Hallo zusammen,
ich habe mich im Forum angemeldet, weil ich denke, dass hier Spezialisten unterwegs sind, die etwas Licht in meine Fragen bringen können: Wie sinnvoll oder sinnlos sind Batteriespeicher an privaten Solaranlagen und gibt es eine Methode, die Wirtschaftlichkeit/Kosten der verschiedenen Speichertechnologien miteinander zu vergleichen?
Hintergrund war die Anschaffung einer 24V-AGM-Batteriebank für eine Mini-Solaranlage, sozusagen ein aufgebohrtes Balkonkraftwerk. Aus Kostengründen hatte ich mich für AGM entschieden, aber erst bei näherer Betrachtung der Investition festgestellt, dass sich Bleisäure- und Lithium-Batterien nur sehr schwer miteinander vergleichen lassen. Auf dieser Grundlage habe ich einen Vergleich berechnet... aber ist der auch plausibel? Oder ist es eine Milchmädchenrechnung?
Der Einsatzzweck von Solarspeichern ist die zyklische Ladung und Entladung. Daher sind meiner Ansicht nach drei Faktoren für einen Wirtschaftlichkeitsvergleich wichtig:
- Was kostet die Anschaffung?
- Wie sehr kann ich die Batterie stressen?
- Wie hoch ist mein jährlicher Energieverbrauch?
Bei einer AGM-Batterie gehe ich von einer Lebensdauer von 5,5 bis 6 Jahren aus, für LiFePo4-Batterien (zu denen es wenig überprüfbare Langzeitdaten gibt), werden 10-15 Jahre genannt und von einigen Herstellern bis zu 10 Jahren garantiert.
Die Lebensdauer einer AGM-Batterie verkürzt sich, wenn ich sie regelmäßig zu mehr als 50% entlade. Eine LiFePo4-Batterie kann angeblich bis zu 80-90% entladen werden, ohne dass sie Schaden nimmt. Das wesentliche Kriterium ist also Zyklenfestigkeit. Aber was bedeutet ein Zyklus, und wird meine Batterie den Höchstwert an möglichen Zyklen je erreichen?
Mit diesen Überlegungen habe ich folgende Berechnungen für meine AGM-Batteriebank angestellt:
Verbrauch/Jahr | |||||||||||
Leistung während Lebensdauer 2x ECTIVE DC180 AGM (C20 160Ah) + Victron Battery Balancer + Victron BMV-712 smart | 2400 | ||||||||||
Ladezyklen/Jahr | Jahre | Kapazität C20 (Wh) | DoD | Zyklusleistung (kWh) | Gesamtleistung (kWh) | Investition | Kosten/kWh | Ladezyklen gesamt | Gesamtverbrauch | Beitrag Speicher | |
150 | 5,5 | 3480 | 40% | 1,392 | 1148,4 | 838,82 € | 0,73 € | 825 | 13200 | 8,70% | |
150 | 6 | 3480 | 40% | 1,392 | 1252,8 | 838,82 € | 0,67 € | 900 | 14400 | 8,70% |
Ein Ladezyklus pro Tag (Entladung bis zur angegebenen Entladetiefe und anschließende Wiederaufladung) ist für kleine Solaranlagen typisch. Von Oktober bis April dauert die Aufladung aber länger als einen Tag. Daher gehe ich von 150 vollen Zyklen im Jahr aus. Für diese AGM-Batterien gibt der Hersteller 800 Ladezyklen bei DoD 40% an. Die Nennkapazität von 180 Ah, was 4320 Wh entspricht, würde das Ergebnis etwas verbessern, aber ich wollte mit einer realistischen Stromentnahme von bis zu 8A kalkulieren. Und von der prallen Kapazität nutze ich nur knapp 1,4 kWh pro Zyklus.
Die Gegenrechnung für eine populäre LiFePo4-Batterie sieht so aus:
Leistung während Lebensdauer LIONTRON LiFePO4 25,6V 100Ah LX Smart BMS mit Bluetooth | |||||||||||
Ladezyklen/Jahr | Jahre | Nennkapazität (Wh) | DoD | Zyklusleistung (kWh) | Gesamtleistung (kWh) | Investition | Kosten/kWh | Ladezyklen gesamt | Verbrauch | Anteil Ertrag | |
150 | 7 | 2560 | 80% | 2,048 | 2150,4 | 1.630,25 € | 0,76 € | 1050 | 16800 | 12,80% | |
150 | 9 | 2560 | 80% | 2,048 | 2764,8 | 1.630,25 € | 0,59 € | 1500 | 21600 | 12,80% | |
150 | 10 | 2560 | 80% | 2,048 | 3072 | 1.630,25 € | 0,53 € | 1650 | 24000 | 12,80% |
Der Hersteller gibt 7 Jahre Garantie. Ich kann sie häufiger und viel tiefer entladen (nach Herstellerangaben bis zu 90%) und der Anteil, um den die Batterie meinen Netzbezug verringert, ist 4% höher. Aber günstig ist anders.
Das dritte Beispiel ist ebenfalls eine LiFePo4-Batterie (bei beiden Lithium-Batterien ist das BMS integriert, für die Bleisäurebatterie muss ich es zukaufen. Das ist in der Investitionssumme oben berücksichtigt):
Leistung während Lebensdauer Anker SOLIX Solarbank E1600 | |||||||||||
Ladezyklen/Jahr | Jahre | Nennkapazität (Wh) | DoD | Zyklusleistung (kWh) | Leistung (kWh) | Investition | Kosten/kWh | Ladezyklen gesamt | Verbrauch | Anteil Ertrag | |
250 | 10 | 1600 | 75% | 1,2 | 3000 | 1.199,00 € | 0,40 € | 2500 | 24000 | 12,50% | |
250 | 12 | 1600 | 75% | 1,2 | 3600 | 1.199,00 € | 0,33 € | 3000 | 28800 | 12,50% | |
250 | 15 | 1600 | 75% | 1,2 | 4500 | 1.199,00 € | 0,27 € | 3750 | 36000 | 12,50% |
Hier gibt der Hersteller 10 Jahre Garantie und behauptet 15 Jahre Lebensdauer. Zusätzlich kommt die Batterie gut weg, weil ihre geringere Kapazität dazu führt, dass die Entlade-/Ladezyklen kürzer sind, also im Sommer z.B. 2x pro Tag stattfinden können. Daher habe ich 250 angesetzt. Für eine Lebensdauer von 15 Jahren müssten es allerdings laut Hersteller 400 Zyklen im Jahr sein. Schwer erreichbar in unseren Breitengraden. Und vermutlich hat noch niemand eine LiFePo4-Batterie über einen Zeitraum von 15 Jahren testen können.
Das Fazit eines solchen Vergleich ist:
- Der erste Ladezyklus, egal welcher Batterie, ist sauteuer.
- Mit zunehmender Lebensdauer wird es immer günstiger, aber die erreicht man nur durch Verzicht auf die nutzbare Kapazität.
- Wenn die Batterie vorzeitig stirbt, weil man falsch be- oder entladen hat, ist die ganze Investition sofort im Eimer
Aber darf ich überhaupt so rechnen Was sagt Ihr?