mit dem Problem dürfte ich ja nicht alleine sein.


    Ewald, auch Dir danke für den Tipp. ein 24/12 Converter wäre natürlich auch eine Lösung. Leider müsste ich dann aber in die Verdrahtung des ERollis eingreifen, was mir bei dem ~30K€ Teil Bauchschmerzen wegen Garantie etc. verursacht. Zumal ich keinen Zugriff auf Verdrahtungspläne habe und nicht weiß was wo anklemmt ist. Messen ist auch nicht so einfach, die Elektronik in dem Teil ist ziemlich verschachtelt gebaut. Das werde ich aber auf jedem Fall auch mal dem Hersteller vorschlagen. Bei dem Preis könnte man eigentlich eine vernünftige Ladelösung verlangen. Aber ich habe den Eindruck mittlerweile habe ich mich mehr mit dem Problem beschäftigt als dessen Techniker.


    Meint Ihr, ich sollte die Akkus abklemmen zum Laden, wenn mit zwei Ladegeräten gleichzeitig geladen wird? Oder sind diese Teile untereinander potentialfrei, so daß der Rollielektronik nichts passieren kann?


    Grüße Micha

  • Micha: Wenn die Lader mit Euro-Netzkabeln (ohne Schutzleiter) ausgerüstet sind, sind sie Ausgänge definitiv potentialfrei.


    Ewald: Ein DC/DC-Wandler ist auch eine Möglichkeit, aber man hat dann leider auch eine permanente Stromaufnahme durch den Wandler, auch ohne daß ein Verbraucher Strom aufnimmt. Wenn das nicht weiter stört, kann man durchaus diesen Weg gehen. Ich selbst bevorzuge auch eine solche Methoden, um gar nicht erst Dreckeffekte wie asymmetrische Akkubelastung einzuschleppen. Als Lösung für ansonsten unvermeidliche Lade-Asymmetrien sind Balancer aber eine sehr gute und praktikable Lösung, wie man in den letzten Jahren im Lipo/LiFe-Bereich erkennen konnte.


    Viele Grüße!


    Thomas Rücker

  • Moderne Bleiakku-Lader sind meistens Schaltnetzteile mit einer zusätzlichen Microcontroller Steuerung, egal ob Sperr, Gegentakt oder Flußwandler, sind solche Geräte völlig galvanisch getrennt. Den Schutzleiter zu unterbrechen wäre in manchen Fällen trotzdem empfehlenswert, weil die Erdung und DC-GND eine elektrisch leidende Verbindung haben könnten? Oft besteht aber diese Verbindung nur aus einem hochohmigen Widerstand und parallelgeschateten Kondensator, siehe ein Beispiel!



    In diesem Fall wäre es auch am vernünftigsten, zwei getrennte (verpolungssichere Steckverbindungen) nach außen zu verlegen und die Leitungen zu den Akkus vorsorglich abzusichern, damit bei möglichen Kurzschlüssen nichts passieren kann.


    Ich hatte vor mehreren Jahren ein ähnliches Problem mit einem jungen Bewohner vom Behindertendorf Altenhof, welcher wegen seiner nachträglich installierten 12 Volt HiFi Anlage die Akkus unsymmetrisch entleerte. Dort wurde ein 24/13,8 Volt 100 Watt DC/DC Wandler nachgeschaltet und zusätzlich noch mit einer kräftigen 20 Volt 45 Ampere Doppel-Schottkydiode gesplittet, damit mögliche höhere Stromspitzen vom +12 Volt Mittelanschluß beider Akkus bereitgestellt werden. Dieser DC/DC Wandler wird selbstverständlich mit einem Leistungsschalter von der Energieversorgung getrennt, wenn er nicht benötigt wird.


    Meiner Meinung wäre es Dein gutes Recht, vom Hersteller geeignete Maßnahmen einzufordern. Immerhin verlangen sie Unsummen für meist technisch fragwürdige Lösungen. In einem anderen Fall wurde vor knapp 3 Jahren einem Querschnittgelähmten (welcher auch permanente Sauerstoffversorgung von akkubetriebenen Geräten braucht und von seinen Eltern zu Hause geflegt wird) ein überdimensionierter Notstromgenerator mit Zweizylinder Honda Benzin Viertaktmotor verkauft. Weil längere Stromausfälle in unserer Gegend eher selten sind, war nach weniger als 1½ Jahren das Benzin im Tank nicht mehr wirklich startwillig und die integrierte 12 Volt 30 Ah Starterbatterie hat auch nach ca. 5 Startversuchen den Geist aufgegeben. Zum Glück konnte damals ein hilfsbereiter Nachbar den Notstromgenerator mit Starterkabeln von seinem PKW doch noch zum laufen bringen. Wenige Tage später installierte ich einen Erhaltungslader mit zwei umgebauten 12 Volt Tischnetzteilen und versetzte frischen Super Plus Kraftstoff mit Zusätzen, damit er mindestens 2 Jahre haltbar bleibt. Meiner Meinung ist es sehr verantwortungslos, daß Firmen welche solche Geräte zu oft überhöhten Preisen verkaufen, überhaupt nicht über mögliche Lanzeitfolgen nachdenken oder ihre Kunden wenigstens informieren?

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